M100 Sanssouci Colloquium
Das M100 Sanssouci Colloquium ist ein internationales Medientreffen, das einmal im Jahr in den Schlössern und Gärten der Stadt Potsdam stattfindet.
Hintergrund
Das Colloquium wurde 2005 im Rahmen der Bewerbung Potsdams zur Europäischen Kulturhauptstadt initiiert und versammelt rund einhundert international führende Meinungs- und Medienmacher mit dem Ziel, den Dialog untereinander zu intensivieren, das gegenseitige Verständnis zu fördern, die Rolle und den Einfluss der Medien in internationalen Angelegenheiten zu untersuchen und sich für Demokratie, Meinungs- und Pressefreiheit einzusetzen. M100 ist eine Veranstaltung der Landeshauptstadt Potsdam und des Vereins Potsdam Media International e. V. und findet Anfang September statt. Zum 10. Jubiläum am 12. September 2014 lautete das Thema „Media Freedom in the Age of Big Data“. In der historischen Orangerie von Sanssouci diskutierten 53 internationale Teilnehmer aus Medien, Politik, von Internetunternehmen und NGOs in zwei Sessions mit verschiedenen Schwerpunkten in einem Roundtable-Format über dieses Thema. Eröffnet wurde die Konferenz von der amerikanischen Wissenschaftlerin und Autorin Shoshana Zuboff.[1][2] 2015 diskutierten die internationalen Teilnehmer anlässlich des 70. Jahrestages des Potsdamer Abkommens über die aktuelle Situation in Europa, das angesichts der politischen Krisen und wachsenden Terrorgefahr „an einem neuen Scheideweg“ steht. Am 15. September 2016 hieß das Thema „Krieg oder Frieden. Die Rückkehr der Geopolitik, Desintegration und die Radikalisierung der Gesellschaft in Europa“. Eröffnungsredner war der Historiker und politische Schriftsteller Dan Diner.[3] Das Thema am 14. September 2017 lautete „Demokratie oder Despotie? Die Renaissance der dunklen Mächte“. Die Eröffnungsrede hielt Can Dündar, Chefredakteur der deutsch-türkischen Nachrichtenplattform Özgürüz und ehemaliger Chefredakteur der türkischen Tageszeitung Cumhuriyet.
Mitglieder des Beirates
- Stefan Aust, TV-Produzent und Herausgeber WeltN24, Berlin
- Hugo Bütler, ehem. Chefredakteur Neue Zürcher Zeitung, Zürich
- Stephan-Andreas Casdorff, Chefredakteur Der Tagesspiegel, Berlin
- Ulrich Deppendorf, ehem. Leiter ARD-Hauptstadtstudio Berlin
- Kai Diekmann, ehem. Gesamtherausgeber BILD-Gruppe, Berlin
- Ernst Elitz, Gründungsintendant Deutschlandradio, Berlin
- Jann Jakobs, Oberbürgermeister Landeshauptstadt Potsdam
- Helena Kennedy, Human Genetics Commission, London
- Roger Köppel, Chefredakteur und Herausgeber Die Weltwoche, Zürich
- Christoph Lanz, ehemaliger Multimedia Direktor DW-TV, Berlin
- Giovanni di Lorenzo, Chefredakteur Die Zeit, Hamburg
- Mathias Müller von Blumencron, Chefredakteur Digitale Medien Frankfurter Allgemeine Zeitung, Frankfurt/M.
- Christian Rainer, Chefredakteur Profil, Wien
- Klaus Rost, ehem. Chefredakteur Märkische Allgemeine, Potsdam
- Rachel Salamander, Literaturwissenschaftlerin, Buchhandels-Unternehmerin und Journalistin
- Sabine Schicketanz, Chefredakteurin Potsdamer Neueste Nachrichten, Potsdam
- Frank Schirrmacher (†), Herausgeber Frankfurter Allgemeine Zeitung, Frankfurt/M.
- Karl zu Schwarzenberg, ehem. Außenminister Tschechische Republik, Prag
- Louis Schweitzer, Le Monde + Renault, Paris
- Andrea Seibel, Leiterin Meinung/Forum WeltN24, Berlin
- Sylke Tempel (†), Chefredakteurin Internationale Politik und Berlin Policy Journal, Berlin
- Uwe Vorkötter, Chefredakteur Horizont-Gruppe, Frankfurt/M.
- George Weidenfeld (†), Lord of Chelsea, britischer Verleger, Diplomat und Publizist, London
M100 Media Award
Anlässlich des M100 Sanssouci Colloquiums wird im Rahmen eines Gala-Abends der M100 Media Award verliehen. Der symbolische und undotierte Preis versteht sich als „Preis der europäischen Presse“. Als Jury fungiert der M100-Beirat. Ausgezeichnet wird eine Persönlichkeit, die in Europa und der Welt „Fußspuren“ hinterlassen und sich für Verdienste um den Schutz der freien Meinungsäußerung und die Vertiefung der Demokratie verdient gemacht hat.
