Le Duchat de Dorville
Le Duchat de Dorville war/ist eine Adelsfamilie aus der Champagne, nähe Troyes.
Im Mittelalter wurde die Stadt zu eine der Hochburgen der Hugenotten. Teile der Familie flüchteten während der Religionskriege – Bartholomäusnacht (auch Pariser Bluthochzeit genannt) – 1572 nach Metz. Nach Widerruf des Edikt von Nantes am 18. Oktober 1685 durch König Ludwig XIV. floh ein Teil der Familie nach Berlin zu der dortigen hugenottischen Kolonie. Die dort nachgeborenen Familienmitglieder wurden Offiziere, bzw. Staatsbeamte. Bereits am 25. März 1704 wurde die Familie diesmal von Friedrich I. geadelt. 1835 verstarb der letzte männliche Berliner Namensträger des Familienstammes der le Duchat de Dorville in Berlin. In Frankreich haben sich Namensträger erhalten.
Ursprünge der Familie le Duchat de Dorville
Das französische Dorf Dorville liegt dicht bei Faulquemont, etwa vier Meilen von Metz. Montigny liegt oberhalb von Metz. Charly-Oradour auf dem rechten Moselufer Richtung Thionville, Dommange-ville zwischen Orville und Metz am Fluss Nied. In ersten Urkunden des Ortes Orville wird ein Claude le Duchant und dessen Sohn Claude, der jüngere, von 1538 erwähnt. Vom 6. April 1540 datiert ein Patent Franz I. (Frankreich), der ihnen Boden und Herrschaft von Myri zuspricht.
Die anderen Söhne des Gédéon le Duchat (1) blieben in Nancy und wurden wieder katholisch. Namentlich wurde ein Enkel Marquis de Rurange. 1814 ist noch ein Oberleutnant als Kommandant von Nancy Namensträger.
Gédéon (2) le Duchat, Sieur de Dorville (N.N.–1645)
Einer der Söhne dieses Gédéon, auch Gédéon (2) genannt, führt zuerst den Namen Dorville. In seinem Trauschein vom 26. September 1640 steht: Herr Gédéon le Duchat, Sieur de Dorville, Capitain-Leutnant im Regiment d´Houdancourt, Sohn des Verstorbenen Gédéon le Duchat, Seigneur de Charly. Er fiel am 3. August 1645 in der Schlacht von Alerheim an zehn großen Verletzungen. Alerheim ist ein bayrisches Dorf am Ries, zwischen Donauwörth und Oettingen in Bayern. Hier kämpften französisch-weimarisch-hessischen Armee und bayerisch-kaiserlichen Truppen unter dem Oberbefehlshaber der kaiserlich-bayerischen Armee der Katholischen Liga im Dreißigjährigen Krieg Franz von Mercy, welcher hier fiel. Die sehr verlustreiche Schlacht endete mit einem französischen-alliierten Sieg. Der siegreiche Herzogs d'Enghien Louis II. de Bourbon, prince de Condé, der spätere Grand Condé, und Marschall Turenne Henri de La Tour d’Auvergne, vicomte de Turenne hatten den Sieg mit furchtbaren Verlusten erkauft. Militärisch war diese Schlacht für Frankreich ein Pyrrhussieg, der keine Entscheidung brachte, da Frankreich nicht in der Lage war, weiter nach Bayern vorzurücken. Diese Pattsituation führte aber dazu, dass die Friedensverhandlungen letztendlich forciert und weitergeführt wurden. Das Dorf Alerheim wurde so schwer verwüstet, dass sein Wiederaufbau erst nach 70 Jahren beendet war.
