Michel Kelber
Michel Kelber (* 9. April 1908 in Kiew, Ukraine; † 23. Oktober 1996 in Boulogne-Billancourt) war ein ukrainisch-französischer Kameramann.
Leben
Michel Kelber kam im Jahre 1912 erstmals nach Frankreich, kehrte aber 1914 für die Sommerferien von Paris nach Russland zurück, wo die Familie vom Ausbruch des Ersten Weltkriegs überrascht wurde. Erst 1919 konnte Kelber mit seinen Eltern das Land wieder verlassen. Zurück in Paris, studierte er an der École des Beaux-Arts Kunst und Architektur, ehe er 1928 als Kameraassistent von Boris Kaufman zum Film stieß.
Dort arbeitete Kelber anfänglich an Avantgarde-Filmen, später unter der Anleitung von Harry Stradling. Ab 1932 fotografierte Michel Kelber selbständig einige Kurzfilme unter der Regie von Claude Autant-Lara, seinem langjährigen Wegbegleiter. 1933 drehte er seinen ersten abendfüllenden Spielfilm als Chefkameramann: Kurt Gerrons Incognito. Im letzten Vorkriegsjahrzehnt arbeitete Kelber mit zahlreichen profilierten Unterhaltungsfilmregisseuren, darunter Marc Allégret (Zouzou), Kurt Bernhardt (L’or dans la rue), Marcel L’Herbier (Unter falschem Verdacht), Julien Duvivier (Spiel der Erinnerung), G. W. Pabst (Jeunes filles en détresse und Die weiße Sklavin), Robert Siodmak (Mädchenhändler) und erneut Autant-Lara (L’affaire du courrier de Lyon), für den er nach dem Krieg zwei der wichtigsten Filme in beider Karrieren (Teufel im Leib und Rot und Schwarz) fotografieren sollte. Während der Dreharbeiten zu Air pur brach der Zweite Weltkrieg aus, und nahezu das gesamte Filmteam wurde zu den Waffen gerufen.
Nach der Besetzung Frankreichs hielt sich Kelber (abgesehen von einigen Besuchen in Frankreich) primär in der Schweiz auf, wo er mit Max Ophüls L’école des femmes und mit Jacques Feyder Eine Frau verschwindet drehte. 1942 folgte Kelber einem Ruf der spanischen Filmindustrie und übersiedelte von seinem Wohnort Juan-les-Pins im bis dahin unbesetzten Vichy-Frankreich für fast vier Jahre nach Madrid. Seine dortigen filmischen Leistungen waren jedoch künstlerisch nur wenig anspruchsvoll.
Zurück in Paris, war Kelber kurz nach Kriegsende an einigen wenigen, künstlerisch hochklassigen Produktionen beteiligt wie Jean Cocteaus Die schrecklichen Eltern und der weitestgehend von Cocteau beeinflusste, artifiziell und surreal angelegte Film Ruy Blas, der Geliebte der Königin sowie René Clairs Der Pakt mit dem Teufel. Anschließend, seit Mitte der 50er Jahre, fotografierte Kelber vor allem in prachtvoller Farbgebung und kostbarer Ausstattung verharrende A-Unterhaltung wie French Can Can, sein wohl bester Farbfilm, Der Glöckner von Notre Dame, Bitter war der Sieg und Beherrscher der Meere. Dem gegenüber stehen aber auch zahlreiche von Kelber fotografierte Durchschnittsfilme: routiniert gedrehte Massenware wie mehrere Eddie-Constantine-Agentenkrimis.
Gelegentlich hatte Kelber für in Frankreich entstandene US-Produktionen gearbeitet, kehrte aber auch für spanische Filme (wie Juan Antonio Bardems Filmklassiker Hauptstraße) nach Madrid zurück. In späteren Jahren drehte Michel Kelber für das Fernsehen, darunter der deutsch-französisch-kanadische Mehrteiler Das Geheimnis der weißen Masken.
In rund einem halben Jahrhundert regelmäßiger Filmtätigkeit versammelte sich vor Michel Kelbers Kamera ein beeindruckender Querschnitt des Welt-Entertainments, darunter Bette Davis, Jean Gabin, Gérard Philipe, Anthony Quinn, Romy Schneider, Nadja Tiller, Danielle Darrieux, Gina Lollobrigida, Olivia de Havilland, Curd Jürgens, Raf Vallone, Jean Seberg, Gert Fröbe, Hildegard Knef, Jeanne Moreau, Hardy Krüger, Horst Buchholz, Adolphe Menjou und zu guter Letzt Elvis Presley.
Filmografie
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Literatur
- Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Die Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Produzenten, Komponisten, Drehbuchautoren, Filmarchitekten, Ausstatter, Kostümbildner, Cutter, Tontechniker, Maskenbildner und Special Effects Designer des 20. Jahrhunderts. Band 4: H – L. Botho Höfer – Richard Lester. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3, S. 345.
Weblinks
- Michel Kelber in der Internet Movie Database (englisch)