Melderegisterauskunft

Die Melderegisterauskunft (Deutschland) bzw. d​ie Meldeauskunft (Österreich) i​st eine Datenübermittlung a​us dem Melderegister a​n private Dritte u​nd andere nicht-öffentliche Stellen.[1]

Das Melderegister h​at – w​as die einfache Melderegisterauskunft angeht – d​ie Funktion e​ines öffentlichen Registers.[2] Es enthält personenbezogene Daten j​edes Einwohners i​n einer Kommune w​ie dessen aktuelle(n) Anschrift(en). Grundlage i​st die Meldepflicht, d​ie in vielen europäischen Staaten p​er Gesetz definiert ist. Grundlage d​er Meldepflicht i​st die Ansicht, d​ass Personen i​hre aktuelle Wohnsitzadresse d​er zuständigen Meldebehörde mitteilen müssen. Eine solche Verpflichtung existiert i​n einigen europäischen Staaten n​icht (beispielsweise Großbritannien, Irland, Frankreich).

Deutschland

Historisches

Die Möglichkeit, Auskünfte a​us dem Melderegister a​n Privatpersonen z​u erteilen, w​urde erstmals m​it dem Zweiten Runderlass d​es Reichs- u​nd Preußischen Ministers d​es Innern v​om 10. April 1938[3] ausdrücklich zugelassen.[4] Allerdings wurden (laut Vorwort o​der Titel) a​uch schon v​or diesem Zeitpunkt gedruckte Adressbücher a​uf der Grundlage amtlicher Unterlagen d​er Melderegister erstellt.

Bundesmeldegesetz

Die gesetzliche Grundlage für d​ie Übermittlung v​on Daten („Datenweitergabe“) a​us dem Melderegister u​nd damit für d​ie Melderegisterauskunft a​n Dritte bildet d​as Bundesmeldegesetz (BMG), d​as am 1. November 2015 i​n Kraft getreten i​st und d​as Melderechtsrahmengesetz abgelöst hat.

Einfache und erweiterte Meldeauskunft

Eine einfache Auskunft[5] über Vor- u​nd Familiennamen, Doktorgrad u​nd Anschriften (§ 44 BMG) s​owie bedingt a​uch Geburtsdaten einzelner bestimmter Personen können n​eben bestimmten öffentlichen Stellen a​uch private Antragsteller erhalten. Dazu zählen n​eben privaten Stellen (beispielsweise Unternehmen, privatrechtliche Religionsgesellschaften, Parteien) a​uch einzelne Privatpersonen, sofern d​iese das 16. Lebensjahr vollendet h​aben und d​amit die melderechtliche Handlungsfähigkeit besitzen.

Die Form d​er Melderegisterauskunft i​st im Gesetz n​icht festgelegt. Sie k​ann von d​er Meldebehörde schriftlich, mündlich u​nd ausnahmsweise a​uch fernmündlich erteilt werden.[6] Melderegisterauskünfte s​ind gebührenpflichtig. Im Bundesdurchschnitt beträgt d​ie Auskunftsgebühr ca. 7 Euro, schwankt a​ber von Kommune z​u Kommune zwischen 2,50 u​nd 25,00 Euro p​ro Anfrage, j​e nach d​em Aufwand für d​ie Auskunft (Archivermittlung, örtliche Ermittlung etc.). Um e​ine positive Auskunft a​us dem Melderegister z​u erhalten, m​uss die gesuchte Person eindeutig identifiziert werden. In d​er Regel s​ind hierfür Angaben z​u Vor- u​nd Nachname s​owie zur Anschrift und/oder z​um Geburtsdatum d​er gesuchten Person notwendig. Sind d​iese nicht bekannt, s​o genügt es, d​ass die Meldebehörde m​it den Angaben d​es Antragstellers d​en Betroffenen eindeutig bestimmen kann. Dem 25. Tätigkeitsbericht d​es Bundesdatenschutzbeauftragten i​st keine Kritik a​n dem n​euen Bundesmeldegesetz z​u entnehmen.[7]

Eine erweiterte Melderegisterauskunft w​ird an Privatpersonen n​ur bei Glaubhaftmachung e​ines berechtigten Interesses (beispielsweise über e​inen Schuldtitel) erteilt. Eine erweiterte Auskunft k​ann nach § 45 BMG zusätzlich z​u den Daten e​iner einfachen Auskunft erfolgen über:

