Megantereon
Megantereon war eine Gattung der ausgestorbenen Säbelzahnkatzen (Machairodontinae) aus dem Pliozän und Pleistozän. Gelegentlich wird sie auch als „Europäische Säbelzahnkatze“ bezeichnet, was in zweifacher Hinsicht irreführend ist, da sie nicht auf Europa beschränkt war und neben ihr noch andere Säbelzahnkatzen diesen Kontinent bewohnten. Überreste wurden in Afrika, Europa, Asien und Nordamerika gefunden.
Megantereon | ||||||||||||
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Skelett von Megantereon cultridens im Naturhistorischen Museum Basel | ||||||||||||
Zeitliches Auftreten | ||||||||||||
Pliozän bis Pleistozän | ||||||||||||
5 bis 0,5 Mio. Jahre | ||||||||||||
Fundorte | ||||||||||||
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Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Megantereon | ||||||||||||
Croizet & Jobert, 1828 | ||||||||||||
Arten | ||||||||||||
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Systematik
Innere Systematik der Machairodontinae nach Piras et al. 2018[1]
Machairodontinae |
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Merkmale
Im ganzen Erscheinungsbild ähnelte diese Säbelzahnkatze sehr ihrem Nachfahren, dem amerikanischen Smilodon. Megantereon erreichte allerdings bei weitem nicht dessen Ausmaße. In Senèze, einem Weiler nahe Brioude in Frankreich, wurde neben einem gut erhaltenen Skelett von Homotherium auch ein vollständiges Skelett von Megantereon geborgen. Dieses Tier hatte eine Schulterhöhe von etwa 70 cm und in etwa die Ausmaße eines heutigen Jaguars. Allerdings waren die Knochen noch massiger, was auf einen sehr muskulösen Körperbau schließen lässt. Die Vordergliedmaßen waren so groß wie die des heutigen Löwen, die Hintergliedmaßen waren vergleichsweise schwächer, was eine abfallende Rückenlinie bedingte. Megantereon hatte besonders ausgeprägte, lappenartige Zahnscheiden am Unterkiefer, die wohl die langen Eckzähne schützen sollten. Megantereon besaß einen kurzen Schwanz, ähnlich wie heutige Luchse.
Die größten Formen der Gattung lebten in Indien und wurden teilweise auf etwa 90–150 kg geschätzt, bei einem Durchschnittsgewicht von rund 120 kg. Mittelgroße Megantereon sind aus dem restlichen Eurasien und dem Pliozän Europas bekannt. Die kleinsten Formen stammen aus Nordamerika, Afrika und dem unteren Pleistozän Europas und wurden früher auf nur etwa 55–70 kg geschätzt.Reißzähne mit denen von heutigen Katzen. Nimmt man dagegen das Körperskelett als Vergleichsbasis, gelangt man zu deutlich höheren Schätzwerten. Demnach wogen selbst kleinere Formen von Megantereon etwa 100 kg.[3] In Übereinstimmung mit diesen Befunden wird Megantereon des unteren Pleistozän Europas in jüngeren Publikationen mit etwa 100–160 kg angegeben.[4] Große Formen dürften noch schwerer gewesen sein.
Diese Schätzungen beruhten allerdings auf dem Größenvergleich derArten, Funde und Verbreitung
Bis vor kurzem nahm man an, Megantereon sei zum ersten Mal vor etwa 4–5 Millionen Jahren in Nordamerika aufgetreten und von dort aus in die Alte Welt gelangt, wo die Art vor 3–3,5 Millionen Jahren erstmals in Afrika nachgewiesen ist. Neuere Funde aus Afrika, die vermutlich Megantereon repräsentieren, sind mit 5,7 beziehungsweise 7 Millionen Jahren allerdings deutlich älter. Die neuen Funde sprechen daher für einen Ursprung der Gattung im späten Miozän Afrikas.[5] In Nordamerika ging aus Megantereon der berüchtigte Säbelzahntiger Smilodon hervor. Während Smilodon jedoch erst am Ende des Pleistozäns verschwand, starb Megantereon im mittleren Pleistozän aus. In Ostafrika sind die jüngsten Funde etwa 1,5 Millionen Jahre alt, aus Südafrika ist sie von der Fundstelle Elandsfontein, die auf 700.000–400.000 Jahre datiert wird, nachgewiesen. Ein Fund aus dem thüringischen Untermaßfeld zeigt, dass diese Katze noch vor 900.000 Jahren in Mitteleuropa heimisch war. Das ist der jüngste Nachweis von Megantereon in Europa. In Asien überlebte Megantereon bis vor etwa 500.000 Jahren, wo die Gattung zusammen mit Homo erectus an der bekannten chinesischen Fundstelle von Zhoukoudian auftrat.
