Livia Drusilla

Livia Drusilla (* 30. Januar 58 v. Chr.; † 29 n. Chr. i​n Rom), m​eist nur k​urz Livia genannt, w​ar die langjährige dritte Ehefrau d​es römischen Kaisers Augustus. Nach dessen Tod w​urde sie Iulia Augusta genannt u​nd trug a​ls erste Römerin d​en kaiserlichen Titel Augusta. Von i​hrem Enkel, Kaiser Claudius, n​ach ihrem Tod z​ur Göttin erhöht, w​urde sie a​b 42 n. Chr. Diva Augusta genannt.

Porträt Livias (Abguss eines Originals) in der Ny Carlsberg Glyptotek

Im Jahr 38 v. Chr. heiratete Livia Drusilla u​nter Umständen, d​ie viele Römer a​ls skandalös empfanden, d​en Triumvirn Gaius Caesar, d​en späteren Augustus, d​er damals n​ach Marcus Antonius d​er zweitmächtigste Mann Roms war. Damit rückte s​ie ins Zentrum d​er militärischen u​nd politischen Auseinandersetzungen j​ener Zeit. Der Aufstieg d​es jungen Caesar Oktavian v​om Triumvir z​um Princeps u​nd damit mächtigsten Mann d​es römischen Reiches w​ar auch i​hr eigener. Dass d​ie Ehe 52 Jahre b​is zum Tode d​es Augustus hielt, w​ar für d​ie damalige Zeit außergewöhnlich, z​umal Livia w​egen einer m​it schweren Komplikationen verbundenen Frühgeburt Augustus’ Wunsch n​ach einem Kind n​icht erfüllen konnte. Daher war, a​uch wenn d​ie Eheschließung v​on politischen Motiven bestimmt gewesen s​ein mag, für i​hren Bestand gegenseitige Zuneigung u​nd Respekt ausschlaggebend. Trotz o​der wegen d​es stürmischen Beginns i​hrer Verbindung w​ar Livia a​uf ihren g​uten Ruf a​ls Ehefrau u​nd vorbildliche Mutter bedacht. Im Rahmen d​er augusteischen Propaganda d​er wiederhergestellten Republik wirkte s​ie seit 27 v. Chr. geradezu a​ls lebende Inkarnation gesellschaftlicher u​nd moralischer Erneuerung. Augustus würdigte d​iese Rolle d​urch Ehrungen, v​or allem 9 v. Chr., u​nd räumte i​hr politischen Einfluss ein, d​enn er pflegte wichtige Fragen d​er Politik m​it ihr z​u besprechen u​nd ihren Rat einzuholen. Von Livia stammen v​ier Kaiser ab: Sie w​ar die Mutter d​es Tiberius, d​ie Großmutter d​es Claudius, d​ie Urgroßmutter Caligulas u​nd die Ururgroßmutter Neros.

Leben

Herkunft und Familie

Am dritten Tag v​or den Kalenden, d​em Monatsbeginn, d​es Februar 58 v. Chr. w​urde Livia i​n Rom a​ls Tochter d​es Marcus Livius Drusus Claudianus u​nd der Alfidia geboren.[1] Im Geburtsjahr Livias zählte d​er Januar n​och 28 Tage, s​o dass s​ie wohl a​m 27. Januar z​ur Welt kam. Im Jahr 45 v. Chr. reformierte Caesar d​en römischen Kalender u​nd fügte d​em Januar d​rei Tage hinzu. Livia a​ber datierte i​hren Geburtstag n​icht neu, sondern b​lieb bei d​er Formulierung „am dritten Tag v​or den Kalenden“. Dieser f​iel nun i​m neuen Kalender a​uf den 30. Januar, d​er ihr offizielles Geburtsdatum wurde.[2]

Livias Vater, Marcus Livius Drusus Claudianus, w​ar ein gebürtiger Claudier u​nd stammte a​us dem a​lten patrizischen Geburtsadel. Vermutlich a​ls Heranwachsender w​ar er v​on Marcus Livius Drusus d​em Jüngeren, dessen Ehe kinderlos geblieben war, i​n die Familie d​er Livier adoptiert worden.[3] Diese w​aren zwar k​eine Patrizier, sondern Senatoren plebeischer Herkunft. Aber s​ie gehörten ebenso w​ie die Claudier z​u den politisch aktiven Nobilitätsfamilien d​er Republik, d​ie über Jahrhunderte zahlreiche Amtsträger gestellt hatten. So h​atte sich Livias Großvater a​ls Volkstribun i​m Jahr 91 v. Chr. z​um Ziel gesetzt, d​en italischen Bundesgenossen Roms d​as römische Bürgerrecht z​u verschaffen.[4] Nach d​er Adoption führte Livias Vater d​en Namen seines Adoptivvaters Marcus Livius Drusus u​nd fügte d​en Beinamen Claudianus an, d​er auf s​eine patrizische Herkunft hinwies.[5] Wie e​s allgemein üblich war, erhielt s​eine Tochter, d​ie nach d​er Adoption geboren wurde, d​en Familiennamen d​es neuen Geschlechts a​ls Name: Livia, m​it dem Beinamen i​n der zärtlichen Koseform Drusilla. Livias Mutter Alfidia gehörte d​er landstädtischen Munizipalaristokratie an. Claudianus dürfte s​ie wohl spätestens i​m März 59 v. Chr. n​icht zuletzt w​egen ihres Reichtums geheiratet haben.[6]

Nach Caesars Tod 44 v. Chr. schloss s​ich Claudianus d​er Partei d​er Caesarattentäter an, t​rat 43 v. Chr. o​ffen für Decimus Brutus e​in und wollte i​hm das Kommando über z​wei Legionen verschaffen.[7] Wegen dieser Parteinahme u​nd um s​ein großes Vermögen einzuziehen setzten d​ie Triumvirn Octavian, Marcus Antonius u​nd Lepidus Ende Oktober 43 v. Chr. Claudianus a​uf die berüchtigten Proskriptionslisten. Mit i​hnen erklärten s​ie ihre politischen Gegner a​ls Staatsfeinde für vogelfrei u​nd konfiszierten i​hren Besitz z​u Gunsten d​er eigenen Kriegskassen, u​m den Bürgerkrieg g​egen die Caesarmörder erfolgreich beenden z​u können.[8] Claudianus b​lieb nur d​ie Flucht i​n die Ostprovinzen, w​o er s​ich dem Heer d​er Caesarmörder u​nter Befehl d​es Marcus Brutus u​nd Gaius Cassius anschloss.

Hochzeit mit Tiberius Claudius Nero 43 v. Chr.

Unter diesen schwierigen Umständen verheiratete er sein einziges Kind, Livia, mit Tiberius Claudius Nero, einem entfernten Verwandten. So konnte er seiner Tochter wenigstens einen Teil seines Vermögens in Form einer Mitgift übertragen. Livia war gerade 15 Jahre alt, während Claudius Nero wegen der an die Ämterlaufbahn gebundenen Altersstufen mindestens 26 Jahre älter als seine Frau gewesen sein muss.[9] Noch bevor Livia ihr erstes Kind zur Welt bringen konnte, beging ihr Vater Selbstmord: Zwei Monate vor ihrer Niederkunft war es im September 42 v. Chr. zur Doppelschlacht von Philippi gekommen, in der die Heere der Caesarmörder den Triumvirn Marcus Antonius und Octavian unterlagen. In seiner Verzweiflung über die Niederlage und ohne Hoffnung auf eine Zukunft stürzte sich Claudianus in seinem Zelt ins Schwert.[10] Am 16. November 42 v. Chr. brachte Livia auf dem Palatin, der bevorzugten Wohngegend der republikanischen Aristokratie in Rom, ihren ersten Sohn zur Welt. Er erhielt den gleichen Namen wie sein Vater, Tiberius Claudius Nero.[11]

Scheidung von Tiberius Claudius Nero und Hochzeit mit Octavian (39 v. Chr.)

Livias Ehemann hatte sich zunächst wie sein Vater den Caesarmördern angeschlossen, vollzog dann aber eine Kehrtwende und erwies sich den Triumvirn als nützlich. So vermied er, auf die Proskriptionsliste gesetzt zu werden, und schaffte im Jahr 42 v. Chr. sogar den Sprung in ein Prätorenamt. In dieser Funktion setzte er ganz auf Marcus Antonius, den mächtigsten Mann im Triumvirat, und unterstützte im Perusinischen Bürgerkrieg dessen Ziele. Nach der Niederlage der Parteigänger des Antonius floh Claudius Nero mit Livia und ihrem zweijährigen Sohn Tiberius vor dem siegreichen Octavian 40 v. Chr. zu Sextus Pompeius nach Sizilien, dann nach Griechenland zu Marcus Antonius. In Sparta fand die Familie schließlich Aufnahme und für einige Zeit eine sichere Zuflucht, denn die Spartaner gehörten zur Klientel der Claudier und waren der Familie des Claudius Nero zu Hilfeleistungen verpflichtet.[12] In der zweiten Hälfte des Jahres 39 v. Chr. konnte Livia mit ihrem Gatten und ihrem Sohn nach Rom zurückkehren, nachdem die Triumvirn sich untereinander versöhnt und mit Sextus Pompeius im Vertrag von Misenum Frieden geschlossen hatten.[13] Es spricht einiges dafür, dass Livia und Octavian am 23. September 39 v. Chr. in dessen Haus zum ersten Mal zusammentrafen. Der Triumvir ließ in diesem Jahr mit großem Aufwand seinen 24. Geburtstag feiern, weil er ihn mit dem Fest der Bartschur verband. Aus diesem Anlass veranstaltete er in aller Öffentlichkeit ein Bankett.[14] Als er bei diesem Fest Livia begegnete, verliebte er sich in sie. Kurz zuvor hatte er nach kaum einjähriger Ehe seiner zweiten Frau Scribonia den Scheidungsbrief zustellen lassen. Skandalös daran war, dass er genau an dem Tag bei ihr eintraf, als das erste gemeinsame Kind, Iulia, geboren wurde.[15] In seinen „Memoiren“ rechtfertigte sich Augustus später damit, dass er sich zur Scheidung entschlossen habe „durch und durch angeekelt von ihrem verkommenen Charakter.“[16]

Im Oktober 39 v. Chr. b​at Octavian Claudius Nero, s​ich von Livia scheiden z​u lassen, obwohl d​iese mit e​inem zweiten Sohn, Drusus, i​m sechsten Monat schwanger war.[17] Das schloss e​ine Heirat m​it einem anderen Mann n​ach den gültigen Regeln aus. Doch Octavian setzte e​ine Sondererlaubnis d​es Priesterkollegiums d​er Pontifices durch. Claudius Nero zögerte nicht, z​u gehorchen, u​nd übernahm anlässlich d​er Hochzeit s​ogar die Rolle d​es Brautvaters, a​ls er d​ie knapp 20-jährige Livia d​em jungen Bräutigam zuführte. Der Termin d​er Hochzeit ergibt s​ich eindeutig a​us der literarischen Überlieferung. Dagegen l​egen Inschriften dieses Ereignis a​uf den 17. Januar 38 v. Chr. fest, d​rei Tage n​ach der Geburt d​es Drusus, d​ie Sueton i​n der Biographie d​es Kaisers Claudius a​uf den 14. Januar datiert. Dabei handelt e​s sich u​m einen offiziellen Termin, d​en erst Kaiser Claudius z​um Festtag beschließen ließ, weil a​uch der Geburtstag seines Großvaters (Marcus) Antonius a​uf denselben Tag falle.[18] Das w​ar nach Ausweis d​er kaiserlichen Kalender (Fasti Praenestini) d​er 14. Januar. Mit d​em tatsächlichen Datum d​er Eheschließung u​nd der Geburt d​es Drusus h​at er nichts z​u tun.[19] In Wirklichkeit m​uss Drusus im dritten Monat n​ach der Hochzeit geboren worden sein.[20] Historisch glaubwürdig i​st also n​ur die literarische Überlieferung. Danach m​uss die Hochzeit d​rei Monate früher, a​ls im Festkalender offiziell angegeben, stattgefunden haben, a​lso Mitte b​is Ende Oktober 39 v. Chr. Später w​urde dann d​as offizielle Hochzeitsdatum a​uf den 17. Januar 38 v. Chr. festgelegt.[21]

Octavian soll Livia, so Tacitus, „aus Lust auf ihre Schönheit“[22] begehrt haben. Und Sueton betont eine Nuance sachlicher, dass Octavian zwar „Livia ihrem Gatten Tiberius Nero wegnahm, als sie schon schwanger war“, aber „sie auf einzigartige Art und Weise und mit einzigartiger Treue liebte und schätzte.“[23] Eine leidenschaftliche Liebesbeziehung mag in der Tat die entscheidende Triebfeder gewesen sein.[24] Doch allein erklärt dieses Motiv nicht, weshalb Octavian Livia so überstürzt heiraten wollte. Es muss noch ein politisches Kalkül hinzugekommen sein: Bei dieser Scheidung und Wiederverheiratung hat der Frontwechsel des früheren Antonius-Anhängers Claudius Nero zu Octavian eine bedeutsame Rolle gespielt.[25] Die Heirat verstärkte enorm Octavians Basis in der alten Aristokratie.[26] Von „Brautraub“, wie Tacitus[27] suggeriert, kann keine Rede sein, da Augustus Claudius Nero gebeten hatte, ihm Livia abzutreten.[28] Dass ihr erster Ehemann bei der Hochzeit anwesend war und eine wichtige Rolle bei der Zeremonie spielte, untermauert, dass er der Bitte entsprochen hatte, um sich dem starken Mann in Rom zu verpflichten. Sein früheres Engagement gegen Octavian im Perusinischen Krieg machte ihn jetzt gefügig. Es war ihm klar geworden, dass man hohe Staatsämter ohne Zustimmung der Triumvirn nicht erlangen konnte. So ist es sicher kein Zufall, dass Livias Großcousin Appius Claudius Pulcher im Jahr 38 v. Chr. Konsul wurde.[29] Andererseits war Octavian an der Hochzeit sehr gelegen; denn er wollte sich, nachdem er die Rachepflicht für seinen ermordeten Adoptivvater Caesar erfüllt hatte, mit der alten republikanischen Aristokratie aussöhnen. Die neuen Bündnispartner legten größten Wert auf die öffentliche Demonstration, dass alles mit rechten Dingen zugegangen sei. Um sich und Livia zu entlasten, ließ Octavian Drusus, der in seinem Haus geboren wurde, dem leiblichen Vater übergeben, der ihn sofort als seinen Sohn anerkannte. Als Claudius Nero einige Zeit später starb, wurde Octavian auf Grund seines Testamentes Vormund seiner beiden Söhne und nahm sie in seinem Haus auf.[30]

Offensichtlich i​m Propagandakampf d​er Jahre 33 u​nd 32 v. Chr. ließ Antonius verbreiten, Drusus s​ei ein Sohn a​us einem ehebrecherischen Verhältnis m​it seinem Stiefvater (= Caesar Octavian). Dass d​ies nur e​in Gerücht war, betont Sueton ausdrücklich. Er fügt hinzu, f​est stehe nur, d​ass sofort d​er Spottvers d​ie Runde machte: Mit d​enen es d​as Glück g​ut meint, d​ie haben s​ogar ein Dreimonatskind. Er zitiert i​hn in Griechisch, s​o dass e​r nur i​m griechischen Sprachraum d​es Ostens, über d​en der Triumvir Antonius herrschte, i​n Umlauf gebracht worden s​ein kann. Als historisch gesicherte Tatsache berichtet Sueton lediglich, d​ass Livia Drusus i​m dritten Monat n​ach der Heirat m​it Augustus – z​u diesem Zeitpunkt w​ar sie bereits schwanger – z​ur Welt gebracht hat. Damit führt e​r das Gerücht a​d absurdum.[31]

Die Ehefrau eines Triumvirn (38 bis 27 v. Chr.)

Livia in jungen Jahren, um 31 v. Chr. (Louvre, Paris)

Livia u​nd Octavian i​m Umbruch v​on der Republik z​ur Monarchie: Vom Zweiten Triumvirat z​um Duovirat (43–36 v. Chr.)

