Nagel (Orgelbauer)

Nagel i​st der Name v​on Orgelbauern i​n Großenhain i​n Sachsen.

Geschichte

Der Begründer der Orgelbaufirma war Gottlob Heinrich Nagel (* 29. Dezember 1805 in Grünberg bei Radeberg; † 10. August 1883 in Großenhain), Sohn des Stellmachers Johann Christian Nagel und von Johanna Sophia Kotte aus Grünberg, ein Bruder war der Geodäsieprofessor Christian August Nagel.[1] Gottlob Heinrich Nagel machte wahrscheinlich eine Ausbildung in Dresden und wirkte zuerst in Königsbrück.[2] Bei wem Gottlob Heinrich Nagel den Orgelbau erlernte, ist nicht bekannt. Um 1830 gründete er eine Orgelbaufirma in Großenhain. Um 1870 gab er diese an seine Söhne Karl Theodor (* 30. Januar 1837 in Welxande; † 25. September 1917 in Großenhain) und Bernhard August (* 22. Oktober 1846 in Großenhain; † 24. Dezember 1937 ebenda) ab. Die Firma firmierte unter dem Namen „Gebr. Nagel“. Sie bestand 1917 noch und wurde wahrscheinlich um 1920 geschlossen.

Von d​er Orgelbauerfamilie Nagel s​ind über 30 gebaute Instrumente i​n Sachsen, d​er Lausitz u​nd vereinzelt Schlesien bekannt. Die m​eist kleineren Orgelneubauten verfügen i​m Durchschnitt über zwölf, d​ie wenigen größeren Werke über b​is zu 20 Register.[3]

Werkliste

Die Größe d​er Instrumente w​ird durch d​ie Anzahl d​er Manuale (5. Spalte) u​nd die Anzahl d​er klingenden Register (6. Spalte) angezeigt. „P“ s​teht für e​in selbstständiges Pedal. Kursivschrift z​eigt an, d​ass die Orgel n​icht mehr o​der nur d​er Prospekt erhalten ist.

JahrOrtGebäudeBildManualeRegisterBemerkungen
1828–1829 Reichenbach/O.L. Ev. Kirche I/P 12 Orgelneubau durch Gottlob Heinrich Nagel
1831 Naunhof Stadtkirche Naunhof I/P 12 Orgelneubau durch Gottlob Heinrich Nagel; 1882 durch Friedrich Ladegast ersetzt
1835 Strauch Dorfkirche Strauch I/P 6 Orgelneubau durch Gottlob Heinrich Nagel; nicht erhalten
1840 Gorden Dorfkirche I 6 Orgelneubau durch Gottlob Heinrich Nagel ohne Pedal; mit originalen Kastenbälgen erhalten[4]
1841 Oberebersbach Ev. Kirche I/P 12 Orgelneubau durch Gottlob Heinrich Nagel
1845 Hohenbocka Dorfkirche Hohenbocka I/P 10 Orgelneubau durch Gottlob Heinrich Nagel; erhalten
1848 Ponickau (Thiendorf) Dorfkirche I/P 12 Orgelneubau durch Gottlob Heinrich Nagel; 1870 durch Gebr. Nagel auf II/P/18 erweitert
1847 Görzig Ev. Kirche I/P 7 Orgelneubau durch Gottlob Heinrich Nagel; erhalten
1853 Röderau Ev. Kirche I/P 12 Orgelneubau durch Gottlob Heinrich Nagel
1855 Streumen Ev. Kirche I/P 12 Orgelneubau durch Gottlob Heinrich Nagel
1857 Krakau Ev. Kirche I/P  ? Orgelneubau durch Gottlob Heinrich Nagel; später auf II/P/18 erweitert


(seit 1938 aufgrund der Zerstörung von Dorf und Kirche wegen der Lage dergleichen auf dem Truppenübungsplatz Königsbrück verschollen)

