Liste von Häftlingen des Konzentrationslagers Buchenwald

Die Liste v​on Häftlingen d​es Konzentrationslagers Buchenwald führt bekannte Haftinsassen i​m Konzentrationslager Buchenwald auf.

Zwischen 1937 u​nd 1945 w​aren etwa 250.000 Menschen[1] i​n Buchenwald inhaftiert. Unter d​en Internierten w​aren zahlreiche öffentlich bekannte Personen.

Funktionshäftlinge

Funktionshäftlinge wurden j​ene Häftlinge genannt, d​ie von d​er SS z​u Aufsehern – z. B. b​ei Arbeitseinsätzen – ernannt wurden. Ohne s​ie hätte d​ie SS d​as Lager w​eit weniger effektiv organisieren können. Je n​ach Gebiet u​nd Arbeitskommando w​aren ihre Positionen unterschiedlich einflussreich. Immer standen s​ie in d​er Hierarchie a​uf schwieriger Position zwischen d​en normalen Arbeitshäftlingen u​nd den SS-Befehlsleuten. Einige v​on ihnen waren:

Politiker

  • Karl Barthel (1907–1974), KPD-Reichstagsabgeordneter
  • Josef Baumhoff (1887–1962), Beamter und Politiker (Zentrum)
  • Léon Blum (1872–1950), französischer sozialistischer Politiker jüdischer Herkunft, vor und nach seiner Haftzeit in Buchenwald Premierminister von Frankreich
  • Rudolf Breitscheid (1874–1944), SPD-Reichstagsabgeordneter
  • Hermann Brill (1895–1959), SPD-Reichstagsabgeordneter
  • Ernst Busse (1897–1952), KPD-Politiker, Lagerältester und Kapo. Später stellvertretender Ministerpräsident und Innenminister in Thüringen
  • Édouard Daladier (1884–1970), französischer Ministerpräsident
  • Victor Delplanque (1881–1944), französischer politischer Gefangener. Seine KZ-Nummer bekam später Joseph Roth.
  • Willem Drees (1886–1988), niederländischer sozialdemokratischen Politiker, zwischen 1948 und 1958 Ministerpräsident der Niederlande
  • Karl Fischer (1918–1963), österreichischer Trotzkist und Widerstandskämpfer
  • Otto Gerig (1885–1944), deutscher Gewerkschafter und Politiker (Zentrum)
  • Ottomar Geschke (1882–1957), KP-Abgeordneter des Preußischen Landtages und des Reichstages. Mitglied des ZK der KPD. 1937–1940 Häftling in Buchenwald
  • Marinus van der Goes van Naters (1900–2005), niederländischer sozialdemokratischen Politiker
  • Ernst Grube (1890–1945), KPD und Mitglied des Reichstages. Antifaschist und Widerstandskämpfer
  • Wilhelm Hammann (1897–1955), Blockältester im Kinderblock 8, rettete viele jüdische Kinder vor dem Todesmarsch. Ehrentitel „Gerechter unter den Völkern“. Später Landrat von Groß-Gerau
  • Ernst Heilmann (1881–1940), SPD-Reichstagsabgeordneter, Vorsitzender der SPD-Reichstagsfraktion bis 1933
  • Werner Hilpert (1897–1957), später Landesvorsitzender der CDU Hessen
  • Paul-Émile Janson (1872–1944), belgischer liberaler Politiker, ehemaliger Premierminister seines Landes
  • Léon Jouhaux (1879–1954), französischer Sozialpolitiker, Gewerkschafter und Friedensnobelpreisträger 1951
  • Franz Käfer (1891–1962), KPÖ, 1945–1950 Bürgermeister von St. Pölten
  • Walter Krämer (1892–1941), aus Siegen, Abgeordneter der KPD im preußischen Landtag, Ehrentitel „Gerechter unter den Völkern“
