MV Werften Rostock
Die MV Werften Rostock GmbH (Warnowwerft) in Rostock-Warnemünde ist eine Schiffswerft der Unternehmensgruppe MV Werften.
MV Werften Rostock GmbH | |
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Rechtsform | Gesellschaft mit beschränkter Haftung |
Gründung | 1946 |
Sitz | Rostock-Warnemünde, Deutschland |
Mitarbeiterzahl | 931 (Stand 1. Januar 2010) |
Branche | Schiffbau |
Website | www.mv-werften.com/de/rostock/ |
Unternehmensgeschichte
Im Zuge der Wirtschaftsreformen in den Wendezeiten in der DDR wurde am 1. Juni 1990 der VEB Warnowwerft Warnemünde in eine Kapitalgesellschaft überführt und firmierte nun als Warnowwerft Warnemünde GmbH. Am 1. Oktober 1992 verkaufte die Treuhandanstalt die Warnowwerft an den norwegischen Kvaerner ASA, der Unternehmensname (Firma) wurde in Kvaerner Warnow Werft GmbH geändert. Der Kvaerner-Konzern investierte in den Jahren 1993–1995 knapp 400 Mio. US-Dollar zur Modernisierung der Werft. Für die Umstrukturierung der Warnemünder Werft hatte Kvaerner zwischen 1992 und 1995 eine Mrd. DM Subventionen erhalten.[1][2]
Am 30. Juni 1995 fand der letzte konventionelle Stapellauf statt. Die Warnow wurde im Bereich der Kabelkrananlage komplett für den Schiffsverkehr gesperrt. Knapp zwei Monate später, am 1. August 1995 fand die Kiellegung des ersten Containerschiffes des Typs WARNOW CV 2600 im gerade fertiggestellten Baudock statt. Auftraggeber der Schiffe war, wie bereits vierzig Jahre zuvor, die Deutsche Seereederei GmbH. Somit hatte diese Kiellegung ebenfalls symbolischen Charakter.
Ein weiteres Großereignis fand am 13. Januar 2000 statt: die Ablieferung des bis dahin größten in Deutschland gebauten Containerschiffes, die P&O Nedlloyd Tasman. Im Jahr 2001 zeigten die Schiffbauer der Werft, dass sie nicht nur in der Lage sind, Schiffe zu bauen, sondern auch Bohrinseln. Die Bohrinsel Stena Don wird abgeliefert und markiert zugleich den 400. Neubau der Werft seit Gründung im Jahre 1946.
Dennoch steht das Jahr 2001 unter keinem guten Stern. Im September gab der norwegische Mutterkonzern – die Kvaerner ASA – an, sich durch die Übernahme des britischen Anlagenbauers Trafalgar House in finanzielle Schwierigkeiten manövriert zu haben. Neue Kapitalgeber werden gesucht. Am 4. Februar 2002 geben die Kvaerner ASA und Aker RGI (norwegischer Mischkonzern um den Milliardär Kjell Inge Röke) bekannt, ihre Schiffbauaktivitäten weltweit zusammenzulegen. Die Aker Kvaerner Yards AS entsteht. Mitte 2003 übernahm die Aker RGI sämtliche Anteile an Kvaerner. Seit der Integration des Kvaerner-Konzerns in die bestehende Unternehmensgruppe Aker Yards (2002) kooperieren die ehemalige Kvaerner Warnow Werft Rostock GmbH und die Aker MTW Werft unter dem Namen Aker Ostsee. Unter diesem Dach firmierte die Warnowwerft nun als Aker Warnow Werft GmbH.
Anfang 2004 wurde Aker Yards Ostsee erneut umstrukturiert, das Unternehmen in Warnemünde wurde aufgeteilt: in der Aker Warnemünde Operations GmbH wurden die Schiffbauaktivitäten in Warnemünde zusammengefasst und die Aker Warnemünde Real Estate GmbH betreibt die Grundstücksverwaltung. Die Werften in Warnemünde und Wismar begannen die Arbeitsteilung: Vorschiffe und Deckshäuser wurden in Warnemünde gebaut und nach Wismar geschleppt. In Wismar baute man die Achterschiffe und komplettierte dann die Sektionen im Baudock. Erst mit Beginn des Jahres 2007 war die wirtschaftliche Auftragslage so gut, dass wieder komplette Schiffe in Warnemünde gebaut und abgeliefert wurden.