Gédéon (3) le Duchat de Dorville (1642–1676)
Gédéon (2) le Duchat de Dorville hinterließ einen Sohn Gedeon (3), geboren am 30. Juni 1642, getauft am 5. Oktober 1642. König Ludwig XIV. ernennt am 24. März 1668 diesen Gedeon (3) zum Leutnant, am 10. März 1672 zum Major und am 25. Januar 1675 zum Capitän im Regiment von Marschall Turenne. Er heiratete am 3. Mai 1675 noch während des Krieges. Sein Kriegsherr Marschall Turenne befehligte im Krieg gegen Holland 1672 die Armee am Niederrhein gegen die Kaiserlichen und Brandenburger. 1673 zwang er den Großen Kurfürsten zum Vertrag von Vossem (16. Juni 1673), wurde aber dann von Ernesto Montecuccoli zurückgedrängt. 1674 überschritt Marschall Turenne bei Philippsburg den Rhein, schlug am 16. Juni den Herzog von Lothringen Herzogs von Lothringen Karl IV. bei der Schlacht bei Sinsheim und eroberte die ganze Pfalz, die er völlig verwüstete. Nachdem er am 4. Oktober Alexander de Bournonville bei Enzheim geschlagen hatte, räumte er das Elsass, trieb aber Anfang 1675 die Verbündeten wieder aus diesem Land, ging über den Rhein und traf im Juli bei Sasbach auf die Kaiserlichen unter Ernesto Montecuccoli. Ehe es aber zur Schlacht kam, wurde Turenne am 27. Juli 1675 bei einer Aufklärung des Terrains von einer Kanonenkugel getötet. Auch Gedeon (3) wurde schwer verletzt und erlag seinen zwei schweren Verletzungen in Colmar/Elsass im Winterfeldzug von Marschall Turenne.
Gédéon (4) le Duchat de Dorville (1676–1750)
Nach dem Tod von Gédéon (3) le Duchat, Sieur de Dorville (1642–1676) am 26. Januar 1676 wurde ihm posthum mit ein Sohn Gedeon (4) geboren. Nach Aufhebung des Edikt von Nantes durch Ludwig XIV. floh seine Mutter mit ihm aus Frankreich nach Berlin und ließ sich in der dortigen französischen Kolonie nieder. Der Sohn wurde als 27-Jähriger am 5. März 1703 Capitän im holsteinischen Regiment und 1704 Major bei den Wittgenstein Dragonern unter dem Befehl des ruchlosen August David zu Sayn-Wittgenstein-Hohenstein. Friedrich I. gab am 25. März 1704 dem Major Leduchat de Dorville ein Anerkennungsdiplom seines Adels. 1706 wurde er Oberstleutnant und 1711 Oberst bei den Pannwitzer Dragonern während des Spanischen Erbfolgekriegs (1701–1714). 1714 nahm er mit 38 Jahren seinen Abschied.
Wappen laut preußischem Adelsbrief von 1704
Sie führen im silbernen Schilde fünf nebeneinander mit den Spitzen nach oben stehende Carreux. Der Helm ist mit einer fünfperligen Freiherrenkrone bedeckt und mit zwei abwärtsgelegten Straussfedern auf jeder Seite geschmückt.
Güter Galn, Mietgendorf und Wahlsdorf im teltowschen Kreis der Mark Brandenburg
Er besaß die Güter Galn, Mietgendorf und Wahlsdorf (Dahme/Mark) im teltowschen Kreis der Mark Brandenburg.
Grundbesitz in Berlin, Leipziger Straße 3, vormals Voss’sches Palais
1740 erwarb er in Berlin das 1735 für Christian Friedrich von Aschersleben erbaute Palais in der Leipziger Straße 3. Gédéon (4) le Duchat de Dorville starb am 25. Mai 1750 mit 74 Jahren. 1761 verkauften seine Erben das Palais an Johann Ernst Gotzkowsky, der hier in der Leipziger Straße 3 mit dem Nachbargrundstück 4, dem 1735–1737 für Heinrich von der Groeben erbauten Palais Groeben, eine Porzellanmanufaktur errichtete, die ab 1763 als Königliche Porzellan-Manufaktur Berlin weitergeführt wurde. 1856 erwarb der Staat das Gebäude für die Unterbringung des Herrenhauses des Preußischen Landtages. Von 1867 bis 1870 tagte dort auch der Reichstag des Norddeutschen Bundes. 1898 wurden die Gebäude Leipziger Straße 3 und 4 abgerissen, um dem Neubau des Preußischen Herrenhauses Platz zu machen. Seit 2000 befindet sich hier der Sitz des Bundesrates, ein Verfassungsorgan der Bundesrepublik Deutschland.
