Mother!
Mother! (auch mother!, Alternativtitel Day 6) ist ein US-amerikanischer Film, der Elemente eines Horrorfilms und Psychothrillers vereint. Der Film von Darren Aronofsky hatte am 5. September 2017 im Rahmen der Filmfestspiele in Venedig Premiere. Der Kinostart in Deutschland fand am 14. September 2017 statt, die Veröffentlichung in den US-amerikanischen Kinos einen Tag später.
Film | |
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Titel | mother! |
Originaltitel | mother! |
Produktionsland | USA |
Originalsprache | Englisch |
Erscheinungsjahr | 2017 |
Länge | 122 Minuten |
Altersfreigabe | FSK 16[1] JMK 16[2] |
Stab | |
Regie | Darren Aronofsky |
Drehbuch | Darren Aronofsky |
Produktion | Darren Aronofsky, Scott Franklin, Ari Handel |
Musik | Jóhann Jóhannsson |
Kamera | Matthew Libatique |
Schnitt | Andrew Weisblum |
Besetzung | |
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Handlung
Ein Autor und seine wesentlich jüngere Ehefrau bewohnen ein abgeschieden gelegenes Landhaus im viktorianischen Stil und führen dort ein zurückgezogenes Leben. Sie versucht das Haus zu verschönern und steckt viel Zeit und Arbeit in dessen Restaurierung.
Eines Tages steht ein Fremder vor der Tür und kurz darauf auch dessen Ehefrau. Der nach Inspiration suchende Autor lädt sie ein, bei ihnen für unbestimmte Zeit unterzukommen, wovon seine Frau jedoch nicht begeistert ist. Erst als die Gäste den wertvollsten Besitz des Mannes (einen Kristall) zerstören, scheint auch der Autor genug zu haben. Voller Trauer und Wut über den Verlust verrammelt er sein Arbeitszimmer.
Plötzlich tauchen unangekündigt die beiden Söhne der Gäste im Haus auf. Nach einem heftigen Streit tötet einer der beiden den anderen. Als der Autor den Gästen erlaubt, die Trauerfeier für den verstorbenen Sohn in ihrem Haus auszurichten, gerät seine Frau zunehmend in Panik und Wut über die Fremden, die sich in ihrem Haus verhalten, als wäre es ihr eigenes. Nachdem die Situation durch einen mutwillig herbeigeführten Wasserrohrbruch eskaliert, verschwinden alle aus dem Haus. Die Frau konfrontiert ihren Mann damit, dass er ihre Bedürfnisse nicht beachtet und nicht mal mit ihr schläft. Daraufhin kommt es zu einer leidenschaftlichen Versöhnungsszene.
Am Morgen erklärt die Frau, dass sie schwanger ist, wodurch die Schreibblockade des Autors wie durch ein Wunder verfliegt. Einige Monate später sind die Schäden am Haus repariert und die mittlerweile hochschwangere Frau scheint wieder ihren Frieden gefunden zu haben. Der Autor zeigt ihr sein nun vollendetes Werk und sie scheint sichtlich gerührt.
Die Veröffentlichung des Werks ist ein voller Erfolg, was einige Menschen anlockt, um Autogramme zu erhaschen und sich von dem Autor inspirieren zu lassen. Schnell jedoch eskaliert die Situation erneut. Die immer größer werdende Menschenmenge stürmt das Haus und reißt alles an sich, was nicht niet- und nagelfest ist. Dem Autor scheint das egal zu sein, denn das seien alles nur "Dinge". Er labt sich an der Bewunderung seiner Fans und missachtet erneut das Bedürfnis seiner hochschwangeren Frau nach Privatsphäre und Ruhe.
In dem von Chaos erfüllten Haus kippt die Situation allmählich ins Surreale, Panik bricht aus und die Polizei sowie eine Spezialeinheit stürmen. Um den Autor gründet sich ein religiöser Kult, Menschen werden in Käfigen gehalten und einzelne hingerichtet, Konflikte und Gewalt brechen sich Bahn. Der Autor rettet seine panische Frau im letzten Moment vor der marodierenden Meute und bringt sie in seinem Arbeitszimmer in Sicherheit. Dort gebiert sie einen Jungen.
