Paso Doble
Der Paso Doble (spanisch Pasodoble) ist ein spanischer Tanz, wird aber traditionellerweise den Lateinamerikanischen Tänzen zugeordnet. Er entstand im 19. Jahrhundert in Spanien. Seit 1945 ist er Turniertanz und seit 1963 im Welttanzprogramm enthalten. Der Paso Doble ist ein progressiver Tanz, das heißt man bewegt sich während des Tanzens durch den Saal.
Paso Doble | |
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Technik: | Latein |
Art: | Gesellschaftstanz, Turniertanz, Paartanz |
Taktart: | 2/4-Takt |
Tempo: | 58–62 TPM (116–124 bpm) |
Herkunft: | Spanien |
Liste von Tänzen |
Unter dem Paso Doble versteht man die tänzerische Interpretation des Stierkampfes. Der Herr tanzt den Torero, die Dame stellt das rote Tuch (Muleta oder Capa genannt), eine Flamencotänzerin oder den Schatten des Toreros dar.
Geschichte
Wörtlich übersetzt heißt Paso Doble „Doppelschritt“. Es ist ein einfacher spanischer/südfranzösischer Paartanz mit einem einfachen Schrittmaterial auf Marschmusik. In stilisierter Form verbreitete sich dieser auch in Lateinamerika anzutreffende Volkstanz nach 1910 in anderen europäischen Ländern. Die Musik ist mit Elementen des Fandango und des Flamenco angereichert. Der Flamenco-Stil bildete sich im 19. Jahrhundert heraus. Aufgrund seiner Ausdruckskraft, die mit der des amerikanischen Blues zu vergleichen ist, wird er auch als weißer Blues bezeichnet. Der Tanz wurde in Paris in den zwanziger Jahren choreografiert, daher die französischen Figurennamen. Heute ist der Paso Doble in Mitteleuropa in den Hintergrund gedrängt worden. Er ist zwar seit 1945 Turniertanz und wird in Tanzschulen gelehrt, ist jedoch in der Öffentlichkeit eher dürftig vertreten. Es gibt nur wenige Musikgruppen, die ihn im Repertoire haben. Bekannte Musikstücke sind Der Herr Torero von Maria Andergast und Hans Lang in den zwanziger Jahren und der heute bekannteste Paso Doble España cañí (España gitana, auch Spanish Gipsy Dance oder Zigeunertanz genannt) von Pascual Marquina Narro (1873–1948).
Charakteristik
Der Paso Doble ist eine Ausnahme in den Lateinamerikanischen Tänzen. Dies zeigt sich in Haltung, Schritten und der anzustrebenden durchgängigen Phrasierung der Figuren. Der Tanz wird mit stolz erhobenem Haupt getanzt, die Schulterblätter werden nach hinten und unten gezogen, das Gewicht leicht nach vorne verlagert, durch Anspannen der Oberschenkel wird die Leiste aber weiter nach vorne gebracht, der Schwerpunkt liegt so hinter der Hüfte. Durch gleichzeitige Anspannung der Bauchmuskulatur wird verhindert, dass sich der Brustkorb nach oben weg bewegt, also öffnet. Die Ellbogen liegen weiter nach hinten als sonst üblich, durch die Tendenz nach vorne bleibt der Abstand im Paar aber gleich.
Schrittvorbereitende Hüftbewegung wie in Rumba und Cha-Cha-Cha entfallen; es werden bei raumgreifenden Schritten vielmehr diese mit der Ferse angesetzt, da Paso Doble ein Marschtanz ist; das heißt keineswegs, dass jeder Schritt auf einen Taktschlag auszuführen wäre und noch weniger, dass der Schritt gleichmäßig über den zur Verfügung stehenden Zeitraum durchgeführt würde – vielmehr gibt es Beschleunigungen innerhalb eines Schrittes.
Die Haltung des Herrn stellt den Matador mit seiner Capa dar: Bogen des Rückens, feste Spannung in den gerundeten Armen. Ein Körperkontakt zur Dame findet selten statt, etwa in den Achsen. Es wäre unlogisch, weil es lebensgefährlich für den Stierkämpfer wäre, die Capa dauernd an seinen Körper zu halten.
Die Phrasierung der Musik des Paso Doble ist durch die Choreographie widerzuspiegeln. An zwei Stellen der Musik, den Höhepunkten, wird eine statische Pose eingenommen. Häufig wird zu Beginn einer Phrase auf „eins und“ ein sogenannter Appell getanzt, ein plötzliches Umlenken der stationären, höheren Körperhaltung in eine Vorwärtsbewegung (Attacke genannt, wenn dies in Richtung der Dame ausgeführt wird). Chasses werden häufig getanzt. Armbewegungen werden schnell und in einer einzigen, runden Bewegung durchgeführt, also nicht mit Einsatz des Ellenbogens.
Technik
Technik im Sinne von Schritttechnik ist im Paso Doble kein zentrales Thema. Auffällig sind Drehungen. In Hinsicht auf die Lage der Achse – bedingt durch die Bogenspannung, ist festzuhalten: Sie liegt größtenteils außerhalb des Körpers von Dame und Herr (macht Platz für den Stier) und ermöglicht das plötzliche Verändern der Lage dieser Achsen (Ausweichen vorm Stier). Zusätzlich stehen die Achsen in der Regel nicht senkrecht. Bei der Ausführung aller Figuren ist daran zu denken, was sie im Rahmen des Stierkampfes bedeuten sollen. Hohe Sprünge in die Luft etwa sind daher nicht sinnvoll. Typisch aber ist beispielsweise die erhobene Position des Herrn (auf den hohen Fußballen), beide Hände hoch über dem Kopf: Bereit zum Todesstoß. Erfahrene Tanzsport-Trainer erzählen, dass sie eigens nach Spanien in die Stierkampfschulen gereist sind, um das Wesen des Stierkampfes besser in den Tanz umsetzen zu können.
Musik
Die Musik des Paso Doble war ursprünglich im 3⁄8-Takt, später im 2⁄4-, 3⁄4- und 3⁄8-Takt. Als Tanzmusik wird heute nur der 2⁄4-Takt gebraucht. Das Tempo beträgt etwa 58 bis 62 Takte pro Minute. Bei Turnieren tanzt man (gemäß der Turnier- und Sportordnung des Deutschen Tanzsportverbandes) 60 bis 62 Takte pro Minute.
Literatur
- ISTD (Hrsg.): Latin American Paso Doble. London 1999.
Weblinks
- Paso Doble-Musik auf tanzmusik-online.de