Liste von Durchhäusern in Wien
Die folgende Liste enthält eine Tabelle von Durchhäusern in Wien. Dabei wurden nur vor 1920 entstandene Gebäude bzw. Passagen wo mindestens ein Gebäudeteil vor 1920 entstanden ist, berücksichtigt. Auch nicht berücksichtigt sind Passagen, deren Zugang beschränkt (Hotels, Restaurants, Geschäfte etc., aber auch z. B. das Wiener Rathaus) oder nicht mehr benutzbar ist. In fast allen Fällen sind die Zugänge nur tagsüber geöffnet.
Die Liste ist in vier Rubriken eingeteilt:
- Größere Baukomplexe, die einen ganzen Häuserblock ausfüllen und mehrere Höfe sowie mehrere Eingänge zu angrenzenden Straßen haben
- Passagen durch ein einzelnes Gebäude. Diese führen durch einen Hof oder auch durch eine Ladenpassage. Dies sind Durchhäuser im engeren Sinn.
- Solche Passagen können auch durch mehrere Gebäude führen, oft in der Form, dass zwei Hinterhöfe ineinander übergehen. Typisch sind auch nachträglich geöffnete Passagen, nachdem ein moderneres an ein älteres Gebäude angebaut wurde. In einem Fall (Raimundhof) wurde das ältere Haus neu fassadiert und an das neuere angepasst, so dass es wie ein Gebäude wirkt.
- Einfache Durchgänge oder -fahrten, die durch einen einzelnen Gebäudetrakt führen, oft in Form eines überbauten Torbogens. Entweder die Durchfahrt liegt oberhalb einer Straße oder der Durchgang führt in einen Hinterhof, der mit einer Straße verbunden ist.
Größere Baukomplexe
Foto | Baujahr | Name | Standort | Beschreibung |
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Altes Rathaus | 1., zwischen Wipplingerstraße, Salvatorgasse und Stoß im Himmel Standort |
heutiges Erscheinungsbild aus der Zeit um 1700, in einem der Höfe befindet sich der Andromedabrunnen | ||
1279 | Hofburg | 1., mehrere Straßen der Umgebung Standort |
Mit 24 Hektar der flächengrößte nichtreligiöse Baukomplex Europas, die einzelnen Trakte stehen jeweils unter Denkmalschutz | |
1160 | Schottenstift | 1., Freyung 6 – Helferstorferstraße 2 und 4 Standort |
Heutiges Erscheinungsbild aus den Jahren 1826–1832. Die Verbindungen zum Platz vor der Kirche und in die Helferstorferstraße gehen über zwei Höfe. | |
2001 | Museumsquartier | 7., Museumsplatz 1 – Mariahilfer Straße 2 – Breite Gasse 4 – Burggasse 1–3 Standort |
Ehemalige Hofstallungen, später Messepalast, seit dem Umbau 2001 ist (über eine Street Art Passage) ein Durchgang in die Breite Gasse möglich | |
Altes AKH | 9., Alser Straße 2 – Spitalgasse 2 – Sensengasse – Garnisongasse – Rotenhausgasse Standort |
Im späten 17./ frühen 18. Jahrhundert errichtetes ehemaliger Spitalskomplex (heute Campus der Universität Wien), Verbindungen in die Nebengassen über neun Höfe |
Passagen durch ein Gebäude (Durchhäuser im engeren Sinn)
Foto | Baujahr | Name | Standort | Beschreibung |
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1842 | Domherrenhof | 1., Stephansplatz 5 – Domgasse 2 Standort |
Zwei Durchgänge mit stuckierten Platzlgewölben vor und hinter einem kleinen Lichthof | |
1860 | Ferstel-Passage | 1., Herrengasse 14 – Freyung 2 Standort |
Bei der Ladenpassage zwischen Freyung und Herrengasse wechseln Kreuzrippengewölbe mit einem segmentbogigen Glasdach ab. Zur Herrengasse hin mündet die Passage in einen sechseckigen Hof, in dem sich der Donaunixenbrunnen befindet. | |
Heiligenkreuzerhof | 1., Grashofgasse 3 – Schönlaterngasse 5 Standort |
Der Wohnkomplex mit Kapelle und Prälaturgebäude stammt in der heutigen Form aus dem 17./ 18. Jahrhundert und ist um einen Hof mit zwei Durchgängen gruppiert. | ||
