Maria Trost (Dobrá Voda)
Die Wallfahrtskirche Maria Trost (tschechisch: Poutní kostel P. Marie Těšitelky) befindet sich im Ortsteil Dobrá Voda der Gemeinde Horní Stropnice im Jihočeský kraj in Tschechien. Sie liegt am Abhang des Kuhberges im Gratzener Bergland und bietet einen weiten Ausblick in das Wittingauer Becken.
Geschichte
Nachdem seit der Mitte des 16. Jahrhunderts im südlich gelegenen Heilbrunn (Hojná Voda) Heilquellen bekannt waren, wurde zwischen Heilbrunn und Rauhenschlag (Chlupatá Ves) am nördlichen Abhang des Kuhberges bei Gratzen eine weitere Heilquelle entdeckt. Nach dem Dreißigjährigen Krieg wurde 1648 an dieser Stelle ein Marterl mit einem Kreuz und einem Marienbild aufgestellt. Seit 1698 wurde die Heilquelle als wundertätig verehrt und als „Brünnl“ bezeichnet. Die Verehrung ging auf eine Erscheinung der Brüder Hans und Matthias aus Schlagles (Paseky) zurück, die am Dreikönigstag 1698 eine Schar von Wallfahrern gesehen haben sollen, die zum Marterl zogen. Nachdem in der Nacht vom 4./5. Oktober 1701 der Bauernsohn Matthias Egidi aus Friedrichschlag (Bedřichov) mehrere Erscheinungen hatte und ihm Gott ein Kirchenmodell zeigte und ihm auftrug, eine solche Kirche an der Stelle des Marterls zu errichten, wurde dort eine Kapelle erbaut. Da die Kapelle schon bald die vielen Wallfahrer nicht fassen konnte, ließ der Grundherr der Herrschaft Gratzen, Albert Karl Graf von Buquoy, 1708 bis 1715 die heutige Wallfahrtskirche „Maria Trost“ erbauen, die 1715 geweiht wurde. Es ist nicht überliefert, von welchem Architekten oder Baumeister die Pläne für das in der Kunstgeschichte Böhmens bedeutende Kirchengebäude stammen. In der 1701 erbauten Kapelle fand ein Marienbild besondere Verehrung, das später durch eine größere Darstellung der Maria (Mutter Jesu) ersetzt wurde. 1872 erhielten in der Wallfahrtskirche 62.000 Katholiken die hl. Kommunion. 1888 erfolgte eine gründliche Renovierung mit einer Innenvergoldung des Kirchenraumes. Den Gottes- und Wallfahrtsdienst betreuten zwei Geistliche des Ordens der Zisterzienser aus dem Kloster Hohenfurt.
Kirchengebäude
Der Aufgang zur Kirche besteht aus einer zweiläufigen Freitreppe. Da sie sich auf halber Höhe noch einmal teilt, führen zwei Stufenanlagen zum Hauptportal, zwei weitere zum Kreuzgang, der die Kirche von drei Seiten umschließt.
Unter dem mittleren Teil der Freitreppe ist eine dreiteilige Kapelle eingebaut, die durch ein eichenlaubgeschmücktes Eisengitter abgeschlossen ist. Im mittleren Teil der Kapelle steht eine Pieta, in den seitlichen Teilen befinden sich Statuen der Heiligen Johannes der Täufer, Hieronymus, Maria Magdalena und Rosalia. In zwei Marmorbecken neben dem Eingang in die Kapelle wurde das als heilkräftig geltende Quellwasser geleitet.
Über dem Hauptportal befindet sich oberhalb des ovalen Fensters ein Doppelwappen des Stifters Albert Karl von Buquoy und seiner Ehefrau Antonia Renata Czernin von und zu Chudenitz. Zwei weitere Kircheneingänge befinden sich im Westen und Süden des Kirchengebäudes.
Innenausstattung
Das Kircheninnere ist 23 Meter lang und 16 Meter breit. Die Kirchenwände mit acht Fenstern und korinthischen Pilastern enthalten Nischen, in denen sich überlebensgroße Statuen der Kirchenväter Hieronymus, Augustinus, Gregor und Ambrosius befinden. Das Deckengemälde von 1729 wurde 1888 renoviert und zeigt Gestalten aus dem Alten und dem Neuen Testament.
- Der Hauptaltar von 1718 besteht aus einem bis zum Gewölbe reichenden Rahmen, in dem goldene Bänder, Wolken und Engelsgestalten zusammengesetzt wurden. Nachdem das ursprüngliche Altarbild 1841 durch einen Blitz beschädigt worden war, entstand das heutige Bild 1842 in Krumau. Zu beiden Seiten des Marienbildes stehen große Engelsgestalten mit der Inschrift „O Trösterin der Betrübten, zeige dich als eine Mutter“. Der Altar ist mit Gott Vater sowie einer Taube des Heiligen Geistes im Strahlenkranz bekrönt. Der Altar trägt das Wappen des Grafen Karl Kajetan Buquoy und seiner Ehefrau Philipine von Pálffy. Seitlich des Altars stehen in Nischen die Statuen der Heiligen Leonhard und Antonius.
