Naturwald Waldhaus
Das Naturwald Waldhaus ist ein ca. 92,4 Hektar großes Prozessschutzgebiet im nördlichen Steigerwald.[1] Es liegt im oberfränkischen Landkreis Bamberg, zwischen den Orten Handthal und Ebrach[2]. Es gehört zu den ökologisch wertvollsten Gebieten Deutschlands.
Naturwald Waldhaus
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Naturwald | ||
Lage | Steigerwald
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Fläche | 106,24 Hektar | |
WDPA-ID | 09-120 | |
Natura-2000-ID | 6029-371 | |
FFH-Gebiet | Buchenwälder und Wiesentäler des Nordsteigerwalds | |
Geographische Lage | 49° 52′ N, 10° 28′ O | |
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Einrichtungsdatum | 1978 | |
Verwaltung | Bayerische Staatsforsten | |
Rechtsgrundlage | Art. 12a
Naturwaldreservate und Naturwaldflächen // Bayerisches Waldgesetz | |
Besonderheiten | Buchen, Eichen, Hainbuchen, Eschen und Schwarzerlen im nördlichen Steigerwald |
Geographische Lage
Der Naturwald liegt an der Westflanke des Steigerwaldes zwischen dem oberfränkischen Markt Ebrach und dem unterfränkischen Weinort Handthal im Landkreis Bamberg. Das Naturwaldreservat befindet sich im westlichen Teil des Ebracher Forstes und westlich vom ehemaligen Schutzgebiet Hohe Buchener Wald. Es liegt vollständig im FFH-Gebiet "Buchenwälder und Wiesentäler des Nordsteigerwalds". Außerdem ist das Waldhaus teil des NSG "Naturwaldreservat Waldhaus mit Feuchtbereich im Handthalgrund". Ca. 2 km östlich liegt der Naturwald Brunnstube.[2]
Geschichte & Schutzstatus
Das Gebiet wurde im Jahre 1978 mit einer Größe von 10 Hektar als Schutzgebiet ausgewiesen. Im Jahre 1998 wurde es auf insgesamt 92,4 Hektar erweitert.[3] Abgesehen von notwendigen Maßnahmen des Waldschutzes und der Verkehrssicherung findet in Naturwaldreservaten und Naturwäldern keine Bewirtschaftung und keine Holzentnahme statt.[4] Im Dezember 2020 wurde im Rahmen der Naturwaldoffensive das Gebiet auf eine Größe von 106,24 Hektar erweitert.
Forschung
Das Waldhaus gilt als der besterforschte Buchenbestand Süddeutschlands, darüber hinaus auch Gesamtdeutschlands. M. Schmitt schrieb im Jahre 1989 seine Diplomarbeit über das damals 10 Hektar große Schutzgebiet an der Forstwirtschaftlichen Fakultät in München. Zwischen 1990 und 1994 führten Wolfgang Helfer und Herr Engel Pilzkartierungen im Naturwaldreservat durch.[5] Auch Fledermausforscher untersuchten dieses Gebiet. Folgende Forscher publizierten über die Kernzone: Schlapp 1981, Weid 1988, Schlapp 1990, Rauh 1991, Schmitt 1992, Wolz 1992, Wolz 1993, Helfer & Blakschke 2003, Müller-Kroehling 2006, Bense 2007, Mueller, Eengel & Blaschke 2007, Mueller, Bußler & Kneib 2007, Mueller, Bußler, & Kneib 2008, Gossner 2013.[6]
Schutzgründe
Wald
Im Waldschutzgebiet befinden sich einige uralte Buchenbestände, die sonst nur in den Urwäldern der Karpaten anzutreffen sind. Zusätzlich befinden sich noch einige Buchenbestände im Alter zwischen 180 und 200 Jahre im Reservat. Auch ältere Eichen zeichnen das Gebiet aus.[3]
Artnachweise
Folgende Tierarten wurden in der Kernzone des Naturwaldreservats nachgewiesen:
Tierart | Anzahl | Erfassungsstand |
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Pilze | 407 | gut |
Nachtschmetterlinge | 349 | gut |
Xylobionte Käfer | 289 | gut |
Gefäßpflanzen | 96 | gut |
Wanzen | 42 | mittel |
Vögel | 35 | gut |
Mollusken | 23 | gut |
Laufkäfer | 16 | mittel |
Fledermäuse | 15 | gut |
Regenwürmer | 8 | mittel |
Ameisen | 7 | gering |
Weberknechte | 7 | mittel |
Moose | 5 | mittel |
Kleinsäuger | 5 | gering |
Xylobionter Käfer
Bei Käfer-Kartierungen in den deutschen Totalreservaten belegte das Naturwaldreservat Waldhaus hinter dem rheinlandpfälzischen Reservat Mummelskopf, dem Reservat Fauler Ort aus Brandenburg und einem mecklenburgischen Reservat den vierten Platz. Alleine in der Kernzone des Gebietes, das nur eine Größe von 10 Hektar aufweist, konnten insgesamt 289 Xylobionte nachgewiesen werden. Auf der ganzen Reservatsfläche befinden sich insgesamt 314 Xylobionte.