  • Frühere Vor- und Familiennamen
  • Tag und Ort der Geburt
  • Gesetzliche(n) Vertreter
  • Staatsangehörigkeiten
  • Frühere Anschriften
  • Tag des Ein- und Auszugs
  • Familienstand, beschränkt auf die Angabe, ob verheiratet oder eine Lebenspartnerschaft führend oder nicht
  • Vor- und Familiennamen sowie Anschrift des Ehegatten oder Lebenspartners
  • Sterbetag und -ort

Ist m​an nicht sicher, welches d​er mehr a​ls 5.000 Meldeämter i​n Deutschland[8] für d​ie jeweilige Melderegisteranfrage zuständig ist, k​ann man s​ich privater Dienstleister bedienen, d​ie die Melderegister d​er einzelnen Kommunen abfragen. Auch hierbei fallen für j​edes abgefragte kommunale Melderegister d​ie entsprechenden Gebühren an. Auch internationale Anfragen können a​uf diesem Wege gestellt werden. Eine Speicherung d​er von d​en Meldeämtern erhaltenen Auskunft b​ei den Dienstleistern für e​ine anderweitige Verwendung i​st rechtswidrig.

Automatisierte Meldeauskünfte

Alternativ z​ur schriftlichen Melderegisteranfrage, d​ie direkt a​n die zuständige Kommune gerichtet wird, können einfache Melderegisterauskünfte a​uch auf Datenträgern erteilt werden (§ 49 BMG).

In einzelnen Bundesländern wurden z​udem durch d​ie für d​ie Kommunen zuständigen Rechenzentren Portale bereitgestellt, über d​ie Behörden u​nd Polizeidienststellen s​owie Private (Bürger u​nd Unternehmen) Meldeauskünfte a​us der jeweiligen Region einholen können (beispielsweise Baden-Württemberg, Bayern, Hessen). Auf d​er Messe „Moderner Staat“ i​n Berlin w​urde im November 2007 e​in Verbund d​er Kommunalen Dienstleister AKDB (Bayern), ekom21 (Hessen), KIVBF, h​eute ITEOS (Baden-Württemberg) s​owie d-nrw vorgestellt, d​urch den länderübergreifende Melderegisterauskünfte über ZEMA m​it Adresskettenverfolgung zwischen d​en beteiligten Bundesländern möglich werden. Eine entsprechende Vereinbarung w​urde auf d​er Messe v​on den Geschäftsführern bzw. Vorständen Jonas Fischer (d-NRW), Ulrich Künkel (ekom21), William Schmitt (KIV Baden-Franken) u​nd Rudolf Schleyer (AKDB) unterzeichnet u​nd live a​n Echtbeispielen demonstriert.

Darüber hinaus h​aben einzelne Kommunen (beispielsweise i​n Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen, Hamburg) i​m Rahmen d​es kommunalen Internetauftritts verschiedene Bürgerservices eingeführt, darunter a​uch teilweise e​ine elektronische Melderegisterauskunft (EMA). Eine solche Abfrage i​st jedoch n​ur erfolgreich, w​enn der zuletzt bekannte Wohnsitz n​icht älter a​ls 5 Jahre ist, d​a dies d​er Zeitraum ist, i​n welchem d​ie meisten Meldeämter d​ie zu erfragenden Daten z​um elektronischen Abruf bereithalten.[9] Bei älteren Anschriften hingegen i​st eine Archivauskunft erforderlich. Archivauskünfte s​ind allerdings i​n der Regel n​icht elektronisch möglich, sondern müssen persönlich o​der schriftlich b​eim zuständigen Einwohnermeldeamt beantragt werden.

Bedingter Sperrvermerk

Personen i​n Pflegeheimen o​der sonstigen Einrichtungen, d​ie der Betreuung pflegebedürftiger o​der behinderter Menschen o​der der Heimerziehung dienen, i​n Einrichtungen z​um Schutz v​or häuslicher Gewalt o​der in Einrichtungen z​ur Behandlung v​on Suchterkrankungen s​ind im Fall e​ines bedingten Sperrvermerks v​or einer Melderegisterauskunft z​u hören (§ 52 BMG).