2008 verkaufte Aker Yards einen 70-prozentigen Anteil an den russischen Finanzinvestor FLC West. Die Transaktion trat rückwirkend zum 1. Januar 2008 in Kraft und ab dem 22. September firmierten die Werften als Wadan Yards.[3]
Am 5. Juni 2009 stellten die deutschen Unternehmensteile der Wadan Yards Group AS, darunter auch die Wadan Yards Warnow GmbH in Warnemünde, Insolvenzanträge. Mitte August 2009 konnte der Insolvenzverwalter einen Investor präsentieren, der auch die Warnemünder Werft übernahm. Der Leiter des Moskauer Nordstream-Büros Witali Jussufow (russisch: Виталий Юсуфов, englische Transkription: Vitaly Yusufov), Sohn des früheren russischen Energieministers und Gazprom-Aufsichtsrats Igor Jussufow (Игорь Юсуфов, Igor Yusufov) erwarb für ca. 40,5 Mio. Euro über die durch ihn ins Leben gerufene Nordic Yards die Vermögensgegenstände der deutschen Wadan-Unternehmensteile. Die insolvente Wadan Yards war nach dem Verkauf aller Vermögensgegenstände eine juristische Hülle, über die die Wadan-Gläubiger abgefunden wurden.[4]
Im März 2016 erwarb das malaysisch-chinesische Schifffahrtunternehmen Genting Hong Kong die Nordic Yards zu einem Kaufpreis von 230,6 Millionen Euro,[5] die Werft in Warnemünde wurde dabei mit 90,8 Millionen Euro bewertet.[6] Zusammen mit der Lloyd Werft Bremerhaven sollten die Werften in Wismar, Warnemünde und Stralsund unter dem Namen „Lloyd Werft Group“ firmieren und Kreuzfahrtschiffe fertigen.[7] Im Juli 2016 wurde allerdings bekannt, dass die Werft in Warnemünde stattdessen in die Unternehmensgruppe MV Werften eingegliedert werden soll.
Am 20. März 2020 wurde die Fertigung der aktuellen Schiffbauprojekte ausgesetzt und die Werft vorübergehend, begründet wurde dies mit den Einschränkungen im Betriebsablauf aufgrund der COVID-19-Pandemie.[8] Der Norddeutsche Rundfunk berichtete, dass die Werftengruppe Probleme damit hätte, Rechnungen für das 2. Kreuzfahrtschiff der Global-Klasse und die in Stralsund entstehende Expeditionsjacht Crystal Endeavor zu begleichen; MV Werften habe sich an die KfW gewandt und Liquiditätshilfen aus dem Corona-Sonderprogramm beantragt.[9]
Bisher entstanden mehr als 450 Schiffe auf der Werft.
Liste der Neubauten
1991–1994 | Mehrzweck-Containerfrachter | Typ MPC Neptun 900 | 7 |
1991–1992 | Containerschiff | Typ Warnow CS 1200 | 4 |
1991–1995 | Containerschiff | Typ Warnow CS 1400 | 17 in vier Varianten |
1995/1996 | Containerschiff | Typ CV 2600 | 2 |
1996/1997 | Containerschiff | Typ CV 2900 | 4 |
1997–2002 | Containerschiff | Typ Warnow CV 2500 | 11 in drei Varianten |
1997 | Yacht hotel | Yachthotel Sunborn | 1 |
1998 | Containerschiff | Typ CV 2900 mod | 5 |
2000 | Containerschiff | Typ CV 5500 | 3 |
2001 | Bohrinsel | Typ KMAR CS 30 | 1 |
Literatur
- Dietrich Strobel: Vier Jahrzehnte Hochseeschiffbau in Wismar und Warnemünde. In: Lothar Hitzinger (Hrsg.): Jahrbuch der Schiffahrt. transpress, Berlin 1986, ISBN 3-344-00007-1, S. 118–126.
- Manfred Neumann, Dietrich Strobel: Vom Kutter zum Containerschiff. Schiffe von DDR-Werften in Text und Bild. 1. Auflage. VEB Verlag Technik, Berlin 1981.
- Rolf Schönknecht, Uwe Laue: Hochseefrachter der Weltschiffahrt. Band 1. transpress, Berlin 1987, ISBN 3-344-00182-5 (Bibliothek der Schiffstypen).
- Rolf Schönknecht, Uwe Laue: Hochseefrachter der Weltschiffahrt. Band 2. transpress, Berlin 1988, ISBN 3-344-00282-1 (Bibliothek der Schiffstypen).
- Autorenkollektiv: Stahlschiffbau. transpress, Berlin 1989, ISBN 3-341-00410-6.
Weblinks
Einzelnachweise
- Kvaerner weist Vorwurf des Betrugs zurück. In: Der Tagesspiegel, 14. Juni 1999
- Urteil in Rechtssache C-181/02 P der Kommission der Europäischen Gemeinschaften gegen Kvaerner Warnow Werft GmbH vom 29. April 2004; eur-lex.europa.eu
- Aker-Werften heißen jetzt Wadan Yards. (Memento vom 25. September 2008 im Internet Archive) NDR, 22. September 2008
- Landesregierung stimmt Werft-Verkauf zu. focus.de, 17. August 2009
- Asiaten kaufen Nordic Yards in Mecklenburg-Vorpommern. 2. März 2016, abgerufen am 2. März 2016.
- Discloseable Transaction In Relation To The Acquisition of Shipyards in Germany. (PDF) In: Corporate Announcement. Genting Hong Kong, 2. März 2016, abgerufen am 9. April 2016.
- Positives Echo auf Nordic-Yards-Verkauf. 2. März 2016, abgerufen am 6. März 2016.
- mv-werften.de, Pressemitteilung vom 20. März 2020, abgerufen am 15. April 2020
- ndr.de, "Corona-Krise: MV Werften in Zahlungsschwierigkeiten", abgerufen am 15. April 2020