Murrtalviadukt
Das Murrtalviadukt ist ein Brückenbauwerk im Zuge der Bundesstraße 14. Es überquert das Tal der Murr westlich der baden-württembergischen Stadt Backnang im Rems-Murr-Kreis.
Murrtalviadukt (1938) | |
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Nutzung | Straßenbrücke |
Überführt | Reichsstraße 14 |
Querung von | Murrtal |
Unterführt | Murr |
Ort | Backnang |
Konstruktion | Stahlbetonbogenbrücke |
Gesamtlänge | 403 m |
Breite | 9 m |
Längste Stützweite | 2 × 105 m |
Höhe | 28 m |
Baubeginn | 1937 |
Fertigstellung | 1938 |
Zustand | zerstört 19. April 1945 |
Lage | |
Koordinaten | 48° 56′ 35″ N, 9° 24′ 50″ O |
Erstes Murrtalviadukt (1938–1945)
Das erste Bauwerk an dieser Stelle wurde in den Jahren 1937–1938 als Ortsumfahrung der Stadt Backnang im Zuge der Reichsstraße 14 errichtet. Backnang wurde im Jahr der Eröffnung Sitz des gleichnamigen, neu eingerichteten Landkreises.
Das Viadukt bestand aus zwei aufeinanderfolgenden Bögen und hangseitigen Rampenbrücken. Sowohl der Überbau, als auch die tragende Bogenkonstruktion wurden in Stahlbeton ausgeführt. Die Bogenspannweite betrug 105 m, die Breite des Bauwerks war mit 9 m geringer als die der heutigen Brücke. Sie galt seinerzeit als eine der größten Stahlbetonbogenbrücken Deutschlands. Mit der Bauausführung war das Unternehmen Baresel aus Stuttgart beauftragt worden.
Aufgrund des alliierten Vormarschs in der Endphase des Zweiten Weltkrieges wurde das Viadukt am 19. April 1945 von Einheiten der Wehrmacht gesprengt.
Zweites Murrtalviadukt (1949–2011)
Murrtalviadukt (1949) | |
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Überführt | Bundesstraße 14 |
Konstruktion | Stahlbogenbrücke |
Gesamtlänge | 403 m |
Breite | 11,5 m |
Längste Stützweite | 2 × 104,2 m |
Höhe | 28 m |
Baubeginn | 1948 |
Fertigstellung | 1949 |
Zustand | abgerissen |
Schließung | 22. August 2011 |
Lage | |
Koordinaten | 48° 56′ 35″ N, 9° 24′ 50″ O |
Nach Ende des Zweiten Weltkrieges musste die Infrastruktur schnellstmöglich wiederhergestellt werden. Aus diesem Grund wurde ab 1948 die drei Jahre zuvor zerstörte Brücke an gleicher Stelle provisorisch wieder aufgebaut. Einige erhaltene Abschnitte des Vorgängerbauwerks wurden hierbei in die neue Brücke einbezogen. Die neu erbauten Elemente hatten einen geringeren Querschnitt als die vorhandenen alten Brückenelemente. Der Überbau der Vorlandbrücke wurde von der alten Konstruktion übernommen und blieb auch weiterhin in Stahlbeton ausgeführt, die beiden großen Bögen wurden als Stahlbögen errichtet. Die Brückentafel wurde im Stahlverbund hergestellt. Im Jahr 1949 konnte das Viadukt schließlich wieder voll befahren werden.
In den Jahren 1983–1985 wurde das Bauwerk verbreitert. Die bestehenden Querschnittsunterschiede wurden beseitigt. Die Breite des Überbaus beträgt nun durchgehend 11,5 m.
Während der vergangenen Jahre und auf Grund der gestiegenen Verkehrsbelastung, insbesondere auf Grund des Schwerlastverkehrs, war das Nachkriegsbauwerk allmählich an die Grenzen der Belastbarkeit geraten. Schon seit einiger Zeit galt aus diesem Grund im Bereich der Brücke ein Mindestabstand von 50 m für LKW. In regelmäßigen Abständen (ca. alle zwei Jahre) musste deswegen das Viadukt unter laufendem Verkehr instand gesetzt werden. Ab November 2012 wurde das Murrtalviadukt abgerissen.[1] Am 8. Mai 2013 wurden die Abbrucharbeiten beendet.[2]
Drittes Murrtalviadukt (2011)
Murrtalviadukt (2011) | ||
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Gesamtlänge | 418,6 m | |
Höhe | 27 m | |
Baubeginn | 2009 (1. Richtungsfahrbahn) | |
Fertigstellung | 2011 | |
Zustand | fertiggestellt (1. Richtungsfahrbahn) in Planung (2. Richtungsfahrbahn) | |
Planer | Leonhardt, Andrä und Partner | |
Lage | ||
Koordinaten | 48° 56′ 34″ N, 9° 24′ 49″ O | |
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Mit der Planung eines vierspurigen Ausbaus der Bundesstraße 14 zwischen Backnang-Waldrems und Backnang-West ging auch ein Neubau des Murrtalviadukts einher. Das neue Viadukt soll im Endausbau aus zwei getrennten Brückenbauwerken bestehen – ein Bauwerk pro Richtungsfahrbahn.