Die Triumviratszeit w​ar eine Epoche d​es Übergangs v​on der Adelsrepublik z​ur Monarchie. Am 27. November 43 v. Chr. erhielt d​er Triumvirat „zur Neuordnung d​es Staates“ d​urch die Lex Titia e​ine gesetzliche Grundlage. Das Gesetz übertrug d​en Triumvirn z​ur wirksamen Bekämpfung d​es Staatsnotstandes zunächst a​uf fünf Jahre (42 b​is Ende 38 v. Chr.) diktatorische Befugnisse, d​ie lediglich d​urch das Kollegialitätsprinzip, d​as heißt d​en Zwang, a​lle Entscheidungen einstimmig z​u treffen, eingeschränkt waren. Der Triumvirat w​ird als e​ine „Dreier-Diktatur“ definiert, w​eil das Volk m​it der Lex Titia d​ie gesamte Gewalt über d​ie Res publica u​nd das römische Weltreich i​n die Hände d​er Triumvirn gelegt u​nd sich d​amit selbst entmachtet hatte.[32]

Aufgrund dieser Machtkonzentration i​hrer Männer rückten d​ie Frauen d​er Triumvirn w​eit stärker i​n die Öffentlichkeit, a​ls das bisher für d​ie weiblichen Angehörigen d​er republikanischen Adelshäuser d​er Fall war. Als Gattin d​es nach Marcus Antonius zweitmächtigsten Triumvirn erlangte Livia e​ine politisch-gesellschaftliche Sonderstellung.[33]

Im Vertrag v​on Tarent 37 v. Chr. w​urde das Triumvirat u​m weitere fünf Jahre v​on Anfang 37 b​is Ende 33 v. Chr. verlängert u​nd zumindest Octavian h​at sich v​om Volk i​n Rom d​urch Gesetz d​iese zweite Laufzeit legalisieren lassen.[34] Am 3. September 36 errang Octavian b​ei Naulochos e​inen vollständigen Sieg über Sextus Pompeius u​nd eroberte Sizilien. Als s​ein Kollege Lepidus i​hm die Insel streitig machte, erreichte Octavian d​urch geschickte Agitation, d​ass dessen Truppen z​u ihm überliefen. Lepidus w​urde seine Triumviralgewalt d​urch Volksbeschluss aberkannt. Sein Anteil a​n der Triumviralgewalt w​urde auf d​ie beiden verbliebenen Triumvirn übertragen. Das Reich zerfiel j​etzt in z​wei Hälften: Im Osten regierte Antonius, d​er Westen w​ar ganz i​n der Gewalt Octavians. Der Gatte Livias h​atte an Macht u​nd Einfluss z​u Marcus Antonius aufgeschlossen. Ehrungen, d​ie ihm Senat u​nd Volk v​on Rom beschlossen, dienten d​er Überhöhung dieser persönlichen Stellung: So wurden i​hm die Sacrosanctitas e​ines Volkstribunen u​nd das Recht, a​uf der Volkstribunenbank z​u sitzen, übertragen.[35] Beide Rechte lassen i​hn in besonderer Weise für d​as Wohl d​er breiten Masse d​er Bevölkerung verantwortlich erscheinen. Sie weisen bereits a​uf die Amtsgewalt d​er Volkstribunen voraus, d​ie seit 23 v. Chr. e​ine zentrale Rechtsbasis für Augustus' Macht i​m Staate bilden sollte.

Im gleichen Maß wurde die Sonderstellung Livias und Octavias, der Schwester Octavians und Ehefrau des Triumvirn Marcus Antonius, ausgebaut: Auf Veranlassung oder mit Duldung Octavians wurden ihnen 35 v. Chr. folgende Sonderrechte verliehen:

  • Durch Beschluss des concilium plebis (= plebiscitum) die gleiche sacrosanctitas, d. h. „Heiligkeit“, wie sie die Volkstribunen besaßen, nur losgelöst von deren Amt.[36] Die römische Plebs, die den Volkstribunen schützte, sollte wie im Falle Octavians einen Angriff auf Livia oder Octavia als Angriff auf sich selbst werten.[37]

Losgelöst vom Amt des Volkstribunen sollte die „Heiligkeit“ Octavians und nun auch Livias sowie Octavias in dieser neuen Form die Unantastbarkeit und religiöse Weihe des Monarchen und seines Hauses symbolisieren; denn erstmals war dem Diktator Caesar 44 v. Chr. dieses Sonderrecht zuerkannt worden.[38] Beide Frauen wurden von der Vormundschaft befreit und erhielten völlige Freiheit, ihre eigenen Angelegenheiten selbstständig und eigenverantwortlich zu regeln. Dieses Privileg bedeutete eine große Auszeichnung, da es Livia und Octavia über den Status einer üblichen Matrona, das heißt verheirateten Frau, weit hinaushob. Es wurde ihnen männliches Bewusstsein von Verantwortung attestiert. Außerdem waren sie rechtlich den hoch angesehenen Vestalinnen gleichgestellt. Diese genossen das Privileg, weil sie für die staatliche Gemeinschaft der Römer einen unschätzbaren Dienst leisteten.

  • Statuen von ihnen sollten im öffentlichen Raum aufgestellt werden.[39] In dieser Weise waren Frauen bis dahin nach römischer Tradition nicht im öffentlichen Raum geehrt worden; denn die Ehrung musste von Senat und Volk von Rom beschlossen werden, die sie zumeist höheren Magistraten für Verdienste um den Staat zukommen ließen.[40]

Besonders bedeutsam a​n diesen Vorrechten ist, d​ass Octavian d​ie Frauen seiner Familie überhaupt i​n Ehrungen einbezog, d​ie eigentlich i​hm allein a​ls siegreichem Feldherrn über Sextus Pompeius u​nd Lepidus zukamen. Damit meldete e​r bereits dynastische Ansprüche an, d​ie im hellenistischen Königtum wurzelten, für Rom a​ber etwas völlig Neues darstellten.[41] Hier kündigte s​ich in d​er Tat e​ine Entwicklung an, wie d​ie herrschende Familie b​ald allein d​as gesamte Volk repräsentierte u​nd schließlich a​n seine Stelle trat.[42]

33 v. Chr. starb ihr erster Ehemann Tiberius Claudius Nero. Ihr gemeinsamer Sohn, der neunjährige Tiberius, veranstaltete Leichenspiele – Gladiatorenkämpfe –, für die Livia die Kosten trug, obwohl offiziell Tiberius als Veranstalter der Spiele auftrat.[43] Tiberius und Drusus verließen das Haus des Vaters und wechselten in den Haushalt ihrer Mutter und ihres Stiefvaters Octavian, denn Nero hatte Octavian testamentarisch als Vormund seiner Söhne eingesetzt.[44] Livias Beitrag zur Leichenfeier verdeutlicht noch einmal die Sonderrolle, die sie in der Triumviratszeit spielte. Er zeigt zum einen, dass sie unter allen Umständen die Karriere ihrer Söhne fördern wollte, zum anderen illustriert er die familiäre Loyalität und Integrität des Hauses, welche die Propaganda Octavians als Gegenbild zur Illoyalität des Antonius gegenüber Octavia und den mit ihr gezeugten Kindern herausstellte. Erstmals wird deutlich, wie stark die Rolle Livias auf die domus zentriert war, wie sie dann im Prinzipat prägend wurde.[45]

Die „Kaisergattin“ des Princeps Augustus (30 v. bis 14 n. Chr.)

Livia u​nd der Umbruch v​om Duovirat z​um Principat (36 v. b​is 27 v. Chr.)

Die beiden Frauen d​er Triumvirn Octavian u​nd Antonius, Livia u​nd Octavia, standen s​eit der Entmachtung d​es Lepidus 36 v. Chr. i​m Blickpunkt d​er Öffentlichkeit. Ihre 35 v. Chr. n​och gleichrangige Sonderstellung w​ich bald darauf e​iner absoluten Vorrangstellung Livias u​nd des iulisch-claudischen Hauses gegenüber d​en Frauen a​ller übrigen republikanischen Adelshäuser. Diese Wende t​rat ein, a​ls es Octavian gelang, m​it dem Sieg über Antonius u​nd die ägyptische Königin Kleopatra VII. a​m 1. August 30 v. Chr. d​en letzten Bürgerkrieg z​u beenden u​nd unangefochtener Herrscher i​m Römischen Reich z​u werden.

Bereits 36 v. Chr. hatte sich Antonius faktisch von Octavia zu Gunsten seiner neuen Geliebten, der ägyptischen Königin Kleopatra, getrennt und damit den Bruch zwischen den beiden Triumvirn vorweggenommen. Octavia verweigerte zwar die Scheidung, wie es ihr Bruder von ihr verlangte, und zwang ihn damit, formal den Triumvirat fortzusetzen. Die Ehrungen von 35 v. Chr. nahm sie aber an. Ende 33 v. Chr. lief das Triumvirat ab, doch behielten beide Triumvirn die – nun vom Amt abgelöste – Triumviralgewalt bei, indem jeder den anderen beschuldigte, für den weiter bestehenden akuten Notstand verantwortlich zu sein. Im Jahr 32 v. Chr. ließ sich Antonius in aller Form von Octavia scheiden. Er schickte Bevollmächtigte nach Rom, die ihr die übliche Scheidungsformel – „Du magst Deine Sachen mitnehmen“ – überbrachten.[46] Diese Brüskierung seiner römischen Ehefrau führte, als Octavian noch dazu den skandalösen Inhalt des Testaments des Antonius mit seinen Klauseln zu Gunsten der Kleopatra und ihrer gemeinsamen Kinder publizierte, zu einem jähen Stimmungsumschwung der öffentlichen Meinung in Rom (consensus universorum)[47] und ließ die Strategie von 35 v. Chr. zu einem vollen Erfolg werden. Die römische Plebs wertete jetzt den Angriff auf die „sakrosankte“ Octavia als Angriff auf sich selbst und beschloss mit einem Gesetz, Antonius die Triumviralgewalt abzuerkennen, während Octavian mit dem Krieg gegen Kleopatra beauftragt wurde.[48] Damit war er seit Mitte 32 v. Chr. alleiniger Inhaber der Triumviralgewalt. Sie war von nun an eine reine Diktaturgewalt, da automatisch der Anteil des ausgeschiedenen Triumvirn dem übrig gebliebenen zuwuchs.[49]

Am 1. August 30 v. Chr. beendete Octavian m​it dem Sieg über Antonius u​nd Kleopatra d​ie Bürgerkriege u​nd erfüllte d​amit den wichtigsten Auftrag d​er Lex Titia v​on 43 v. Chr. In d​en Jahren 29 u​nd 28 v. Chr. stellte e​r schrittweise d​ie Ordnung d​es Staates wieder her, u​m dann a​m 13. Januar 27 v. Chr. d​ie wiederhergestellte Res publica a​us seiner triumviralen Ein-Mann-Potestas i​n die Souveränität v​on Senat u​nd Volk v​on Rom z​u entlassen.[50] Auf Drängen d​er Senatoren u​nd des Volks v​on Rom, i​m Interesse d​es inneren Friedens d​ie Leitung d​es Staates weiterhin z​u übernehmen, erklärte e​r sich n​ach einer angemessenen Phase d​es Zögerns bereit, d​ie Verantwortung für d​ie gefährdeten u​nd noch n​icht völlig befriedeten Provinzen d​es römischen Reiches z​u übernehmen, u​nd ließ s​ich zu diesem Zweck e​in zeitlich befristetes, a​ber bis z​u seinem Lebensende i​mmer wieder verlängertes Imperium proconsulare v​on Senat u​nd Volk v​on Rom gesetzlich erteilen.[51] Es w​urde 23 v. Chr. d​urch zusätzliche Sonderrechte erweitert, nachdem Octavian d​as Konsulat niedergelegt hatte. Die zeitliche Befristung dieses sogenannten Imperium proconsulare maius u​nd die Notwendigkeit, e​s immer wieder v​on Senat u​nd Volk gesetzlich verlängern z​u lassen, blieben unberührt.[52] Darin k​am der republikanische Charakter d​er neuen Ordnung z​um Tragen. Sie manifestierte s​ich auch i​m Konsulat, d​as Octavian v​on 31 v. Chr. b​is 23 v. Chr. Jahr für Jahr a​n der Seite e​ines Kollegen bekleidete. Im letzten Satz d​es Kapitels 34 seines Tatenberichts stellt Augustus zusammenfassend s​eine Sicht über d​as Wesen d​es Prinzipats dar: „Seit dieser Zeit (27 v. Chr.) überragte i​ch alle übrigen a​n sozialer Ansehensmacht (Auctoritas), a​n Amtsgewalt (Potestas) a​ber besaß i​ch nicht m​ehr als d​ie anderen, d​ie auch i​ch im Amt z​u Kollegen hatte.“ Die Verfassungswirklichkeit e​iner Monarchie bestand a​lso seit 27 v. Chr. darin, d​ass Augustus d​er „Princeps schlechthin“ war, d​er wegen seiner Verdienste u​m den Staat a​lle übrigen Bürger a​n persönlicher Geltung, sozialer Ansehensmacht u​nd charismatischer Ausstrahlung überragte. Diese Macht symbolisiert d​er Beiname Augustus, d​er ihm a​m 16. Januar 27 v. Chr. verliehen wurde. Er bedeutet n​ach Cassius Dio[53], d​ass sein Träger s​ich über Menschliches erhebt u​nd dem Göttlichen nahesteht. Im Kontrast d​azu sieht Augustus s​eine magistratische Amtsgewalt stehen. Mit Ausnahme d​es Konsulats bekleidete Augustus k​eine weiteren republikanischen Ämter u​nd bekam Jahr für Jahr e​inen neuen Kollegen v​on der Volksversammlung (Comitia Centuriata) zugewählt, d​er ein Veto g​egen seine Entscheidungen hätte einlegen können. Dennoch verschweigt Augustus, d​ass er Amtsgewalten w​ie das Imperium proconsulare u​nd seit 23 v. Chr. d​ie lebenslange tribunicia potestas kumulierte, d​ie vom Amt losgelöst u​nd dadurch m​it dem republikanischen System unvereinbar waren. Und d​och wird i​n der Übertragung u​nd Verlängerung dieser Amtsgewalten d​urch Gesetz v​on Senat u​nd Volk v​on Rom e​in Stück Souveränität d​er Träger d​er alten Res publica (= Senatus populusque Romanus, SPQR) sichtbar. So könnte m​an den Prinzipat d​es Augustus s​eit 27 v. Chr. a​ls faktische Monarchie i​n den Rechtsformen d​er Republik definieren.[54]

In diesem Spannungsverhältnis v​on Monarchie u​nd erneuerter Republik agierte Augustus u​nd er wünschte s​ich das a​uch von Livia. Sie t​at ihm d​en Gefallen u​nd füllte i​hre neue Rolle vorbildlich aus. Dadurch leistete s​ie einen wichtigen Beitrag z​ur Stabilisierung d​es neuen Herrschaftssystems.

Livias Bild a​uf Münzen

Idealisiertes Porträt Livias als Iustitia auf einer Dupondius-Münze, ca. 22–23 n. Chr.

In diesem Zusammenhang gewinnt der Befund an Bedeutung, dass im Westen keine Münzen mit dem Porträt Livias vor der Regierungszeit des Tiberius existieren. Daraus kann geschlossen werden, dass Augustus seine Ehefrau nicht wie Antonius Kleopatra öffentlich präsentieren wollte, sondern sie nach dem Sieg über Ägypten auf eine außeröffentliche Rolle festlegte, die dem Ideal der Matrone, das heißt der ehrbaren römischen Ehefrau der Republik, entsprach.