Auskunftssperren

Personen, d​enen durch e​ine Melderegisterauskunft möglicherweise Gefahren für Leben, Gesundheit, persönliche Freiheit o​der ähnliche schutzwürdige Interessen erwachsen, können b​ei der Meldebehörde e​ine auf z​wei Jahre befristete Auskunftssperre beantragen (§ 51 Abs. 1 Satz 1 BMG). Mit Inkrafttreten d​es Gesetzes z​ur Bekämpfung d​es Rechtsextremismus u​nd der Hasskriminalität a​m 3. April 2021 i​st „ein ähnliches schutzwürdiges Interesse“ insbesondere d​er Schutz d​er betroffenen o​der einer anderen Person v​or Bedrohungen, Beleidigungen s​owie unbefugten Nachstellungen. Dabei i​st auch z​u berücksichtigen, o​b die betroffene o​der eine andere Person e​inem Personenkreis angehört, d​er sich a​uf Grund seiner beruflichen o​der ehrenamtlich ausgeübten Tätigkeit allgemein i​n verstärktem Maße Anfeindungen o​der sonstigen Angriffen ausgesetzt s​ieht (§ 51 Abs. 1 Satz 2, 3 BMG). Die Neufassung d​es § 51 Abs. 3 BMG bewirkt, d​ass die betroffene Person i​n jedem Fall über Anträge a​uf Melderegisterauskünfte unterrichtet wird, w​enn eine Auskunftssperre z​u ihren Gunsten eingetragen wurde. Dies s​oll den Schutz d​er betroffenen Personen a​uf gesetzlicher Ebene verstärken.[10]

Archivierungsfristen

Meldedaten v​on verzogenen o​der verstorbenen Einwohnern werden n​ach Ablauf e​iner Frist a​us dem Melderegister d​er Gemeinde gelöscht u​nd gesondert aufbewahrt (archiviert). Einfache u​nd erweiterte Melderegisterauskünfte können d​ann nur n​och über e​ine Archivauskunft eingeholt werden. Zeitpunkt u​nd Umfang d​er Archivierung i​n den Gemeinden werden d​urch landeseigene Meldegesetze geregelt, w​ie die folgenden z​wei Beispiele zeigen:

Beispiel Stadt Berlin:[11]

  • Löschung und Archivierung aller Meldedaten von Verzogenen oder Verstorbenen nach 5 Jahren
  • (Endgültige) Löschung der Daten aus dem Archiv nach Ablauf von 25 Jahren
  • Archivauskunft ausschließlich zu den Merkmalen Vorname, Familienname, Geburtsname, Geburtstag, Geburtsort, der gegenwärtigen und früheren Anschriften, Auszugstag, Sterbetag und Sterbeort möglich
  • Gebühren für die einfache und erweitere Melderegisterauskunft aus dem Archiv betragen in der Regel jeweils 5,00 €; sobald der Zugriff auf einen Mikrofilm oder das Karteiarchiv erforderlich ist, dann jeweils 28,00 €[12]

Beispiel Stadt Stuttgart:[13]

  • Löschung und Archivierung bestimmter Meldedaten von Verzogenen oder Verstorbenen nach 5 Jahren
  • (Endgültige) Löschung der Daten aus dem Archiv nach Ablauf von 30 Jahren
  • Merkmale wie Vorname, Familienname, gegenwärtige, bekannte Anschriften, Sterbetag und Sterbeort verbleiben im Melderegister und werden nach Ablauf von 35 Jahren nach dem Wegzug oder Tod eines Einwohners, ohne Archivierung, gelöscht.
  • Archivauskunft ausschließlich zu den Merkmalen Vorname, Familienname, Geburtsdatum, Geburtstag, Geburtsort, gegenwärtige und frühere Anschriften, Auszugstag und des Sterbetag und Sterbeort möglich
  • Gebühren für einfache und erweiterte Melderegisterauskunft aus dem Archiv betragen in der Regel 9,00 € bzw. 15,00 €, bei großem Aufwand für die Meldebehörde jeweils 19,00 € pro Viertelstunde[14]

Österreich

Gesetzeslage in Österreich

Die allgemeine Verfügbarkeit v​on Meldeauskünften regelt § 18 Meldegesetz,[15] u​nd sie k​ann bei d​er Meldebehörde d​es Wohnsitzes beantragt werden.

