Nathan Liebenbaum
Nathan Liebenbaum (geboren im 19. Jahrhundert in Russland;[1] gestorben nach 1967)[2] war ein russischer,[1] später amerikanischer Cellist.[3]
Leben
Der aus jüdischer Familie stammende Nathan Liebenbaum war Anfang des 20. Jahrhunderts Mitglied im Orchester unter dem Komponisten und Dirigenten Gustav Mahler. Als solcher erlebte er die sogenannte Weiss-Affäre, als sich der Pianist Josef Weiss im Januar 1910 mit Mahler während einer Konzert-Eröffnung unter Gewaltanwendung endgültig zerstritt.[4]
Ebenfalls Anfang des 20. Jahrhunderts wirkte Liebenbaum in Berlin als Musiker in dem Stummfilm-Lichtspielhaus Amor in der Uhlandstraße 18 in Willmersdorf. Nach dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges nutzte der Musiker K. Schiementz vom Berliner Ensemble Musiker Bund die Gelegenheit zur Ausgrenzung unerwünschter Konkurrenz durch ein Schreiben an das Oberkommando in den Marken in Brandenburg: Anders als die im „feindlichen Ausland“ unterdrückten Mitstreiter genössen aus dem Ausland stammende Musiker in Deutschland nicht nur größtmögliche Freiheiten, sondern würden dort mitunter sogar bevorzugt engagiert werden, weil sie die üblichen Gagen erheblich unterböten. Zu den von Schiementz gegenüber dem Oberkommando namentlich mit Herkunftsland und Adressangaben genannten Musikern gehörte auch Nathan Liebenbaum.[1]
Später wirkte Liebenbaum als Solist im Berliner Symphonie-Orchester.[3]
Schon vor der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten emigrierte Liebenbaum in die Vereinigten Staaten, wo er 1929 einen Einbürgerungsantrag stellte.[5]
1937 spielte er in einem Kammerkonzert mit Alice Coleman in einem ihrer Coleman Chamber Concerts.[6]
Liebenbaum war Mitglied im Ensemble der New York Symphony Society. Er zählte vierzehn Jahre zum Ensemble der amerikanischen Filmgesellschaft Warner Bros. und spielte für die R.K.O. Studios.[3]
Während des Zweiten Weltkrieges spielte Liebenbaum am 18. August 1944 in Los Angeles im Orchester bei Metro-Goldwyn-Mayer (MGM) unter der Leitung von George Stoll den Part des Violoncellisten für die Aufnahme von I Fall In Love Too Easily, der Filmmusik für das in der Hauptrolle von Frank Sinatra gespielten Filmmusical Anchors Aweigh (Urlaub in Hollywood).[7]
Nach Kriegsende war Liebenbaum vier Jahre als Solo-Cellist bei den Eagle-Lion Studios tätig.[3]
Anfang der 1950er Jahre spielte Liebenbaum in Van Nuys in Kalifornien gemeinsam mit der Konzertpianistin Hilda Hemer während einer Ehren-Veranstaltung für Margaret Carter, der Großmutter von Ferdinand Mendenhall.[3]
Nathan Liebenbaum war ebenso wie sein Musikerkollege, der Fagottist Benjamin Kohon, Mitglied im Ensemble der Philharmonic Society of New York, als die beiden 1967 für die von der Columbia Masterworks in limitierter Erstauflage verausgabte und von Leonard Bernstein dirigierte Gesamtausgabe aller neun Symphonien von Gustav Mahler spielten.[2]
Einzelnachweise
- Marline Otte: Alliens and the German Nation (englisch), in dies.: Jewish identities in German popular entertainment, 1890 - 1933, New York, NY: Cambridge University Press, 2006, ISBN 978-0-521-85630-0 und ISBN 0-521-85630-2, S. 172; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
- Masterworks Unveils 1st Complete Mahler Set, Artikel in der Musikzeitschrift Cashbox vom 21. Oktober 1967; als PDF-Datei auf der Seite worldradiohistory.com
- True Pioneer Receives Orchid on Community Sing Program in der Zeitung The Van Nuys News vom 30. Januar 1950, S. 8; Vorschau mit OCR-Text auf der Seite newspapers.com
- Henry-Louis de La Grange: Gustav Mahler (englisch), Band 4: A new life cut short (1907 - 1911), Oxford [u. a.]: Oxford University Press; London: Gollancz, 2008, ISBN 9780198163879, S. 657; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
- Vorschau des Antrages auf der Seite fold3.com
- Alice Coleman Batchelder: Coleman chamber concerts, 1904-1944, Pasadena, California: Coleman Chamber Music Association, [1945]; Vorschau über Google-Bücher
- Luiz Carlos do Nascimento Silva (Bearb.): Put your dreams away. A Frank Sinatra discography ( = Discographies, vol. 84), Westport [u. a.]: Greenwood, 2000, ISBN 0-313-31055-6, p. 77–78; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche