Marienhölzung
Die Marienhölzung (dänisch: Frueskov; Petuh: hölzung[1]) im Westen der Stadt Flensburg ist ein 200 ha großer Forst, der als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen ist.
Marienhölzung
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Hauptweg in der Marienhölzung (2018) | ||
Lage | Schleswig-Holstein, Deutschland | |
Fläche | 5,9 km² | |
Kennung | NSG-SH Nr.4 | |
WDPA-ID | 322439 | |
Geographische Lage | 54° 47′ N, 9° 24′ O | |
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Einrichtungsdatum | 1. Januar 1976 | |
Verwaltung | TBZ Flensburg |
Lage
Die Marienhölzung liegt direkt südlich der Gemeinde Harrislee sowie am westlichen Stadtrand von Flensburg, auf einer Stauchendmoräne der letzten Eiszeit. In der Marienhölzung liegt im Übrigen die höchste Anhöhe der Stadt Flensburg, die 64 Meter hoch ist. Die Bundesstraße 200, Harriselleer Umgehung und die Bahnstrecke Fredericia–Flensburg umschließen den größten Teil der Marienhölzung. Durch diesen Teil der Marienhölzung fließt die Marienau, ein Bach, der im südlich gelegenen Mühlenstrom mündet, der wiederum in der Flensburger Förde mündet.[2]
Außer diesem großen Teil der Marienhölzung existieren noch einige separierte beziehungsweise direkt angrenzende Waldbereich:
- Der Nordöstliche Bereich der Marienhölzung gehörte ursprünglich zu St. Gertrud und trug daher den Namen Gertrudenholz. Östlich der Bundesstraße 200 befindet sich heute ein separierter Waldbereich des Gertrudenholzes. Dieser separierte Waldbereich ist durch die Weiße Pforte, dem ehemaligen Haupteingang der Marienhölzung, betretbar.[3][4]
- Nördlich der Harrisleer Umgehung befinden sich auf Harrisleer Gebiet einige abgeschnitte Baumbestände, die offensichtlich auf der Karte des Stadtfeldes von 1779, als „Fedder Bruhn Holz“ eingetragen wurden.[5]
- Westlich hinter der sogenannten „Schwarzen Eisenbahn“, der Bahnstrecke Fredericia–Flensburg, befindet sich ein weiteres, kleines Waldgebiet, dessen Fläche eine dreieckige Form besitzt. Das Waldstück ist offenbar über keine Waldwege erschlossen. Ein Bahnübergang zu diesem Waldbereich hin existiert nicht.
Bestände
Der Forst ist Rest eines großen Waldgebietes, das sich im Mittelalter von der Flensburger Förde bis in die Marsch erstreckte. Ursprünglich kommen in der Marienhölzung Laubbaumarten wie Buche und Eiche vor, jedoch wurden in den vergangenen Jahrzehnten raschwüchsige Nadelbaumarten gepflanzt, insbesondere Fichten, Sitkafichten und die Japanische Lärchen. Neben dem Waldrestaurant steht eine große Eiche, deren Alter auf 200 bis 250 Jahre geschätzt wird. Die Stieleiche wurde unter der Nr. 32 in das Naturdenkmalbuch der Stadt Flensburg eingetragen (vgl. Liste der Naturdenkmale in der Stadt Flensburg).
