Leonard Lansink
Leonard Lansink (* 7. Januar 1956 in Hamm) ist ein deutscher Schauspieler. Er ist bekannt für seine Rollen in Fernsehkrimis; seine wichtigste Figur ist die des Privatdetektivs Georg Wilsberg. Seit 1998 spielt er den kauzigen Ermittler in den Münster-Krimis des ZDF, die auf Motiven aus den Büchern von Jürgen Kehrer basieren.
Leben
Leonard Lansink wuchs bei seinen Großeltern in Gelsenkirchen-Rotthausen auf.[1][2][3] Sein Großvater, der als Metzger tätig war, trug den gleichen Namen.[3] Von seiner Mutter wurde Lansink nach seiner Geburt im Krankenhaus zurückgelassen, seinen Vater wie auch die Großeltern väterlicherseits lernte er nicht kennen.[2][3] Mit seiner Mutter pflegte Lansink später gelegentlichen Kontakt.[2][3] Ebenso lernte er später seine Halbschwester kennen.[2] Seinen Halbbruder hingegen traf er noch nicht.[2] Alle drei Halbgeschwister haben unterschiedliche Väter, Lansink ist der älteste der drei Halbgeschwister.[2] Er absolvierte 1974 sein Abitur am Bischöflichen Gymnasium am Stoppenberg in Essen.[3] Hier lernte er – inspiriert durch Jethro Tull – Querflöte zu spielen.[3] Nach sechs Semestern brach Lansink sein Medizinstudium ab und ging zur Essener Folkwangschule, um Schauspieler zu werden.[1]
Anschließend hatte er Engagements an den Bühnen in Essen, Bochum und Oberhausen. 1980 gründete Lansink eine eigene Theatergruppe, in der er Regie führte und selbst spielte. Darüber hinaus trat er an freien Theatern und beim Münchner Theaterfestival auf. Bereits 1983 hatte er als Restaurantbesitzer eine erste Fernsehrolle im Schimanski-Tatort Rechnung ohne Wirt. Im Jahr 1987 spielte er eine Nebenrolle im Film Eis am Stiel VII – Verliebte Jungs, für die er 3.000 US-Dollar erhielt und 14 Tage in Tel Aviv verbrachte.[1][3]
Seit Beginn der 1990er-Jahre wirkte er in Nebenrollen in Filmen mit, so etwa in Leo und Charlotte (1991) oder in der Bestseller-Verfilmung Der stille Herr Genardy (1997). 1997 erhielt er bei den Baden-Badener Tagen des Fernsehspiels einen Sonderpreis für die darstellerische Leistung im ZDF-Film Nur für eine Nacht. In Kondom des Grauens (1996), der Adaption des Comics von Ralf König, gab er den Transvestiten Babette, im Kassenschlager Knockin’ on Heaven’s Door (1997) mit Til Schweiger in der Hauptrolle verkörperte er wiederum den Kommissar. 2002 spielte er neben Henriette Confurius im Jugenddrama Mein erstes Wunder in seiner ersten Kino-Hauptrolle – als eigenbrötlerischer Familienvater, der sich mit einem frühreifen elfjährigen Mädchen anfreundet.
Nach einigen Gastrollen in Fernsehserien stieg er 1994 in die feste Besetzung der ZDF-Krimireihe Ein starkes Team ein, wo er bis 2005 in 29 Folgen an der Seite von Maja Maranow und Florian Martens den EDV-Spezialisten Kriminalhauptkommissar Georg Scholz spielte. Von 1995 bis 1997 übernahm er in der Sat.1-Serie A.S. – Gefahr ist sein Geschäft eine durchgehende Rolle als Kommissar Kalle Krüger. Seit der im Mai 1998 erstgesendeten Folge Wilsberg: In alter Freundschaft spielt er neben Rita Russek, Oliver Korittke und Roland Jankowsky den Privatdetektiv und Antiquar Georg Wilsberg.
Daneben wirkte Lansink in vielen anderen deutschen Krimiserien mit, so etwa in Der Fahnder, Der Alte, Ein Fall für zwei, SOKO 5113, Polizeiruf 110, Der letzte Zeuge, Adelheid und ihre Mörder sowie in mehreren Tatort-Folgen. Eine Gastrolle als Busfahrer hatte er in der Serie Familie Heinz Becker in der Folge Die Busfahrt nach Lourdes (1994).