  • Albert Kuntz (1896–1945), preußischer Landtagsabgeordneter
  • Franz Leitner (1918–2005), KPÖ-Politiker, Widerstandskämpfer, Blockältester im Kinderblock 8 (ab Oktober 1943), steirischer Landtagsabgeordneter und Landesobmann der KPÖ Steiermark, Ehrentitel „Gerechter unter den Völkern
  • Georges Mandel (1885–1944), französischer Politiker
  • Rolf Markert (1914–1995), KPD/SED-Mitglied und Generalmajor im MfS
  • Hans Merker (1904–1945), KPD-Mitglied
  • Carlo Mierendorff (1897–1943), SPD-Politiker, Zusammenarbeit mit Wilhelm Leuschner
  • Theodor Neubauer (1890–1945), KPD-MdR, Widerstandskämpfer
  • Marcel Paul (1900–1982), Elektriker, Mitglied der PCF und Widerstandskämpfer. Zusammen mit Henri Manhes im Buchenwalder Häftlingswiderstand. Später u. a. Minister
  • Otto Probst (1911–1978), SPÖ-Politiker
  • Paul Rassinier (1906–1967), französischer Politiker
  • Rudolf Renner (1894–1940), KPD-Mitglied, sächsischer Landtagsabgeordneter
  • Joseph Roth (1896–1945), Zentrumspolitiker
  • Peter Schlack (1875–1957), Zentrumspolitiker
  • Werner Scholem (1895–1940), ehemaliger Reichstagsabgeordneter der KPD, Gegner Stalins und Mitbegründer des Leninbund
  • Wilhelm Schumann (Politiker, 1896) (1896–1974), KPD-Politiker
  • Otto Sepke (1910–1997), deutscher Kommunist und später SED-Funktionär
  • Bruno Siegel (1890–1948), SPD/USPD/KPD, ehemaliges Mitglied des Sächsischen Landtags
  • Robert Siewert (1887–1973), KPD- und KPO-Politiker, Kapo des Baukommando I. Rettete in dieser Funktion vielen das Leben. Später Innenminister von Sachsen-Anhalt.
  • Richard Steidle (1881–1940), österreichischer Landtagsabgeordneter, Bundesrat, Heimwehrführer und Sicherheitsdirektor von Tirol
  • Walter Stoecker (1891–1939), SPD/USPD/KPD, Vorsitzender der KPD-Reichstagsfraktion.
  • Ernst Thälmann (1886–1944), Vorsitzender der KPD, war nicht inhaftiert in Buchenwald, sondern wurde dort kurz nach der Ankunft erschossen.
  • Ernst Thape (1892–1985), SPD-Politiker und Redakteur. Ab 1939 in Buchenwald. 1944 Mitglied des illegalen Volksfrontkomitees. Später u. a. Minister für Volksbildung in Sachsen-Anhalt
  • Gerhard Weck (1913–1974), SPD-Politiker, Verbindungsmann zur Sopade, später Oberbürgermeister von Werdau und Opfer des Stalinismus
  • Walter Wolf (Politiker) (1907–1977), erster Thüringer Minister für Volksbildung nach der Befreiung vom Nationalsozialismus

Gewerkschafter

  • Ludwig Becker (1892–1974), KPO-Mitglied, IG-Metall-Bezirksleiter
  • Willi Bleicher (1907–1981), KPO-Mitglied, IG-Metall-Bezirksleiter
  • Eugen Ochs (1905–1990), KPO-Mitglied, Gewerkschafter
  • Kurt Wabbel (1901–1944), Gewerkschaftsfunktionär und Stadtverordneter der KPD in Halle/Saale
  • Fritz Dobisch (1890–1941), Vorsitzender des Allgemeinen Gewerkschaftsbundes (ADGB) Saar, später beigesetzt in Bous/Saar
  • Erich Schilling (1882–1962), Gewerkschaftsfunktionär