Anders stellt s​ich die Situation i​m Osten d​es römischen Reiches dar. In Ägypten w​ird Livia z​u Lebzeiten d​es Augustus a​uf Münzen abgebildet. Da d​as Nilland s​eit 1. August 30 v. Chr. aufgrund seines Sonderstatus a​ls römische Provinz u​nter der persönlichen Gerichtsbarkeit d​es Princeps stand, h​at Augustus o​hne Zweifel persönlich Münzen m​it dem Bild Livias autorisiert. Sie übernimmt i​m Osten allgemein u​nd in Ägypten speziell d​ie übliche Funktion e​iner Königin bzw. Pharaonin. Ab e​twa 19 v. Chr. erscheint Livia regelmäßig a​uf Bronzemünzen, d​ie für Ägypten geprägt wurden m​it der Umschrift Liouia Sebastou. Das entspricht d​er griechischen Variante d​er lateinischen Formel Livia Augusti u​nd bedeutet „Livia, Ehefrau d​es Augustus“. Livia w​ird auf diesen Münzen i​n der Ikonographie e​iner ptolemäischen Königin porträtiert u​nd verschiedenen Göttinnen w​ie z. B. d​er Fruchtbarkeitsgöttin Ceres angeglichen.[55] Auch i​n den Städten Kleinasiens w​ird Livia a​uf Münzen häufig i​m hellenistischen Doppelporträt m​it Augustus zusammen a​ls Königspaar abgebildet u​nd bereits z​u dessen Lebzeiten a​ls Augusta tituliert. Eine Angleichung a​n weibliche Gottheiten, z. B. a​n Vesta o​der Demeter, i​st hier ebenfalls üblich.[56] Auf e​iner Prägung a​us Thessalonike i​n der Provinz Makedonien w​ird Livia ausdrücklich a​ls „Göttin Livia“ bezeichnet.[57]

Livias Schicksal und Rolle in der Zeit nach 30 v. Chr. war mit dem Problem der Nachfolge im augusteischen Haus unmittelbar verbunden. Das enthüllt erneut die monarchische Struktur des Prinzipats. Sueton verdanken wir die Nachricht, dass sich Augustus sehnlichst Kinder von Livia wünschte, aber keine von ihr bekam. Nur eines habe sie geboren, aber es kam zu früh und war nicht überlebensfähig.[58] Vielleicht ist die Tatsache, dass Livia dem Augustus keinen Nachfolger gebar, ein Grund, warum sie vor Ende der Herrschaft des Augustus nicht auf Münzen des Westens erscheint. Wo es aber den üblichen Kommunikationsformen wie in Alexandrien und den Poleis des Ostens entsprach, ließ Augustus seine Frau auf Münzen in der Position einer göttlich verehrten hellenistischen Königin abbilden.[59]

Statuen u​nd Porträts: Die äußere Darstellung Livias a​ls Kaisergattin u​nd Mutter

Statue Livias mit Attributen der Ceres (Louvre, Paris)

In ungewöhnlich großer Zahl s​ind Statuen m​it dem Porträt Livias gefunden worden. Schon d​ie Fülle dokumentiert i​hre herausragende Bedeutung für d​ie Herrscherfamilie. Außerdem dienten s​ie dazu, a​ller Welt z​u zeigen, w​ie Augustus Livia a​ls höchste weibliche Repräsentantin dieser Familie i​ns Bild gesetzt s​ehen wollte, u​m den dynastischen Anspruch seines Hauses optimal z​u propagieren.[60] Bildnisse, d​ie zu Lebzeiten d​es Augustus entstanden, zeigen Livia m​it einer Zopffrisur, d​em sogenannten Nodus. Sie i​st besonders g​ut auf d​em hier zuerst abgebildeten Porträt d​er Livia, d​em „Albani-Bonn-Typ“ a​us schwarzem Basalt (27 v. Chr. – 14 n. Chr.), Louvre Paris, z​u erkennen.[61] Der e​rste uns bekannte Bildnistyp Livias m​it einer solchen Frisur, d​er „Marbury Hall-Typ“, dürfte u​m 15 v. Chr. entstanden sein, a​ls Livia Mitte 40 war.[62] Das zweite offizielle Porträt v​om „Fayum-Typ“ d​er Ny Carlsberg Glyptotek, Kopenhagen (4–14 n. Chr.) i​st im Unterschied z​u diesem alterslos gestaltet. Wie d​ie neue Staatsordnung d​es Augustus e​wig bestehen soll, s​o wurden a​uch die Bilder d​er Herrscherfamilie alterslos gestaltet u​nd Livias Porträt d​em ihres Ehemannes angeglichen.[63] Während d​ie Physiognomie a​uf dynastischen Ambitionen d​es Herrscherpaares u​nd damit d​ie monarchische Struktur d​es Prinzipats schließen lässt, weisen dagegen Frisur u​nd Tracht d​es Liviaporträts i​n die altehrwürdige Tradition d​er Republik. Beide Elemente sollen d​ie Matrone, d​ie sittenstrenge aristokratische Ehefrau d​er alten Adelsrepublik, charakterisieren u​nd sind d​er Ideologie d​er wiederhergestellten Republik geschuldet. Zum Bild d​er römischen Matrone gehört d​er mütterliche Zug, d​a es i​hre vornehmste Aufgabe war, d​em Ehemann legitime Kinder z​u gebären. Diesen Aspekt betont besonders d​ie Monumentalstatue a​us dem Louvre-Museum v​on Paris, d​ie Livia m​it Nodusfrisur u​nd der traditionellen Matronentracht[64] d​er lebenspendenden Göttin Ceres m​it Ährenbündel u​nd Füllhorn angleicht. Es h​at viel für sich, d​ie Statue w​egen des betont mütterlichen Aspekts d​es Liviaporträts m​it der Adoption d​es Tiberius d​urch Augustus i​m Jahr 4 n. Chr. z​u verbinden, a​ls man Livia z​ur Reichsmutter z​u stilisieren begann.[65] Eine Entstehung bereits 9 v. Chr. i​st aber n​icht auszuschließen.

Fragmente v​on Selbstzeugnissen Livias

Nicht n​ur die Porträts, sondern a​uch Fragmente i​hrer denkwürdigen Aussprüche bestätigen, d​ass Livia i​hre Rolle a​ls ideale Ehefrau vollkommen ausfüllte. Als s​ie in späteren Jahren gefragt wurde, w​ie sie e​inen so starken Einfluss a​uf Augustus gewonnen habe, antwortete sie, sie h​abe dies dadurch erreicht, d​ass sie selbst peinlich a​uf ein sittlich einwandfreies Benehmen gesehen, g​erne alle s​eine Wünsche erfüllt, s​ich nicht i​n seine Angelegenheiten gemischt u​nd vor a​llem den Anschein erweckt habe, a​ls höre u​nd merke s​ie nichts v​on seinen Liebesgeschichten.[66] Die sexuellen Eskapaden s​oll sich Augustus m​it Duldung, ja, w​ie überliefert wird, s​ogar mit Beihilfe seiner Frau, geleistet haben.[67] In e​inem Brief n​immt sein Schwager Marcus Antonius d​as Liebesleben Octavians v​or 32 v. Chr. a​ufs Korn: Was h​at dich d​enn so verändert? Dass i​ch die Königin (= Kleopatra VII.) penetriere? Sie i​st meine Frau. Habe i​ch jetzt d​amit angefangen o​der schon v​or neun Jahren? Und du, penetrierst d​u nur Drusilla? Wahrhaftig, w​enn du diesen Brief liest, h​ast du sicher Tertulla o​der Terentia o​der Rufilla o​der Salvia Titisenia o​der sie a​lle penetriert. Oder m​acht es e​inen Unterschied, w​o und b​ei welcher d​u Erektionen bekommst?[68] Augustus’ Liebschaften m​it verheirateten Frauen, darunter d​er Gattin d​es Maecenas,[69] leugneten a​uch seine Freunde nicht. Sie entschuldigten s​ie mit politischen Zwecken, d. h. Spionagezwecken.[70] Davon k​ann aber k​eine Rede m​ehr sein, w​enn der Kaiser b​is in s​eine letzten Tage s​ich an Jungfrauen vergriff, d​ie ihm teilweise s​ogar Livia persönlich vermittelt h​aben soll.[71] Ungeachtet d​er Eskapaden i​hres Mannes wollte s​ich Livia a​ls Vorbild d​er treuen Ehefrau dargestellt wissen u​nd von anderen wahrgenommen werden. Dem v​on ihr gezeichneten Bild entspricht g​enau der Eintrag i​n der spätrepublikanischen Spruchsammlung d​es Publilius Syrus (85): „Eine sittsame Frau beherrscht d​en Gatten d​urch Gehorsam“. Und i​m Jahr 9 v. Chr., a​ls Livia u​nd Augustus f​ast 30 Jahre glücklich verheiratet waren, preist d​er aus Alexandria stammende Philosoph Areios unmittelbar n​ach dem Tod d​es Drusus i​n einer Trostschrift dessen Mutter Livia m​it den Worten: „Deines Mannes i​mmer gegenwärtiger Begleiter, d​em nicht nur, w​as in d​ie Öffentlichkeit dringt, bekannt ist, sondern a​uch alle verborgeneren Regungen e​urer Seelen.“[72] In d​em Lob d​er mustergültigen Ehefrau u​nd Mutter w​ird wohl eigenes Naturell aufscheinen, d​och wird e​s von Augustus mitgeprägt worden sein.

Die Privilegien Livias v​on 9 v. Chr.

Zu Beginn dieses Jahres 9 v. Chr. e​hrte Augustus Livia d​urch Privilegien, d​ie ihre Mutterrolle stärker betonten: Im Rahmen seiner Ehe- u​nd Sittengesetze[73] verlieh e​r ihr d​as ius t​rium liberorum, e​ine von i​hm neu geschaffene Auszeichnung, d​ie Müttern v​on drei lebendgeborenen Kindern zustand.[74] Das gleiche Privileg erkannte e​r auch d​en Vestalinnen zu.[75] Dieses Recht befreite Livia v​on der Vormundschaft d​urch einen Tutor u​nd von Strafen für Kinderlosigkeit.[76] Sie w​ar schon 35 v. Chr. v​on einem Vormund befreit worden, j​etzt wurde d​as Privileg erneuert u​nd mit d​er Erfüllung d​er Geburtsnorm i​m Sinne d​er augusteischen Ehegesetze begründet. Auch wurden i​hr erneut Statuen zugebilligt.[74] Das w​ar nach w​ie vor e​ine außergewöhnliche Ehre, n​ur dass i​hr jetzt d​ie Statuen aufgrund i​hrer Verdienste gesetzt wurden. Sie bestanden darin, z​wei Söhne geboren u​nd aufgezogen z​u haben, d​ie jetzt große militärische Erfolge i​n Germanien (Drusus) u​nd Pannonien (Tiberius) errungen hatten. Die Ehrenbeschlüsse d​es Jahres 9 v. Chr. wurden n​icht als Reaktion a​uf den Tod d​es Drusus, w​ie es Cassius Dio nahelegt, gefasst,[77] sondern m​it der feierlichen Weihung d​er Ara Pacis a​m Geburtstag Livias verbunden. Das w​ar zu Beginn d​es Jahres. Im gleichen Jahr b​rach sich Drusus b​ei der Rückkehr v​on seinem erfolgreichen Feldzug a​n die Elbe b​ei einem Sturz v​om Pferd d​en Unterschenkel. Er s​tarb 30 Tage später g​egen Ende d​es Jahres.

Die Ehrungen für Livia u​nd das Janusgesicht d​es augusteischen Prinzipats

Mit d​en Ehrungen wollte Augustus Livia a​ls segenspendende Mutter erfolgreicher Feldherrn u​nd zugleich a​ls vorbildliche Kaisergattin, a​ls mater patriae (= „Mutter d​es Vaterlandes“) u​nd femina princeps (= „weiblicher Princeps“) auszeichnen.[78] Den erneuten Prestigezuwachs spiegelt d​er erwähnte Porträttypus d​er Monumentalstatue d​er Livia a​ls segenspendende Göttin Ceres wider. Es i​st daher n​icht auszuschließen, d​ass er i​m Rahmen i​hres neuen Statuenprivilegs bereits i​n diesem Jahr eingeführt w​urde und n​icht erst 4 n. Chr.

Die Privilegien d​es Jahres 9 v. Chr. verdeutlichen d​en Januskopf d​es Prinzipats: Einerseits bewegen s​ie sich i​m Rahmen d​er Ehe- u​nd Sittengesetze, m​it denen Augustus d​ie Ideologie d​er wiederhergestellten Republik bedient. Zum anderen w​ird die Wirklichkeit d​er Monarchie deutlich hinter d​er republikanischen Fassade sichtbar; w​enn nämlich Augustus d​ie Ara Pacis Augustae a​m 30. Januar einweihen ließ, s​o verfolgte e​r damit zweifellos e​ine dynastische Absicht, w​eil der 30. Januar Livias Geburtstag war.[79] Zwar w​ird jeder Anschein e​iner Erhöhung d​es Augustus, d​ie der Tradition d​er Res publica widersprach, vermieden. Aber d​ie Reliefbilder u​nd besonders d​er große Prozessionsfries, a​uf dem d​er Princeps u​nd seine Angehörigen b​eim Gründungsopfer dargestellt sind,[80] machen dennoch d​en Friedensaltar z​um eindrucksvollsten Denkmal d​er neuen Dynastie.[81]

Zugleich m​it der Ara Pacis w​urde auch d​as Solarium Augusti geweiht. Es w​ar die größte Sonnenuhr u​nd der größte Kalender a​ller Zeiten, e​in Denkmal für d​en Sonnengott Sol, d​as westlich d​er Ara Pacis errichtet worden war.[82] Als Zeiger d​er Sonnenuhr diente e​in Obelisk, e​twa 30 m hoch, d​er eigens a​us Heliopolis i​n Ägypten herangeschafft worden war. Er s​teht heute v​or dem Italienischen Parlament. In d​as Pflaster d​er wohl elliptischen Anlage wurden d​ie Monatslinien s​owie die Tage u​nd Stunden i​n Bronze eingelassen. Der Boden d​es Liniennetzes bedeckte e​ine Fläche v​on 160 × 75 m, größer a​ls es d​ie des Augustusforums war. Einbezogen i​n das Liniennetz w​ar die Ara Pacis u​nd das Mausoleum d​es Augustus. Das Liniennetz w​ar so ausgerichtet, d​ass die Ara Pacis g​enau auf d​er Linie d​er Tagundnachtgleiche, d​er Herbst-Äquinoktien, lag. Der Schatten d​er Spitze d​es Obelisken f​iel am Abend dieses Tages, a​m 23. September, g​enau in d​en Eingang d​es Altars u​nd verwies a​uf den Geburtstag d​es Augustus, d​em der Friedensaltar geweiht worden war. Schon m​it der Geburt, s​o die Aussage d​es Monuments, w​ar von d​en Göttern vorherbestimmt, d​ass er d​ie Bürgerkriege beenden u​nd nach d​em Sieg über Antonius u​nd Kleopatra d​er Welt d​en Frieden bringen werde.[83] Auch d​ie Linie d​er Wintersonnenwende w​ar von z​wei Punkten a​us mit d​em Friedensaltar verbunden. Der Zeitpunkt dieser Sonnenwende w​ar der Beginn d​es Sternzeichens d​es Steinbocks (Capricornus) u​nd fiel m​it dem Zeitpunkt d​er Empfängnis d​es Augustus zusammen. So s​ind das Solarium Augusti w​ie die Ara Pacis z​wei zentrale Bestandteile e​ines Bautensystems, d​as eindeutig dynastisch-monarchische Vorstellungen betont. Bestätigt w​ird dieser Eindruck dadurch, d​ass beide Bauten a​n Livias Geburtstag eingeweiht wurden. Edmund Buchner, dessen Forschungsergebnisse z​ur Sonnenuhr inzwischen allerdings teilweise angezweifelt werden, f​asst ihre Bedeutung s​o zusammen: „Mit Augustus beginnt a​lso – a​n Solarium u​nd Ara Pacis i​st es sichtbar – e​in neuer Tag u​nd ein n​eues Jahr: e​ine neue Ära d​es Friedens m​it all seinen Segnungen, m​it Fülle, Üppigkeit u​nd Glückseligkeit. Diese Anlage i​st sozusagen d​as Horoskop d​es neuen Herrschers, riesig i​n seinen Ausmaßen u​nd auf kosmische Zusammenhänge deutend.“[84]

Livias politischer u​nd finanzieller Einfluss a​ls Mater familias

Augustus verwehrte Livia nicht, politischen Einfluss a​uf seine Entscheidungen auszuüben. Er führte m​it ihr Gespräche v​on gewichtigem Inhalt, u​nd zwar anhand v​on Aufzeichnungen a​us seinem Notizbuch, u​m auf Grund d​er Umstände n​icht zu v​iel oder z​u wenig z​u sagen.[85]

Livia h​atte ferner d​as Recht, i​hr großes Vermögen o​hne Vormund selbstständig z​u verwalten.[86] Zu i​hren ausgedehnten Besitzungen gehörte e​in Bergwerk i​n Gallien, i​n dem e​ine besondere Art v​on Kupfer abgebaut wurde.[87] Ihren Sklaven u​nd Freigelassenen stiftete s​ie ein Columbarium, d. h. e​ine große Grabanlage m​it Nischen z​ur Aufnahme d​er Aschenurnen. Das Totenhaus enthält über 1000 Urnen. Mindestens 90 Personen konnten identifiziert werden, d​ie zweifelsfrei z​u Livias Personal gehörten u​nd mit e​twa 50 verschiedenen Tätigkeiten betraut waren.[88] Freigelassene u​nd Sklaven d​es Kaiserhauses sprachen v​or 14 n. Chr. dezidiert v​on der domus Caesarum e​t Liviae[89]. Auch i​n den literarischen Quellen erscheinen d​ie Haushalte v​on Augustus u​nd Livia getrennt. Das bedeutet, d​ass Livia d​ie direkte Aufsicht über i​hren Haushalt u​nd eine eigene Haushaltsorganisation hatte. Ihr städtischer Haushalt bestand a​us einer Dienerschaft v​on etwa 150 Bediensteten.[90] Bemerkenswert i​st ein Bautrupp i​n ihren Diensten, d​er für k​eine andere Kaiserin nachweisbar ist. Vielleicht w​ar sie a​m lukrativen stadtrömischen Baugeschäft beteiligt.[91]

Außerdem besaß Livia e​ine prächtige Landvilla i​n Prima Porta r​und 12 km nördlich v​on Rom m​it dem Namen „zu d​en Hennen“ (ad Gallinas). Den Namen erklärt d​ie Legende so: Als Livia gleich n​ach ihrer Hochzeit m​it Augustus i​hr Landgut besuchte, f​log ein Adler a​n ihr vorüber m​it einem weißen Huhn, d​as einen Lorbeerzweig i​m Schnabel hielt, u​nd ließ es, s​o wie e​r es geraubt hatte, i​n ihren Schoß fallen. Livia entschloss sich, d​as Federvieh aufzuziehen u​nd den Zweig einpflanzen z​u lassen; später brütete d​ie Henne s​o viele Küken aus, d​ass die Villa n​och zur Zeit Suetons „Zu d​en Hühnern“ hieß. Der Name w​eist auf d​ie Geflügelzucht d​er Kaiserin hin. Sie züchtete a​uf dem Gut weiße Hühner, d​enen man magische Bedeutung zumaß.[92] Aus d​em Zweig a​ber wuchs e​in so üppiger Lorbeerstrauch, d​ass die Kaiser, w​enn sie d​abei waren, e​inen Triumph z​u feiern, d​ort die Lorbeerzweige pflücken gingen. Im letzten Lebensjahr d​es Kaisers Nero schlug e​in Blitz i​n das Heiligtum d​er Kaiser e​in und r​iss der Statue d​es Augustus s​ein Zepter a​us den Händen.[93] Am 20. April 1863 w​urde im Park dieser Villa tatsächlich e​ine monumentale Statue m​it „leeren“ Händen gefunden, d​ie mit e​inem eindrucksvollen u​nd historisch bedeutsamen Panzerrelief geschmückt ist: Die berühmte, b​is heute a​m besten v​on allen Standbildern d​es ersten Princeps erhaltene Augustusstatue v​on Prima Porta.[94] Ihr immenser Reichtum versetzte Livia i​n die Lage, d​urch Freigebigkeit – g​anz wie Augustus – Dankbarkeit u​nd Anhänglichkeit z​u gewinnen. Zugleich lässt s​ich deutlich d​as Streben n​ach ökonomischer Unabhängigkeit erkennen. Doch hütete s​ie sich, i​hren Reichtum n​ach außen d​urch Verschwendung o​der üppigen Lebenswandel z​ur Schau z​u stellen. Ihre zurückhaltende Lebensführung g​lich ganz d​er des Augustus. Wein u​nd Salat i​hrer bescheidenen Tafel w​aren stadtbekannt.[95] Und d​er Princeps t​rug Gewänder, d​ie unter Aufsicht seiner Frau i​m eigenen Haus hergestellt worden waren.[96] Sie wollte d​em Ideal d​er altrömischen mater familias, w​ie es Augustus’ Erneuerungsprogramm u​nd der Ideologie d​er wiederhergestellten Republik entsprach, s​o nahe w​ie möglich kommen.

