Zigarettenbild
Zigarettenbilder sind eine Sonderform der Sammelbilder. Sie wurden Zigarettenschachteln beigelegt oder konnten über Scheck-System erworben werden und in ein Sammelalbum eingeklebt werden. Zigarettenbilder stammen ursprünglich aus den USA, wo sie Ende des 19. Jahrhunderts von James Buchanan Duke, dem Gründer von American Tobacco, eingeführt wurden. Das Sammeln von Zigarettenbildern kam in den 1930er bis 1940er Jahren auch in Deutschland in Mode. Zigarettenbilder stellen einen Aspekt der Alltagskultur dieser Zeit dar.
Entwicklung zum Massenprodukt
Etwa ab 1910 wurden die hochwertigen Sammelbilder, wie zum Beispiel von den Firmen Stollwerck, Liebig oder Palmin durch die meist kleineren und weniger anspruchsvollen Bilder der aufstrebenden Zigarettenindustrie verdrängt. Billigere Drucktechniken und höhere Auflagen führten schließlich zu einem Begriffswandel; das Sammelbild war fortan zu einem unter dem Begriff Zigarettenbild verbreiteten Massenprodukt geworden. Zudem waren die Alben jetzt meist einer bestimmten Thematik gewidmet. Neben Sportalben aller Art waren zum Beispiel Film und Schauspieler, Mode, Natur, Flaggen und Uniformen, Technik und Verkehr, der Erste Weltkrieg, aber auch Volkslieder und Volkstrachten Gegenstand des Sammelns.
Dieser Trend setzte sich in den 1930er Jahren fort. Sammelalben waren jetzt häufig mit viel Text versehen und sehr günstig (Preise um 1 Reichsmark) zu haben. Die Auflagen der Alben gingen in die Millionen, die der Bilder sogar in die Milliarden. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten in Deutschland wurden die Zigarettenbilder vor allem für Propagandazwecke eingesetzt, wie zum Beispiel das Album über den Raubstaat England des Soziologen Ernst Lewalter verdeutlicht.
1942 wurde aus kriegswirtschaftlichen Erwägungen die Produktion von Zigarettenbildchen und -alben jedoch eingestellt und konnte erst nach Kriegsende wieder aufgenommen werden (Margarinebildchen). 1955 verbot die Bundesregierung die Beigabe von Sammelbildchen zu Tabakprodukten, und der Bundesgerichtshof entschied 1957, dass nur Bilder mit Werbemotiven zulässig seien – daraufhin hat diese Form der Sammelbilder an Bedeutung verloren und wurde dann in den 1960er Jahren durch die Fußballbildchen (zuerst von Panini) abgelöst.
Wichtig waren vor allem militärische Themen wie Uniformen, der Aufbau von Streitkräften (v. a. Reichswehr und Wehrmacht) oder Kriege. Weiter waren die Olympischen Spiele von 1936 in Berlin von Bedeutung. Weiters gab es Bilder zu den Themen deutsche Kolonien, exotische Menschen, Filmschauspieler, Heimat (z. B. Trachten oder historische Bauwerke) und Tiere.
Viele dieser Alben wurden von Reemtsma, Haus Neuerburg, dem Cigaretten-Bilderdienst Hamburg oder dem Cigaretten-Bilderdienst Dresden herausgegeben.
Beispiel: Cigaretten-Bilderdienst Hamburg-Bahrenfeld
Die Alben des Cigaretten-Bilderdienstes Hamburg-Bahrenfeld wurden zum Teil in Sammelgruppen unterteilt.
- Werk 1: „Aus Wald und Flur. Pflanzen unserer Heimat“. Autor: Walter Nöldner. 1937
- Werk 2: „Die Malerei der Gotik und Frührenaissance“ 1938
- Werk 3: „Aus Wald und Flur: Tiere unserer Heimat“ (Ludwig Zukowsky)
- Werk expressionistisch beeinflussten Künstlers Stefan Mart 4: „Deutsche Märchen“ 1939. Es ersetzte das 1933 erschienene Album "Märchen der Völker" des
- Werk 5: „Aus Deutschlands Vogelwelt“. Album mit allen 200 farbigen Sammelbildern. 1932
- Werk 6: „Die Olympischen Spiele in Los Angeles“ 1932
- Werk 7: „Gestalten der Weltgeschichte. Zeitgenössische Miniaturen berühmter Persönlichkeiten aus vier Jahrhunderten“. Album mit 200 farbigen Sammelbildern. Mit vielen einfarbigen Textzeichnungen von Wilhelm Meyer. 1933
- Werk Heinrich Hoffmann. Text von Wilfrid Bade. 8: „Deutschland erwacht. Werden, Kampf und Sieg der NSDAP“. Die Auswahl und künstlerische Durcharbeitung der Lichtbilder übernahm
- Werk Wolfgang Bruhn. 1936 (fünf Bildergruppen zu je 60 Bildern). 9: „Deutsche Kulturbilder 1400–1900“ (1936) Deutsches Leben in 5 Jahrhunderten. 300 Farbbilder. Wissenschaftliche Bearbeitung und Gestaltung der Texte: Dr.
- Werk 10: „Die Malerei der Renaissance“. 92 Seiten mit einem Vorwort von Emil Waldmann.
- Werk 11: „Die Malerei des Barock“ (1940). Mit einem Vorwort von Emil Waldmann. Album mit 100 farbigen Sammelbildern
- Werk 12: „Bilder Deutscher Geschichte“ 1936. Illustrierter Originalpappeinband mit Einbandillustration von O.H.W. Hadank, Berlin.
- Werk 13: „Die Olympischen Spiele 1936“, Band 1 (Winter); In Berlin und Garmisch-Partenkirchen; Herausgeber: Walter Richter
- Werk 14: „Die Olympischen Spiele 1936“, Band 2; In Berlin und Garmisch-Partenkirchen. Herausgeber: Walter Richter; 1936. 165 Seiten
- Werk 15: „Adolf Hitler“ (1936). Gruppen 62–67 ergänzen sich zum vollständigen Werk 15
- Werk 16: „Raubstaat England“ 1941
Galerie
- Flagge von Izmir (Smyrna) aus der Serie „Flags of all Nations, 150 Designs“ von Big Run Cigarros (1910)
- Flagge von Österreich auf einer Sammelkarte
Literatur
- Hiram Kümper: Nichts als blauer Dunst? Zigarettensammelbilder als Medien historischer Sinnbildung – quellenkundliche Skizzen zu einem bislang ungehobenen Schatz. In: Geschichte in Wissenschaft und Unterricht. Nr. 59, 2008, S. 492–508.