Jean Louis le Duchat de Dorville (1714–1770)
1. Ehe des Jean Louis le Duchat de Dorville (1714–1770)
Aus der ersten Ehe des Jean Louis de Dorville/ Johann Ludwig von Dorville stammten zwei Töchter und ein Sohn. Eine Tochter war mit dem Major von Jariges, Sohn des Philipp Joseph von Jariges, die andere Tochter mit dem holländischen General Duttan de Vence verheiratet. Jean Louis von Dorville (1714–1770) wurde zunächst Landrat, dann Chef des französischen Oberdirektoriums und geheimer Tribunalrat, 1763 Kammergerichtspräsident und 1764 Staats- und Justizminister sowie Chef des reformierten Kirchen-Departements.
2. Ehe des Jean Louis le Duchat de Dorville (1714–1770)
In seiner zweiten Ehe war der Königlichen Staatsministers Jean Louis de Dorville/ Johann Ludwig von Dorville (1714–1770) mit Henriette Charlotte de Béville verheiratet. Sie war die Tochter des Henry de Chenevix de Béville und Suzanne Baronin de Montolieu St. Hippolyte de Caton, Gard, Languedoc-Roussillon Aus dieser zweiten Ehe stammte seine einzige Tochter Susanne Sophie Marie Louise le Duchat von Dorville (* 19. Juli 1756 Berlin, † 2. September 1808 Schloss Golssen). Sie heiratete am 13. Mai 1776 den 16 Jahre älteren Behrendt Friedrich August von der Marwitz (1740–1793), Königlicher Kammerherr, früher Hofmarschall des Prinzen Ferdinand, Bruder König Friedrichs II. und seit 1786 Hofmarschall König Friedrich Wilhelm II. (Preußen). Das Ehepaar hatte 5 Kinder:
- Friedrich August Ludwig von der Marwitz (* 29. Mai 1777; † 6. Dezember 1837), königlich-preußischer Generalleutnant und Politiker, Herr auf Gut Friedersdorf. Er wurde im vormaligen Palais Marschall, einem Adelspalais an der Wilhelmstraße (Berlin-Mitte) geboren. Es wurde später auch Voss’sches Palais genannt. Hier wurde der Sohn von dem berühmten Propst Johann Joachim Spalding der Nikolaikirche getauft. Friedrich August Ludwig von der Marwitz (1777–1837) erlangte in den Jahren 1806–1815 militärischen Ruhm.
- Christian Gustav Alexander von der Marwitz (* 4. Oktober 1787 Berlin, † 11. Februar 1814, gefallen in der Schlacht bei Montmirail)
- Anton Eberhard Konstantin von der Marwitz (* 2. Dezember 1790; † 9. Oktober 1809 gefallen bei Aspern (bei Wien))
- Caroline Albertine Luise von der Marwitz (* 19. August 1792; † 23. Februar 1857), verh. mit Gustav Adolph von Rochus (1792–1847) preußischer Innenminister, zuvor Hofdame der Prinzessin Marianne von Preußen, geborene Maria Anna Amalie von Hessen-Homburg (1785–1846), Ehefrau des Prinzen Wilhelm von Preußen (1783–1851), jüngster Bruder des Königs Friedrich Wilhelm III. von Preußen.