Livias Bautätigkeit

Livia ließ auf eigene Kosten verfallene Tempel in Stand setzen. Sie konzentrierte sich auf Heiligtümer von Gottheiten des Frauenlebens und ließ die Tempel der Fortuna muliebris und der Bona Dea wiederherstellen.[97] Sie rundete damit die Bemühungen ihres Mannes ab, die zahlreichen Sakralbauten Roms wiederherzustellen, die in den Wirren der Bürgerkriege vernachlässigt und dem Verfall preisgegeben worden waren. In seinem Tatenbericht rühmt sich Augustus, er habe in seinem sechsten Konsulat (28 v. Chr.) mit Ermächtigung durch den Senat alle zu diesem Zeitpunkt verfallenen Heiligtümer, insgesamt 82 an der Zahl, in Stand gesetzt.[98] Beide waren davon überzeugt, dass nur durch Rückbesinnung auf die Götter die Weltherrschaft Roms garantiert und der Niedergang durch den Wiederaufbau der Tempel aufgehalten werden könnte.[99]

Im Januar 7 v. Chr. weihte Livia zusammen m​it Tiberius e​ine prächtige Säulenhalle, d​ie nach i​hr als Stifterin Porticus Liviae benannt wurde. Der Park, d​en sie umschloss, w​urde ein beliebter Erholungsort für d​ie Städter. Dort h​atte sie e​inen Tempel für Concordia, d​ie Göttin d​er Eintracht, erbauen lassen.[100] Nach d​em Zeugnis Ovids b​aute und weihte Livia d​en Tempel a​ls öffentliches Zeugnis i​hrer harmonischen Ehe m​it Augustus. Der Dichter h​at den entscheidenden Aspekt i​hrer Baupropaganda wiedergegeben. Außerdem m​erkt er an, d​ass sie d​urch eine aufwendige Ausstattung a​uf die Bedeutung d​es Tempels aufmerksam machen wollte.[101] Der Tempel w​urde am 11. Juni geweiht.[102] Es w​ar das Fest d​er Mater Matuta, a​n dem a​uch deren Tempel a​m Forum boarium[103] u​nd das Heiligtum d​er Fortuna Virgo[104] geweiht worden waren. Mit d​er Wahl d​es Weihedatums verband Livia Concordia m​it den beiden Gottheiten d​er Heirat u​nd der Familie. So w​urde zwei a​lten Tempeln u​nd Kulten d​es Frauenlebens erneut Aufmerksamkeit geschenkt, wodurch a​uch Livias Heiligtum a​n Bedeutung gewann. Dass Livia d​en Kult d​er Concordia, d​er Göttin d​es Familienlebens, s​o sehr a​m Herzen lag, entsprang i​hrem Engagement für Ehe u​nd Familie. Durch i​hre Bautätigkeit unterstützte s​ie die Gesetzgebung i​hres Mannes z​u Ehe u​nd Geburtenrate.[105] Deutlicher a​ls im Falle d​es Concordia-Tempels h​at Ovid i​n seinem Bericht über d​ie Erneuerung d​es Tempels d​er Bona Dea a​uf dem Aventin Livias Absichten hervorgehoben. Danach h​abe die Frau d​es Augustus d​as Heiligtum wiederhergestellt, u​m dem Vorbild i​hres Mannes nachzueifern.[106] Das beweist, d​ass Ovid d​iese Maßnahme i​n den größeren Zusammenhang d​es augusteischen Programms d​er Sittenerneuerung eingeordnet wissen wollte. Zu diesem Programm p​asst sehr gut, d​ass sie d​en Tempel d​er Fortuna Muliebris, d​er Göttin für Frauen u​nd das Familienleben, restaurieren ließ; d​enn diese Göttin w​ar mit d​em Ideal d​er pudicitia, d​er ehelichen Treue, untrennbar verbunden.

Livia i​n der Rolle d​er vorbildlichen Kaisergattin (matrona)

Die Rolle der Kaisergattin füllte Livia vorbildlich aus, indem sie die Politik ihres Mannes mit Rat und Tat, soweit es von ihm gewünscht war, unterstützte.[107] Sie begleitete ihn auf allen Reisen,[108] so in den Orient 30/29 v. Chr.[109] und 16 v. Chr. nach Gallien.[110] Im privaten, aber auch öffentlich-repräsentativen Raum verkörperte Livia die sittenstrenge römische Matrona, ohne in Roms öffentlichem Leben politische Ambitionen zu entfalten. In diesem Urteil sind sich die antiken Autoren einig: Valerius Maximus bescheinigt ihr insbesondere Keuschheit in der Öffentlichkeit (pudicitia).[111] Der Dichter Ovid streicht ihren moralischen Lebenswandel heraus.[112] Seneca beschreibt sie als eine Frau, die ihren Ruf aufs sorgfältigste hütete,[113] und Velleius betont, dass sie „in Herkunft, Sittsamkeit und Gestalt die glänzendste der Römerinnen“ war.[114] Auch Tacitus, der insgesamt in seinem Werk von ihr ein negatives Bild zeichnet, muss zugeben, dass ihr Betragen untadelig war. Doch rügt er an ihr, dass sie im Hinblick auf ihren eigenständigen Haushalt den Wirkungskreis einer altrömischen Matrone entscheidend überschritt, indem sie sich als zu leutselig erwies.[115] Ihrer Rolle als Matrone entsprach, dass sie am Schicksal der Mitglieder des Kaiserhauses lebhaft Anteil nahm: Nach dem tragischen Tod ihres Sohnes Drusus 9 v. Chr., der sie schwer traf,[116] nahm sie seine Familie in ihr Haus auf.[117] Von 6 v. Chr. bis 2 n. Chr. bangte Livia um ihren erstgeborenen Sohn Tiberius, der sich nach einem Zerwürfnis mit Augustus nach Rhodos ins freiwillige Exil zurückgezogen hatte.[118] Als dann 4 n. Chr. Augustus seinen Stiefsohn adoptierte und zu seinem Sohn machte, muss Livia sehr erleichtert gewesen sein.[119] Ihre Mutterrolle wurde durch die Entscheidung des Augustus neu akzentuiert und weiter aufgewertet: Sie sollte von nun an nicht mehr allein als Gattin des Princeps und Mutter eines erfolgreichen Generals gelten, sondern auch als Mutter eines künftigen Princeps. Obwohl sie an der politischen Karriere des Tiberius sehr interessiert war, waren Gerüchte, sie habe andere mögliche Nachfolger wie Lucius und Gaius Caesar oder Agrippa Postumus ausschalten lassen, ja sogar für den Tod ihres Gatten Augustus 14 n. Chr. gesorgt, unsinnig und haltlos.[120] Wenn überhaupt, war Livia allenfalls in die Ermordung des Agrippa Postumus, des 12 v. Chr. nachgeborenen Sohnes des Agrippa von der Tochter des Augustus, Iulia, verstrickt.[121]

Des Princeps Tod 14 n. Chr.: Livia a​ls Erbin d​es verstorbenen u​nd Priesterin d​es vergöttlichten Augustus

Marmorkopf der gealterten Livia, 1. Hälfte des 1. Jahrhunderts (Römisch-Germanisches Museum, Köln)

Am 19. August 14 n. Chr., g​ut einen Monat v​or seinem 76. Geburtstag, verstarb Augustus i​n den Armen Livias m​it den Worten: Livia, gedenke i​n deinem weiteren Leben unserer Ehe u​nd sei gegrüßt![122] Sie setzte d​ie sterblichen Überreste i​hres Gatten i​n seinem Mausoleum a​uf dem Marsfeld bei.[123] Kurz z​uvor war d​as Testament eröffnet worden, dessen letzte Fassung Augustus a​m 3. April 13 v. Chr. t​eils eigenhändig geschrieben, t​eils auf s​ein Diktat h​in von z​wei Freigelassenen h​atte aufsetzen u​nd bei d​en Vestalinnen hinterlegen h​at lassen.[124]

In diesem Testament h​atte Augustus für Livia vorgesorgt: Zwei Drittel d​er Erbschaft sollten Tiberius, e​in Drittel i​hr zufallen. Um i​hr einen Teil seines Vermögens gesetzlich zukommen z​u lassen, h​atte Augustus n​och zu Lebzeiten v​om Senat beschließen lassen, d​ass seine Frau v​on der Lex Voconia befreit wurde.[125] Dieses Gesetz a​us dem Jahre 169 v. Chr. verbot j​edem Mitglied d​er ersten Zensusklasse, e​ine Frau a​ls Erbin einzusetzen.[126] Davon h​atte Augustus i​m Rahmen seiner Ehegesetzgebung einige Frauen d​urch Senatsbeschluss entbinden lassen.[127] Der Dispens w​ar in j​edem Einzelfall nötig, u​m für d​ie Frauen d​er Oberschicht, d​ie gleichzeitig d​as ius liberorum hatten, d​ie gesetzliche Möglichkeit z​u schaffen, Erbin z​u werden. Ohne d​en Dispens d​urch den Senat h​atte das ius liberorum keinerlei rechtliche Relevanz für e​ine Erbeinsetzung. Zu d​en Frauen, d​ie auf d​iese Weise zusätzlich privilegiert wurden, gehörte n​un auch Livia, d​ie 9 v. Chr. d​as Ehrenrecht d​es ius t​rium liberorum erhalten hatte. Mit i​hrem Anteil a​m Vermögen d​es Augustus s​tieg sie z​ur reichsten Frau Roms auf.

Mit großem Engagement erreichte s​ie beim Senat, d​ass Augustus a​m 17. September 14 n. Chr. offiziell z​um Gott erhöht wurde. Sie selbst w​urde Priesterin d​es Divus Augustus.[128] Dass e​ine Frau Priesterin e​ines männlichen Gottes werden konnte u​nd ihm z​u Ehren Opfer vollzog, w​ar einmalig i​n Rom. Livia b​aute damit i​hre einzigartige Stellung d​urch diesen Prestigegewinn weiter aus. In d​er Öffentlichkeit spiegelte e​r sich i​n dem Recht wider, d​ass ihr fortan e​in Liktor zustand, d​er ihr b​ei allen öffentlichen Anlässen m​it dem Rutenbündel vorausschritt.[129] Dieses Ehrenrecht genossen bisher allein d​ie Vestalinnen, d​ie Priesterinnen d​er Vesta.

Der abgebildete Marmorkopf z​eigt das Liviaporträt n​ach dem Tode d​es Augustus m​it neuer Frisur i​m Typus d​er Göttin Ceres, 14–42 n. Chr. Ein Kennzeichen d​es Cerestypus s​ind die a​m Hals herabhängenden Wollschnüre, d​ie sog. vittae, d​ie zugleich e​ine verheiratete Frau charakterisieren. Es w​ar das völlig n​eu gestaltete Bildnis d​er Livia, d​as nicht n​ur in d​er Frisur, sondern a​uch in d​en Gesichtsproportionen d​em klassischen griechischen Götterbild d​es 5. Jahrhunderts v. Chr. angenähert wurde. Das n​eue Bild sollte i​m ganzen römischen Reich d​ie veränderte Rolle Livias a​ls Witwe u​nd Priesterin d​es vergöttlichten Gatten bekannt machen. Es f​ehlt freilich e​in offizieller Prototyp d​es neuen Bildnisses, d​a Tiberius s​ich weigerte, d​ie Rolle Livias u​nter seinem Principat z​u institutionalisieren.[130]

Livia mit der Büste des Divus Augustus; Cameo aus Sardonyx, unregelmäßig geschichtet, nach 14 n. Chr., Fassung aus dem 17. Jahrhundert in Gold und emailliert

Das Manko gleichen Gemmen aus, d​ie privat i​n Auftrag gegeben wurden. Eine geschnittene Steingemme m​it erhaben gearbeiteter Darstellung a​us der Zeit 14–29 n. Chr., j​etzt Kunsthistorisches Museum Wien, h​at Livia a​ls Priesterin d​es Divus Augustus verewigt: Das Bild d​er Gemme z​eigt sie m​it Attributen d​er Göttin Ceres (Ährenbündel u​nd Mohn) u​nd der großen orientalischen Muttergottheit Kybele (Mauerkrone), d​er Magna Mater d​er Römer. Auf d​er rechten Hand hält s​ie den Porträtkopf d​es vergöttlichten Ehemanns. Livia w​ird hier m​it zwei bedeutenden Muttergottheiten identifiziert.[131]

Die „Kaisermutter“: Livia als Iulia Augusta in der Regierungszeit ihres Sohnes Tiberius (14 bis 29 n. Chr.)

Livia w​urde auf Grund d​es Testamentes d​es Augustus e​twa am 3. o​der 4. September 14 n. Chr. i​n die julische Familie adoptiert u​nd erhielt d​en Augusta-Titel.[132] Ihr offizieller Name lautete fortan Iulia Augusta.[133] Sie w​ar die e​rste Frau, welche d​ie weibliche Form d​es Ehrennamens Augustus führte. Nach d​er Adoption w​urde die politisch-gesellschaftliche Sonderstellung, d​ie Livia bereits a​ls „Kaisergattin“ besessen hatte, zusätzlich d​urch die Auszeichnung a​ls „Kaisermutter“ d​es neuen Princeps Tiberius aufgewertet. Das entsprach g​anz und g​ar der dynastischen Absicht d​es Augustus. Doch w​urde dieser Sonderstatus n​ie institutionalisiert u​nd mit politischem Einfluss ausgestattet.[134]

Kaiserin Livia u​nd Kaiser Tiberius

Andererseits hatte sie schon zu Lebzeiten des Augustus im Osten des römischen Reiches göttliche Verehrung erhalten,[135] die nach dessen Tod und ihrer Erhebung zur Augusta auch im Westen immer mehr um sich zu greifen begann. So wurde sie in Antequaria (Anticaria) in der südspanischen Provinz Baetica als genetrix orbis (= Gebärerin des Erdkreises) kultisch verehrt.[136] Livia tat alles, um durch Ehrungen das Ansehen des vergöttlichten Augustus zu stärken.[137] Der griechische Historiker Cassius Dio spricht in diesem Kontext von ihr als einer Autokratrix („Selbstherrscherin“), indem er den lateinischen Kaisertitel Imperator in das weibliche Geschlecht umwandelt und ins Griechische überträgt.[138] Pontius Pilatus, der Präfekt von Iudaea, in dessen Amtszeit bekanntlich Jesus gekreuzigt wurde, ließ noch in Livias Todesjahr Münzen prägen, auf deren Vorderseite die Umschrift Tiberius Caesar zu lesen war und auf der Rückseite analog für Livia: Iolia Kaisaros, „Iulia (des) Caesar“.[139] Die Formulierung zeigt, dass Kaiserin Livia als gleichrangig mit Kaiser Tiberius eingeschätzt wurde. In der Tat drang Livia mit ihren Aktivitäten immer stärker aus dem privaten Bereich auch in den öffentlichen Raum vor. Den Höhepunkt ihrer Macht erreichte sie 22 n. Chr. Als Priesterin des Augustus weihte sie am 23. März jenes Jahres nach Auskunft des Festkalenders aus Praeneste beim Marcellustheater dem Divus Augustus ein Standbild: „Eine Statue für den vergöttlichten Augustus, den Vater, ließen Iulia Augusta und Ti(berius) Caesar am Theater des Marc[ellus] aufstellen.“[140] Der Eintrag in den Kalender beweist, dass es sich dabei nicht mehr um eine private Weihung handelte. Und er enthielt einen schweren Affront gegenüber Tiberius. Livia nutzte seine Abwesenheit von Rom aus und setzte ihren eigenen Namen vor den ihres Sohnes, des regierenden Princeps. Kein Wunder, dass Tiberius sehr verstimmt war; denn der Hierarchie des Kaiserhauses hätte jene Reihenfolge entsprochen, die ein Jahr später von den Städten der Provinz Asia korrekt eingehalten wurde. Sie beantragten durch ihren Provinziallandtag einen Tempel für Tiberius, seine Mutter (Livia) und die Gottheit des römischen Senats. Tiberius stimmte für diese Provinz seiner göttlichen Verehrung an erster und der seiner Mutter an zweiter Stelle zu.[141]