Nach der Geburt verstummt die Menschenmasse plötzlich. Es werden Essen und Kleidung vor der Zimmertür abgelegt, welche der Autor vorsichtig hineinholt. Als er seinen Sohn auch in den Arm nehmen möchte, verweigert dies seine Frau und fordert ihn auf, zuerst die Menschen zu vertreiben. Er bleibt jedoch hartnäckig und setzt sich abwartend ihr gegenüber. Als die Frau erschöpft für einen Augenblick einnickt, nimmt der Autor das Kind an sich und präsentiert es der Menge. Mit Schrecken stürmt die Mutter hinterher, um ihren Sohn wiederzubekommen. Das Baby wird unterdessen bereits durch die Menge gereicht und von dieser umgebracht. Als sie sieht, wie die Menge das Fleisch ihres Babys isst, bricht die Mutter in Tränen und Schreien aus. Sie geht mit einer Glasscherbe auf einige Menschen los, wird aber von der Menge überwältigt, geschlagen und getreten. Als der Autor zu Hilfe kommt und beteuert, dass ihm alles Leid tue und er den Tod ihres gemeinsamen Sohnes nicht vorhersehen konnte, hat die Mutter jedoch genug.
Sie läuft in den Keller des Hauses, wo sie im Heizraum den Öltank beschädigt. Sie zündet das auslaufende Öl an, wodurch das Haus samt der Menschenmenge und der Umgebung in einer gewaltigen Explosion zerstört werden. Wie durch ein Wunder hat der Mann ohne einen Kratzer überlebt und trägt seine schwer verbrannte Frau nach oben, wo diese ihn auffordert, ihr noch das letzte zu nehmen, was sie geben kann. Als er ihr das Herz herausreißt, stirbt sie und zerfällt zu Asche. Aus dem Herz holt der Autor einen neuen Kristall, den er in die dafür vorgesehene Halterung in seinem Arbeitszimmer setzt.
Daraufhin scheint die Handlung von vorn zu beginnen, das Haus regeneriert sich wie durch ein Wunder und im Bett erwacht eine neue Frau.
Produktion
Produktionsgeschichte und Filmgenre
Ende März 2017 ließ Kyle Davies, der Präsident für Domestic Distribution bei Paramount Pictures, durchsickern, dass es sich bei Mother! um einen Horrorfilm beziehungsweise Psycho-Horror-Film handeln werde und versprach im Film „thrills and chills“.[3]
Produktionskosten und Einspielergebnis
Die Produktionskosten beliefen sich auf 30 Mio. US-Dollar. Die Einnahmen des Films aus Kinovorführungen belaufen sich bislang auf rund 45 Millionen US-Dollar.[4] In Deutschland verzeichnet der Film bislang 192.470 Besucher.[5]
Stab und Besetzung
Regie führte Darren Aronofsky, der auch das Drehbuch zum Film schrieb. Aronofsky widmete sich mit Mother! nach der epischen Bibelverfilmung Noah dem Sujet des Home-Invasion-Dramas.[6] Der Isländer Jóhann Jóhannsson komponierte die Filmmusik.[7]
Javier Bardem und Jennifer Lawrence übernahmen im Film die Rollen des Dichters und seiner Ehefrau. Lawrence und Aronofsky, die sich bei den Dreharbeiten kennenlernten, begannen in dieser Zeit eine Beziehung und zeigten sich wenige Monate nach Ende der Dreharbeiten gemeinsam als Paar in der Öffentlichkeit.[8] Die unerwarteten Gäste des Paares werden von Ed Harris und Michelle Pfeiffer gespielt, Domhnall Gleeson und sein Bruder Brian übernahmen die Rollen ihrer Söhne.[9][10] In weiteren Rollen sind Stephen McHattie und Kristen Wiig zu sehen.
Dreharbeiten und Veröffentlichung
Die Dreharbeiten fanden in der kanadischen Metropolregion Montréal statt, wurden am 13. Juni 2016 begonnen und am 28. August 2016 beendet.[11]
Auf einem im Mai 2017 veröffentlichten Filmplakat ist Lawrence in einem Rahmen aus Blumen zu sehen und trägt in ihren blutüberströmten Händen ihr Herz.[12] Anfang August 2017 wurde von Paramount Pictures ein erster Deutscher Trailer zum Film vorgestellt.[13]
Der Film feierte am 5. September 2017 im Rahmen der 74. Filmfestspiele in Venedig seine Premiere, wo er im Hauptwettbewerb gezeigt wurde.[14] Ebenfalls im September 2017 feierte der Film im Rahmen des Toronto International Film Festivals seine Nordamerika-Premiere.[15][16] Am 14. September 2017 kam der Film in die deutschen Kinos[17] und soll einen Tag darauf in den USA starten.