1902 | Ignaz Leopold Depauli’sches Stiftungshaus | 1., Ignaz-Seipel-Platz 3a – Wollzeile 25 Standort |
Das späthistoristische Haus ist die Verbindung zwischen der Wollzeile und dem Komplex der Alten Universität. | |
Schmeckender-Wurm-Hof | 1., Wollzeile 5 – Lugeck 5 Standort |
Zwischen den tonnengewölbten Einfahrten erstreckt sich ein Hof mit Ladenpassage. | ||
1896 | Van-Swieten-Hof | 1., Rotenturmstraße 19 – Rotgasse 6 Standort |
Der Durchgang ist ein achteckiges, arkadengegliedertes Vestibül mit Glasdach und einem freistehenden Portiershäuschen | |
1842 | Zwettlerhof (Großer Zwettlhof) | 1., Stephansplatz 6 – Wollzeile 4 Standort |
Im Zwettlerhof, der das Dom- und Diözesanmuseum beherbergt gibt es von beiden Seiten jeweils zwei parallele Durchgänge mit Platzlgewölben und Stichkappentonnen, die zu einem Innenhof führen. | |
1874 | 1., Graben 27 – Petersplatz 2 – Goldschmiedgasse 9 Standort |
Die Passage führt durch einen überdachten Innenhof, ist durch Doppelpilaster gegliedert und hat Tambourkuppeln zwischen Gurtbögen mit Lünettengittern. | ||
1847 | 1., Wollzeile 9 – Bäckerstraße 4 Standort |
Der Durchgang geht durch einen Innenhof mit gusseisern verglasten Pawlatschen an den Schmalseiten. | ||
2., Praterstraße 60 – Czerningasse 17 Standort |
Der Durchgang geht durch drei kleine seitliche Lichthöfe des 1911 errichteten Gebäudes Praterstraße 60 in den Straßenhof über, der von den 1886 erbauten Häusern Czerningasse 17 und 19 gebildet wird. | |||
1914 | 2., Taborstraße 8 – Große Mohrengasse 3 Standort |
Durchgang rechts des Haupttraktes des Hotelgebäudes, er verläuft durch einen kleinen und einen mittig gelegenen größeren Hof | ||
1914 | 2., Taborstraße 8b – Große Mohrengasse 3b Standort |
Durchgang links des Haupttraktes des Hotelgebäudes, er verläuft durch einen kleinen und einen mittig gelegenen größeren Hof | ||
Sünnhof | 3., Landstraßer Hauptstraße 28 – Ungargasse 13 Standort |
In den beiden mit jeweils einer Maske und Geniefiguren geschmückten Eingängen zur langgestreckten Ladenpassage gibt es jeweils zwei Nischen mit Heiligenfiguren. | ||
1874 | Adlerhof |
7., Siebensterngasse 46 – Burggasse 51 Standort |
Das Durchhaus führt über arkaden- und pilastergegliederte Eingänge durch fünf Höfe und vier kleinere Lichthöfe. | |
Amerlinghaus | 7., Stiftgasse 8 – Schrankgasse 1 Standort |
Die beiden Eingänge dieses aus der Zeit um 1700 stammenden Bürgerhauses führen zu einem langgestreckten Hof mit Pawlatschen. | ||
Schottendurchhaus | 7., Neustiftgasse 16 – Lerchenfelder Straße 13 Standort |
Das spätklassizistische Haus führt durch drei langgestreckte Höfe mit triumphbogenartigen, kreuzgratgewölbten Pfeilerdurchgängen. | ||
1858 | Melker Hof | 8., Florianigasse 40 – Laudongasse 33 – Lederergasse 23 Standort |
Das frühhistoristische Zinshaus hat drei Höfe zwischen Florianigasse und Laudongasse und seitlich einen unregelmäßigen hof Richtung Lederergasse, die durch tonnengewölbte hohe Durchgänge verbunden sind. Auf einem der Durchgänge ist ein Elefantenrelief aus der Zeit um 1800, das wohl ursprünglich ein Hauszeichen war. Anmerkung: Nur der Eingang Lederergasse 23 steht offen, die beiden anderen sind ausschließlich von Innen nach Außen passierbar. |
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1904 | Schwarzspanierhaus oder Schwarzspanierhof | 9., Schwarzspaniergasse 15 – Beethovengasse Standort |
Durchgang von der Schwarzspanierstraße in den Hof, ein weiterer Durchgang führt in eine von Trakten der Anlage flankierte Gasse, die die verlängerte Beethovengasse darstellt und von dieser durch ein Gitter getrennt ist. |