Rote Liste Tierarten
Folgende Tierarten, die im Reservat nachgewiesen wurden, stehen auf der roten Liste der gefährdeten Tierarten. Als Referenz dient die Rote Liste Bayerns aus dem Jahr 2004.
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Quelle: [7]
Eremit
In diesem Gebiet konnte der Käfer Eremit, der zu den Urwaldrelikten zählt, mehrfach nachgewiesen werden. Im Jahre 2006 wurde er zum ersten Mal in einer uralten Buche gefunden (MÜLLER-KROEHLING 2006). Diese Erstfunde der ökologisch wichtigen Weiserart in einem süddeutschen Buchenwald in der Baumart Buche waren Anlass für eine zusammenfassende Darstellung der käferkundlichen Forschungsergebnisse der letzten 16 Jahre aus den Reservaten Brunnstube und Waldhaus (MÜLLER, J., BUSSLER, H., JARZABEK-MÜLLER, A., KÖHLER, F., BAIL, J. & J. RAUH2007).[8]
Pilze
In diesem Naturwaldreservat kommen viele wichtige Pilzarten wie z. B. die Stachelbartarten Astiger Stachelbart, Igel-Stachelbart, Dorniger Stachelbart und die Fragile Zahnhaut vor. Vom Rissigen Gallertporling gelangen 1990 zusammen mit dem NWR Brunnstube die Erstnachweise für Bayern.[8]
Sonstige repräsentativen Arten
In diesem Gebiet befinden sich weitere wichtige Arten[8]
- Mittelspecht
- Grauspecht
- Halsbandschnapper
- Zwergschnäpper
- Wespenbussard
- Steinkrebs
- Waldschnepfe
- Raufußkauz
Einzelnachweise
- Übersicht der Naturwaldreservate in Bayern. Abgerufen am 12. Juli 2020.
- BayernAtlas. Abgerufen am 12. Juli 2020.
- Naturwaldreservat Waldhaus. Abgerufen am 12. Juli 2020.
- BayWaldG: Art. 12a Naturwaldreservate und Naturwaldflächen - Bürgerservice. Abgerufen am 12. Juli 2020.
- Regierung Oberfranken: Naturschutzgebiet Nr. 90"Naturwaldreservat Waldhaus mit Feuchtbereich im Handthalgrund". Abgerufen am 12. Juli 2020.
- Georg Sperber: Jahrbuch des Vereins zum Schutz der Bergwelt (München). Abgerufen am 12. Juli 2020.
- Naturwaldreservat Waldhaus als Referenzfläche für Biodiversität von Buchenwäldern in Bayern am Beispiel der holzbewohnenden Käfer - PDF Free Download. Abgerufen am 12. Juli 2020.
- Buchenwald-Schutzgebiet "Der Hohe Buchene Wald im Ebracher Forst". Abgerufen am 19. Dezember 2020.