Mittelpommersch
Das Mittelpommersche ist ein ostniederdeutscher Dialekt, dessen geographische Verbreitung zwischen dem nordwestlich benachbarten Mecklenburgisch-Vorpommerschen und dem vormals östlich benachbarten Ostpommerschen liegt (zur sprach- und kulturräumlichen Einteilung vgl. hier). Es unterscheidet sich von beiden u. a. durch das Ausbleiben der Diphthongierung mittelniederdeutscher Langvokale (worin es mit dem südlich benachbarten Nordmärkischen übereinstimmt), daher mp. Kooken statt mvp. Kauken "Kuchen".[1] Es umfasst Gebiete östlich der Oder (ostmittelpommersch), historisch auch westlich der Oder (westmittelpommersch) und gehört dialektgeografisch zum Märkischen.
Außerhalb seines historischen Sprachgebiets hat das Mittelpommersche wahrscheinlich das in den USA gesprochene Wisconsin Pomeranian beeinflusst, insbesondere gilt das für die Varietät von Stettin, Wisconsin, in der ebenfalls die Diphthongierung von mnd. ê und ô unterbleibt (twee "zwei", Knee "Knie", Eeke "Eiche", Koh "Kuh", Stool "Stuhl").[2]
Sprachprobe
De Affscheit[3]
De König het oos roopen, / 'K heff't hört in oosen Kroog.Dat wart een grooten Hoopen, / 'T blifft Keener nich bie'm Ploog.
Atje, atje, Marieken! / 'K blief keene Stunn mehr hier,
Kannst öwer'n Tuun man kieken, / Wenn ick dörch't Dörp marschier.
De König het oos schräben / Ut Breslau eenen Breef:
"He künnt nich mehr beleben, / "Wiel em sien Volk so leef;
"He künnt nich länger stoppen / "Mit all oos Haab un Good,
"He wull den Fiend drum kloppen / "Fär sienen Öwermood."
Nu will'n wi't em gedenken, / Wat he oos het gequält,Un will'n em ees inschenken / Un dato upgespält!
Wi will'n em lehren danzen / Noch bäter as kosaksch,
Ut Land en 'rut kuranzen, / Dat wart glatt all to schnaksch.
So het de König sprooken: / "Nu kummt man All to Hoop!"Wem het noch goode Knooken, "De bring se mit in'n Koop!
"De leewe Gott im Himmel / "Gift oos gewiß den Sieg;
"Oll Blüchert up den Schimmel / "Treckt ook mit in den Krieg."
Nich tweemol lätt sich seggen / Een braaven Keerl dit Woort;Drum loat mi willig trecken / To mienen König foort!
Is de Franzos betwungen, / Wat jo nich fehlen kann,
Un oos dat Wark gelungen, / Dann war ick ook dien Mann.
(Mundart in der Umgegend von Stettin auf dem linken Oderufer, 1854)
Literatur
- Robert Holsten: Sprachgrenzen im pommerschen Plattdeutsch. (= Form und Geist. Arbeiten zur Germanischen Philologie. Heft 8). Leipzig 1928.
- Hans Joachim Gernentz: Niederdeutsch – gestern und heute. Beiträge zur Sprachsituation in den Nordbezirken der DDR in Geschichte und Gegenwart. Hinstorff-Verlag, Rostock 1980.
Einzelnachweise
- Pfaff, H.: Die Vocale des mittelpommerschen Dialects. A. Straube, 1898.
- Sound Comparisons... Abgerufen am 19. Februar 2020.
- Mundart in der Umgegend von Stettin auf dem linken Oderufer. In: Johannes Matthias Firmenich (Hrsg.): Germaniens Völkerstimmen. Sammlung der deutschen Mundarten in Dichtungen, Sagen, Mährchen, Volksliedern u. s. w. Band 3. Schlesinger'sche Buch- und Musikhandlung, Berlin 1854, S. 88.