Passagen durch mehrere Gebäude
Foto | Baujahr | Name | Standort | Beschreibung |
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Fähnrichshof | 1., Singerstraße 11 – Blutgasse 3, 9 Standort |
Der Fähnrichshof ist ein Komplex mehrerer (einzeln unter Denkmalschutz stehender) Häuser aus dem 16.–18. Jahrhundert mit mittelalterlichem Kern, in dem Durchgänge mit Höfen zwischen Blutgasse und Singerstraße verlaufen. Weitere Durchgänge gibt es Richtung Grünangergasse und (durch ein 1961 errichtetes Gebäude) in die Nikolaigasse. | ||
Michaeler-Durchgang | 1., Michaelerplatz 6 – Habsburgergasse 14 Standort |
Durchgang zwischen dem denkmalgeschützten Kleinen Michaelerhaus und dem Gusterhaus (Wohnhaus des Kustos) in der Habsburgergasse. Die Ladenpassage führt teilweise an der Seitenfassade von St. Michael vorbei. | ||
Czernin-Passage | 2., Praterstraße 52 – Czerningasse 9 Standort |
Diese Passage geht durch zwei langgestreckte Höfe von im späteren 19. Jahrhundert gebauten Häusern, der czerningassenseitige Hof wird nach einer Nischenfigur des Hl. Florian Florianihof genannt. Oberhalb der Eingänge auf beiden Seite dieses Hofes ist die Adresse Czerningasse 9 in schmiedeeiserner Form angebracht. | ||
Passage Jägerzeile | 2., Praterstraße 42 – Czerningasse 7/7a Standort |
Der Durchgang geht durch zwei Höfe, der zweite Hof des frühhistoristischen Hauses Praterstraße 42 (mit erhaltenem Backstein-Pferdestall) geht, nur durch eine Pergola getrennt, in den Hof des gleichfalls um 1860 erbauten Hauses in der Czerningasse über. Dieses hat einen flankierenden Nebentrakt aus dem Jahr 1960 mit einem Sgraffito, das auf die Sage Schab den Rüssel Bezug nimmt. | ||
3., Kundmanngasse 35 – Rochuspark Standort |
1991 wurde ein Durchgang vom Hof des Ende des 18. Jahrhunderts erbauten Hauses zum Rochuspark mit der U-Bahn-Station Rochusgasse eröffnet, der durch einen Torbogen führt. Vom Park führt eine Einkaufspassage zur Landstraßer Hauptstraße und ein Durchgang durch eine Pergola zur Erdbergstraße. An letzterer ist seit 2020 ein Schild angebracht, das diese Wege als Durchgang Rostbraten bezeichnet und sich auf ein um 1800 hier befindliches Gasthaus bezieht. Außerdem ist ein Zugang zum Nachbarhaus Kundmanngasse 37 möglich. | |||
3., Ungargasse 27 – Ida-Pfeiffer-Weg (Friedrich-Gulda-Park) Standort |
Die Passage geht durch den Hof des 1837 errichteten Gebäudes (Neuer Streicherhof) und einer daran anschließenden um 2010 errichteten Wohnhausanlage in den Park, dieser wiederum ist zur Pfarrhofgasse offen. | |||
Schlossquadrat | 5., Margaretenplatz 2–3 – Schlossgasse 21 Standort |
Dieser Durchgang geht durch das ehemalige Margaretner Schloss, das 1786 mitsamt seinem Garten parzelliert wurde. Die Bausubstanz des Schlosses ist in den anschließend entstandenen (einzeln unter Denkmalschutz stehenden) Gebäuden noch vorhanden. | ||
1863 | Raimundhof (Zum goldenen Hirschen) | 6., Mariahilfer Straße 45 – Windmühlgasse 20 Standort |
Der Durchgang verbindet über fünf hintereinandergelegte Höfe das 1863 erbaute Haus Windmühlgasse 20 mit dem gleichzeitig neu fassadierten Haus Mariahilfer Straße 45 (Geburtshaus Ferdinand Raimunds, unter Denkmalschutz), so dass es wie ein Gebäude wirkt. | |
Schulhofpassage | 6., Mariahilfer Straße 101 – Schmalzhofgasse 14 Standort |