Zusammen mit Heinrich Schafmeister spielt Lansink Theater.[3]
Wissenswertes
Für Münster ist Lansink alias Wilsberg zu einem echten Aushängeschild geworden. Pro Jahr werden drei bis vier Folgen gedreht. Auch außerhalb dieser Zeit engagiert sich der Schauspieler für die Stadt. So übernahm er die Schirmherrschaft über die Münsteraner Krebsberatungsstelle – er hatte selbst Lymphdrüsenkrebs[4] – für die er jedes Jahr mit einem „Promi-Kellnern“ im Szenelokal Der Bunte Vogel sowie an den Aasee-Terrassen Geld sammelt. Seit 2005 ist Lansink eingetragenes Mitglied beim SC Preußen Münster, obgleich er Anhänger des FC Schalke 04 ist.[5][3]
Lansink besitzt keinen Führerschein. Die Szenen, die ihn in der Fernsehreihe Wilsberg am Steuer zeigen, wurden auf abgesperrten Strecken aufgezeichnet. Er humpelt aufgrund einer Verletzung des Sprunggelenks, die er sich bei einem Reitunfall 2004 zuzog, und wegen eines künstlichen Hüftgelenks.[6]
Während des Bundestagswahlkampfs 2005 trat er in die SPD ein und unterstützte sie öffentlich.[1] Lansink wurde zum Mitglied der 13. und 17. Bundesversammlung gewählt.
Lansink unterstützte 2012 die Münsteraner Initiative „Schlossplatz!“, die sich in Münster erfolgreich gegen die Rückumbenennung des dortigen Schlossplatzes in den „Hindenburgplatz“ einsetzte. Für die Initiative drehte er sogar einen Werbespot.
Am 15. Oktober 2011 heiratete Leonard Lansink die Juristin Maren Muntenbeck im Rathaus Schöneberg, die er im Rahmen einer Veranstaltung in Münster kennengelernt hatte, bei der er als Festredner geladen war.[7][2] Das Paar lebt in Berlin-Friedrichshain.
Auszeichnungen
Im Jahr 2008 wurde Lansink mit dem Titel „Best for bike – die fahrradfreundlichste Persönlichkeit des Jahres 2008“ geehrt.[8]
Im April 2014 erhielt Lansink den mit 5000 Euro dotierten Preis der Otmar-Alt-Stiftung in Hamm-Norddinker. Begründet wurde dies unter anderem damit, dass er der Filmfigur Wilsberg einen eigenständigen und einzigartigen Charakter gegeben habe. Zugleich wurde mit der Auszeichnung der besondere Einsatz von Lansink für die Münsteraner Krebsberatungsstelle gewürdigt.[9]
Im Januar 2017 erhielt Lansink den Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen aufgrund seines langjährigen Einsatzes für die Krebsberatungsstelle Münster, deren Schirmherr er auch seit 2003 ist.[10]
Filmografie (Auswahl)
- 1983: Tatort: Rechnung ohne Wirt
- 1985: King Kongs Faust
- 1985: Blam!
- 1986: Auf Achse (Fernsehserie, Folge 2x33: Einmal gerade – einmal krumm)
- 1986: Der Fahnder (Folge: Lauter gute Freunde)
- 1986: Va Banque
- 1986: Wie treu ist Nick?
- 1987: Hollywood Monster
- 1987: Hafendetektiv (Folge: Toffers V-Mann)
- 1987: Eis am Stiel 7 – Verliebte Jungs
- 1988: Der Alte (Folge: Der Tod kommt selten allein)
- 1988: Der Geisterwald
- 1986: Der Fahnder (Folge: Karl der Große)
- 1988: L'heure Simenon
- 1988: Singles
- 1988: Weißblaue Geschichten
- 1989: Der Strandpirat
- 1989: Tatort: Der Pott
- 1990: Von Zeit zu Zeit
- 1990: Mit den Clowns kamen die Tränen
- 1990–1991: Büro, Büro
- 1991: Leo und Charlotte (Fernsehfilm)
- 1992: 1986: Der Fahnder (Folge: Das linkshändige Phantom)
- 1992: Klinik des Grauens (Kurzfilm)
- 1992: Tatort: Der Mörder und der Prinz (Fernsehreihe)
- 1992: Kommissar Klefisch (Folge: Ein unbekannter Zeuge)
- 1992: Eurocops (Folge: Das Omega Programm)
- 1992: Brigada central II: La guerra blanca
- 1992: Nie wieder schlafen
- 1993: Nordkurve
- 1993: Tatort: Alles Palermo (Fernsehreihe)
- 1993: Tödliche Lüge