Rezeption
Altersfreigabe
In den USA erhielt der Film von der MPAA ein R-Rating, was einer Freigabe ab 17 Jahren entspricht.[18] In Deutschland ist der Film FSK 16. In der Freigabebegründung heißt es: „Der Film ist aus der Perspektive der immer hilfloseren Frau erzählt und hat eine beklemmende Atmosphäre. Die Geschichte entfernt sich dabei immer mehr von der Realität und wird zunehmend surreal (etwa wenn eine Art blutiger Bürgerkrieg im Haus ausbricht). Jugendliche ab 16 Jahren sind auf Grund ihres Entwicklungsstands in der Lage, die absurd-alptraumhaften Geschehnisse zu verkraften. Sie können auch die Gewaltszenen (z. B. das Verspeisen eines Babys) als Teil der symbolhaften Geschichte verstehen und eine emotionale Distanz wahren.“[19]
Kritiken
Der Film konnte bislang 69 Prozent der Kritiker bei Rotten Tomatoes überzeugen. Sie vergaben eine durchschnittliche Bewertung von 7 von 10 Punkten.[20]
Todd McCarthy von The Hollywood Reporter beschreibt den Film als Rosemaries Baby von heute. In dramaturgischer Hinsicht gebe es mehrere klaffende Lücken, vor allem das unerklärliche Verschwinden einzelner Figuren, so McCarthy.[21]
Tobias Kniebe von der Süddeutschen Zeitung sagt, dies sei ein Film, der geliebt oder gehasst werden will, gleichgültig werde er seine Zuschauer eher nicht entlassen. Kniebe sagt über die Villa im Film, die zu leben scheint: „Dunkles Pulsieren in den Wänden, ein zugemauerter Keller, der vielleicht Geheimnisse birgt, ein Loch im Parkett, das zur schwärenden, blutenden Wunde wird - kein Muster des Spukhaus-Films bleibt hier ausgespart.“ Kniebe resümiert, Darren Aronofskys Sicht auf Beziehungsglück, Mutterschaft, Dichterruhm, ja die Welt überhaupt könne schließlich düsterer kaum sein, und wer bereit ist, sich berühren zu lassen, werde grausam bestraft."[22]
Viele Kritiker erkannten im Film religiöse Motive und Parallelen zu Adam und Eva im Paradies. Barbara Schweizerhof von Zeit Online wagt sich zudem an eine ihrer Ansicht nach naheliegenden Interpretation: „Der Film schildert eine Beziehungsallegorie, in der die Frau die Nestbauerin und Bewahrende ist, die mit dem Mann Liebe und Zweisamkeit genießen möchte. Er dagegen ist ihrer schon ein wenig überdrüssig und sucht im unbestimmten Draußen und bei Fremden Inspiration. Und je mehr sie ihn festhalten will, desto mehr verstärkt sie seine Fluchtinstinkte.“ Über das Haus sagt Schweizerhof, anders als im klassischen Gothic Thriller sei dieses nicht der Feind, sondern werde im Gegenteil mit seinen plötzlich aufbrechenden Wunden und spät entdeckten Verliesen zum Verbündeten der Protagonistin, wenn nicht zu ihrer zweiten Identität.[23]
Auch Andreas Busche vom Tagesspiegel weist in seiner Kritik auf die vielfachen Deutungsmöglichkeiten des Films hin, nicht nur in religiöser oder psychologischer Hinsicht, sondern auch in politischer. Dennoch bliebe Mother! in seiner Aussage selbstreferentiell und hermetisch, so wie auch für die Menschen im Haus keine Außenwelt existiere, so Busche: „Aus dem Purgatorium, in das Aronofsky die namenlose junge Frau stürzt, führt kein Weg heraus. Irgendwann hat man verstanden, dass der Film nicht auf eine Erlösung hinausläuft, sondern in der Horrorlogik des Torture-Porn immer nur neue Schockbilder akkumuliert.“[24]
Tim Grierson und Will Leitch von The New Republic brachten den Film frühzeitig als möglichen Oscarkandidaten in der Hauptkategorie Bester Film ins Gespräch, aber auch in einer Reihe weiterer Kategorien, so Darren Aronofsky für die Beste Regie, Jennifer Lawrence als Beste Hauptdarstellerin, Michelle Pfeiffer als Beste Nebendarstellerin und Ed Harris als Bester Nebendarsteller.[25] Auch Andreas Wiseman von screendaily.com[26] und Sabienna Bowman von bustle.com sahen noch vor seiner Premiere gute Chancen für den Film, bei der Oscarverleihung 2018 berücksichtigt zu werden.[27]
Auszeichnungen
Internationale Filmfestspiele von Venedig 2017
- Nominierung für den Goldenen Löwen (Darren Aronofsky)
- Nominierung schlechteste Schauspielerin (Jennifer Lawrence)
- Nominierung schlechtester Nebendarsteller (Javier Bardem)
- Nominierung schlechteste Regie (Darren Aronofsky)
Synchronisation
Rolle | Schauspieler | Synchronsprecher |
---|---|---|
Ehefrau des Dichters | Jennifer Lawrence | Maria Koschny |
Dichter | Javier Bardem | Carlos Lobo |
Der Fremde | Ed Harris | Wolfgang Condrus |
Ehefrau des Fremden | Michelle Pfeiffer | Andrea Aust |
Ältester Sohn | Domhnall Gleeson | Nico Sablik |
Jüngerer Sohn | Brian Gleeson | Nico Mamone |
Herald | Kristen Wiig | Victoria Sturm |
Weblinks
- Mother! in der Internet Movie Database (englisch)
- Mother! in der Deutschen Synchronkartei
- mother! im Programm des Toronto International Film Festivals (englisch)
- Mother! – Trailer 1 von Paramount Pictures Germany bei Youtube (Video)
Einzelnachweise
- Freigabebescheinigung für Mother! Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (PDF; Prüfnummer: 171213/K).