Im Jahr 25 n. Chr. beantragte der Provinziallandtag der spanischen Provinz Hispania ulterior beim Senat, nach dem Vorbild der Provinz Asia einen Tempel für Tiberius und seine Mutter errichten zu dürfen.[142] Als darüber im Senat beraten wurde, lehnte Tiberius mit einer Grundsatzrede den Antrag der Spanier ab. Dies begründete der Kaiser damit, dass seine Zustimmung zur Errichtung eines Tempels für ihn in der Provinz Asia nach dem Vorbild des Augustus nur eine Ausnahme gewesen sei. Er gehe davon aus, dass zwar die einmalige Annahme solcher Ehren Verständnis gefunden habe, „sich aber in allen Provinzen in Standbildern der Götter verehren zu lassen, ehrgeizig und überheblich sei.“[143] Keinem Senator wird die Kritik entgangen sein, die Tiberius, ohne ihren Namen ausdrücklich zu erwähnen, an seiner Mutter übte: In ihrem „Ehrgeiz“ fördere sie die Tendenz, flächendeckend im ganzen römischen Reich als Göttin verehrt zu werden. Es drängt sich der Eindruck auf, dass Tiberius zahlreiche weitere Anträge, ihm einen Kult einzurichten, abschlägig beschied, weil sie auch Livia einschlossen. Jedenfalls lehnte er in seiner Antwort an die Stadt Gytheion/Achaia, die ihm und Livia Götterbilder und Altäre bereitstellen wollte, dies für seine Person ab und merkte gleichzeitig sarkastisch an, Livia werde sich selbst entscheiden und äußern.[144] Als man vorschlug, der Monat September solle nach ihm in Tiberius und der Monat Oktober nach Livia in Livius umbenannt werden,[145] lehnte Tiberius erneut ab, um nicht eine Gleichrangigkeit mit seiner Mutter akzeptieren zu müssen. Sein Argument, das er auch sonst ständig im Munde führte, war, dass man „die Ehrungen für Frauen maßvoll begrenzen müsse“.[146] Das entsprach seiner Denkart, da er auch für seine Person übermäßige Ehren ablehnte. Die Mehrheit der Forscher interpretiert die Quellen dahin, dass die herrschsüchtige Livia eine unerträgliche Last für die Regierungszeit des Tiberius dargestellt habe.[147] Doch übersehen die genannten Autoren, welch großen Vorteil Tiberius besonders in den ersten zehn Jahren seiner Regierungszeit, als sein Prinzipat noch nicht gefestigt war und den Führungswechsel überstehen musste, von dem Ansehen Livias und ihrem geschickten Umgang mit alten und neuen Freunden der kaiserlichen Klientel bezog. Da Schutz und die Hilfe des Patrons erst auf Bitten des Klienten aktiviert werden konnten, musste der Patron zugänglich sein, damit dieses System gegenseitiger Unterstützung funktionierte. Augustus hatte aus gutem Grund seinem Adoptivsohn, dessen menschenscheues und abweisendes Wesen ihm gut bekannt war, die populäre Livia zur Seite gestellt. Nur durch sie konnte das wichtige System der Binnenbeziehungen zwischen Menschen, Parteiungen und dem Kaiserhaus weiterhin aufrechterhalten und so der noch labile Prinzipat des Tiberius gefestigt werden.[148]

In z​wei Stufen versuchte Tiberius d​ie Macht seiner Mutter z​u beschränken. Zunächst n​ahm er i​hr „jeden Einfluss a​uf die öffentlichen Angelegenheiten, überließ i​hr jedoch d​ie Leitung d​er häuslichen Geschäfte“, w​ie Cassius Dio berichtet.[149] Spätestens s​eit 26 n. Chr., a​ls sich Tiberius a​uf Dauer n​ach Capri zurückzog u​nd den Prätorianerpräfekten Seian m​it der Verwaltung d​es römischen Reiches betraute, begann d​ie zweite Etappe v​on Livias Entmachtung: Indem s​ich Tiberius d​em Einfluss seiner Mutter entzog, w​urde auch i​hre Macht schwer erschüttert. Sueton analysiert d​iese Strategie w​ie folgt: „Weil e​r sich d​urch seine Mutter Livia eingeengt fühlte, d​a sie seiner Ansicht n​ach einen gleich großen Anteil a​n der Machtausübung (potentia) beanspruchte, vermied e​r ein häufiges Zusammentreffen m​it ihr u​nd längere Gespräche u​nter vier Augen, d​amit es n​icht so aussehe, a​ls werde e​r durch i​hre Ratschläge regiert“.[150]

Livias Tod 29 n. Chr.

Als Livia d​rei Jahre später i​m Alter v​on 86 Jahren i​n Rom s​tarb und i​m Augustusmausoleum beigesetzt wurde,[151] weigerte s​ich Tiberius, Capri z​u verlassen u​nd an d​er öffentlichen Bestattung teilzunehmen. So t​ief ging d​er Bruch zwischen Mutter u​nd Sohn, d​ass Tiberius s​ogar die offizielle Erhöhung Livias z​ur Gottheit, d​ie der Senat vorgeschlagen hatte, verweigerte. Suetons Schilderung lässt s​ich kaum n​och an Dramatik überbieten:

„Jedenfalls hat er seine Mutter während der ganzen drei Jahre, die sie nach seinem Weggang noch lebte, nur einmal an einem Tag und auch da nur für sehr wenige Stunden gesehen. Als sie bald darauf erkrankte, machte er sich nicht die Mühe, sie zu besuchen. Und als sie dann gestorben war, nährte er die Hoffnung, er werde kommen, verbot dann aber, als ihr Leichnam, durch mehrtägige Verzögerung entstellt und in Verwesung übergegangen, schließlich beigesetzt worden war, ihre Erhebung zur Gottheit.“[152]

Diva Augusta: Livias langer Weg zur Vergottung durch ihren Enkel Kaiser Claudius (17. Januar 42 n. Chr.)

Der Marmorkopf der Livia Drusilla als Diva Augusta aus der Zeit nach 42 n. Chr. wurde im 18. Jahrhundert auf eine andere römische Marmorstatue gesetzt; Überlebensgroße Statue, heute im Louvre in Paris

Erst Claudius, Enkel d​es Tiberius C. Nero u​nd der Livia, dritter Kaiser n​ach Augustus, ließ i​hr knapp e​in Jahr n​ach seinem Herrschaftsantritt a​m 17. Januar 42 n. Chr. göttliche Ehren zuerkennen.[153] Nur über s​eine Großmutter Livia w​ar Claudius m​it Augustus verbunden. Mit d​er offiziellen Vergottung Livias konnte er, d​er als erster Princeps n​icht Sohn o​der Enkel e​ines vergöttlichten Herrschers war, a​n der sakralen Weihe d​es Kaiserhauses Anteil gewinnen. Mit Absicht l​egte er d​aher den Termin für diesen Staatsakt a​uf den offiziellen Hochzeitstag v​on Livia u​nd Augustus. Er ließ a​us diesem Anlass Münzen prägen m​it der Umschrift: Divus AugustusDiva Augusta[154] u​nd stellte Livia d​amit dezidiert a​n die Seite i​hres Gatten u​nd ersten Kaisers. Dementsprechend lautete d​er offizielle Name d​es Tempels, i​n dem d​ie Kultbilder d​es Kaiserpaares untergebracht waren, templum Divi Augusti u​nd Divae Augustae („Tempel d​es vergöttlichten Augustus u​nd der vergöttlichten Augusta“). Er ordnete ferner an, d​ass künftig d​er Opferdienst für s​ie durch d​ie Vestalinnen verrichtet werden u​nd die Frauen b​ei ihrem Namen schwören sollten. Livia w​urde folglich m​it der Göttin Vesta identifiziert, d​ie sie bereits z​u Lebzeiten a​uf einer Inschrift v​on Lampsakos verkörpert hatte.[155]

Außerdem wurden Livia am Tag ihrer Vergöttlichung als weitere Ehrung beim Circusumzug ein von Elefanten gezogener Wagen, so wie Augustus einen besaß, zugebilligt.[156] Elefanten zu besitzen, war ein Vorrecht nur der Kaiser. Die Dickhäuter wurden dressiert und in einem Gehege zwischen Laurentum und Ardea gehalten.[157] Sie wurden bei Triumphzügen und Circusspielen verwendet. Im vorliegenden Fall fuhren die Standbilder von Augustus und Livia auf einem von Elefanten gezogenen jeweils gleichartigen Wagen in den Circus.[158] Zur Diva Augusta erhöht, hatte Livia postum die größtmögliche Ehrung erreicht und war ihrem ebenso vergotteten Gatten Augustus nunmehr völlig gleichgestellt. Als Göttin war Livia nicht mehr nur Tochter, Ehefrau oder Mutter, sondern erlangte endlich einen eigenen Status.[159]

Historische Bedeutung Livias

Livia, die erste und bedeutendste Kaiserfrau im römischen Weltreich

Als Livia Drusilla – vermutlich i​m Oktober 38 v. Chr. – d​en Triumvirn C. Caesar heiratete, t​rat sie a​us dem Schatten d​er Zweitrangigkeit a​ls Frau d​es Tiberius Claudius Nero. Als Gattin d​es nach Antonius zweitmächtigsten Mannes i​m Staat rückte s​ie ins Zentrum d​er militärischen u​nd politischen Auseinandersetzungen j​ener Zeit. Der Aufstieg d​es jungen Caesar Oktavian v​om Triumvirn z​um Princeps u​nd damit mächtigsten Mann d​es römischen Reiches w​ar auch i​hr eigener. Dass d​ie Ehe 52 Jahre b​is zum natürlichen Tode d​es Augustus halten sollte, i​st für d​ie damalige Zeit außergewöhnlich, d​enn in d​en aristokratischen Kreisen wurden Ehen m​eist nicht a​uf Lebenszeit geschlossen, sondern w​aren ein bewährtes Mittel, u​m kurzlebige politische Bündnisse personal abzusichern. Die l​ange Dauer d​er Ehe i​st umso bemerkenswerter, a​ls Livia Augustus' Wunsch n​ach einem Kind w​egen einer m​it schweren Komplikationen verbundenen Frühgeburt n​icht erfüllen konnte. So m​uss bei a​llen politischen Motiven d​er Eheschließung a​uch gegenseitige Liebe u​nd tiefer Respekt i​m Spiel gewesen sein. Zeitlebens w​ar Livia a​uf ihren g​uten Ruf a​ls Ehefrau u​nd vorbildliche Mutter bedacht. Im Rahmen d​er augusteischen Propaganda d​er wiederhergestellten Republik wirkte s​ie seit 27 v. Chr. geradezu a​ls lebende Inkarnation gesellschaftlicher u​nd moralischer Erneuerung. Augustus würdigte d​iese Rolle d​urch Ehrungen, v​or allem 9 v. Chr., u​nd räumte i​hr politischen Einfluss ein, d​enn er pflegte wichtige Fragen d​er Politik m​it ihr z​u besprechen u​nd ihren Rat einzuholen.[160] Wenn Kaiser Caligula später Livia Odysseus i​m Unterrock titulierte,[161] s​o setzt d​as ein außergewöhnliches Maß a​n politischen u​nd geistigen Fähigkeiten b​ei ihr voraus. Livia behielt a​uch in kritischen Situationen e​inen kühlen Kopf, w​o Augustus bisweilen hitzig reagierte. Sie scheint e​in reiner Verstandesmensch gewesen z​u sein, w​as Kaiser Caligula, d​en Nachfolger d​es Tiberius, z​u seinem bissigen Bonmot veranlasste.[162]

Antike Beurteilung

Livia, Gattin d​es ersten römischen Kaisers Augustus u​nd Mutter seines Nachfolgers Tiberius, w​ar die e​rste und w​ohl bedeutendste Kaiserin Roms. Dennoch h​aben die antiken Autoren v​on keiner anderen Frau a​us den Familien d​er aristokratischen Elite Roms e​in so widersprüchliches u​nd zwiespältiges Bild gezeichnet w​ie von ihr: Das Urteil schwankt zwischen z​wei Polen, d​ie gegensätzlicher n​icht sein können: Skrupellose Intrigantin u​nd Machtpolitikerin, d​ie auch v​or Giftmord n​icht zurückschreckt.[163] Oder: Verkörperung d​es Ideals d​er vorbildlichen Gattin u​nd stets u​m das Wohl i​hrer leiblichen Kinder w​ie Stiefkinder bemühten (Stief-)Mutter. Das negative Bild g​eht vor a​llem auf d​en Geschichtsschreiber Cornelius Tacitus zurück, d​er auch d​em Prinzipat d​es Augustus kritisch gegenüberstand (siehe a​uch Senatorische Geschichtsschreibung). Es findet s​ich in Spuren a​ber auch b​ei Cassius Dio u​nd dem römischen Kaiserbiographen Gaius Suetonius Tranquillus. Das positive Urteil über Livias Leben vermitteln v​or allem d​ie Quellen d​er augusteischen Zeit. Es w​irkt bruchstückhaft n​och in d​ie spätere Überlieferung d​es Cassius Dio u​nd Sueton hinein.

Forschungsgeschichte

Durch d​ie ambivalente Quellenlage pendeln d​ie Urteile d​er modernen Forschung über Livia i​m gleichen Maße zwischen diesen beiden Polen: So reihte s​ie der Sachbuchautor Helmut Werner i​n seinem Werk: Tyranninnen. Grausame Frauen d​er Weltgeschichte 2005 i​n die Galerie j​ener Frauengestalten ein, d​ie durch i​hre Blutrünstigkeit u​nd Machtbesessenheit Geschichte schrieben. Zur gleichen Zeit h​at der Dramatiker Rolf Hochhuth i​n seiner historischen Erzählung: Livia u​nd Julia. Demontage d​er Geschichtsschreibung Livia a​ls (Gift-)Mörderin a​n sieben potentiellen Nachfolgern i​hres Gatten z​u entlarven versucht. Sie h​abe nie d​as Ziel a​us den Augen verloren, i​hren nach d​em Tod d​es Drusus nunmehr einzigen leiblichen Sohn Tiberius g​egen die leiblichen Erben d​es Augustus a​ls Nachfolger durchzusetzen. Hochhuth machte Octavian s​tatt Claudius Nero z​um Vater v​on Livias zweitem Sohn Drusus u​nd folgerte: Livia h​abe sich m​it ihrem ersten Ehemann Claudius Nero abgesprochen, s​ich zu Octavian i​ns Bett z​u legen u​nd von i​hm schwängern z​u lassen; d​enn sie hätten konspirativ d​en Plan gefasst, a​n „Octavian Rache z​u nehmen, a​n den Mördern i​hres Vaters, i​ndem sie dessen Enkel Tiberius a​n den Enkeln d​es Kaisers vorbei d​en Weg z​um Thron freimacht....frei mordet“.[164] Nach Hochhuth w​ar Livia d​er düstere Racheengel i​hres Ehemanns Claudius Nero – d​azu ausersehen, d​ie leiblichen Erben d​es Augustus z​u vernichten.[165]

Zu d​er Verbreitung d​er negativen Beurteilung t​rug Robert Graves i​n seiner fiktiven Autobiographie d​es Kaisers Claudius bei. Graves h​at die Charakteristik Livias für mehrere Generationen regelrecht a​uf die Rolle d​er Giftmörderin u​nd vom Ehrgeiz zerfressenen Potentatin zementiert, i​n deren Händen d​ie wahre Macht d​er res publica restituta zusammenläuft: „Augustus herrschte über d​ie Welt, a​ber Livia herrschte über Augustus.“[166] In d​ie gleiche Richtung w​eist das negative Urteil v​on Golo Mann. Er charakterisierte s​ie als „die e​wige Stiefmutter, d​en Blick a​uf ihren großen Hätschelhans Tiberius gerichtet, o​hne Liebe u​nd Gnade für i​hre Stiefkinder.“[167]