Der Durchgang verbindet das 1856 erbaute Haus an der Mariahilfer Straße über fünf Höfe mit dem 1826 erbauten Haus in der Schmalzhofgasse. Anmerkung: Der untere Eingang bei der Schmalzhofgasse ist aufgrund einer Baustelle derzeit (2020) nicht benutzbar. |
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18., Gentzgasse 21 – Währinger Straße 100 Standort |
Die Ladenpassage zwischen den beiden späthistoristischen Häusern, die durch drei Trakte verläuft, wurde 2016 saniert und neu eröffnet.[1] | |||
23., Atzgersdorfer Kirchenplatz 6 – Levasseurgasse 4a – Breitenfurter Straße 230 Standort |
Durch das denkmalgeschützte, aus dem späten 18. Jahrhundert stammende Bürgerhaus Atzgersdorfer Kirchenplatz 6 führt ein offener Durchgangsbereich mit einer Seitenabzweigung zur Levasseurgasse zu Bauten aus den 2010er-Jahren mit einem Durchgang zur Breitenfurter Straße. |
Einfache Durchgänge oder -fahrten
Foto | Baujahr | Name | Standort | Beschreibung |
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Alte Universität | 1., Bäckerstraße Standort |
Zwei Durchfahrtsbögen über der Bäckerstraße, parallel zu dieser eine Fußgängerpassage | ||
1. Franziskanerplatz 5 Standort |
Rundbogiger Durchgang, über den die Ballgasse in den Franziskanerplatz einmündet | |||
1., Kleeblattgasse 9 – Kurrentgasse 10 Standort |
Durchgang zwischen Kurrentgasse und Kleeblattgasse | |||
1890 | Productenbörse | 2., Taborstraße 10 – Große Mohrengasse 5 Standort |
Durchgang zwischen Taborstraße und Großer Mohrengasse durch einen Trakt in der Taborstraße und einen Seitenhof | |
1838 | Traunsches Haus | 3., Salesianergasse 4 – Traungasse Standort |
Zweibogige Durchfahrt, durch die die Traungasse in die Salesianergasse einmündet | |
1915 | Straßenbahn-Endstation Grinzing | 19., Himmelstraße 5/ Straßergasse Standort |
Zweibogige Durchfahrt mit Stichkappentonnen, eine Durchfahrt für die Straßenbahn, ein Durchgang für Fußgänger |
Nach 1920
Nach 1920 spielte der soziale Wohnbau eine größere Rolle, es entstanden größere Anlagen in Blockrandbebauung (oft auch mit mehreren Eingängen, aber selten öffentlich zugänglich), ab den 1950er-Jahren wurde teilweise die Blockrandbebauung überhaupt aufgegeben, so dass die begriffliche Abgrenzung an Klarheit verliert. Es gibt aber noch Beispiele aus der Zwischen- oder Nachkriegszeit, wo Häuser den „klassischen“ Durchhäusern entsprechen: sie befinden sich innerhalb eines Häuserblocks und bieten Zugänge zu parallel verlaufenden Straßen. Ein Beispiel wäre die städtische Wohnhausanlage Therese-Schlesinger-Hof (8., Schlösselgasse 14 – Wickenburggasse 15, erbaut 1929/30 von Cesar Poppovits ⊙ ). Ein anderes Beispiel aus dem Jahr 1956 ist das Gebäude, in dem sich das Römermuseum befindet (1., Hoher Markt 3 – Landskrongasse 6 ⊙ ).
Einiger Beliebtheit erfreuten sich in den 1950er-Jahren quer über eine Straße liegende Gebäudetrakte, etwa bei der Wohnhausanlage Laurenzgasse 14–18 über die Hauslabgasse (5. Bezirk, aus dem Jahr 1951 ⊙ ). Ein Beispiel mit gleich zwei Durchfahrten (über die Zaunergasse) ist der Anton-Schmid-Hof aus dem Jahr 1953 (3., Zaunergasse 5–7, Zaunergasse 12–14 u. a. ⊙ ). In einem Fall wurde dadurch erst die Straßeneinmündung ermöglicht: dort wo der Kurt-Steyrer-Hof steht (3., Landstraßer Hauptstraße 92–94 ⊙ ) befand sich bis etwa 1900 das Palais Arenberg, erst mit dem Durchhaustrakt konnte 1955 die Neulinggasse mit der Landstraßer Hauptstraße verbunden werden.
Weblinks
Literatur
- Gabriele Hasmann (Text), Charlotte Schwarz (Fotos): Geheime Pfade – Durchhäuser, Hinterhöfe und versteckte Gassln in Wien. Wien, Falter Verlag, 2019, ISBN 978-3-85439-639-0