Militärs

  • Alexander von Falkenhausen (1878–1966), General, Befehlshaber in Belgien
  • Ludwig Gehre (1895–1945), Militär, Mitverschwörer des 20. Juli 1944
  • Klaus Hornig (1907–1997), Polizeioffizier, verweigerte einen Erschießungsbefehl gegen Kriegsgefangene
  • Henri Manhès (genannt Frédéric) (1889–1959), Oberst, Résistance-Kämpfer, in Buchenwald Leiter der französischen Brigade, Mitglied des Internationalen Lagerkomitees, Ehrenpräsident der FIR
  • Othmar Wundsam (1922–2014), Wehrmachtssoldat, österreichischer Widerstandskämpfer („Feindbegünstigung“ des Fallschirmagenten Josef Zettler)

Schriftsteller und Journalisten

  • Jean Améry (1912–1978), österreichischer Schriftsteller jüdischer Herkunft
  • Bruno Apitz (1900–1979), Schriftsteller (Roman: Nackt unter Wölfen)
  • Emil Carlebach (1914–2001), später Herausgeber der Frankfurter Rundschau
  • Ernst Cramer (1913–2010), später Publizist und Vorstandsvorsitzender der Axel-Springer-Stiftung
  • Hasso Grabner (1911–1976), später Schriftsteller in der DDR
  • Bruno Heilig (1888–1968), Journalist und Übersetzer
  • Heinrich Eduard Jacob (1889–1967), deutscher Schriftsteller jüdischer Herkunft
  • Benedikt Kautsky (1894–1960), österreichischer Autor und Bankier, Redakteur, „Politischer Jude“; 1942–1945 im KZ Auschwitz
  • Anton Klotz, später Chefredakteur der Tiroler Tageszeitung
  • Imre Kertész (1929–2016), ungarischer Schriftsteller jüdischer Herkunft, 2002 Nobelpreis für Literatur
  • Eugen Kogon (1903–1987), später christlicher Publizist und Autor von Der SS-Staat. Das System der Deutschen Konzentrationslager
  • Jonas Kreppel (1874–1940), österreichischer Schriftsteller und politischer Publizist jüdischer Herkunft
  • Ferdinand Löwenberg (1924–2004), deutscher Journalist
  • Jacques Lusseyran (1924–1971), französischer Widerstandskämpfer, Schriftsteller, Autobiographie seiner ersten 21 Lebensjahre: Das wiedergefundene Licht
  • Ferdinand Peroutka (1895–1978), tschechoslowakischer Schriftsteller, Theaterstück und Roman Wolke und Walzer (1947/1976)
  • Jorge Semprún (1923–2011), Schriftsteller, Friedenspreis des deutschen Buchhandels
  • Jura Soyfer (1912–1939), österreichischer Schriftsteller, Dramatiker jüdischer Herkunft
  • Ernst Spitz (1902–1940), österreichischer Dramatiker und Publizist jüdischer Herkunft
  • Fred Wander (1917–2006), österreichischer Schriftsteller
  • Ernst Wiechert (1887–1950), christlicher Schriftsteller, Bericht Der Totenwald
  • Elie Wiesel (1928–2016), rumänischer Schriftsteller jüdischer Herkunft, Roman Die Nacht, 1986 Friedensnobelpreis
  • Ivan Ivanji (1929-jetzt), jugoslawisch / serbischer Schriftsteller jüdischer Herkunft

Schauspieler und Künstler

Geistliche

Zeugen Jehovas

  • Leopold Engleitner (1905–2013), österreichischer Zeuge Jehovas und Zeitzeuge
  • Max Liebster (1915–2008), Jude und Zeuge Jehovas, Autor
  • Johannes Steyer (1908–1998), Zeuge Jehovas, schuf nach Befreiung Aquarell-Zyklus über Buchenwald