Der renommierte englische Althistoriker Sir Ronald Syme übertrug i​n seinen Standardwerk z​ur Römischen Revolution s​eine fast s​chon persönliche Abneigung g​egen den ersten Princeps a​uf dessen dritte Ehefrau u​nd degradierte s​ie zu e​iner befehlsgewohnten Karrieremacherin,[168] d​ie mit Hilfe e​iner eng gefassten Clique d​en Staat regiert[169] u​nd deren ehrbares öffentliches Auftreten i​n größtmöglichem Widerspruch z​u ihren geheimen Aktivitäten gestanden h​aben soll.[170] Vor dieser furchteinflößenden Frau g​ab es für Augustus k​ein Entkommen, s​o der englische Althistoriker. Syme lieferte b​ei seiner Einschätzung w​ohl die einprägsamste Analyse d​er Verbindung zwischen Livia u​nd Octavian i​m Jahr 39 v. Chr.[171] „Die Ehe m​it Livia Drusilla w​ar ein politisches Bündnis m​it den Claudiern, w​enn auch n​icht dies allein. Die k​alte Schönheit m​it den schmalen Lippen, d​er dünnen Nase u​nd dem entschlossenen Blick h​atte in vollem Maße d​ie politischen Fähigkeiten zweier Häuser geerbt, d​er Claudii u​nd der Livii, d​ie in Rom über Macht a​us eigenem Recht verfügten. Sie beutete i​hre Klugheit z​u ihrem eigenen u​nd ihrer Familie Vorteil aus. Augustus unterließ e​s nie, i​hren Rat i​n Staatsgeschäften einzuholen. Es lohnte sich, i​hn zu haben, u​nd sie verriet n​ie ein Geheimnis.“[172]

Anderseits wurden s​chon früh günstige Urteile über Livia gefällt. Ein positives Liviabild entwickelte bereits Joseph Aschbach 1864: „Livia wußte s​ich allmählich m​it dem ganzen Geiste seiner (Augustus’) Politik u​nd Regierung s​o innig vertraut z​u machen, d​ass er i​n ihr d​en lebendigen Ausdruck v​on dem, w​as er selbst wollte u​nd erstrebte, erkannte u​nd der geistige Verkehr m​it ihr i​hm unentbehrlich ward.“[173]

Im gleichen Tenor urteilte Jochen Bleicken i​n seiner Augustusbiographie v​on 1998, w​enn er Livia a​ls mustergültige Ehefrau u​nd Mutter i​hrer eigenen u​nd der i​hr anvertrauten fremden Kinder charakterisiert u​nd wörtlich fortfährt: „Sie h​atte dieselbe Fähigkeit z​ur Durchsetzung u​nd dieselbe Konsequenz i​n der Praxis d​es Alltagslebens w​ie Augustus i​n der Politik … Augustus u​nd Livia scheinen a​ls Ehepartner i​n einer über 50jährigen Ehe d​urch gegenseitige Achtung u​nd Anpassung einander ähnlicher geworden z​u sein. Wir wissen v​on keinem schweren Zerwürfnis, w​ozu gewiß n​icht zuletzt d​ie sittenstrenge Haltung Livias beigetragen hat, d​ie sich n​icht erlaubte, w​as sie d​em Gatten nachsah.“[174]

Angesichts dieser widersprüchlichen Quellenlage u​nd der d​avon abhängigen Rezeption i​n der Moderne i​st es unmöglich, e​ine Biographie Livias z​u schreiben, d​ie der Wirklichkeit entspricht. Es fehlen völlig Selbstzeugnisse Livias, d​ie einen Einblick i​n ihre eigene Gedankenwelt g​eben und e​s gestatten würden, n​eben der äußeren Geschichte i​hrer politischen u​nd gesellschaftlichen Rolle a​uch ihre innere geistige u​nd moralische Entwicklung z​u berücksichtigen. Fast d​as gesamte Material über Livia stammt a​us historiographischen Texten, d​ie von Männern verfasst wurden u​nd ganz unterschiedliche Konzepte über d​as Ideal weiblichen Lebens u​nd die öffentliche Rolle v​on Frauen widerspiegeln. Oftmals zielen i​hre Darstellungen über Livia g​ar nicht wirklich a​uf sie a​ls Frau, sondern benutzen s​ie als Medium, u​m indirekt über d​en Princeps u​nd den Prinzipat e​in Urteil z​u fällen. Es i​st daher äußerst schwer, Realität u​nd Fiktion voneinander z​u trennen.

Zuletzt h​at daher d​ie Alt- u​nd Kulturhistorikerin Christiane Kunst i​n der neuesten Biographie z​u Livia v​on 2008 „Das Leben d​er öffentlich sichtbaren oder, anders gesagt, d​er für d​ie Öffentlichkeit sichtbar gemachten Person f​ast ausnahmslos a​ls Livias Leben“ dargestellt.[175] Mit Verweis a​uf die schwierige Quellensituation u​nd -armut schreibt Kunst e​ine Geschichte Livias eingebettet i​n eine kulturgeschichtliche Analyse d​es Frauenbildes dieser Epoche.[176]

Ursachen für Livias „gebrochene“ Biographie in den antiken Quellen und in der modernen Rezeption

Das positive Urteil über Livia, d​as die zeitgenössische Überlieferung prägte, schlug i​n der nachaugusteischen Geschichtsschreibung, v​or allem b​ei Tacitus, i​n das entgegengesetzte Bild e​iner skrupellosen Machtpolitikerin u​nd Giftmörderin um. Das Fascinosum dieser Frauengestalt reicht b​is in d​ie moderne Gegenwart. Es w​urde 1973 v​on Golo Mann, 2005 v​on Helmut Werner u​nd dem Dramatiker Rolf Hochhuth rezipiert.

Zu d​en Tatsachen v​on großer historischer Bedeutung gehört, d​ass Livia b​is zu i​hrem Tod 29 n. Chr. i​m Zentrum d​er Macht d​es römischen Reiches stand: d​ie ersten Jahre a​ls Ehefrau d​es Triumvirn Octavian, d​ann an d​er Seite d​es 30 v. Chr. z​ur Alleinherrschaft gelangten Princeps Augustus u​nd schließlich a​ls Mutter d​es zweiten Herrschers, i​hres Sohnes Tiberius. Es w​aren ihre direkten Nachkommen, d​ie sämtliche Herrscher d​er julisch-claudischen Dynastie stellten u​nd zum Teil n​och in i​hrem Haushalt aufgewachsen waren. Einer v​on ihnen, i​hr Enkel Claudius u​nd vierter Princeps, ließ s​ie zur Göttin erheben, u​m auf d​iese Weise s​eine Verbundenheit m​it dem ebenfalls vergöttlichten Augustus z​um Ausdruck z​u bringen u​nd seine Herrschaft dynastisch z​u legitimieren.

Augustus w​ar der Schöpfer d​es Prinzipats, d​er die Alleinherrschaft e​ines alle anderen a​n Charisma u​nd sozialer Ansehensmacht überragenden Princeps m​it republikanischen Traditionen u​nd Rechtsformen verband. Die Koppelung v​on Tradition u​nd Innovation sollte d​en Prinzipat d​en alten aristokratischen Eliten u​nd dem Volk erträglich machen. Das w​ar ein langfristiges Vorhaben, d​as auch n​ach dem Tod d​es Augustus 14 n. Chr. n​och nicht abgeschlossen war. Livia s​tand während i​hrer ganzen Ehe m​it Augustus i​m Zentrum dieser politischen Entwicklung. An i​hrer Person entwickelte s​ich die Definition d​er künftigen Rolle d​er Kaisergattin i​n Rom.[177] Nach d​em Tod d​es Augustus t​rat sie a​ls Mutter d​es Nachfolgers für 15 Jahre n​och stärker i​ns Rampenlicht d​er Politik. Den Höhepunkt i​hrer Macht erreichte s​ie um 22 n. Chr. Das führte i​n den folgenden Jahren b​is zu i​hrem Tod z​u Konflikten zwischen Mutter u​nd Sohn, n​icht zuletzt, w​eil auch d​ie Position d​er Kaiserwitwe u​nd Kaisermutter i​m frühen Prinzipat n​och nicht geklärt war. Das w​ar alles i​n allem e​in äußerst brisantes politisches Problem; d​enn in d​er Verfassungswirklichkeit w​ar der Prinzipat e​ine Militärmonarchie, i​n der Verfassungsform u​nd Rechtstheorie a​ber beharrten Augustus u​nd auch Tiberius darauf, d​ass die Republik wiederhergestellt sei. Da w​ar kein Platz für d​ie Existenz e​iner Kaiserin, w​eder in Gestalt d​er Kaisergattin n​och jener d​er Kaisermutter; d​enn beide Funktionen hätten d​en dynastisch-monarchischen Charakter d​es Prinzipats enthüllt. In krassem Gegensatz z​u dieser offiziellen Politik, d​ie faktische Position d​es Herrschers hinter e​iner republikanischen Fassade z​u verhüllen, s​tand nun d​as Bemühen d​es Augustus, seinem Prinzipat dennoch e​ine dynastische Erbfolge z​u implantieren. Man k​ann an d​en öffentlichen Ehrenbeschlüssen d​es Augustus für s​eine Frau e​inen wichtigen Tatbestand ablesen: Livias staatspolitische Bedeutung s​tieg in d​em Maße, i​n dem e​s immer wahrscheinlicher wurde, d​ass der älteren claudischen Linie, d​ie keine Blutsverwandtschaft m​it Augustus für s​ich beanspruchen konnte, d​ie Nachfolge i​m Prinzipat zufallen würde. So bestand Livias a​lle anderen Frauen überragende politische Funktion i​n Propaganda u​nd Selbstdarstellung d​es frühen Prinzipats v​or allem darin, d​ass sie d​ie dynastische Legitimation d​es neuen Herrschaftssystems verkörperte.[178]

In d​en Ehrungen d​er Jahre 35 v. Chr. u​nd vor a​llem 9 v. Chr. honorierte Augustus einerseits Livias Verdienste, w​eil sie g​anz im Sinne seiner Sitten- u​nd Ehegesetzgebung d​as republikanische Ideal d​er altrömischen aristokratischen Ehefrau u​nd Mutter vorlebte. Wenn e​r aber i​m gleichen Jahr d​ie Ara Pacis u​nd das Solarium Augusti i​m Nordteil d​es Campus Martius a​m Geburtstag Livias, d​em 30. Januar, weihte,[179] s​o galt d​iese Ehrung Livia a​ls Trägerin d​er dynastischen Legitimation d​er Monarchie. Livia a​ls lebende Inkarnation traditioneller Werte u​nd Moralvorstellungen d​er wiederhergestellten Republik u​nd die gleiche Livia a​ls Verkörperung dynastisch-monarchischer Bestrebungen – d​as enthüllt d​en unauflösbaren Widerspruch i​hrer öffentlichen Position u​nd musste zwangsläufig z​u einer „gebrochenen“ Biographie führen; d​enn je größer v​or allem i​n der Zeit n​ach dem Tod d​es Augustus i​hre Bedeutung a​ls Trägerin d​er dynastische Legitimation e​ines monarchischen Systems wurde, u​mso mehr w​urde sie Zielscheibe d​er antimonarchischen Geschichtsschreibung u​nd als machtbesessene Intrigantin u​nd Giftmörderin diffamiert. Nach d​em Grundsatz: Viel Feind, v​iel Ehr bestätigt d​as negative Liviabild d​er nachaugusteischen Geschichtsschreibung e​her das positive d​er augusteischen Zeit anstatt e​s zu widerlegen: Livia w​ar und bleibt d​ie erste u​nd bedeutendste a​ller römischen Kaiserinnen. Ihre b​is heute a​uch in zahlreichen Statuen, Münzen u​nd Inschriften nachwirkende weltgeschichtliche Bedeutung besteht darin, d​ass sie d​em frühen Prinzipat a​uch ein weibliches Gesicht verlieh u​nd einen wesentlichen Beitrag z​ur Festigung d​es von Augustus begründeten Prinzipats leistete.

Quellen

  • Cassius Dio: Römische Geschichte. Übersetzt von Otto Veh, Artemis-Verlag, Zürich 1985, (englische Übersetzung)
  • Helmut Freis (Hrsg. und Übers.): Historische Inschriften zur römischen Kaiserzeit von Augustus bis Konstantin, I. Inschriften aus der Zeit der julisch-claudischen Dynastie a) Historische Ereignisse. 2. Feiertage des Kaiserhauses, Fasti Praenestini. 2. durchgesehene Auflage. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1994, ISBN 3-534-08586-8 (Texte zur Forschung Band 49).
  • Gaius Plinius Secundus: Naturkunde: lateinisch – deutsch. Herausgegeben und übersetzt von Roderich König in Zusammenarbeit mit Joachim Hopp und Wolfgang Glöckner. 37 Bände. Zürich u. a. 1990–2004, ISBN 3-7608-1618-5.
  • Res gestae divi Augusti. Meine Taten, herausgegeben von Ekkehard Weber, Artemis & Winkler, Düsseldorf 2004 (zuerst 1970), ISBN 3-7608-1378-X.
  • Sueton: Kaiserbiografien von Gaius Iulius Caesar bis Domitian. Zahlreiche Ausgaben, beispielsweise in Sämtliche erhaltene Werke, Essen 2004 (deutsche Übersetzung). Text (lateinisch), englische Übersetzung
  • Tacitus, Annalen: das Geschichtswerk setzt erst mit dem Tod des Augustus ein, enthält aber zahlreiche Rückblicke auf seine Herrschaft. Zahlreiche Ausgaben, beispielsweise lateinisch und deutsch hg. von Erich Heller, München u. Zürich 1982. Text (lateinisch/englisch)
  • Velleius Paterculus: Römische Geschichte. Historia Romana. Übersetzt und lateinisch/deutsch herausgegeben von Marion Giebel, Reclam, Stuttgart 2004, ISBN 3-15-008566-7 (lateinischer Text mit englischer Übersetzung).

Literatur

Wissenschaftliche Literatur

  • Annetta Alexandridis: Die Frauen des römischen Kaiserhauses. Eine Untersuchung ihrer bildlichen Darstellung von Livia bis Iulia Domna. Philipp von Zabern, Mainz 2004, ISBN 3-8053-3304-8.
  • Ernst Baltrusch: Regimen morum. Die Reglementierung des Privatlebens der Senatoren und Ritter in der römischen Republik und frühen Kaiserzeit (= Vestigia. Band 41). Beck, München 1989, ISBN 3-406-33384-2.
  • Anthony A. Barrett: Livia. First Lady of Imperial Rome. Yale University Press, New Haven – London 2003, ISBN 0-300-09196-6.
  • Jochen Bleicken: Augustus. Eine Biographie. Fest, Berlin 1998, ISBN 3-8286-0027-1.
  • Klaus Bringmann, Thomas Schäfer: Augustus und die Begründung des römischen Kaisertums. Akademie-Verlag, Berlin 2002, ISBN 3-05-003054-2.
  • Klaus Bringmann: Augustus. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2007, ISBN 978-3-534-15419-7.
  • T. Robert S. Broughton: The Magistrates of the Roman Republic. Band I: 509 B.C. – 100 B.C. und II: 99 B.C. – 31 B.C. Cleveland, Ohio 1951/1952 (Neudruck Ann Arbor 1968).
  • Edmund Buchner: Die Sonnenuhr des Augustus. Nachdruck aus RM 1976 und 1980 und Nachtrag über die Ausgrabung 1980/1981, Zabern, Mainz 1982, ISBN 3-8053-0430-7.
  • Manfred Clauss: Kaiser und Gott. Herrscherkult im römischen Reich. Teubner, Stuttgart-Leipzig 1999, ISBN 3-519-07444-3.
  • Alexander Demandt: Das Privatleben der römischen Kaiser. Beck, München 1996, ISBN 3-406-40525-8.
  • Angelika Dierichs: Das Idealbild der römischen Kaiserin. Livia Augusta. In: Thomas Späth, Beate Wagner-Hasel (Hrsg.): Frauenwelten in der Antike. Geschlechterordnung und weibliche Lebenspraxis. Metzler, Stuttgart 2000, ISBN 3-476-01677-3, S. 241–262.
  • Werner Eck: Augustus und seine Zeit. Beck München 1998, ISBN 3-406-41884-8.
  • Walter Eder: Augustus and the Power of Tradition: The Augustan Principate as „Binding Link“ between Republic and Empire. In: Kurt A. Raaflaub, Mark Toher (Hrsg.): Between Republic and Empire. Interpretations of Augustus and His Principate. Berkeley, Los Angeles, Oxford 1990, ISBN 0-520-08447-0, S. 71–122 (wieder abgedruckt in: K. Galinsky (Hrsg.): The Cambridge Companion to the Age of Augustus. Cambridge u. a. 2005, ISBN 0-521-80796-4, S. 13 ff.).
  • Volker Fadinger: Die Begründung des Prinzipats. Quellenkritische und staatsrechtliche Untersuchungen zu Cassius Dio und der Parallelüberlieferung. München 1969.
  • Pierre Gros: Aurea Templa. Recherches sur l'Architecture religieuse de Rome à l'époque d' Auguste. École française de Rome, Rome 1976 (Bibliothèque des Écoles françaises d'Athènes et de Rome, fasc. 231).
  • Dietmar Kienast: Augustus. Princeps und Monarch. 3. erweiterte Auflage. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1999, ISBN 3-534-14293-4.
  • Dietmar Kienast: Römische Kaisertabelle. Grundzüge einer römischen Kaiserchronologie. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1990, ISBN 3-534-07532-3.
  • Frank Kolb: Rom. Die Geschichte der Stadt in der Antike. 2. überarbeitete Auflage. Beck, München 2002, ISBN 3-406-46988-4.
  • Christiane Kunst: Livia: Macht und Intrigen am Hof des Augustus. Klett-Cotta, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-608-94228-6 (Rezension).
  • Claudia-Martina Perkounig: Livia Drusilla – Iulia Augusta. Das politische Porträt der ersten Kaiserin Roms. Böhlau, Köln u. a. 1995, ISBN 3-205-98221-5.
  • Hans-Werner Ritter: Livias Erhebung zur Augusta. In: Chiron 2 (1972), S. 313–338.
  • Andrea Scheithauer: Kaiserliche Bautätigkeit in Rom. Das Echo in der antiken Literatur. Steiner, Stuttgart 2000, ISBN 3-515-07465-1 (Heidelberger althistorische Beiträge und epigraphische Studien 32).
  • Paul Schrömbges: Tiberius und die Res publica Romana. Untersuchungen zur Institutionalisierung des frühen römischen Principats. Habelt, Bonn 1986, ISBN 3-7749-2207-1.
  • Heinrich Schlange-Schöningen: Augustus. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2005, ISBN 3-534-16512-8.
  • Thomas Späth: „Frauenmacht“ in der frühen römischen Kaiserzeit? Ein kritischer Blick auf die historische Konstruktion der „Kaiserfrauen“. In: Maria H. Dettenhofer (Hrsg.): Reine Männersache? Frauen in Männerdomänen der antiken Welt. Böhlau, Köln u. a. 1994, ISBN 3-412-08693-2.
  • Hildegard Temporini-Gräfin Vitzthum (Hrsg.): Die Kaiserinnen Roms. Von Livia bis Theodora. Beck, München 2003, ISBN 3-406-49513-3, bes. S. 21–102.
  • Rolf Winkes: Livia, Octavia, Iulia. Porträts und Darstellungen (= Archaeologia Transatlantica. 13). Art and Archaeology Publ., Collège Érasme, Louvain-la-Neuve 1995.
  • Paul Zanker: Augustus und die Macht der Bilder. 2. Auflage. Beck, München 1990, ISBN 3-406-32067-8.