- Alterskennzeichnung für Mother! Jugendmedienkommission.
- Haleigh Foutch: Darren Aronofsky’s Mysterious Jennifer Lawrence Movie Is A Horror Film In: collider.com, 31. März 2017.
- Mother! In: boxofficemojo.com. Abgerufen am 31. Oktober 2017.
- Top 100 Deutschland 2017 In: insidekino.com. Abgerufen am 31. Oktober 2017.
- http://www.moviepilot.de/movies/untitled-darren-aronofsky-project#
- Mother! Jennifer Lawrence gets the creeps in the trailer for Darren Aronofsky horror. In: The Guardian, 8. August 2017.
- Hats off to love! Jennifer Lawrence, 26, and Darren Aronofsky, 47, go public with their romance as they bundle up for stroll in NYC In: dailymail.co.uk, 4. Januar 2017.
- Manuel Berger : "Mother!"-Poster nachträglich zum Muttertag: Jennifer Lawrence reißt sich für Darren Aronofsky das Herz raus. In: filmstarts.de, 15. Mai 2017.
- Mother! In: filmstarts.de. Abgerufen am 26. Februar 2022.
- What’s Shooting In: actramontreal.ca. Abgerufen am 20. Mai 2017.
- Neues Filmposter erregt Aufsehen. In: Gala, 15. Mai 2017.
- Mother! – Erster Trailer zum Horrorthriller mit Jennifer Lawrence In: ign.com, 8. August 2017.
- Adam White: Venice Film Festival 2017: all-star programme includes Jennifer Lawrence, George Clooney, and Guillermo Del Toro In: The Telegraph, 27. Juli 2017.
- Toronto International Film Festival 2017. Official Film Schedule In: tiff.net. Abgerufen am 23. August 2017. (PDF; 852 KB)
- Brent Lang: Toronto Film Festival Lineup Includes Movies From Angelina Jolie, George Clooney, Alexander Payne In: Variety, 25. July 2017.
- Starttermine Deutschland In: insidekino.com. Abgerufen am 6. August 2017.
- Mother! In: parentpreviews.com. Abgerufen am 5. Oktober 2017.
- Freigabebegründung für Mother! In: Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft. Abgerufen am 14. September 2017.
- Mother! In: Rotten Tomatoes. Fandango, abgerufen am 26. Februar 2022 (englisch).
- Todd McCarthy: 'mother!': Film Review. Venice 2017 In: The Hollywood Reporter, 5. September 2017.
- Tobias Kniebe: Eine Zumutung, die sich lohnt. In: sueddeutsche.de. 13. September 2017, abgerufen am 13. Oktober 2018.
- Barbara Schweizerhof: "Mother!": Vielleicht einfach eine Beziehungsallegorie. In: Zeit Online. 14. September 2017, abgerufen am 16. September 2017.
- Der Herzschlag der Wände. In: Tagesspiegel. 12. September 2017, abgerufen am 26. Februar 2022 (englisch).
- Tim Grierson und Will Leitch: Grierson & Leitch’s Insanely Early 2018 Oscar Predictions In: newrepublic.com, 2. März 2017.
- Andreas Wiseman: 13 films that could be in the running for an Oscar in 2018 In: screendaily.com, 28. Februar 2017.
- Sabienna Bowman: 11 2018 Oscar Nomination Predictions Based On Early Favorites In: bustle.com, 27. Februar 2017.