Es ist nicht restlos geklärt, ob es sich bei Megantereon um mehrere Arten handelte oder um eine einzige. Die bisher gefundenen eurasischen und afrikanischen Formen scheinen mit einiger Sicherheit alle zur Art Meganteron cultridens zu gehören. Bei den amerikanischen Arten kann das nicht mit Sicherheit behauptet werden, da die meisten Funde hier sehr unvollständig sind. Aufgrund der extremen Größenunterschiede und verschiedenen Merkmalen im Zahnbau unterschiedlicher Regionen und Epochen wurden dagegen drei eigenständige Arten vorgeschlagen. Megantereon cultridens aus Nordamerika, Asien und dem europäischen Pliozän, Megantereon whitei aus Afrika und dem europäischen Unterpleistozän und Megantereon falconeri aus Indien.
Lebensweise
Die Lebensweise dieser Art lässt sich auf Grund der schlechten Fossilüberlieferung nur schwer rekonstruieren. Als potentielle Beutetiere in Europa kommen größere Paarhufer, Pferde oder Jungtiere von Nashörnern und Elefanten in Betracht.[6]
Literatur
- Alan Turner, Mauricio Antón: The big cats and their fossil relatives. Columbia University Press, New York NY 1997, ISBN 0-231-10229-1.
- Jordi Augusti, Mauricio Antón: Mammoths, Sabertooths, and Hominids. 65 Million Years of Mammalian Evolution in Europe. Columbia University Press, New York NY u. a. 2002, ISBN 0-231-11640-3.
Nachweise
- Paolo Pirasa, Daniele Silvestro, Francesco Carotenuto, Silvia Castiglione, Anastassios Kotsakis, Leonardo Maiorino, Marina Melchionna, Alessandro Mondanaro, Gabriele Sansalone, Carmela Serio, Veronica Anna Vero, Pasquale Raia: Evolution of the sabertooth mandible: A deadly ecomorphological specialization. Palaeogeography, Palaeoclimatology, Palaeoecology 496, 2018, 166–174, doi:10.1016/j.palaeo.2018.01.034.
- B. M. Navarro, P. Palmquist: Presence of the African Saber-toothed Felid Megantereon whitei (Broom, 1937) (Mammalia, Carnivora, Machairodontinae) in Apollonia-1 (Mygdonia Basin, Macedonia, Greece). Journal of Archaeological Science 23, 1996, 869–872.
- N. Garcia, E. Virgos: Evolution of community in several carnivore palaeoguilds from the European Pleistocene: the role of intraspecific competition. Lethaia 40, 2007, 33–44.
- L. De Bonis, S. Peigne, H. T. Mackaye, A. Likius, P. Vignaud, M. Brunet: New sabre-toothed cats in the Late Miocene of Toros Menalla (Chad). Comptes Rendus Palevol 9 (5), 2010, 221–227.
- Per Christiansen, Jan S. Adolfssen. Osteology and ecology of Megantereon cultridens SE311 (Mammalia; Felidae; Machairodontinae), a sabrecat from the Late Pliocene – Early Pleistocene of Senéze, France. Zoological Journal of the Linnean Society, 2007, 151, 833–884.