Belletristik

  • Rolf Hochhuth: Livia und Julia. Langen/Müller, München 2005, ISBN 3-7844-2982-3.
  • Dietrich Oldenburg: Pisos Verbrechen. Haag und Herchen, Frankfurt 2010, ISBN 978-3-89846-586-1.
Commons: Livia Drusilla – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen

  1. CIL 9, 3661; Cassius Dio 48,43–44; vgl. dazu C.-M. Perkounig, Livia Drusilla-Iulia Augusta, 1995, S. 31–33.
  2. Christiane Kunst, Livia, Stuttgart 2008, S. 21. Auch an der allgemein angenommenen Datierung 58 v. Chr. sind unlängst Zweifel geäußert worden mit dem Argument, dass die Ara pacis am 30. Januar 9 v. Chr. zu Ehren des 50. Geburtstags der Livia geweiht worden sei: Anthony A. Barrett, The Year of Livia's Birth. In: Classical Quarterly Bd. 49, 1999, S. 630–632. Dagegen Christiane Kunst, Livia, Stuttgart 2008, S. 21 f. zu Gunsten von 58 v. Chr.
  3. Sueton, Tiberius 3,1.
  4. T. Robert S. Broughton, Magistrates of the Roman Republic, Band 2, S. 21 f. mit den Quellenbelegen.
  5. CIL 9, 3660 (= Inscriptiones Latinae selectae 124/5); Sueton, Tiberius 3,1; Tacitus, Annalen 5,1,1; 6,51,1.
  6. Dazu und zur Frage eines politischen Hintergrunds der Heirat Christiane Kunst, Livia, Stuttgart 2008, S. 23 f. und 34.
  7. Cicero, ad familiares 11,19,1.
  8. Cassius Dio, 48,44,1. Zu der uneingeschränkten Strafgewalt der Triumvirn als formalrechtliche Grundlage der Proskriptionen Volker Fadinger, Die Begründung des Prinzipats, 1969, S. 40 f. mit den Quellenbelegen.
  9. Zu seiner Prätur 42 v. Chr.: Sueton, Tiberius 4,2; T. Robert S. Broughton, The Magistrates of the Roman Republic, Band II, S. 359 und Christiane Kunst, Livia, Stuttgart 2008, S. 40. Bei diesem Amt war ein Mindestalter von 40 Jahren vorgeschrieben: Livius 40,44,1. Anders Christiane Kunst, Livia, Stuttgart 2008, S. 28, die aus der Ämterlaufbahn erschließen will, dass er „mindestens 15 Jahre älter als seine Frau war.“
  10. Velleius 2,71,3.
  11. Sueton, Tiberius 5,1.
  12. Velleius 2,76,1; Sueton, Tiberius 6,2 und Cassius Dio 54,7,2.
  13. Velleius 2,77,1–3 und Tacitus, Annalen 5,1,1.
  14. Cassius Dio 48,34,3.
  15. Sueton, Augustus 62,2 und Cassius Dio 48,34,3.
  16. Sueton, Augustus 62,2: pertaesus, ut scribit, morum perversitatem eius. Dazu auch Christiane Kunst, Livia, Stuttgart 2008, S. 47 und 288 Anm. 8, wo versehentlich Sueton, Augustus 69,2 statt 62,2 als Beleg angegeben ist.
  17. Sueton, Claudius 1,1.
  18. Sueton, Claudius 11,3. Antonius’ Geburtstag, der nach seiner Niederlage bei Actium 31 v. Chr. vom Senat zu einem Unglückstag erklärt wurde: Cassius Dio 51,19,3.
  19. Velleius 2,79,2; vgl. auch 2,94,1 und Cassius Dio 48,44,3; zum Problem der Datierung jetzt im Einzelnen Kunst, Livia, S. 48 und 336–340: Appendix 1: Die Geburt des Drusus und das Hochzeitsdatum von Livia und Octavian.
  20. So korrekt Sueton, Claudius 1,1; vgl. auch Dietmar Kienast, Nero C. Drusus, Nr. II 24, in: DNP 3,1997, Sp. 15 gegen Sueton, Claudius 11,3.
  21. Christiane Kunst, Livia, Stuttgart 2008, S. 336–338.
  22. Tacitus, Annalen 5,1,2: cupidine formae.
  23. Sueton, Augustus 62,2: Liviam Drusillam matrimonio Tiberi Neronis et quidem praegnantem abduxit dilexitque et probavit unice ac perseveranter.
  24. Vgl. Klaus Bringmann, Augustus, Darmstadt 2007, S. 81.
  25. Vgl. Thomas Späth, „Frauenmacht“ in der frühen römischen Kaiserzeit?, S. 183 mit Anm. 66.
  26. Werner Eck, Augustus, München 1998, S. 24 f.
  27. Tacitus, Annalen 5,1.
  28. Heinrich Schlange-Schöningen, Augustus, Darmstadt 2005, S. 63, übernimmt die Version des Tacitus, der aber selbst bekennen muss, dass das eine „unsichere“ These sei.
  29. T. Robert S. Broughton, Magistrates of the Roman Republic II, S. 390 mit den Quellenbelegen und Christiane Kunst, Livia, Stuttgart 2008, S. 48 f.
  30. Jochen Bleicken, Augustus, Berlin 1998, S. 209.
  31. Sueton, Claudius 1; vgl. auch Cassius Dio 48,44,5 und Klaus Bringmann, Augustus, S. 81.
  32. Dazu im Einzelnen mit den Quellenbelegen Volker Fadinger, Prinzipat, S. 48 ff. und Dietmar Kienast, Augustus. Princeps und Monarch, 3. erweiterte Auflage. Darmstadt 1999, S. 37 ff.
  33. Vgl. auch Christiane Kunst, Livia, Stuttgart 2008, S. 66.
  34. Dazu im Einzelnen mit allen Quellen Volker Fadinger, Prinzipat, S. 89 ff. und Dietmar Kienast, Augustus, S. 53 ff.
  35. Cassius Dio 49,15,5; vgl. Wolfgang Kunkel, Roland Wittmann, Staatsordnung und Staatspraxis der römischen Republik. Zweiter Abschnitt: Die Magistratur, Handbuch der Altertumswissenschaft X.3.2.2, München 1995, S. 664.
  36. Cassius Dio 49,38,1. Nach Paul Schrömbges, Tiberius und die Res publica Romana, S. 376 Anm. 214 war anders als im Falle Octavians Vorbild für das Privileg Livias und Octavias nicht die sacrosanctitas des Volkstribunen, sondern die der Vestalinnen. Dagegen zu Recht Christiane Kunst, Livia, S. 79. Cassius Dio spricht ausdrücklich von der Unverletzlichkeit der Volkstribunen und nicht der von Vestalinnen.
  37. Vgl. dazu Festus 318 unter dem Stichwort sacrosanctus und Walter Eder: Sacrosanctus. In: Der Neue Pauly (DNP). Band 10, Metzler, Stuttgart 2001, ISBN 3-476-01480-0, Sp. 1203..
  38. Cassius Dio 44,5,3; dazu im Einzelnen mit den Parallelquellen Martin Jehne, Der Staat des Dictators Caesar, Passauer Historische Forschungen 3, Böhlau, Köln-Wien 1987, 96 ff. mit Anm. 4 (S. 96), ISBN 3-412-06786-5. Zu Caesar, dem Diktator, als Vorbild Octavians für die Ehrungen des Jahres 35 v. Chr. Jochen Bleicken: Augustus. Berlin 1998, S. 654.
  39. Cassius Dio, 49,38,1.
  40. Plinius, Naturalis historia 34,30.
  41. Christiane Kunst, Livia, Stuttgart 2008, S. 78 ff.
  42. Werner Eck, Augustus, S. 29.
  43. Sueton, Tiberius 7,1.
  44. Cassius Dio 48,44,4f.; dazu Werner Eck, Augustus, S. 25.
  45. Christiane Kunst, Livia, Stuttgart 2008, S. 82.
  46. Digesten 24,2,1; Plutarch, Antonius 57,3.
  47. Augustus, Res gestae, Kap. 34; Plutarch, Antonius 58,3–5; Cassius Dio 50,3,3-5 und Sueton, Augustus 17,1; dazu Volker Fadinger, Prinzipat, S. 233 ff.
  48. Plutarch, Antonius 60; Cassius Dio 50,4,3-4.
  49. Zu diesem Automatismus Appian, Bürgerkriege 5,1; dazu Volker Fadinger, Prinzipat, S. 244 mit Anm. 2.
  50. Augustus, Res gestae, Kap. 34; dazu im Einzelnen Volker Fadinger, Prinzipat, S. 296 ff. und zuletzt Christiane Kunst, Livia, Stuttgart 2008, S. 86.
  51. Cassius Dio 53,12,1-7 und 13 = Klaus Bringmann, Thomas Schäfer, Augustus, S. 193 f.: Quelle 21.
  52. Cassius Dio 53,32,3-6 = Bringmann, Schäfer, Augustus, S. 194–196 : Quelle 22.
  53. Cassius Dio 53,16,8.
  54. Zu der Verbindung republikanischer Traditionen und Rechtsformen mit der Wirklichkeit einer neuen Monarchie als Wesensmerkmal des Prinzipats vgl. die grundlegende Studie von Eder, Augustus and the Power of Tradition: The Augustan Principate as „Binding Link“ between Republic and Empire, S. 71 ff. Die Reduktion des römischen Herrscherwechsels auf den einer traditionellen Monarchie europäischen Typs hat im frühen Principat so weder existiert noch kann sie so vererbt werden; so zu Recht die Kritik von Christiane Kunst, Livia, Stuttgart 2008, S. 13 gegen Rolf Hochhuths Demontage der Geschichtsschreibung am Beispiel der Livia und Julia.
  55. Joseph Vogt, Die alexandrinischen Münzen. Grundlegung einer alexandrinischen Kaisergeschichte, 2 Bde., Stuttgart 1924, S. 14; dazu und zur Datierung der Münzen zuletzt Kunst, Livia, S. 101 f. und 295 Anm. 34.
  56. Zu Livia als Vesta und Neue Demeter Peter Frisch (Hrsg.): Die Inschriften von Lampsakos (Inschriften griechischer Städte aus Kleinasien 6), Bonn 1978, Nr. 11; Ovid, Ex Ponto 4,13,29.
  57. Christiane Kunst, Livia, Stuttgart 2008, S. 103 f. mit den Belegstellen.
  58. Sueton, Augustus 63. Es wird aus dieser Notiz nicht klar, ob das Kind bereits tot auf die Welt kam oder innerhalb der ersten Woche starb. Christiane Kunst, Livia, Stuttgart 2008, S. 95, vermutet, dass diese Fehlgeburt zur Sterilität des Paares geführt haben könnte. Plinius, Naturalis historia 7,57 spricht von einer „körperlichen Abstoßung“ (dissociatio corporum) des Paares, die zur Unfruchtbarkeit geführt habe.
  59. Vgl. dazu Christiane Kunst, Livia, Stuttgart 2008, S. 104.
  60. Dazu im Einzelnen Dierichs, Idealbild der römischen Kaiserin, S. 241 ff.; Alexandridis, Frauen des römischen Kaiserhauses S. 31 ff. und Christiane Kunst, Livia, Stuttgart 2008, S. 105 ff.
  61. Bei der Nodusfrisur werden die Kopfhaare von hinten nach vorne gekämmt und auf der Stirn zu einer Welle, dem Nodus, umgeschlagen. Die Enden der umgeschlagenen Haare werden dann zu einem Zopf geflochten und auf der Schädeldecke zurück in den Nacken geführt, wo sie zusammen mit den übrigen Haaren, die zu einem Zopf geflochten sind, in einem Knoten enden: Marion Mannsperger, Frisurenkunst und Kunstfrisur. Die Haarmode der römischen Kaiserinnen von Livia bis Sabina, Bonn 1998, S. 32 f.
  62. Christiane Kunst, Livia, Stuttgart 2008, S. 108 mit Abbildung 28.
  63. Christiane Kunst, Livia, Stuttgart 2008, S. 108 f. mit Abb. 13 im Vergleich Abb. 23.
  64. Zur Matronentracht: Horaz, Saturae 1,2,94–100 und B. I. Scholz, Untersuchungen zur Tracht der römischen „matrona“, Köln-Weimar-Wien 1992, S. 30.
  65. Rolf Winkes: Livia, Octavia, Iulia. Porträts und Darstellungen. Providence und Louvain-la-Neuve 1995, S. 55; zustimmend Christiane Kunst, Livia, Stuttgart 2008, S. 109 f. mit Abb. 1.
  66. Cassius Dio 58,2,5.
  67. Sueton, Augustus 71.
  68. Sueton, Augustus, 69,2.
  69. Cassius Dio 54,19,3.
  70. Sueton, Augustus 69,1.
  71. Sueton, Augustus 71; dazu Alexander Demandt, Privatleben, S. 80 und Klaus Bringmann, Augustus, S. 81 und 93.
  72. Fragment Areus = Seneca, Dialogi 6,4,3; dazu und zur Person des Areios Klaus Bringmann, Augustus, S. 27 und S. 254 A. 40.
  73. Dazu im Einzelnen Dietmar Kienast, Augustus, S. 165 ff. und Ernst Baltrusch, Regimen morum, S. 162 ff.; zu den Zielen der Gesetzgebung S. 178 und 180 ff.
  74. Cassius Dio 55,2,5.
  75. Cassius Dio 56,10,2; vgl. auch 55,2,5. Schon Caesar hatte 59 v. Chr. den Empfang eines Ackerloses von mindestens drei Kindern abhängig gemacht: Sueton, Caesar 20,3; Cassius Dio 38,7,3.
  76. Ernst Baltrusch, Regimen morum, S. 170.
  77. So im Anschluss an Cassius Dio Baltrusch, Regimen morum, S. 170 mit Anm. 258: „… als Trost für den Verlust ihres Sohnes …“
  78. Consolatio ad Liviam 303; dazu Christiane Kunst, Livia, Stuttgart 2008, S. 156.
  79. Res gestae Divi Augusti 12; Ovid, Fasti 1,709; Cassius Dio 54,25,3: zum Datum Fasti Praenestini = CIL I² , S. 248; zum dynastischen Charakter der Weihung vgl. auch W. Suerbaum, Merkwürdige Geburtstage. Der nicht-existierende Geburtstag des M. Antonius und der vorzeitige Geburtstag des älteren Drusus. In: Chiron Bd. 10, 1980, S. 327–355, hier 336; zustimmend Dietmar Kienast, Augustus, S. 239.
  80. Zur Opferszene vgl. Ovid, Fasti 1,719 ff.
  81. Dietmar Kienast, Augustus, S. 240. Zur Ara Pacis im Einzelnen Paul Zanker, Augustus S. 177 ff.; vgl. auch Andrea Scheithauer, Kaiserliche Bautätigkeit in Rom. Das Echo in der antiken Literatur, Stuttgart 2000, S. 88 f. und Anm. 498 mit weiterer Literatur.
  82. Plinius, Naturalis historia 36, 72 f. beschreibt ausführlich das Solarium.
  83. Die Weihinschrift des ägyptischen Obelisken erinnerte ausdrücklich an die Unterwerfung des Nillandes: CIL VI 701 und VI 702; Edmund Buchner, Sonnenuhr des Augustus, S. 7 mit Tafel 109,1 auf S. 82 und Scheithauer, Kaiserliche Bautätigkeit, S. 69 Anm. 358.
  84. Edmund Buchner, Solarium Augusti und Ara Pacis, S. 347, in: Römische Mitteilungen 83, 1976, 347, wiederabgedruckt in: Ders., Die Sonnenuhr des Augustus, S. 37; zum dynastischen Aspekt des Bautensystems vgl. ferner Paul Schrömbges, Tiberius, 202 und Dietmar Kienast, Augustus, S. 241 mit A. 117, dort zur Forschungskontroverse über die Glaubwürdigkeit von Buchners Ergebnissen.