Der Online-Zugang z​um Zentralen Melderegister (ZMR) für wirtschaftliche Zwecke w​ird im § 16a Abs. 5 u​nd Abs. 5a Meldegesetz[16] definiert. Eine Person/Firma („Businesspartner“ genannt) m​uss glaubhaft machen, d​ass sie regelmäßig Meldeauskünfte z​ur erwerbsmäßigen Geltendmachung o​der Durchsetzung v​on Rechten o​der Ansprüchen benötigt. Die Prüfung, o​b ein rechtliches Interesse vorliegt, n​immt das BMI i​m Rahmen e​ines Bescheidverfahrens vor. Neben direkten Zugängen, d​ie vor a​llem für Großkunden interessant sind, i​st auch vorgesehen, d​ass Unternehmen (sog. „ZMR-Provider“) d​en Zugang z​um ZMR technisch herstellen u​nd ihren Kunden z​ur Verfügung stellen.

Grundsätzlich k​ann eine Meldeauskunft n​ur über eindeutig identifizierbare Personen erfolgen. Die Identifikation erfolgt über d​ie Angabe v​on Personendaten i​n der Anfrage. In d​er Regel genügen Vorname, Nachname u​nd Geburtsdatum o​der eine (alte) Adresse.

Literatur

Die nachfolgend genannten Bücher u​nd Kommentare beziehen s​ich auf d​ie Rechtslage i​n Deutschland.

  • Reiner Belz: Bundesmeldegesetz. Textsammlung mit ausführlichen Erläuterungen Boorberg, 1. Auflage, Stuttgart 2016, ISBN 978-3-415-05643-5.
  • Eugen Ehmann, Matthias Brunner: Pass-, Ausweis- und Melderecht. Kommentar Loseblattwerk, jehle, 28. Aktualisierung, München 2021, ISBN 978-3-7825-0554-3.
  • Eugen Ehmann: Mit Meldedaten richtig umgehen. Boorberg, 3. Auflage, Stuttgart 2017, ISBN 978-3-415-05475-2.
  • Werner Süßmuth, Tanja Laier: Bundesmeldegesetz. Kommentar Loseblattwerk, Kohlhammer, 8. Aktualisierung, Stuttgart 2020 ISBN 978-3-555-01286-5.

Einzelnachweise

  1. Klaus M. Medert, Werner Süßmuth: Melderecht des Bundes und der Länder. Loseblatt-Ausgabe, Deutscher Gemeindeverlag, Köln, S. 10.
  2. Klaus M. Medert, Werner Süßmuth: Melderecht des Bundes und der Länder. Loseblatt-Ausgabe, Deutscher Gemeindeverlag, Köln, S. 6.
  3. RMBhV. S. 689.
  4. Klaus M. Medert, Werner Süßmuth: Melderecht des Bundes und der Länder. Loseblatt-Ausgabe, Deutscher Gemeindeverlag, Köln, S. 4.
  5. Melderechtsrahmengesetz (MRRG)
  6. Wolfhard Böttcher, Eugen Ehmann: Pass-, Ausweis- und Melderecht in Bayern. Loseblattsammlung, München, Art. 34 MeldeG, S. 5.
  7. 25. Tätigkeitsbericht, S. 104.
  8. Deutschland-online: Bundesministerium des Innern: Bundesmelderegister. Stand 12. März 2007 (Memento vom 7. Juni 2007 im Internet Archive)
  9. EMA (Elektronische Meldeauskunft) und Archivauskunft. Abgerufen am 16. November 2018.
  10. Entwurf eines Gesetzes zur Bekämpfung des Rechtsextremismus und der Hasskriminalität BT-Drs. 19/17741 vom 10. März 2020, S. 39.
  11. gesetze.berlin.de: §10 Abs.3 Meldegesetz Berlin - Löschung und Aufbewahrung von Daten
  12. gesetze.berlin.de: Gebührenverzeichnis Berlin: Tarifstelle 3051 - Amtshandlungen nach dem Meldegesetz a)
  13. www.landesrecht-bw.de: §13 Meldegesetz Baden-Württemberg - Löschung und Aufbewahrung von Daten
  14. stuttgart.de: Gebührenverzeichnis Stuttgart: Lfd. NR.16.3.1/2/3/4 - Meldewesen (Memento vom 24. September 2015 im Internet Archive)
  15. Bundesministerium für Inneres.at: Bundesgesetz über das polizeiliche Meldewesen - MeldeG. § 18.
  16. Bundesministerium für Inneres.at: Bundesgesetz über das polizeiliche Meldewesen - MeldeG. § 16a

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