Der Neubau der von Leonhardt, Andrä und Partner entworfenen Brücke für die erste Richtungsfahrbahn wurde im September 2009 begonnen, westlich direkt neben dem bestehenden Bauwerk. Mit 27 m Höhe weist das neue Viadukt eine geringere Höhe auf, ist aber mit 419 m um 16 m länger und vollständig in Stahlbeton ausgeführt. Optisch passt es sich an die Form des alten Viadukts an. Aus konstruktiver Sicht ist es ein Beispiel sogenannter semi-integraler Brücken, bei der das Bauwerk nicht in einzelne Tragsysteme gegliedert, sondern das interaktive Verhalten des Gesamtsystems betrachtet wird.[3] Es hat zwei große, aufeinanderfolgende Bogenpaare mit Stützweiten von 107,57 m, an die sich die beiden 91,88 m bzw. 111,58 m langen Rampenbrücken anschließen. Der Überbau ist ein durchlaufender zweistegiger Plattenbalken mit einer Konstruktionshöhe von 1,20 m. Die jeweils vier Ständer auf den Bogenrippen sind zum Teil mit Betongelenken an die Bögen und den Überbau angeschlossen. Der Überbau ist mit den Pfeilern der Rampenbrücken monolithisch verbunden. Zwangsverschiebungen des Überbaus werden durch die geringe Biegesteifigkeit der hohen Pfeiler abgebaut. Einige Pfeiler mussten 2 bis 3 m tiefer gegründet werden, um damit die für ihre Weichheit notwendige Höhe zu erreichen. Lager sind nur an den beiden Widerlagern vorhanden.
Am 22. August 2011 wurde die neue Brücke für den Straßenverkehr freigegeben.[4] Nach der Verkehrsfreigabe der neuen Brücke wurde mit den Rückbauarbeiten für das mittlerweile sechzigjährige „Provisorium“ begonnen.
Viertes Viadukt (ab 2023?)
Die Brücke für die zweite Richtungsfahrbahn wird erst dann errichtet werden, wenn finanzielle Mittel für den vierspurigen Ausbau zwischen Backnang-Waldrems und Backnang-West freigegeben sind. Dies erfolgte im September 2016, das Regierungspräsidium Stuttgart kündigte dabei den Baubeginn für die zweite Richtungsfahrbahn für Mitte 2018 an.[5] Nachdem der Ausbau der B14 sich im Lauf des Jahres 2018 verzögert hatte, wurde Mitte 2018 der Baubeginn des zusätzlichen Viadukts für das Jahr 2019 angekündigt.[6] Mittlerweile hat sich der Baustart auf frühestens 2023 verzögert.[7]
Einzelnachweise
- Pressemitteilung Regierungspräsidium Stuttgart, 19. November 2012 (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. .
- Murrtalviadukt bei Backnang – Ein lauter Knall und der Stahlbogen ist weg Stuttgarter Zeitung online, 9. Mai 2013.
- Gerhard Mehlhorn, Manfred Curbach (Hrsg.): Handbuch Brücken. 3. Auflage, Springer-Vieweg, Wiesbaden 2014, ISBN 978-3-658-03339-2, S. 107, 108
- Murrtalviadukt feierlich für den Verkehr freigegeben (Memento des Originals vom 15. Juni 2012 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Pressemitteilung des Regierungspräsidiums Stuttgart, 22. August 2011.
- Überraschende Kunde für Backnang - der weitere B-14-Ausbau ist gesichert Stuttgarter Zeitung, 22. September 2016
- Stuttgarter Zeitung, Stuttgart Germany: Verkehrsminister auf Baustellentour in Backnang: Hermann: B-14-Ausbau bis 2026. Abgerufen am 3. Januar 2019: „Vermutlich könne man noch 2019 beginnen.“
- https://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.vierspurig-bis-nach-backnang-an-der-b-14-wird-erst-mal-nicht-weiter-gebaut.10aac3d7-0e93-4c8a-b815-31fef0b6bf98.html
Quellen
- Murrtalviadukt (1938). In: Structurae
- Murrtalviadukt (1949). In: Structurae
- Murrtalviadukt (2011). In: Structurae
- B 14 - Murrtalviadukt bei Backnang: Sperrung über die Pfingstfeiertage wegen Instandsetzungsarbeiten. Pressemitteilung vom 6. Mai 2008 des Regierungspräsidiums Stuttgart
- Das Murrtalviadukt. Backnanger Kreiszeitung, 19. August 2009, abgerufen am 25. Februar 2013.