Preisträger sind:
- 2005: Norman Foster, Architekt
- 2006: Bernard Kouchner, französischer Außenminister und Gründer der Organisation Ärzte ohne Grenzen
- 2007: Bob Geldof, Afrika-Aktivist und Gründer von Live Aid
- 2008: Íngrid Betancourt, franko-kolumbianische Politikerin
- 2009: Hans-Dietrich Genscher, ehemaliger deutscher Außenminister
- 2010: Kurt Westergaard, dänischer Karikaturist[4]
- 2011: Michael Anti (bürgerlicher Name: Zhao Jing), Journalist und chinesischer Blogger[5] / Ehrenpreis: George Weidenfeld, Lord of Chelsea, britischer Verleger, Diplomat und Publizist
- 2012: Mario Draghi, Präsident der Europäischen Zentralbank[6][7]
- 2013: Erdem Gündüz, türkischer Tänzer und Choreograph, der „Standing Man“ vom Taksim-Platz[8][9]
- 2014: Vitali Klitschko, ehemaliger Profiboxer und Bürgermeister von Kiew[10][1][11]. Die Hauptrede des Abends hielt der Präsident des Europäischen Parlaments, Martin Schulz, die Laudatio auf Vitali Klitschko hielt der österreichische Außenminister Sebastian Kurz / Sonderpreis: YanukovychLeaks, ukrainische Aktivistengruppe. Die Laudatio hielt der Geschäftsführende Direktor des International Forum for Democratic Studies am National Endowment for Democracy in Washington, D.C., Christopher Walker.
- 2015: Charlie Hebdo, französische Satirezeitschrift. Die Auszeichnung wurde von Gérard Biard, Chefredakteur des Magazins, entgegengenommen, die Laudatio sprach Ferdinand von Schirach.[12] Die Eröffnungsrede hielt Hans-Dietrich Genscher, die politische Hauptrede Außenminister Frank-Walter Steinmeier.[13]
- 2016: Roberto Saviano, italienischer Journalist (Laudatio: Die-Zeit-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo, politische Hauptrede: Bundeskanzlerin Angela Merkel)[14]
- 2017: Natalja Sindejewa (Doschd), russische Journalistin und Medienmanagerin (Laudatio: Bild-Chefredakteurin Tanit Koch, politische Hauptrede: Außenminister Sigmar Gabriel)[15]
- 2018: Deniz Yücel, deutsch-türkischer Journalist und Publizist
- 2019: Nicola Sturgeon, Erste Ministerin Schottlands[16]
- 2020 Szabolcs Dull, ungarischer Journalist[17]
- 2021: Alexei Anatoljewitsch Nawalny, russischer Oppositionsführer
M100 Young European Journalists Workshop
Dem Colloquium vorgeschaltet ist ein mehrtägiger Workshop für Nachwuchsjournalisten aus ganz Europa. Der Workshop wird seit 2006 in Kooperation mit der European Youth Press durchgeführt. 2006 wurde von den Teilnehmern die multimediale Internetplattform Orangelog[18] konzipiert und erstellt. Sie wird zum Austausch von Erfahrungen und Tagungsberichten genutzt und laufend aktualisiert. 2007 kam es zwischen den Teilnehmern zu einem „Dialog between Cultures“. 2008 wurden 33 Nachwuchsjournalisten aus 24 Ländern für den Workshop zum Thema „Der Journalist der Zukunft“ ausgewählt.[19] 2009 nahmen 27 Teilnehmer aus 12 Ländern an dem Workshop „Migration und Medien“ teil. Im Jahr 2010 wurden mit Redakteuren von Stern, Spiegel und ZDF Möglichkeiten des investigativen Journalismus erläutert.
