Nealit
Nealit ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Oxide und Hydroxide“ (einschließlich V[5,6]-Vanadate, Arsenite, Antimonite, Bismutite, Sulfite, Selenite, Tellurite, Iodate). Es kristallisiert im triklinen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Pb4Fe2+[Cl4|(AsO3)2]·2H2O[1] und ist damit chemisch gesehen ein wasserhaltiges Blei-Eisen-Arsenit mit zusätzlichen Chlorionen.
Nealit | |
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Allgemeines und Klassifikation | |
Andere Namen |
IMA 1979-050 |
Chemische Formel | Pb4Fe2+[Cl4|(AsO3)2]·2H2O[1] |
Mineralklasse (und ggf. Abteilung) |
Oxide und Hydroxide |
System-Nr. nach Strunz und nach Dana |
4.JD.05 (8. Auflage: IV/J.03) 41.04.06.01 |
Kristallographische Daten | |
Kristallsystem | triklin |
Kristallklasse; Symbol | triklin-pinakoidal; 1 |
Raumgruppe | P1 (Nr. 2) |
Gitterparameter | a = 6,55 Å; b = 10,24 Å; c = 5,59 Å α = 96,2°; β = 89,6°; γ = 97,7°[1] |
Formeleinheiten | Z = 1[1] |
Physikalische Eigenschaften | |
Mohshärte | 4 |
Dichte (g/cm3) | berechnet: 5,88[2] |
Spaltbarkeit | keine |
Bruch; Tenazität | uneben; sehr spröde[3] |
Farbe | gelb bis orange |
Strichfarbe | blassorange |
Transparenz | durchsichtig |
Glanz | Diamantglanz[2] |
Nealit ist durchsichtig und entwickelt tafelige bis prismatische Kristalle von gelber bis oranger Farbe, die oft in radialstrahligen oder garbenförmigen Mineral-Aggregaten angeordnet sind. Auf der Strichtafel hinterlässt Nealit einen blassorangen Strich.
Etymologie und Geschichte
Erstmals entdeckt wurde Nealit in den Schlackenfeldern um die Gemeinde Lavrio in der griechischen Region Attika und beschrieben 1980 durch Pete J. Dunn und Roland C. Rouse, die das Mineral nach seinem Entdecker Leo Neal Yedlin (1908–1997), einem Micromount-Mineralsammler aus New Haven (Connecticut), USA benannten. Dunn und Rouse wollten mit der Namensvergabe auch dessen selbstlose und umfangreiche Beiträge an Mineralproben ehren. Leo Neal Yedlin opferte seine gesammelten Exemplare gern teilweise oder ganz, wenn es für wissenschaftliche Studien notwendig war.
Das Typmaterial des Minerals wird im Smithsonian Institution in Washington, D.C. (Katalog-Nr. #137115) aufbewahrt.
Klassifikation
In der veralteten, aber teilweise noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Nealit zur Mineralklasse der „Oxide und Hydroxide“ und dort zur Abteilung der „Arsenite (mit As3+)“, wo er zusammen mit Finnemanit, Freedit, Georgiadesit, Rouseit und Trigonit die unbenannte Gruppe IV/J.03 bildete.
Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Nealit zwar ebenfalls in die Klasse der „Oxide und Hydroxide“ und dort in die Abteilung der „Arsenite, Antimonite, Bismutite, Sulfite, Selenite, Tellurite; Iodate“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der möglichen Anwesenheit zusätzlicher Anionen und Kristallwasser (H2O), so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Arsenite, Antimonite, Bismutite; mit zusätzlichen Anionen, mit H2O“ zu finden ist, wo es als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 4.JD.05 bildet.
Die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Nealit dagegen in die Klasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort in die Abteilung der „Wasserfreie Phosphate etc., mit Hydroxyl oder Halogen“ ein. Hier ist er als einziges Mitglied in der unbenannten Gruppe 41.04.06 innerhalb der Unterabteilung „Wasserfreie Phosphate etc., mit Hydroxyl oder Halogen mit (AB)5(XO4)2Zq“ zu finden.
Kristallstruktur
Nealit kristallisiert triklin in der Raumgruppe P1 (Raumgruppen-Nr. 2) mit den Gitterparametern a = 6,55 Å; b = 10,24 Å; c = 5,59 Å; α = 96,2°; β = 89,6° und γ = 97,7° sowie einer Formeleinheit pro Elementarzelle.[1]
Bildung und Fundorte
Nealit bildete sich sekundär aus antiken Hütten-Schlacken, die mit Meerwasser in Wechselwirkung traten. Als Begleitminerale können unter anderem Annabergit, Aragonit, Goethit, Georgiadesit und verschiedene Bleioxychloride auftreten.
Als seltene Mineralbildung konnte Nealit nur an wenigen Fundorten nachgewiesen werden, wobei bisher rund 20 Fundorte (Stand 2015)[4] bekannt sind.
An seiner Typlokalität, den Schlackenfundstellen in der Umgebung der Gemeinde Lavrio, konnte das Mineral an folgenden Fundpunkten entdeckt werden: Agios Nikolaos (St. Nicholas), Lavrio Hafen, Oxygon, Panormos, Passa Limani, Posidonia, Sounion, Thorikos und Vrissaki.
In Deutschland kennt man Nealit bisher nur aus der Herzog Juliushütte bei Astfeld im Landkreis Goslar und aus den Schlackenhalden entlang des Silberbachs bei Oberschulenberg in Niedersachsen.
Weitere bisher bekannte Fundorte sind Menez-Plom (Carnoët) im französischen Département Côtes-d’Armor, Carpenara im Val Varenna in der Metropolitanstadt Genua (Ligurien) und der Golf von Baratti nahe Populonia in der Provinz Livorno in Italien und die Schlackenhalde Haltcliff bei Caldbeck Fells in der englischen Grafschaft Cumbria im Vereinigten Königreich.[5]
Siehe auch
Literatur
- Pete J. Dunn, Roland C. Rouse: Nealite a new mineral from Laurion, Greece. In: The Mineralogical Record. Band 11 (1980), S. 299–301 (PDF 2,25 MB)
- G. Giuseppetti, F. Mazzi, C. Tadini: The crystal structure of nealite: Pb4Fe(AsO3)2Cl4·2H2O. In: Neues Jahrbuch für Mineralogie Monatshefte, 1993, S. 278–288
- F. Pertlik, G. Schnorrer: A re-appraisal of the chemical formula of nealite, Pb4Fe(AsO3)2Cl4·2H2O on the basis of a crystal structure determination. In: Mineralogy and Petrology. Band 48 (1993), S. 193–200
Weblinks
Einzelnachweise
- Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 270.
- Pete J. Dunn, Roland C. Rouse: Nealite a new mineral from Laurion, Greece. In: The Mineralogical Record. Band 11 (1980), S. 299–301 (PDF 2,25 MB)
- Mindat - Nealite
- Mineralienatlas:Nealit
- Fundortliste für Nealit beim Mineralienatlas und bei Mindat