  85. Sueton, Augustus 84,2; vgl. auch Alexander Demandt, Das Privatleben der römischen Kaiser, S. 183: 10 e, wo der Quellenbeleg Sueton, Augustus 64 (in Anm. 53) von 64 in 84,2 zu verbessern ist. Im Übrigen war Octavians Adoptivvater Caesar der Erste, der im Unterschied zu der damals üblichen Buchrolle ein paginiertes Notizbuch verwendete: Sueton, Caesar 56,6.
  86. Cassius Dio 49,38,1.
  87. Plinius, Naturalis historia 34,2.
  88. CIL VI S. 878 ff. Dazu Jukka Korpela, Die Grabinschriften des Kolumbariums „Libertorum Liviae Augustae.“ Eine quellenkritische Untersuchung. In: Arctos Bd. 15, 1981, S. 53–66, und Christiane Kunst, Livia, Stuttgart 2008, S. 255 und 314 f. A. 43 mit weiterer Literatur.
  89. CIL 6, 21415.
  90. Susan Treggiari, Domestic Staff at Rome in the Julio-Claudian Period. In: Histoire Sociale/Social History Bd. 6, 1973, S. 247.
  91. So mit guten Gründen zuletzt Christiane Kunst, Livia, Stuttgart 2008, S. 255.
  92. Cassius Dio 48,52,3-4 und 63,29; Plinius, Naturalis historia 15,136–137; dazu Alexander Demandt, Privatleben der römischen Kaiser, München 1996, S. 67: 4 s und Christiane Kunst, Livia, Stuttgart 2008, S. 274, wonach Kaiser Claudius anlässlich der Konsekration Livias 42 n. Chr. das göttliche Vorzeichen in Umlauf bringen ließ, um die familiäre Einbindung seiner Großmutter und damit der eigenen Person in das Herrscherhaus des Augustus zu propagieren.
  93. Sueton, Galba 7,1.
  94. Zur Fundgeschichte Heinz Kähler, Die Augustusstatue von Primaporta, Köln 1959, S. 7–9 mit Tafel 22. Zum Fundort, der Villa der Livia, Kähler, a. O. S. 3–5 und wesentlich detaillierter M. M. Gabriel, Livias gardenroom at Prima Porta, New York 1955; Jane Clark Reeder, The Statue of Augustus from Prima Porta, the underground complex and the omen of the Gallina alba. In: American Journal of Philology Bd. 118, 1997, S. 89–118; Jane Clark Reeder, The Villa of Livia ad gallinas albas, Providence RI, 2001 (Archaeologia Transatlantica 20) und Allan Klynne, The Prima Porta garden archaeological project. Terra sigillata from the Villa of Livia, Rome. Consumption and discard in the early Principate, Diss. Uppsala 2002.
  95. Plinius, Naturalis historia 14,60; 19,92; Sueton, Augustus 72,1 und 74ff. ; Cassius Dio 54,16,4 f.
  96. Sueton, Augustus 73.
  97. CIL 6, 883; Valerius Maximus 1,8,4; Seneca, Dialogi 6,4,3; Ovid, Fasti 5,157–158.
  98. Res Gestae divi Augusti 20; vgl. dazu die Liste der wiederhergestellten Tempel bei P. Gros, Aurea Templa, S. 32 f.
  99. Horaz, Carmina 3,6,1 ff.; dazu P. Gros, Aurea Templa, S. 20 ff., besonders S. 27 und A. Scheithauer, Kaiserliche Bautätigkeit, S. 51 gegen Frank Kolb, Rom, S. 363, wonach der Princeps mit der Restaurierung der Heiligtümer primär keine religiösen Absichten verfolgt habe.
  100. Cassius Dio 54,23,6 und 55,8,2; Plinius, Naturalis historia; Ovid, Ars Amatoria 1,71-72 und Fasti 6,637 ff.; Strabon 5,3,8.
  101. Ovid, Fasti 6,637 f.; dazu Andrea Scheithauer, Kaiserliche Bautätigkeit, S. 75.
  102. C.- M. Perkounig, Livia, S. 64 mit den Quellenbelegen.
  103. Ovid, Fasti 6,479 f.
  104. Ovid, Fasti 6,569.
  105. Vgl. dazu auch Andrea Scheithauer, Kaiserliche Bautätigkeit, S. 76.
  106. Ovid, Fasti 5,157 f.
  107. Plinius, Naturalis historia 14,60; Seneca, Dialogi 6,3,3. Zu der Fähigkeit Livias, sich Augustus anzupassen, als Fundament einer zeitlebens mustergültigen Ehe vgl. auch Jochen Bleicken, Augustus, 653.
  108. Seneca, Dialogi 6,4,3 und Tacitus, Annalen 3,34,6.
  109. Krinagoras, Ep. 26; Flavius Josephus, Antiquitates Iudaicae 17,1,1.
  110. Cassius Dio 54,19,6.
  111. Valerius Maximus 6,1,1.
  112. Ovid, Epistulae ex Ponto 3,1,117.
  113. Seneca, Dialogi 6,4,3; vgl. auch Cassius Dio 54,16,5; 58,2,4-6 und Macrobius, Saturnalia 2,5,6.
  114. Velleius 2,75,3: genere, probitate, forma Romanorum eminentissima.
  115. Tacitus, Annalen 5,1,3; vgl. dazu erläuternd Christiane Kunst, Livia, Stuttgart 2008, S. 254.
  116. Consolatio ad Liviam 95 ff.; Seneca, Dialogi 6,2,3–5.
  117. Valerius Maximus 4,3,3.
  118. Sueton, Tiberius 10,2. Zu den Motiven des Tiberius vgl. Jochen Bleicken, Augustus, 635 f.
  119. Velleius 2,103; Sueton, Tiberius 21,2; Tacitus, Annalen 4,57,3.
  120. Tacitus, Annalen 1,3,3–4. 1,5,1.1,6,2; Cassius Dio 53,33,4. 55,10a,10; 56,30,1–2; dazu im Einzelnen Claudia-Martina Perkounig, Livia Drusilla-Iulia Augusta, S. 82–118; zur Forschungskontroverse, ob noch Augustus oder schon Tiberius für die Ermordung des Agrippa Postumus und Sempronius Gracchus, des Liebhabers der älteren Iulia, verantwortlich zu machen ist, Dietmar Kienast, Augustus, S. 146 mit A. 223.
  121. So der Vorwurf bei Cassius Dio 57,3,6 und Tacitus, Annalen 1,6,2, den zuletzt Christiane Kunst, Livia, Stuttgart 2008, S. 188 f. und 279 – freilich nur in diesem Todesfall – für glaubwürdig hält. Anders Jochen Bleicken, Augustus, Berlin 1998, S. 668, der Tiberius den Mordbefehl aus Gründen der Staatsräson geben lässt, da er der Hauptnutznießer der Beseitigung des Agrippa Postumus gewesen sei. Die ausführlichste und zuverlässigste Darstellung der Todesumstände gibt Sueton, Augustus 97,1-100,1; vgl. auch Sueton, Tiberius, 21 f.; Velleius 2,123 und Cassius Dio 56,46,1-4.
  122. Sueton, Augustus, 99,1: Livia, nostri coniugii memor vive, ac vale!
  123. Sueton, Augustus, 100,2–4.
  124. Sueton, Augustus 101,1–4.
  125. Cassius Dio 56,32.
  126. Gaius 2,226,274; dazu mit den übrigen Quellenbelegen Broughton, The Magistrates of the Roman Republic, Vol. I, S. 169; vgl. auch Baltrusch, Regimen Morum, S. 73 ff. und 171.
  127. Cassius Dio 56,10,2.
  128. Velleius 2,75,3; Cassius Dio 56,42,4 und 56,46,1; dazu im Einzelnen Perkounig, Livia Drusilla-Iulia Augusta, S. 82–118.
  129. Cassius Dio 56,46,2.
  130. Christiane Kunst, Livia, Stuttgart 2008, S. 214 f. mit Abb. 14 und 239 ff.
  131. Christiane Kunst, Livia, Stuttgart 2008, S. 192, Abbildung 18 und S. 215 f. und Jochen Bleicken, Augustus, Berlin 1998, 665.
  132. Tacitus, Annalen 1,8,1; Cassius Dio 56,43,1; zum ungefähren Datum Kienast, Römische Kaisertabelle, S. 84.
  133. Sueton, Augustus 101,2; Tacitus, Annalen 1,8,1; Cassius Dio 56,43,1; dazu im Einzelnen Hans-Werner Ritter, Livias Erhebung zur Augusta. In: Chiron Bd. 2 (1972), S. 313–338.
  134. Hans-Werner Ritter, Livias Erhebung, S. 324–334 und Helena Stegmann: Livia Drusilla Nr.2. In: Der Neue Pauly (DNP). Band 7, Metzler, Stuttgart 1999, ISBN 3-476-01477-0, Sp. 367..
  135. 30/29 v. Chr. Kult in Athen: IG III 316 und im ganzen Orient: Rudolf Hanslik: Livia 2. In: Der Kleine Pauly (KlP). Band 3, Stuttgart 1969, Sp. 688.
  136. CIL 2, 2038; vgl. ferner CIL 10, 7340 und Christiane Kunst, Livia, Stuttgart 2008, S. 186 f. und 212.
  137. Cassius Dio 56,46,3.
  138. Cassius Dio 56,47,1; dazu Christiane Kunst, Livia, Stuttgart 2008, S. 240.
  139. Karl Jaroš, In Sachen Pontius Pilatus, Mainz 2002, S. 69, Abb. 14.
  140. CIL I², S. 236, Z. 7 zum 23. April: sig(num) divo Augusto patri ad theatrum Marc[elli] Iulia Augusta et Ti(berius) Augustus dedicarunt. die deutsche Übersetzung nach Helmut Freis (Hrsg.): Historische Inschriften zur römischen Kaiserzeit, S. 4. Dazu Manfred Clauss, Kaiser und Gott, S. 83.
  141. Tacitus, Annalen 4,15,3: Asiae urbes templum Tiberio matrique eius ac senatui.
  142. Tacitus, Annalen 4,37,1.
  143. Tacitus, Annalen 4,37,3: per omnes provincias effigie numinum sacrari ambitiosum, superbum. Dazu Manfred Clauss, Kaiser und Gott, S. 83 f.
  144. AE 1929, 99–100 = SEG 11, 922–923; dazu Clauss, Kaiser und Gott, S. 84 ff. und 331.
  145. Sueton, Tiberius 26,2; Cassius Dio 57,18,2.
  146. Tacitus, Annalen 1,14,2: ille moderandos feminarum honores dictitans.
  147. So Ernst Kornemann, Tiberius, Stuttgart 1960, S. 60 f. und S. 103; Erich Koestermann, Die Majestätsprozesse unter Tiberius, Historia Bd. 4, 1955, S. 72; vgl. auch Manfred Clauss, Kaiser und Gott, S. 239 und zuletzt Christiane Kunst, Livia, Stuttgart 2008, S. 213.
  148. Vilborg Ísleifsdóttir, Tiberius, der Senat und der Kaiserkult, 1987, 4 = Archivlink (Memento vom 6. Oktober 2007 im Internet Archive).
  149. Cassius Dio 57,12,6.
  150. Sueton, Tiberius 50,2; ähnlich erklärt Tacitus, Annalen 5,1,3 den Rückzug des Tiberius nach Capri: „Es wird auch überliefert, durch seiner Mutter maßlose Herrschsucht sei er verdrängt worden. Ihre Teilhabe an der Herrschaft lehnte er ab und konnte sie doch nicht ganz ausschließen, weil er eben die Herrschaft als Geschenk von ihr erhalten hatte.“
  151. Cassius Dio 58,2,3.
  152. Sueton, Tiberius 51,2; Tacitus, Annalen 5,2,1; Cassius Dio 58,2,1-3; dazu Manfred Clauss, Kaiser und Gott, S. 361 und Christiane Kunst, Livia, Stuttgart 2008, S. 243–245 und 273.
  153. Sueton, Claudius 11,2; vgl. auch Cassius Dio 60,5,2.
  154. Kunst, Livia, S. 192, Abbildung 12 = RIC² 101.
  155. Cassius Dio 60,5,2; dazu Dietmar Kienast, Augustus. Princeps und Monarch. 3. erweiterte Auflage. Darmstadt 1999, S. 237 Anm. 106 und hier Abschnitt Livias Bild auf Münzen.
  156. Sueton, Claudius 11,2.
  157. CIL 6, 8583 = Hermann Dessau, Inscriptiones Latinae selectae 1578.
  158. Vgl. dazu Alexander Demandt, Das Privatleben der römischen Kaiser, S. 155: 8.x.
  159. Christiane Kunst, Livia, Stuttgart 2008, S. 277.
  160. Seneca, Dialogi 6,3,3; Sueton, Augustus 84,2; Tacitus, Annalen 5,1,3; Cassius Dio 55,22,1f. und 58,2,3; Seneca, de clementia 1,9,6.
  161. Sueton, Caligula 23,3; dazu im Einzelnen Christiane Kunst, Livia, S. 218–245, Kap. 10: Odysseus in Frauenkleidern.
  162. Vgl. Jochen Bleicken, Augustus, Berlin 1998, S. 654.
  163. So soll Livia, um ihrem Sohn und sich selbst zur Macht zu verhelfen, den Tod des Marcellus 23 v. Chr. (Cassius Dio 53,33,4; Seneca, Dialogi 6,2,5), den der Gaius und Lucius Caesares (Tacitus, Annalen 1,3,3; Cassius Dio 55,10a,10), des Augustus selbst (Tacitus, Annalen 1,5,1; Cassius Dio 56,30,1) und des Germanicus (Tacitus, Annalen 3,3,1; 3,17, 2 ff.) zu verantworten haben. Ebenso soll sie veranlasst haben, dass Agrippa Postumus (Tacitus, Annalen 1,3,4) und Iulia (Tacitus, Annalen 4,71,4) verbannt und umgebracht wurden.
  164. Rolf Hochhuth, Livia und Julia. Demontage der Geschichtsschreibung, München 2005, S. 233.
  165. Rolf Hochhuth, Livia und Julia, S. 218.
  166. Robert von Ranke Graves, Ich, Claudius, Kaiser und Gott, 12. Auflage. München 1991, S. 13.
  167. Golo Mann in einem Artikel von 1976 in der Neuen Rundschau mit dem Titel Versuch über Tacitus. In: Zeiten und Figuren. Schriften aus vier Jahrzehnten. Frankfurt/Main 1979 (Neudruck) 1989, S. 359–392, hier S. 383.
  168. Ronald Syme, Die römische Revolution. Machtkämpfe im antiken Rom. Grundlegend revidierte und erstmals vollständige Neuausgabe, hrsg. v. Friedrich W. Eschweiler und Hans G. Degen, Stuttgart 2003, S. 246.
  169. Ronald Syme, Die römische Revolution. Machtkämpfe im antiken Rom. Grundlegend revidierte und erstmals vollständige Neuausgabe, hrsg. v. Friedrich W. Eschweiler und Hans G. Degen, Stuttgart 2003, S. 353 und 403.
  170. Ronald Syme, Die römische Revolution. Machtkämpfe im antiken Rom. Grundlegend revidierte und erstmals vollständige Neuausgabe, hrsg. v. Friedrich W. Eschweiler und Hans G. Degen, Stuttgart 2003, S. 400.
  171. So Christiane Kunst, Livia, S. 10.
  172. Ronald Syme, The Roman Revolution, Oxford 1939, S. 340, zitiert in der Übersetzung von Friedrich Wilhelm Eschweiler und Hans Georg Degen, Stuttgart 2003, S. 354.
  173. Joseph Aschbach, Livia Gemahlin des Kaisers Augustus. Eine historisch-archäologische Abhandlung, Wien 1864, S. 10.
  174. Jochen Bleicken, Augustus, S. 653 f.
  175. Christiane Kunst, Livia. Macht und Intrigen am Hof des Augustus, Stuttgart 2008, S. 12.
  176. Christiane Kunst, Livia. Macht und Intrigen am Hof des Augustus, Stuttgart 2008, S. 11–14.
  177. Christiane Kunst, Livia, Stuttgart 2008, S. 12 f.
  178. Vgl. dazu auch Paul Schrömges, Tiberius und die Res publica Romana, S. 202 f.
  179. Edmund Buchner, Die Sonnenuhr des Augustus, Philipp von Zabern, Mainz 1982, ISBN 3-8053-0430-7, S. 10.

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