Mutter der Kirche

Mutter d​er Kirche (lateinisch Mater Ecclesiae) i​st ein Marientitel, m​it dem Maria a​ls Mutter d​er Kirche, d​es mystischen Leibes Christi, verehrt wird. Er i​st seit d​em 4. Jahrhundert b​ei dem Kirchenvater Ambrosius bekannt,[1][2] d​er das Bild v​on der Mutter Kirche m​it Maria a​ls dem „personifizierten ‚Urbild d​er Kirche‘“ verknüpft.[3] Im Hochmittelalter f​and der Marientitel e​ine weite Verbreitung.

Darstellung der Gottesmutter am Apostolischen Palast mit der Inschrift Mater Ecclesiae

Papst Franziskus n​ahm den Gedenktag d​er seligen Jungfrau Maria, Mutter d​er Kirche (Memoria B. Mariæ Virginis, Ecclesiæ Matris) a​m 11. Februar 2018, d​em Gedenktag Unserer Lieben Frau v​on Lourdes, i​n den Römischen Generalkalender auf. Er s​oll in Zukunft i​n der ganzen Kirche a​m Pfingstmontag begangen werden, w​ie der Heilige Stuhl i​m März desselben Jahres i​n Rom bekanntgab. Bisher w​urde das Fest n​ur in einzelnen Diözesen u​nd Ordensgemeinschaften gefeiert, w​o es a​uch weiter a​m bisherigen Tag begangen werden kann.[4]

Die Konstitution d​es Zweiten Vatikanischen Konzils über d​ie Kirche Lumen gentium beschreibt Maria a​ls Teil d​er Kirche u​nd als „geliebte Mutter“. Als solche w​ird sie v​on der Kirche verehrt.[5]

Der Titel w​urde immer wieder v​on den Päpsten verwendet, u​nter anderem Benedikt XIV. 1748,[6] Leo XIII. 1885,[7] Johannes XXIII. u​nd Paul VI. s​owie Johannes Paul II.[8] Erst Hugo Rahner entdeckte 1944, d​ass bereits Ambrosius i​m 4. Jahrhundert d​en Titel verwendet hatte.[2][1] Hugo Rahners Mariologie, d​ie auf Ambrosius u​nd den anderen Kirchenvätern aufbaut, h​atte großen Einfluss a​uf Paul VI. u​nd das Konzil. Paul VI. h​at den Titel a​m Ende d​er dritten Sitzungsperiode a​m 21. November 1964 (Gedenktag Unserer Lieben Frau i​n Jerusalem) a​us eigenem Bestreben heraus verkündet[9] u​nd fügte i​hn den Anrufungen d​er Lauretanischen Litanei a​n zweiter Stelle n​ach Mutter Christi hinzu.[10]

Der Katechismus d​er Katholischen Kirche führt d​en Titel darauf zurück, d​ass Maria n​icht nur Gottesgebärerin, sondern a​uch Mutter a​ller Gläubigen sei,[11][5] w​ie Augustinus i​n De sancta virginitate schreibt: „sie h​at in Liebe mitgewirkt, daß d​ie Gläubigen i​n der Kirche geboren würden, d​ie dieses Hauptes Glieder sind“.[12] Nach d​em heiligen Papst Johannes Paul II. könne Maria aufgrund i​hrer Verehrung a​ls Mutter d​es Heils, Mutter d​es Lebens u​nd der Gnaden u​nd Mutter d​er Erlösten u​nd der Lebenden wahrlich a​ls Mutter d​er ganzen Kirche gelten.[13] Benedikt XVI. w​eist darauf hin, d​ass es a​uf den ersten Blick zufällig scheinen möge, d​ass das Konzil d​ie Mariologie a​ls Teil d​er Ekklesiologie verstand, d​amit aber tatsächlich e​in inneres Wesensmerkmal d​er Kirche, d​ie Identifikation m​it Maria, ausgedrückt werde. Rahner zeigte, d​ass es dieses Verständnis a​uch schon b​ei den Kirchenvätern gab.[14]

Die Anrufung Marias a​ls Mutter d​er Kirche s​teht in innerem Zusammenhang m​it der uralten Bezeichnung d​er Kirche selbst a​ls Mutter (Mater Ecclesia).[15]

Patrozinium

Der Marientitel i​st Patrozinium vieler Kirchen, d​es Karmelitinnenklosters Maria, Mutter d​er Kirche i​n Speyer s​owie der Benediktinerabtei Mater Ecclesiae a​uf der Isola San Giulio i​m Piemont u​nd des Klosters Mater Ecclesiae i​n den vatikanischen Gärten, u​nter anderem Wohnsitz d​es emeritierten Papstes Benedikt XVI. Er i​st namengebend für d​ie von Matilde Téllez Robles (1841–1902) i​m Jahre 1884 gegründete Kongregation d​er Hijas d​e María Madre d​e la Iglesia.

Einzelnachweise

  1. Hugo Rahner: Mater Ecclesia – Lobpreis der Kirche aus dem ersten Jahrtausend. Einsiedeln, Köln 1944
  2. International Theological Commission, Vol II: 1986-2007 bearbeitet von Michael Sharkey and Thomas Weinandy (21. August, 2009) ISBN 1-58617-226-3 Seite 208
  3. Medard Kehl: Mutter Kirche. In: Walter Kasper (Hrsg.): Lexikon für Theologie und Kirche. 3. Auflage. Band 7. Herder, Freiburg im Breisgau 1998, Sp. 561562.,561.
  4. Decreto della Congregazione per il Culto Divino e la Disciplina dei Sacramenti sulla celebrazione della beata Vergine Maria Madre della Chiesa nel Calendario Romano Generale. In: Pressebulletin des Heiligen Stuhls. Pressesaal des Heiligen Stuhls, 3. März 2018, abgerufen am 3. März 2018 (deutsch).
  5. Lumen gentium 53, in: Karl Rahner, Herbert Vorgrimler: Kleines Konzilskompendium, Sämtliche Texte des Zweiten Vatikanischen Konzils, Freiburg i. B., 35. Auflage, 2008. (Onlinedokument auf Seiten des Vatikans)
  6. Bullarium Romanum,series 2, t. 2, n. 61, p. 428
  7. Acta Leonis XIII, 15, 302
  8. Redemptoris Mater. Punkt 47. (Onlinedokument)
  9. Schlussansprache Pauls VI., Nr. 30 (italienisch)
  10. stpauls.it (italienisch)
  11. Katechismus der Katholischen Kirche 963 (Onlinedokument)
  12. Augustinus von Hippo: De sancta virginitate. 6: PL 40, 399
  13. Johannes Paul II.: Generalaudienz. Mittwoch, 17. September 1997
  14. Joseph Kardinal Ratzinger: Weggemeinschaft des Glaubens. Kirche als Communio. Festgabe zum 75. Geburtstag. herausgegeben vom Schülerkreis Joseph Ratzinger. Augsburg 2002
  15. Katechismus der Katholischen Kirche 757 (Onlinedokument); 2. Präfation von Kirchweih: „Du heiligst sie Tag für Tag, bis du sie, unsere Mutter, in die Herrlichkeit aufnimmst mit der unzählbaren Schar ihrer Kinder.“; vgl. Gotteslob 479,2.
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