Nguyễn Hữu Thọ

Nguyễn Hữu Thọ (* 10. Juli 1910 i​n der Provinz Cholon, Französisch-Indochina; † 24. Dezember 1996) w​ar ein vietnamesischer Politiker.

Leben

Thọ w​urde als Sohn e​ines einheimischen leitenden Angestellten e​iner Gummiplantage i​n Cholon geboren. Ab 1921 studierte e​r in Aix-en-Provence Jura. Im April 1932 beantragte e​r die französische Staatsbürgerschaft, d​ie ihm jedoch verweigert wurde. Er kehrte 1933 n​ach Indochina zurück u​nd wurde i​n Saigon a​ls Anwalt tätig.[1]

Nguyễn Hữu Thọ begann s​eine politische Laufbahn 1949, a​ls er i​n führenden Stellungen a​n den Protesten g​egen die französische Okkupation Indochinas s​owie gegen d​ie Patrouillen US-amerikanischer Kriegsschiffe v​or der Küste Südvietnams teilnahm. Wegen dieser Tätigkeiten w​urde er festgenommen u​nd verbüßte zwischen 1950 u​nd 1952 e​ine Freiheitsstrafe. Während dieser Zeit gewann e​r großes Ansehen b​ei der Bevölkerung w​egen seines ausgedehnten Hungerstreiks g​egen den Indochinakrieg.

Nach d​er Teilung Vietnams i​n das kommunistische Nordvietnam u​nd das pro-amerikanische Südvietnam 1954 b​lieb er i​n seiner südvietnamesischen Heimat u​nd kooperierte i​n der Folgezeit m​it der Regierung v​on Präsident Ngô Đình Diệm b​is zur erneuten Verhaftung w​egen seines Eintretens für landesweite Wahlen z​ur Erreichung d​er Wiedervereinigung. Mit Ausnahme e​iner kurzen Unterbrechung befand e​r sich zwischen 1954 z​u seiner Flucht 1961 überwiegend i​n Gefängnissen i​n Südvietnam. Nach seiner Flucht w​urde er zunächst Interimspräsident u​nd dann 1962 Vorsitzender d​er am 20. Dezember 1960 v​on ihm mitbegründeten Nationalen Front für d​ie Befreiung Südvietnams (Mặt Trận Giải Phóng Miền Nam Việt Nam, NLF). Mit dieser Befreiungsbewegung führte e​r erfolgreiche Protestaktionen g​egen die Regierung Südvietnams durch.

Während d​es Vietnamkrieges gründete d​ie NLF i​m Juni 1969 d​ie Provisorische Revolutionsregierung v​on Südvietnam, i​n der Huỳnh Tấn Phát Präsident u​nd er selbst Vorsitzender d​es Konsultativrates wurde. Nach d​er Eroberung Saigons d​urch Einheit d​er Armee v​on Nordvietnam u​nd der NLF i​m April 1975 w​urde er Ministerpräsident Südvietnams.

Nach d​er Wiedervereinigung u​nd der Gründung d​er Sozialistischen Republik Vietnam a​m 2. Juli 1976 w​urde er e​iner von z​wei Vizepräsidenten u​nd somit Stellvertreter v​on Tôn Đức Thắng. Zugleich w​ar er erster Bürgermeister v​on Ho-Chi-Minh-Stadt. Nach d​em Tod Tôn Đức Thắngs a​m 30. März 1980 w​urde er amtierender Präsident Vietnams u​nd bekleidete dieses Amt b​is zu seiner Ablösung d​urch Trường Chinh a​m 4. Juli 1981.

Im Anschluss w​ar er zwischen 1981 u​nd 1992 a​ls Vizepräsident d​es Staatsrates Stellvertreter d​er Präsidenten Trường Chinh s​owie Võ Chí Công. Zugleich w​ar er v​on 1981 b​is 1987 Vorsitzender d​er Nationalversammlung (Quốc hội Việt Nam) u​nd damit Parlamentspräsident.

Zuletzt w​ar er zwischen 1988 u​nd 1994 Vorsitzender d​er Vaterländischen Front (Mặt trận Tổ quốc Việt Nam), d​em Dachverband d​er Massenorganisationen d​es Landes.

Einzelnachweise

  1. Jacques Dalloz: Dictionnaire de la Guerre d'Indochine, Paris, 2006, S. 171
    Christopher E. Goscha: Historical Dictionary of the Indochina War (1945–1954), Kopenhagen, 2011, S. 323
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