- 1993: Dogs on Wheels
- 1994: Ärzte (Folgen: Glühende Kohlen und Giganten)
- 1994: Der bewegte Mann
- 1994: Forsthaus Falkenau (Fernsehserie, Folge: Kuppeleien)
- 1994–2005: Ein starkes Team (Fernsehserie, 29 Folgen)
- 1994: Ina & Leo (Fernsehreihe, 26 Folgen)
- 1995–1998: A.S. – Gefahr ist sein Geschäft (Fernsehserie, 29 Folgen) als Kommissar Kalle Krüger
- 1995: Hallo, Onkel Doc! Staffel 2, Folge 21
- 1995: Kommissar Rex (Fernsehserie, Folge: Schüsse auf Rex)
- 1995: Das Schwein – Eine deutsche Karriere
- 1995–1996: Zoff und Zärtlichkeit (Fernsehserie)
- 1996: Kondom des Grauens
- 1996: Adelheid und ihre Mörder (Fernsehserie, Folge: Tod auf Bestellung)
- 1996: Stockinger (Fernsehserie, Folge: Mord-Saison im Seehotel)
- 1997: Knockin’ on Heaven’s Door
- 1997: Nur für eine Nacht (Fernsehfilm)
- 1997: Der stille Herr Genardy
- seit 1998: Wilsberg (Fernsehreihe)
- 1998: Der Eisbär
- 1999: Ich liebe meine Familie, ehrlich (Fernsehfilm)
- 1999: Im Namen des Gesetzes (Fernsehserie, Folge Fehlurteil)
- 2000: 20.13 – Mord im Blitzlicht (Fernsehfilm)
- 2000: Liebestod (Fernsehfilm)
- 2001: Anam
- 2002: Mein erstes Wunder
- 2004: Polizeiruf 110: Rosentod (Fernsehreihe)
- 2004: Das Traumschiff (Fernsehreihe, Folge: Australien)
- 2005: Löwenzahn – Die Reise ins Abenteuer
- 2006: Pfarrer Braun (Fernsehserie, Folge: Drei Särge und ein Baby)
- 2008: Ihr könnt euch niemals sicher sein (Fernsehfilm)
- 2009: Der Stinkstiefel
- 2009: Der Teufel mit den drei goldenen Haaren
- 2010: Um Himmels Willen – Weihnachten unter Palmen
- 2011: Das große Comeback
- 2011: Im besten Alter
- 2015: Die Salzprinzessin
- 2015: Nur nicht aufregen! (Fernsehfilm)
- 2017: Dengler (Folge: Die schützende Hand)
- 2018: Inga Lindström – Die andere Tochter
- 2019: Katie Fforde – Das Kind der Anderen
- 2021: Ein Sommer in Istrien
- 2021: Kroymann (Satiresendung, 1 Folge)
Hörbücher
- Menschenflug. (von Hans-Ulrich Treichel), Der Audio Verlag (DAV), Berlin, 2006, ISBN 978-3-89813-512-2 (Lesung, 4 CDs, 317 Min.)
Weblinks
- Literatur von und über Leonard Lansink im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Leonard Lansink in der Internet Movie Database (englisch)
- Leonard Lansink bei crew united
- Leonard Lansink bei filmportal.de
- Leonard Lansink bei schauspielervideos.de
- Leonard Lansink auf der Seite seiner Agentur
Einzelnachweise
- Westfälische Nachrichten: Interview mit Leonard Lansink: Ohne Kaffee geht bei Wilsberg nichts, Münster, Martin Kalitschke, 27. Mai 2012
- ZDF: Interview bei Markus Lanz, 23:15 Uhr, 7. März 2013
- Das Erste: Inas Nacht, 0:10 Uhr, 2. November 2013
- News.de-Redaktion: Leonard Lansink privat: Die tragischen Schicksalsschläge des "Wilsberg"-Darstellers. Abgerufen am 1. Januar 2020.
- Westfälische Nachrichten: Wird er auch noch Osnabrücker – Treuetest: Leonard Lansink ist in Münster ein Star – und fühlt sich in Bielefeld wohl, Münster, Dirk Anger, 2. März 2013
- Westfälische Nachrichten: Leonard Lansink wird am Donnerstag 60. Wilsberg in Derricks Fußstapfen, Münster, Martin Kalitschke, 7. Januar 2016
- Westfälische Nachrichten: Wilsberg-Darsteller: Leonard Lansink hat geheiratet, Münster/Berlin, Dirk Anger, 20. Oktober 2011
- best for bike 2008. (PDF; 41 kB) 1. September 2008, abgerufen am 5. August 2011.
- wa.de vom 12. Februar 2014: Leonard Lansink wird in Hamm ausgezeichnet, abgerufen am 24. März 2014
- Carsten Voß: Leonard Lansink bekommt NRW-Verdienstorden. In: Müsterschezeitung. (muensterschezeitung.de [abgerufen am 23. Januar 2017]).