Neue Synagoge (Posen)
Die Neue Synagoge war das Gotteshaus der deutsch-assimilierten orthodoxen jüdischen Gemeinde in Posen (polnisch Poznań), der Hauptstadt der Woiwodschaft Großpolen in Polen.
Geschichte
Mit dem Bau des größten jüdischen Sakralgebäudes in der Stadt Posen an der Stawna-Straße wurde 1906 begonnen. Am 5. September 1907 wurde die Synagoge eingeweiht. Sie bot Platz für 1200 Gläubige. Damals lebten in der Stadt 5324 Juden, dies entsprach einem Anteil von nur etwa 3,8 % der Stadtbevölkerung. Das von der jüdischen Gemeinde für rund 850.000 Reichsmark erbaute Gebäude war somit ungewöhnlich imposant und eigentlich überproportioniert. Mit der Planung beauftragt wurde das Berliner Architekturbüro Cremer & Wolffenstein; die beiden Berliner galten um 1900 als die führenden Architekten des Synagogenbaus in Deutschland.
Der maurisch-neoromanische Stil des Gotteshauses, das stark an eine Kirche erinnerte, sollte das Bestreben der jüdischen Bürger ausdrücken, ihre kulturelle Zugehörigkeit zu Deutschland auszuweisen.[1] Die Wahl dieses Baustils, angelehnt an den neoromanischen Stil des nach Plänen von Franz Schwechten von 1905 bis 1913 erbauten neuen Kaiserforums, wurde bei der Einweihungsfeier in Gegenwart hoher preußischer Amtsträger ausdrücklich als Zugehörigkeitserklärung an Deutschland und zum Herrscherhaus angepriesen.
Als Posen 1919 wieder polnisch wurde, wanderten fast alle Posener Juden nach Deutschland aus. Das Gebäude blieb in der Zwischenkriegszeit ungenutzt.[2]
Das Synagogengebäude sollte zunächst abgerissen werden, wurde aber während der deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg als Schwimmhalle für rekonvaleszente Wehrmachtssoldaten umgebaut und als Schwimmbad bis 2010[2] genutzt. Der Innenraum wurde dabei zerstört, die hohe Kuppel wurde entfernt, die rote Backsteinfassade wurde verputzt, und die zur Straße hin vorgelagerten beiden Rundtürme verschwanden.[1] Seit 2002 ist das Gebäude wieder im Besitz der jüdischen Gemeinde.
Weiterhin ungeklärt ist die Frage der künftigen Nutzung. Mit lediglich rund 50 Mitgliedern ist die heutige jüdische Gemeinde zu klein, um das Gebäude als Synagoge sinnvoll zu nutzen.
Derzeit ist geplant, den größeren Teil der ehemaligen Synagoge in ein Luxushotel zu verwandeln. Das Äußere des Gebäudes soll nicht in den ursprünglichen neoromanischen Formen restauriert, sondern erheblich umgestaltet werden.
Literatur
- Klaus-Dieter Alicke: Lexikon der jüdischen Gemeinden im deutschen Sprachraum. 3 Bände. Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2008, ISBN 978-3-579-08035-2 (Online-Ausgabe).
Weblinks
- Beschreibung bei Virtuelles Schtetl (abgerufen am 25. Februar 2022)
Einzelnachweise
- Sarah M. Schlachetzki: Pool ohne Davidstern. In: Neue Zürcher Zeitung. 9. April 2015 (online).
- Joanna Kupczyk: Zelebriertes Bürgertum – Die kleine jüdische Gemeinde in Posen fühlte sich in der wilhelminischen Zeit dem deutschen Kulturkreis verbunden [...] In: tachles – Das jüdische Wochenmagazin (Sonderbeilage: Jüdische Studien Basel). Jüdische Medien, Zürich September 2014, S. 6 f.