1858 Lichtensee Dorfkirche Lichtensee I/P 9 Orgelneubau durch Gottlob Heinrich Nagel; 1898 auf II/P/12 erweitert; erhalten
1859 Sörnewitz (Cavertitz) Ev. Kirche I/P 11 Orgelneubau durch Gottlob Heinrich Nagel
1862 Altdöbern Ev. Kirche I/P 12 Orgelneubau durch Gottlob Heinrich Nagel
nach 1862 Nieska Dorfkirche Nieska I/P 9 Orgelneubau durch Gottlob Heinrich Nagel; erhalten (I/P/7)[5]
ab 1863 Wülknitz Dorfkirche I/P 11 Orgelneubau durch Gottlob Heinrich Nagel unter Mitarbeit seiner Söhne; erhalten
1866 Sedlitz Dorfkirche I/P 12 Orgelneubau durch Gottlob Heinrich Nagel unter Mitarbeit seiner Söhne; nicht erhalten
1868 Schwepnitz Dorfkirche II/P 18 Orgelneubau durch Gottlob Heinrich Nagel unter Mitarbeit seiner Söhne
1869 Zaußwitz Dorfkirche I/P 11 Orgelneubau durch Gottlob Heinrich Nagel unter Mitarbeit seiner Söhne
1872 Oelsnitz Dorfkirche II/P 19 Orgelneubau durch Gottlob Heinrich Nagel; erhalten[6]
1875 Weida (Riesa) Dorfkirche I/P 10 Orgelneubau durch Gebr. Nagel; 1973 umgesetzt nach Obergruna; erhalten
1876 Ottendorf-Okrilla Ev. Kirche II/P 19 Orgelneubau durch Gebr. Nagel; erhalten
1878 Berggießhübel Stadtkirche II/P 19 Orgelneubau durch Gebr. Nagel; erhalten
1879 Blankenstein Dorfkirche II/P 20 größter Orgelneubau durch Gebr. Nagel
1888 Senftenberg Wendische Kirche II/P 11 Orgelneubau durch Gebr. Nagel; 1954–1969 in Peter-Paul-Kirche (Senftenberg); nicht erhalten
1890 Großkoschen, Niederlausitz Dorfkirche I/P 12 Orgelneubau durch Gebr. Nagel, opus 24, erster Voranschlag und Instrument erhalten[7]
1892–1893 Hamburg Justizvollzugsanstalt V I/P 10 Orgelneubau durch Gebr. Nagel; erhalten[8]

Literatur

  • Wolf Bergelt: Orgelreisen durch die Mark Brandenburg. 3. Auflage. Freimut und Selbst, Berlin 2016, ISBN 978-3-7431-5217-5, S. 324–326. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche)
  • Hermann Fischer: 100 Jahre Bund deutscher Orgelbaumeister. Orgelbau-Fachverlag, Lauffen 1991, ISBN 3-921848-18-0, S. 260.
  • Uwe Pape (Hrsg.): Lexikon norddeutscher Orgelbauer. Band 2: Sachsen und Umgehung. Pape Verlag, Berlin 2012, ISBN 978-3-921140-92-5, S. 267.
  • Nagel auf der Webseite des Orgelforums Sachsen

Einzelnachweise

  1. August Nagel Sächsische Biographie.
  2. Orgel Naunhof Sächsische Orgel des Monats (PDF).
  3. Fischer: 100 Jahre Bund deutscher Orgelbaumeister. 1991, S. 260.
  4. Elke Lang: Barocke Pracht und schlichte Schönheit. Orgeln in Brandenburg. Culturcon-Medien, Berlin 2014, ISBN 978-3-941092-35-8, S. 150.
  5. Orgel der Dorfkirche Nieska mit Disposition (PDF).
  6. Orgel der Kirche Oelsnitz mit Disposition (PDF).
  7. Bergelt: Orgelreisen durch die Mark Brandenburg. 2016, S. 324–326, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche.
  8. Orgel in Hamburg, JVA, abgerufen am 26. Dezember 2018.
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