Lukaskirche (Dresden)
Die Lukaskirche in der Dresdner Südvorstadt ist der Kirchenbau der evangelischen Lukaskirchgemeinde in Dresden. Das Kirchenäußere ist geprägt durch den historistischen Stil der Neorenaissance, während im Inneren ursprünglich bereits der Jugendstil dominierte. Die einst stadtbildprägende Kirchturmspitze fehlt seit Kriegszerstörungen, eine Initiative befördert den Wiederaufbau.
Neben der Nutzung des Ortes für national und international bekannte Musikaufnahmen ist die Kirche der wichtigste Ort der über 3200 Mitglieder umfassenden Kirchgemeinde.
Geschichte
Die Lukaskirche, benannt nach dem Evangelisten Lukas, entstand in den Jahren 1899 bis 1903 nach den Plänen des Leipziger Architekten Georg Weidenbach. Im Frühjahr 1903 wurde der Bau fertiggestellt; am 29. März 1903 wurde die Kirche geweiht. Im 83 Meter hohen Turm befanden sich vier von der Gießerei Bierling geschaffene Bronzeglocken, die jedoch 1917 eingeschmolzen wurden. Der Innenraum erhielt eine prächtige Ausmalung im Jugendstil durch Otto Gussmann. Die Orgel wurde 1901 von der Dresdner Firma Jehmlich gebaut und ist seit dem 2. Weltkrieg nicht mehr nutzbar, unter anderem weil der gesamte Spieltisch nicht mehr existiert.[1] Die regelmäßig zu Gottesdienst- und Konzertanlässen bespielte neue Orgel stammt aus der Orgelbauwerkstatt Alexander Schuke aus Potsdam. Sie zählt zwei Manuale und 21 klingende Register.
Zwischen 1908 und 1933 wirkte hier der Hofprediger Johannes Kessler, der ehemals als Prinzenerzieher am Hof Kaiser Wilhelms II. gearbeitet hatte.
In der Zeit des Nationalsozialismus hatte die Kirche einen dieser Ideologie nahestehenden Pfarrer als auch Vertreter der von der Gestapo observierten Bekennenden Kirche. Die Luftangriffe auf Dresden am 13. Februar 1945 führten zu einer starken Beschädigung der Lukaskirche, so brannte das Innere vollständig aus und die markante Turmhaube wurde zerstört. In der Folge blieb die Kirche einige Zeit ungenutzt.
In den Jahren 1948 bis 1970 war Walter Feurich als Gemeindepfarrer der Lukaskirche tätig. Er galt als Vertreter der Bewegung Kirche im Sozialismus.
Seit 1972 wird die Kirche auch wieder von der Lukaskirchgemeinde für Gottesdienste genutzt.
Ein 2017 angefertigtes Gutachten zur Rekonstruktion des historisch bedeutsamen Turmhelms attestiert eine bauliche Tragfähigkeit und ermöglicht es dem Förderverein Lukaskirche Dresden e.V.,[2] mit genauen Zahlen zu arbeiten. So soll die gesamte Baumaßnahme rund eine Million Euro kosten, was teilweise durch Spenden finanziert werden soll.[3] Zu den Unterstützern gehört der CDU-Bundestagsabgeordnete Andreas Lämmel, der in der Bundesregierung für den Wiederaufbau des Lukaskirchturmes werben will.[4]
Aufnahme-Studio
Gegen Ende der 1950er Jahre setzte die Nutzung als Ort für Orchesterproben und Schallplattenaufnahmen ein. Zwischen 1964 und 1972 erfolgte unter Leitung des Dresdner Architekten Herbert Burkhardt ein Umbau der Kirche zum Tonstudio für den VEB Deutsche Schallplatten Berlin, dieser wiederum häufig im Auftrag westlicher Schallplattenfirmen. Dort dirigierten etwa Carlos Kleiber, Herbert von Karajan und Karl Böhm, und es sangen Solisten wie Theo Adam, Peter Schreier sowie Herman van Veen. Schallplatten, die dort aufgenommen wurden, tragen vielfach den Vermerk Studio Lukaskirche für den Aufnahmeort. Mithilfe der Einnahmen aus der Vermietung für Tonaufnahmen konnte die Kirche nach und nach instand gesetzt werden.[5]
Seit 1972 sind dort Werke und Musikstücke für rund 1000 Schallplatten und/oder CDs aufgezeichnet worden.[6]
Geläut
Das Glockengeläut besteht aus vier Stahlguss-Kirchenglocken, der Glockenstuhl und die Glockenjoche sind aus Stahl gefertigt.[7] Im Folgenden eine Datenübersicht des Geläutes:[7]
Nr. | Gussdatum | Gießer | Material | Durchmesser | Masse | Schlagton |
---|---|---|---|---|---|---|
1 | 1921 | Glockengießerei Lauchhammer | Stahlguss | 2200 mm | 4500 kg | b0 |
2 | 1921 | Glockengießerei Lauchhammer | Stahlguss | 1920 mm | 3250 kg | des′ |
3 | 1921 | Glockengießerei Lauchhammer | Stahlguss | 1580 mm | 1550 kg | e′ |
4 | 1921 | Glockengießerei Lauchhammer | Stahlguss | 1350 mm | 950 kg | g′ |
Literatur
- Joachim Winkler: Die Lukaskirche. In: Stadt Dresden (Hrsg.): Verlorene Kirchen: Dresdens zerstörte Gotteshäuser. Eine Dokumentation seit 1938. Dresden 2018, S. 57–60 (Onlineausgabe. [PDF; 6,4 MB]).
- Rainer Thümmel: Glocken in Sachsen. Klang zwischen Himmel und Erde. Hrsg.: Evangelischen Landeskirchenamt Sachsens. 2., aktualisierte und ergänzte Auflage. Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2015, ISBN 978-3-374-02871-9, S. 288 (Mit einem Geleitwort von Jochen Bohl und Fotografien von Klaus-Peter Meißner}).
Weblinks
- Historische Aufnahme des unzerstörten Kirchturms
- Förderverein Lukaskirche e.V. – setzt sich für die Rekonstruktion des Kirchturms ein
- Ev.-Luth. Lukaskirche
Einzelnachweise
- Dresdner Stadtteile: Lukaskirche
- Förderverein Lukaskirche e.V. (Dresden). Abgerufen am 21. Mai 2017.
- Machbarkeitsstudie zum Lukaskirchturm, Förderverein (PDF; 656 kB), abgerufen am 5. April 2017
- Ein Turm für die Lukaskirche, sächsische.de, 23. Januar 2018
- Joachim Winkler: Die Lukaskirche. In: Stadt Dresden (Hrsg.): Verlorene Kirchen: Dresdens zerstörte Gotteshäuser. Eine Dokumentation seit 1938. Dresden 2018, S. 57–60, hier S. 58 f. (Onlineausgabe. [PDF; 6,4 MB]).
- Studio Lukaskirche, Dresden. Abgerufen am 14. August 2021.
- Rainer Thümmel: Glocken in Sachsen. Klang zwischen Himmel und Erde. Hrsg.: Evangelisches Landeskirchenamt Sachsens. 2., aktualisierte und ergänzte Auflage. Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2015, ISBN 978-3-374-02871-9, S. 288 (Mit einem Geleitwort von Jochen Bohl und Fotografien von Klaus-Peter Meißner).