Geschichte
Eddeboe und Franz Böckmann
Von geschichtlichem Interesse ist zudem die Eddeboe, eine mittelalterliche Burganlage, die ihren Sitz in der Marienhölzung hat. Hintergrund soll hier ein sagenumwobener Ritter um 1200 sein. Neben dieser sagenhaften Überlieferung ist noch eine weitere geschichtliche Begebenheit zu erwähnen, in der der Wald eine große Rolle spielte: Als im 18. Jahrhundert die Schweden Flensburg besetzten und die Bevölkerung arg darunter litt, ging der Flensburger Bürger Franz Böckmann nach Rendsburg, wo sich noch dänische Truppen befanden und erbat sich dort einige Trommler und Pfeifer. Mit diesen ging er in die Marienhölzung. Dort verbarg er sich mit ihnen und versammelte weitere Leute aus der Stadt um sich, die er in dänische Soldatenuniformen steckte. In einer kalten Winternacht verteilte er seine Männer rings um die Stadt, wohl aber weiterhin mit dem Schwerpunkt der Marienhölzung. Auf sein Zeichen begannen seine Trommler laut zu trommeln, seine Pfeifer laut zu pfeifen und seine Männer gut sichtbar zu marschieren. Vor Angst, dass die ganze dänische Armee wieder zurück wäre, verließen die Schweden schleunigst die Stadt durch das Rote Tor. Da die Straßen aber vereist waren, stürzten viele während ihrer Flucht, Flensburg aber war befreit. Dieses Ereignis hat offensichtlich Ähnlichkeit mit dem in der Bibel beschriebenen Kampf Gideons gegen die Midianiter sowie gewisse Parallelen zu der bekannten Legende von Robin Hood. Diese bekannte Begebenheit aus Böckmanns Leben wurde auch schon als Sage eingestuft, findet sich aber auch in geschichtlichen Darstellungen. Zur Befreiung Flensburgs hat Franz Böckmann aber ohne Zweifel erheblich beigetragen, auch wenn einige Details seines Lebens sagenhafter Natur sind.[6][7][8][9]
Vom 18. bis zum 21. Jahrhundert
Ende des 18. Jahrhunderts setzte sich die Marienhölzung als ein Ausflugsziel der Flensburger durch.[10] Im Jahre 1909 gab der Kirchenvorstand von St. Marien die Marienhölzung, zu der auch die Gertrudenhölzung gehört, an die Stadt Flensburg ab.[11]
Seit jeher gilt die Marienhölzung, die primär der Naherholung dienen soll, als ein beliebtes Ausflugsziel der Flensburger, besonders an den Wochenenden oder Feiertagen. Kennzeichnend für den Stadtwald ist ein gut ausgebautes Wegenetz, das ca. 22 km umfasst, mit vielen Sitzgelegenheiten und einigen Wetterschutzunterständen. Die Forstwege, die teils eigene Namen haben, wurden in den vergangenen Jahren nach und nach gründlich saniert. Darüber hinaus sind Reitwege vorhanden.
Weiterhin befindet sich in der Marienhölzung das Gasthaus Marienhölzung. Die besagte Wirtschaft entstand schon im 18. Jahrhundert.[12] Das heutige Gebäude des historischen Waldrestaurants wurde 1825/26 errichtet. Heute befindet sich dort auch ein Kinderspielplatz. Die Gastwirtschaft gehört heute dem Katharinenhospiz, das das Gasthaus in den nächsten Jahren für den Kinder- und Jugendhospizdienst nutzen will.
Ein im Jahr 1990 angelegter Waldlehrpfad wurde 2004 runderneuert und dient der Information über den Wald und seine ökologischen Zusammenhänge. Die Marienhölzung beherbergt zudem einen 2003 neu gebauten Balancier-Parcours sowie ein Wildgatter mit Schwarz- und Damwild.
Bewirtschaftung
Für die Bewirtschaftung verantwortlich sind ein Förster und zwei Forstwirte. In einer Agenda wurden die Prinzipien der Bewirtschaftungsform für die Flensburger Stadtwälder, und somit auch für die Marienhölzung, festgelegt. In erster Linie wird hier nach dem Grundsatz des Naturnahen Waldbaus gearbeitet, dessen Ziel der Dauerwald ist. Es wird nur soviel Holz eingeschlagen, wie auch nachwächst. Gleichzeitig werden die Interessen der Bevölkerung berücksichtigt, den Wald als Naherholungsraum nutzen zu können. Die Marienhölzung ist nach dem Landeswaldgesetz Schleswig-Holstein ein ausgewiesener Erholungswald.
Seit dem 1. Januar 2008 ist die Marienhölzung sowie die übrigen Waldflächen Flensburgs im Besitz des Technischen Betriebszentrums (TBZ), also nicht mehr im direkten Eigentum der Stadt Flensburg.
In einem ausgewiesenen Teil des Waldes dürfen im Übrigen Hunde ohne Leinenzwang laufen. (Hundefreilauf).
Bebauung
Im Wald befindet sich der Forsthof der Marienhölzung mit den zwei Flensburger Forsthäusern, dem Betriebshof der Stadtförsterei und der Flensburger Waldjugend. Am Sängerstein treffen sich Chöre und Musikgruppen zum gemeinsamen Musizieren unter freiem Himmel. Gelegentlich werden im Waldrestaurant Konzerte und Gottesdienste veranstaltet.