Im Jahr 2011 ging es um das Thema, wie Medien bildungsferne Jugendliche für Politik gewinnen können. Der Workshop wurde mit Unterstützung von duhastdiemacht.de durchgeführt.[20] 2012 wurden erstmals auch Teilnehmer aus Ländern des sogenannten „Arabischen Frühlings“ eingeladen. Das Thema des Workshops lautete „Nach den Web 2.0-Revolutionen: Neue Medien als Instrument für Wandel und mehr Demokratie?“[21] 2013 arbeiteten 20 Jungjournalisten aus 20 europäischen Ländern zum Thema „New Media – New Europe? How the Media influence the Mood in Europe“ und nahmen auch am M100 Sanssouci Colloquium teil.[22] Der 10. Workshop im Jahr 2014 fand in Kooperation mit der Fachhochschule Potsdam und dem Hasso-Plattner-Institut unter dem Titel „Data and Journalism: Between Big Stories and Dirty Surveillance“ statt.[23] 2015 lautete das Thema „Journalism between Politics, Propaganda and Prison“ und war auf junge Journalisten aus den Ländern der Östlichen Partnerschaft ausgerichtet. Der Workshop fand mit der Unterstützung des Auswärtigen Amts und des National Endowment for Democracy statt. 2016 haben sich 25 Nachwuchsjournalisten aus den Ländern der Östlichen Partnerschaft, aus Russland sowie aus allen anderen Ländern des europäischen Kontinents Arbeitstechniken und Methoden der investigativen Recherche erarbeitet, besonders der Korruptions- und Kriegsberichterstattung, Fragetechniken, Quellenschutz, der Arbeit mit Daten sowie rechtlichen Fragen.[24] 2017 beschäftigten sich 15 Nachwuchsjournalisten aus den Ländern der Östlichen Partnerschaft und Russland mit der Frage, „Wie man unabhängigen Journalismus finanziert – Ausbildung, Plattformen, Geschäftsmodelle“.
Einzelnachweise
- Thomas Thiel: Sanssouci Media Colloquium: Durch die Datenwüste. In: faz.net. 13. September 2014, abgerufen am 16. August 2017.
- Andrea Seibel: Macht & Medien : „Wollen wir Herren oder Sklaven sein?“ In: welt.de. 12. September 2014, abgerufen am 16. August 2017.
- Dan Diner: Dan Diners Lehren aus der Geschichte der Geopolitik. In: faz.net. 15. September 2016, abgerufen am 16. August 2017.
- Mohammed-Karikaturist mit Medien-Preis geehrt in Schweizer Fernsehen vom 9. September 2010
- Michael Anti – Chinas bloggendes Gewissen in Stern.de vom 8. September 2011
- EZB-Chef Mario Draghi ist in Potsdam mit dem Medienpreis M100 geehrt worden (Memento vom 9. September 2012 im Internet Archive) in Märkische Allgemeine Zeitung vom 7. September 2012
- Freundliche Worte für EZB-Chef Draghi in Der Tagesspiegel vom 7. September 2012
- Mein Körper ist meine Stimme in: Frankfurter Rundschau vom 7. September 2013
- Medienpreis für „Stehenden Mann“ Erdem Gündüz in Focus Online vom 26. August 2013
- Vitali Klitschko: Große Ehre für einen wahren Freiheitskämpfer in: bild.de vom 13. September 2014
- Vitali Klitschko als Freiheitsheld ausgezeichnet in B.Z. vom 13. September 2014
- Ferdinand von Schirach hält Laudatio auf Charlie Hebdo. m100potsdam.org, 31. August 2015, archiviert vom Original am 19. September 2015; abgerufen am 7. September 2015.
- Hans-Dietrich Genscher eröffnete am 17. September das M100 Sanssouci Colloquium in Potsdam. (PDF-Datei) (Nicht mehr online verfügbar.) m100potsdam.org, 17. August 2015, ehemals im Original; abgerufen am 7. September 2015. (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- M100 Medienpreis für Preis für Roberto Saviano In: FAZ.net, 15. September 2016.
- Auszeichnung für russische Journalistin: M100 Media Award 2017 an Natalja Sindejewa (Memento vom 16. August 2017 im Internet Archive) In: Potsdamer Neueste Nachrichten, 7. August 2017
- Nicola Sturgeon erhält M100 Media Award. M100 Sanssouci Colloqium, 2. September 2019, abgerufen am 17. September 2019.
- Ungarischer Ex-Chefredakteur Dull erhält M100 Media-Preis. 17. September 2020, abgerufen am 17. September 2029.
- European Youth Press Orange Magazine. (Nicht mehr online verfügbar.) Archiviert vom Original am 27. November 2011; abgerufen am 31. Januar 2014. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- „Heute Kühe, morgen Politiker“ – Vier europäische Nachwuchsjournalisten über ihren Beruf und die Bild-Zeitung in Spiesser vom 30. September 2008
- Tereza und das Problem mit ihrem Bruder in Berliner Zeitung vom 24. August 2011
- Unendliches Potenzial gegen die Angst in Potsdamer Neueste Nachrichten vom 23. August 2012
- Keine Nazivergleiche in Finnland in Potsdamer Neueste Nachrichten vom 2. September 2013
- Erik Wenk: Aus Datenbergen Geschichten machen in Potsdamer Neueste Nachrichten vom 12. September 2014
- Heike Kampe: Medienkonferenz M100 in Potsdam: Erschwerte Bedingungen in Potsdamer Neueste Nachrichten vom 12. September 2016