Marcus Bakker
Marcus Bakker (* 20. Juni 1923 in Zaandam; † 24. Dezember 2009 ebenda) war ein niederländischer kommunistischer Journalist und Politiker.
Biografie
Bakker entstammte einer politisch engagierten Familie aus dem Umfeld der Sozial-Demokratische Arbeiterpartei (SDAP), der Vorgängerin der heutigen Partij van de Arbeid (PvdA). Während der deutschen Besatzung der Niederlande schloss er sich 1943 der kommunistischen Widerstandsbewegung sowie der Communistische Partij van Nederland (CPN) an.
Unmittelbar nach der Befreiung durch die alliierten Streitkräfte wurde er bereits 1945 Mitglied des Parteivorstands der CPN und dann 1947 auch von dessen Exekutivvorstand. In dieser Funktion gehörte er 1951 neben dem von ihm bewunderten Parteivorsitzenden Paul de Groot (1899–1986) zu den maßgeblichen Autoren des Wahlprogramms der CPN. Darin wurde Josef Stalin der „Größte Feldherr aller Zeiten“ genannt, was die stark KPdSU-orientierte Haltung der Partei verdeutlichte.
1953 erfolgte seine Ernennung zum Chefredakteur der Parteizeitung De Waarheid und damit zum jüngsten Chefredakteur der Niederlande. Während seiner bis 1958 dauernden Tätigkeit gab die Zeitung am 6. März 1953 zum Tode Stalins eine Extraausgabe heraus. Nachdem sich „De Waarheid“ während des Ungarischen Volksaufstands auf die Seite der Invasoren gestellt hatte, wurde sie deswegen aus dem Tageszeitungsverband NDP Nieuwsmedia ausgeschlossen. Es kam zu einer Entladung des Volkszorns gegen die Partei und Zeitung, als eine Menschenmenge versuchte das Parteihaus Felix Meritis, in dem auch die Druckerei der Waarheid beheimatet war, zu stürmen. Auch in anderer Hinsicht scherte die Zeitung aus, so war sie die einzige, die sich der Selbstzensur der niederländischen Zeitungen während der Greet-Hofmans-Affäre nicht beugte und über diese berichtete.
1956 wurde er als Vertreter der CPN zum Abgeordneten der Zweiten Kammer der Generalstaaten, dem Unterhaus des niederländischen Parlaments gewählt und gehörte diesem bis 1982 an.
Von 1963 bis 1982 war Bakker als Nachfolger de Groots nicht nur Fraktionsvorsitzender der CPN in der Zweiten Kammer, sondern neben dem Parteivorsitzenden de Groot auch der eigentliche politische Führer der Partei und führte diese nach dem Bruch mit der KPdSU 1963 zunehmend zu einer wählbaren linken Alternative aus. 1972 errang die CPN sieben Abgeordnetenmandate, was auch die Bildung einer Volksfront-Regierung denkbar werden ließ.
Allerdings wurde die Wahlkampagne (Van Agt eruit, de CPN erin; zu deutsch: „Van Agt raus, die CPN rein“) bei den Wahlen 1977 gegen die Katholieke Volkspartij (KVP) unter Dries van Agt vom amtierenden Ministerpräsidenten und Vorsitzenden der PvdA, Joop den Uyl, als so aggressiv angesehen, dass dieser eine Koalition mit der CPN ausschloss und damit trotz der Stellung als größte Fraktion auf eine Regierungsbildung verzichtete. Die CPN selbst erlitt eine empfindliche Wahlniederlage und errang 1977 lediglich zwei Parlamentssitze. Als de Groot daraufhin die Schuld neben Bakker auch anderen führenden Politikern der CPN wie dem neuen Parteivorsitzenden Henk Hoekstra (1924–2009) und den Brüdern Jaap und Joop Wolff zuwies, kam es zur ersten, aber auch einzigen Auseinandersetzung zwischen Bakker und de Groot.
Den Zusammenbruch der meisten kommunistischen Regierungen weltweit nach dem Mauerfall 1989 sah er als einen tiefen Einschnitt im kommunistischen Weltbild an, verurteilte jedoch andererseits die aufkommenden Änderungen der Ideologien der kommunistischen Parteien.
Nach der Auflösung der CPN wurde er schließlich 1991 Mitglied der neugegründeten Partei GroenLinks.
Werke
- Wissels. Bespiegelingen zonder berouw. De Haan, Weesp, Provinz Nordholland 1983, ISBN 90-228-3698-3 (Autobiografie)
Weblinks
- M. (Marcus) Bakker, Parlement & Politiek
- „Oud-CPN-voorman Marcus Bakker (86) overleden“. In: De Volkskrant