Schwarze Eisenbahn
Direkt hinter dem Wolfsmoor ist eine Bahnstrecke erkennbar, die im Bereich der Marienhölzung „Schwarze Eisebahn“ genannt wird.[13][14] Dabei handelt es sich um die Bahnstrecke Fredericia–Flensburg.
Weiße Pforte
Die Weiße Pforte bildete zwischen 1851 und 1962 das Hauptportal zur Marienhölzung. 1962 wurde der Wald durch den Bau der B 200 zerschnitten, und die Weiße Pforte war fortan nur noch Eingang zu einem sehr kleinen und nun isolierten Teil des Waldes, während der neue Weg (Grüner Weg) parallel über eine neue Brücke geführt wurde. Die Pforte verfiel im Laufe der Jahre, bis es 2007 dem Flensburger Verschönerungsverein e.V. gelang, mit Hilfe von Spendengeldern der Flensburger Bürger die historische Toranlage zu restaurieren.
- Sängerstein in der Marienhölzung, 2003
- Wolfsmoor in der Marienhölzung 2003 zum Winter
- Die Weiße Pforte, Herbst 2009
- Marienhölzung, Einfahrt Westerallee, Dezember 2009
- Der Schwanenteich im Winter, Dezember 2009
- Wolfsmoor in der Marienhölzung im Sommer 2011
- Ehemaliges Waldrestaurant in der Marienhölzung (bis 2018)
- Graureiher, am Rande der Marienhölzung, 2015
- Das Waldrestaurant in der Marienhölzung, davor die Alte Eiche, die als Naturdenkmal durch die Stadt Flensburg unter Schutz gestellt wurde.
- Marienhölzung, Einfahrt von der Westerallee/Magdalenenhof
- Wegweiser zum Wildgatter in der Marienhölzung
- Rasthütte in Marienhölzung
Weblinks
- Försterei Flensburg
- Landschaftsschutzgebiet-Verordnung (PDF; 91 kB)
Einzelnachweise
- W. L. Christiansen: Petuh ABC. 1. Auflage. Mohland Verlag, Goldebek 2003, ISBN 3-936120-46-3, S. 59.
- vgl. Quelle: Stadtforst Marienhölzung – Flyer zur Marienhölzung, Stadt Flensburg 1998.
- Evangelisch-Lutherischer Kirchenkreis Schleswig-Flensburg. Unsere Kirche. Die alte Kirche St. Gertrud zu Flensburg
- Jürgensen-Karte von Flensburg und Umgebung 1779
- Jürgensen-Karte von Flensburg und Umgebung 1779
- Flensburger Straßennamen. Gesellschaft für Flensburger Stadtgeschichte, Flensburg 2005, ISBN 3-925856-50-1, Artikel: Böckmansgang
- Gundula Hubrich-Messow: Sagen und Märchen aus Flensburg, Husum 1992, S. 47, Nummer 55
- Vgl. Schriften der Gesellschaft für Flensburger Stadtgeschichte (Hrsg.): Flensburg in Geschichte und Gegenwart. Flensburg 1972, Seite 303 f.
- Vgl. Flensburg – Geschichte einer Grenzstadt. Hrsg. von der Gesellschaft für Flensburger Stadtgeschichte. Flensburg 1966, Seite 130 ff.
- Lutz Wilde: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Kulturdenkmale in Schleswig-Holstein. Band 2, Flensburg, Seite 402 ff.
- Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 29. Oktober 2013 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Gartendenkmalpflege in Schleswig-Holstein, Marienhölzung; abgerufen am: 5. Dezember 2018
- Flensburger Straßennamen. Gesellschaft für Flensburger Stadtgeschichte, Flensburg 2005, ISBN 3-925856-50-1, Artikel: Schwarzer Weg; Vgl. hinsichtlich der Verwendung auch beispielsweise: Wer angelte in Flensburgs Marienhölzung (Bereich Schwarzer Eisenbahn); abgerufen am: 13. April 2014
- Die Bezeichnung wird im Übrigen auch der Petuhsprache zugerechnet. Vgl. W. L. Christiansen: Petuh-ABC. 1. Auflage. Mohland Verlag D. Peters. Nachf., Goldebek 2003, ISBN 3-936120-46-3, Petuh ABC – SCH, S. 83.