- Der linke Seitenaltar zeigt unter einem Baldachin den hl. Franz von Assisi mit den Wundmalen sowie die Heiligen Adalbert und Norbert. In einem Oval wird der Mitbegründer des Zisterzienserordens Bernhard von Clairvaux mit der hl. Maria dargestellt.
- Der rechte Seitenaltar ist dem hl. Johann von Nepomuk geweiht und enthält die Statuen der Heiligen Sigismund und Wenzel sowie des Erzengels Michael.
- Die vergoldete Kanzel aus Holz ist mit vielen Putten verziert und Heiligenstatuen umgeben. Auf dem Schalldeckel steht eine Statue des hl. Paulus, der ein Buch und ein Schwert hält.
- Die Orgel im Westen des Kirchenschiffes wurde 1727 aufgestellt. Das Orgelgehäuse ist mit Schnitzereien und Ornamenten verziert. Den oberen Abschluss bildet eine lebensgroße Figur des Königs David mit der Harfe.
- Die Beichtstühle unter der Orgelempore enthalten Bilder des hl. Petrus und der hl. Maria.
- Das Taufbecken im Empirestil entstand Anfang des 19. Jahrhunderts.
Seelsorge
Bereits 1708 wurden Heilbrunn und Brünnl zu einer selbständigen Pfarrei erhoben. Nach der 1715 erfolgten Weihe stand die Kirche unter dem Kirchenpatronat der Grafen Buquoy, wobei die Seelsorger vom Kloster Hohenfurt gestellt wurden. Erster Pfarrer war P. Philipp Ringler, der ab 1719 in dem neu errichteten Pfarrhof wohnte. Als während der Josephinischen Reformen die Wallfahrtskirche gesperrt werden sollte, wurde Brünnl 1787 zu einer eigenen Pfarrei erhoben, zu der auch Rauhenschlag (Chlupatá Ves) und Schlagles (Paseky) gehörten. 1888 wurde die Kirche auf Veranlassung der Gräfin Philippine Buquoy renoviert und durch den Budweiser Bischof Martin Josef Říha neu geweiht. Das anschließende Pontifikalamt zelebrierte der Hohenfurter Abt Leopold Wackarž.
Nach der Vertreibung der Deutschen aus der Tschechoslowakei nach Ende des Zweiten Weltkriegs im Mai 1945 – Brünnl hatte etwa 300 deutschsprachige Bewohner – und der Übernahme der Macht in der Tschechoslowakei durch die Kommunisten 1948 kam die Wallfahrt zum Erliegen. Obwohl das Stift Hohenfurth bereits im April 1950 liquidiert worden war – es lag im Bereich der Grenzbefestigungen der Tschechoslowakei im Kalten Krieg – konnten sich die Zisterzienser in Dobrá Voda noch bis 1952 halten. Durch die Auswirkungen dieses Eisernen Vorhangs war der Ort weitgehend entsiedelt. Die Kirche konnte vor der geplanten Zerstörung gerettet werden, allerdings wurde die Heilquelle zugeschüttet. Während der Zeit des Prager Frühlings 1968 lebte die Wallfahrt kurze Zeit wieder auf. Nach der Samtenen Revolution von 1989 übernahmen österreichische Mönche die seelsorgliche Betreuung der Wallfahrtskirche Dobrá Voda (Brünnl) in Tschechien.
Literatur
- P. Raab S.O.C.: Jubiläumsbüchlein Maria Trost. Selbstverlag Gratzen, 1901
- Rudolf Sitka: Die Gnadenorte der Sudetenländer. Der Allerseligsten Jungfrau Maria im Marianischen Jahr 1954 in frommer Ehrfurcht gewidmet. Kempten im Allgäu, 1954, S. 75 bis 77 Maria-Trost in Brünnl bei Gratzen.
- Karl M. Swoboda: Barock in Böhmen. Prestel-Verlag München, 1964, S. 43, Textstelle in dem Abschnitt: Die Barockgotik Santin-Aichels, die böhmisch-mährischen Wallfahrtskirchen und Gnadenkapellen.
- Zdeněk Štrejn, Vladimír Hyhlík: Brünnl – Wallfahrtskirche Maria Trost. Historická společnost Starý Velehrad 1995, ISBN 80-901836-5-4.
- Maria Trost in Brünnl – Pfarrkirche Maria Himmelfahrt (Aushang und aufliegender Text in der Kirche von Dobrá Voda; Mai 2009).