Madi Epply
Magdalena Maria „Madi“ (auch „Mädi“ und „Mady“) Epply (* 22. September 1907 in Wien; † 23. Juli 2005 ebenda[1]) war eine österreichische Wasserspringerin. Sie war in den Disziplinen Kunst- und Turmspringen mehrmalige österreichische Meisterin, Europameisterin und nahm an den Olympischen Spielen 1932 und 1936 teil.[2]
Madi Epply | ||||||||||
Persönliche Informationen | ||||||||||
Nationalität: | Österreich | |||||||||
Disziplin(en): | Kunst- und Turmspringen | |||||||||
Geburtstag: | 22. September 1907 | |||||||||
Geburtsort: | Wien | |||||||||
Sterbedatum: | 23. Juli 2005 | |||||||||
Sterbeort: | Wien | |||||||||
Medaillenspiegel | ||||||||||
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Medaillen
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Leben und sportliche Karriere
Madi Epply betrieb im Wiener Stadtteil Gersthof als Friseurmeisterin einen eigenen Friseursalon mit vier Angestellten und zwei Lehrlingen.[3] Die klein gewachsene blonde Frau war sportlich: Sie war Skifahrerin und nach eigener Aussage „begeisterte Eisläuferin“ und besaß das Sportabzeichen des österreichischen Hauptverbandes für Körpersport.[3]
Mit dem Wasserspringen begann sie erst 1928 und nahm hierfür Unterricht in Gymnastik und akrobatischem Turnen bei dem Wiener Sportlehrer Eduard „Edi“ Polz (1896–1974).[3] Bereits bei ihrer ersten Teilnahme an einem Wettbewerb besiegte sie im Rahmen eines Städtewettkampfes Wien–Berlin die deutsche Olympiakandidatin Ilse Meudtner im Turmspringen.[3] In den Jahren 1930 bis 1939 war Epply jeweils österreichische Meisterin im Kunst- und Turmspringen.[2] Bei den Schwimmeuropameisterschaften 1931 in Paris gewann sie die Goldmedaille im Turmspringen vom 10-Meter-Brett und die Silbermedaille im Kunstspringen vom 3-Meter-Brett.[4]
Im Jahr 1932 qualifizierte sie sich für die Olympischen Sommerspiele in Los Angeles. Im Vorlauf nahm sie mit weiteren Olympiakandidaten und Sportfunktionären an einem Empfang des damaligen österreichischen Bundespräsidenten Wilhelm Miklas teil.[5] Am 10. Juli 1932 trat der Olympiakader in Bremen die sechstägige Schiffsreise mit dem modernen Dampfschiff Europa nach New York an.[6] Gemeinsam mit Epply reisten unter anderem die Florettfechterin Ellen Preis, der Ringer Nikolaus Hirschl, der Gewichtheber Karl Hipfinger und ihr späterer Ehemann, der Wasserspringer Sepp Staudinger; mit an Bord waren auch der deutsche Sportjournalist Kurt Doerry und der Pressezeichner Emil Stumpp aus Berlin.[6] Epply schloss die Wettbewerbe im Kunstspringen in Los Angeles als Sechste unter acht Teilnehmerinnen aus sechs Ländern ab[7] und belegte im kombinierten Turmspringen mit jeweils zwei Sprüngen vom 5- und 10-Meter-Brett den siebten Rang.[8][9] An den Olympischen Sommerspielen 1936 in Berlin nahm sie ebenfalls teil und belegte dort im Kunstspringen Rang 12 und im Turmspringen Rang 21.[10][11]
Resonanz in den Medien
Madi Epply und Josef Staudinger waren in den 1930er-Jahren während ihrer Trainings- und Wettkampfsprünge ein beliebtes Motiv des Sportfotografen Lothar Rübelt (1901–1990), dessen Arbeiten heute in Museen und Sammlungen enthalten sind und bei Auktionen zu hohen Preisen gehandelt werden. Im Jahr 1985 zeigte ein Plakat zur Fotografie-Sonderausstellung „Das Geheimnis des Moments“ in der Wiener Albertina ein im Jahr 1932 entstandenes Rübelt-Foto des Paares Epply/Staudinger bei einem Doppelsprung vom 10-Meter-Turm in den Millstätter See. Ein weiteres Doppelsprungfoto aus dem Jahr 1935 mit dem Titel „Mädy Epply und Sepp Staudinger bei einem Doppelsprung vom 10-Meter-Turm“ ist auf dem Einband des Begleitbuches zur Ausstellung „Im Blickpunkt“ zu sehen, die im Jahr 2002 von der Fotosammlung der Österreichischen Nationalbibliothek ausgerichtet wurde.[12][13]
Das Interesse der österreichischen Medien an der international erfolgreichen Spitzensportlerin war groß. In der Frauenzeitschrift Das Wort der Frau erschien beispielsweise im Oktober 1931 der Artikel Unsere Europameisterin: Besuch bei Mädi Epply.[3] Ihr Hochzeitsfoto wurde im Jahrbuch 1935 der Berliner Illustrirten Zeitung abgedruckt.[14] In einem Interview der Zeitschrift Fußball-Sonntag, die Anfang 1938 auch Madi Epply als prominente Sportlerin zu dem damals kontrovers diskutierten Thema Frauenfußball befragte, sagte sie:
„Solche Art von Kampfsport – ich nehme da den Handballsport hinzu – eignet sich nicht für Frauen. […] Frauen, die schwitzend, mit aufgelösten Haaren, einander stoßen und rempeln, sind ein Anblick, der niemand Vergnügen bereiten kann, der vielleicht Männern zur Belustigung dienen mag […]. Den Frauenfussball verabscheue ich.“
Persönliches
Am 29. Juni 1935 heiratete Epply in Wien[14] ihren Sportskollegen Josef „Sepp“ Staudinger (1906–1998), den Europameister im Turmspringen von 1931[16][17]. Diese Ehe wurde am 23. Februar 1942 geschieden.[18] Im selben Jahr heiratete sie erneut[1] und hieß ab diesem Zeitpunkt mit Familiennamen Tanzer.[2]
Trivia
In dem 1934 herausgegebenen Sammelalbum „Rekord im Sport“ war auch ein Sammelbild mit einem Foto von Madi Epply enthalten (Bild Nr. 157). Es handelte sich dabei um ein Album für Zigarettenbilder der Dresdner Zigarettenfabrik Greiling, für das der deutsche Sportjournalist Kurt Doerry die Texte geschrieben hatte.[19]
Weblinks
- Magdalene Epply-Staudinger in der Datenbank von Olympedia.org (englisch)
Fotos:
- Madi Epply auf einem Gruppenfoto der österreichischen Olympiateilnehmer (Madi Epply 2. von links)
- Edi Polz, Madi Epply und Sepp Staudinger, Gymnastik mit Medizinbällen, 1930
- Madi Epply mit Sepp Staudinger, um 1930
- Hochzeit Epply/Staudinger, Juni 1935
Einzelnachweise
- Taufbuch Pf. Wien Gersthof, tom. VIII, fol. 277. In: Matricula. Abgerufen am 29. November 2021.
- Ilse Korotin: biografiA. Böhlau Verlag Wien, 2016, ISBN 978-3-205-79590-2, S. 737 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- Österreichische Nationalbibliothek: ANNO, Das Wort der Frau, 11. Oktober 1931, S. 3. In: anno.onb.ac.at. 11. Oktober 1931, abgerufen am 13. September 2016.
- Medaillengewinner auf gbrbrathletics.com, abgerufen am 11. September 2016.
- Rübelt-Foto: Die Olympiakandidaten beim Bundespräsidenten (1932), bildarchivaustria.at, abgerufen am 26. September 2016.
- Ancestry.com. New York, Passagierlisten, 1820-1957 [database on-line]. Provo, UT, USA: Ancestry.com Operations, Inc., 2010. Jahr: 1932; Ankunft: New York, New York; Microfilm Serie: T715, 1897–1957; Microfilm Nr. 5188; S. 76; Zeile 7.
- Ergebnisse auf sports-reference, sports-reference.com, abgerufen am 11. September 2016.
- Ergebnisse 5- und 10-Meter-Brett, sports-reference.com, abgerufen am 11. September 2016.
- Objekt des Monats August 2016 - Wienbibliothek. (Nicht mehr online verfügbar.) In: wien.gv.at. 29. Juli 2016, archiviert vom Original am 16. September 2016; abgerufen am 11. September 2016. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Österreichische Nationalbibliothek: ANNO, (Wiener) Sporttagblatt, 1936-08-13, Seite 2. In: anno.onb.ac.at. 13. August 1936, abgerufen am 29. November 2021.
- Madi Epply-Staudinger auf der Website des Österreichischen Olympischen Comités, olympia.at, abgerufen am 11. September 2016.
- Markus Mittringer: Kopfsprünge, Kriege, Gebautes: Österreich im Bild, Der Standard, 26. Dezember 2002, derstandard.at, abgerufen am 11. September 2016.
- Foto Mädi Epply und Sepp Staudinger beim Turmspringen, Bildarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek, bildarchivaustria.at, abgerufen am 11. September 2016.
- Berliner Illustrirte Zeitung: Jahrbuch 1935, S. 94. In: fernsehmuseum.info. Abgerufen am 29. November 2021.
- Matthias Marschik: Frauenfussball und Maskulinität. LIT Verlag Münster, 2003, ISBN 978-3-825-86787-4, S. 148 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- Josef Staudinger in der Datenbank von Sports-Reference (englisch; archiviert vom Original), abgerufen am 6. September 2018.
- Foto der Hochzeit Epply/Staudinger, Bildarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek, bildarchivaustria.at, abgerufen am 11. September 2016.
- Trauungsbuch Pf. Wien Gersthof, tom. X, fol. 17. In: Matricula. Abgerufen am 29. November 2021.
- Sammelalbum Rekord im Sport, Objektdatenbank des Stadtgeschichtlichen Museums Leipzig, abgerufen am 25. September 2016.