Sonstige Häftlinge

  • Kurt Adams (1889–1944), Mitglied der SPD-Jugendorganisation, Schuldienst, Leiter der Hamburger Volkshochschule
  • Paul Avraham Alsberg (1919–2006), Staatsarchivar von Israel
  • Rudi Arndt (1909–1940), Schriftsetzer und KJVD-Mitglied, Jude. Blockältester in Buchenwald. Pflegt jüdische Patienten aufopferungsvoll.
  • Walter Bartel (1904–1992), deutscher Kommunist, Historiker und Hochschullehrer
  • Robert Benoist (1895–1944), französischer Automobilrennfahrer und Widerstandskämpfer
  • Bruno Bettelheim (1903–1990), Kinderpsychologe jüdischer Herkunft
  • Marcel Bloch (1892–1986), nannte sich später Dassault, Flugzeugkonstrukteur
  • Rudolf Brazda (1913–2011), Dachdecker tschechoslowakischer Staatsangehörigkeit (damals) und der letzte Überlebende, der den Rosa Winkel trug
  • Ernst Federn (1914–2007), Professor, Psychoanalytiker jüdischer Herkunft, Wien
  • Roman Felleis (1903–1944), Mitbegründer der Revolutionären Sozialistischen Jugend (RSJ)
  • Ludwik Fleck (1896–1961), polnischer Immunologe und Erkenntnistheoretiker
  • Carl Fried (1889–1958), Leiter der Strahlentherapie am jüdischen Krankenhaus in Breslau. Im KZ von November bis Dezember 1938, danach Entlassung und erfolgreiche Flucht nach Brasilien.
  • Richard Friedländer (1881–1939), Kaufmann und Kellner, Stiefvater von Magda Goebbels[4]
  • Martin Gauger (1905–1941), Jurist
  • Reinhard Goerdeler (1922–1996), Sohn von Carl Friedrich Goerdeler
  • Reinhold Götze (1904–1966), deutscher Widerstandskämpfer und KPD-Mitglied, später SED-Politiker
  • Maurice Halbwachs (1877–1945), französischer Soziologe der Durkeimschen Schule
  • Curt Herzstark (1902–1988), österreichischer Erfinder und Büromaschinenmechaniker
  • Stéphane Hessel (1917–2013), deutsch-französischer Résistance-Kämpfer, nach Kriegsende Diplomat, Menschenrechtler und Schriftsteller
  • Walter Husemann (1903–1943), deutscher Kommunist, Werkzeugmacher
  • Edwin Katzenellenbogen (1882-nach 1955), Mediziner
  • Ewald Klein (1899–1942), Widerstandskämpfer, KPD-Mitglied
  • Reinhold Kleinlein (1883–1944), deutscher Widerstandskämpfer
  • Ernst Marbach (1893–1939), Lehrer
  • Hans Litten (1903–1938), Jurist, Strafverteidiger
  • Gleb Rahr (1922–2006), exilrussischer Widerstandskämpfer und NTS-Mitglied
  • Philippe Richer, französischer Diplomat
  • Mafalda von Savoyen (1902–1944), Tochter des italienischen Königs Victor Emanuel III.
  • Adolf Scholze (1913–1983), deutscher Politiker, Gewerkschafter, Staatsfunktionär der DDR, Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus
  • Friedrich Wiesner (1871–1951), österreichischer Jurist, Diplomat und Legitimist
  • Georg Wrazidlo (1917–1959), deutscher katholischer Arzt, wegen Wehrkraftzersetzung

Einzelnachweise

  1. Chronik des Konzentrationslager Buchenwald (Memento des Originals vom 8. September 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.buchenwald.de (Abgerufen am 7. April 2008)
  2. Peter Schulze: Berkowitz, (2) Horst Egon. In: Hannoversches Biographisches Lexikon, S. 52 f.; books.google.de
  3. Petra Schmidt, Victoria Breitenfeld: Opfer und Täter in einer Person. Zwei biographische Skizzen. In: Täter und Opfer; Dachauer Hefte 10 (1994)
  4. Carlos Widmann: Gefährtin des Bösen. In: Der Spiegel. Nr. 39, 2001 (online).
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