Museum der Opfer des Genozids
Das Museum der Opfer des Genozids (lit. Genocido aukų muziejus) ist ein Museum zur neueren Geschichte in Vilnius, der Hauptstadt Litauens. Es befindet sich in dem Gebäude, das die deutsche Gestapo und der sowjetische KGB für Verhöre, Folterungen und Hinrichtungen politischer Gegner nutzten. Es wurde am 14. Oktober 1992[1] eröffnet. Umgangssprachlich ist es allgemein auch als KGB-Museum bekannt.
Geschichte
Das Gebäude wurde 1888 erbaut und diente zunächst als Gericht.[2] Es liegt in zentraler Lage am Gedimino prospektas zwischen Seimas, dem Parlament und dem Gediminas-Turm der Burg. 1940 zog zunächst der KGB ein, mit der deutschen Besetzung des Landes 1941 bis 1944 die Gestapo und dann erneut der KGB.
Ein halbes Jahrhundert, von 1940 bis in die 1980er Jahre, bereitete man hier Deportationen litauischer Bürger in Lager des Gulag vor und inhaftierte politische Gegner. Für viele Litauer symbolisiert das Gebäude die 50-jährige sowjetischen Besetzung des Landes sowie die Unterdrückung Oppositioneller. Es dokumentiert beispielhaft die Kontinuität des Kampfes eines kleinen Volkes für Unabhängigkeit und die Kontinuität der Unterdrückung durch Besatzungsmächte. Es bildet neben dem ungarischen Haus des Terrors eines der wenigen Geschichtsmuseen am historischen Ort der Unterdrückung.
Im September 2018 besuchte Papst Franziskus die Gedenkstätte, begleitet von Erzbischof Sigitas Tamkevičius SJ. Es war, wie der Papst sagte, der für ihn bewegendste Moment seines Besuches in den drei baltischen Staaten.[3]
Aufbau des Museums
Die durchgehend zweisprachige (lit./engl.) Ausstellung wurde 1992 eröffnet und 1997 reorganisiert. Das Museum verfügt über einen Bestand von 100.000 Exponaten.[1] Das Erdgeschoss des Museums widmet sich mit historischen Aufnahmen und Ausstellungsstücken den litauischen Widerstandskämpfern während des Zweiten Weltkriegs und der sowjetischen Besatzungszeit. Etwa 140.000 wurden deportiert, 22.000 getötet.[4]
Ein Raum dokumentiert die Verfolgung von Priestern und Bischöfen der römisch-katholischen Kirche Litauens.
Ein kleiner Teil der Ausstellung berichtet auch über die deutsche Besatzungszeit Litauens unter dem Kommando von Horst Wulff und das Schicksal von 240.000 Getöteten, darunter 200.000 jüdischer Opfer des Holocaust, und der 60.000 zur NS-Zwangsarbeit nach Deutschland Verschleppten.[4]
Im Keller kann man die ehemaligen Zellenblöcke, Wachstuben, eine schallisolierte Folterzelle, Duschräume und die Gefangenenbibliothek besichtigen. Auch ein ehemaliger Raum für Hinrichtungen ist für die Besucher zugänglich und beispielhaft restauriert.
Im Obergeschoss wird das Schicksal von Deportierten und der Aufbau des KGB in Litauen dokumentiert. Dort ist auch ein Raum für Telekommunikationsüberwachungen zu sehen.
Literatur
- Virginija Rudiene, Vilma Juozeviciute: The Museum of Genocide Victims. Vilnius o. J., ISBN 9986-757-72-X (Museumsbroschüre, engl.).
Weblinks
- Museum der Opfer des Genozids (litauisch/engl.), abgerufen am 13. August 2012
Einzelnachweise
- Virginija Rudiene, Vilma Juozeviciute: The Museum of Genocide Victims. Vilnius o. J., ISBN 9986-757-72-X (Museumsbroschüre, engl.), S. 3.
- Seite des Museums zur Baugeschichte (engl.), abgerufen am 13. August 2012.
- Schmerzliche Eindrücke. Katholische Nachrichten-Agentur, Informationsdienst vom 2. Oktober 2018.
- Virginija Rudiene, Vilma Juozeviciute: The Museum of Genocide Victims. Vilnius o. J., ISBN 9986-757-72-X (Museumsbroschüre, engl.), S. 79.