Grundbesitz Berlin, Pariser Platz 2, bis 1787
Das Haus in der Südwestecke des Pariser Platzes, vormals Im Quarree, mit der Nr. 2 wurde ursprünglich als Dorville'sches Haus bekannt. Ab 1787 übernahm es Staatsminister Friedrich Anton von Heynitz, ab 1806 gehört das Palais Franz Ludwig Fürst von Hatzfeld. 1816 wird das Palais als Dank des Landesherrn dem 74-jährigen Generalfeldmarschall Gebhard Leberecht v. Blücher Fürst v. Wahlstatt für seine Verdienste in den Befreiungskriegen geschenkt. 1869–71 wird das Haus umgebaut und aufgestockt. Der stumpfwinklige Westflügel des Hauses an der Königgrätzer Straße Nr. 140 begrenzte den Platz vor dem Brandenburger Tor. Es galt als das größte Berliner Mietshaus. Bis 1921 wohnten Blüchers Erben hier. 1931 brennt das Haus aus. Verloren gingen wertvolle Kunstwerke des früheren Hauptmieters Guido Henckel von Donnersmarck. Der oberschlesische Hocharistokrat war einer der reichsten Bewohner Preußens. 1931 kaufen die USA das Haus, 1938 stellten sie das Gebäude wieder her und bezogen es 1939 als Botschaft der USA im Deutschen Reich. Im Zweiten Weltkrieg wurde es weitgehend zerstört. 2008 wurde der Neubau der Botschaft der Vereinigten Staaten in Berlin an gleicher Stelle eingeweiht.
Es gab noch ein weiteres Haus Dorville'sches Haus in Berlin an der Leipziger Straße 3, das später Sitz der Königlichen Porzellan-Manufaktur Berlin, dann Preußisches Herrenhaus und ab 2000 Sitz des Bundesrates, ein Verfassungsorgan der Bundesrepublik Deutschland.
Grundbesitz Gut Kerzendorf im Landkreis Teltow, ab 1756
Er besaß das Gut Kerzendorf im Landkreis Teltow und starb dort 1770. Kerzendorf gehörte ursprünglich zu den sog. brandenburgischen Lehen der Herren von Zossen, die diese von den brandenburgischen Markgrafen zu Lehen hatten. Bereits vor 1523 konnte zunächst die Familie von Schlieben (Adelsgeschlecht) eine Hälfte des Dorfes erwerben. Dieser Anteil kam 1523 in den Besitz derer von Schlabrendorf zu Schloss Beuthen. Er kam nach der Zerschlagung der Herrschaft an die von Schlabrendorf in Siethen. 1752 konnten sie auch die andere Hälfte erwerben. Doch bereits 1756 verkauften sie das ganze Dorf an Johannes Ludovicus le Duchat de Dorville. In der alten Kirche von Kerzendorf hat sich bis heute ein Sandsteinepitaph für Johann Ludovicus le Duchat de Dorville († 1770) erhalten. Also hat er sich nur 14 Jahre des Besitzes erfreuen können. Die Inschrift, die sein Sohn hat einmeißeln lassen, zeigt einen gerafften Vorhang, der von drei Putten gehalten wird. Darunter sind ein Doppelwappen und ein Totenkopf zu sehen. 1763 richtet König Friedrich II. in der "jetzigen großen Revolution" in der Kaufmannschaft einen besonderen Gerichtshof für Wechselbankrotte ein unter dem Vorsitz des als höchst korrekt geltenden Präsidenten des Gerichts der französischen Kirchen-Gemeinde Jean Louis le Duchat de Dorville (1714–1770).
- Berlin, Französischer Dom
- vormaliges Dorville’sche Haus, später Palais Blücher, jetzt Botschaft der USA
- Voss’sche Palais in Berlin (blaues Dach)
- Gutshaus in Wahlsdorf (Dahme/Mark)
- Kirche von Kerzendorf mit Sandsteinepitaph für Johann Ludovicus le Duchat de Dorville († 1770)
- Schloss Friedersdorf
- Schloss Golssen
Ludwig von Orville (Louis le Duchat de Dorville) (1745–1801)
Erste Ehe des Ludwig von Orville / Louis de Dorville (1745–1801)
Er schloss seine erste Ehe mit Elisabeth Sophie Dorothea Wilhelmine Amalia von Schwerin (* 3. November 1749 in Berlin; † 27. Oktober 1787 in Berlin), einer Schwester des General Graf Friedrich August Leopold Carl Graf von Schwerin (* 11. Dezember 1750 in Berlin; † 16. September 1836 in Berlin).
Wilhelm Heinrich Ludwig,[1] letzter männlicher Berliner Spross der Familie le Duchat de Dorville, † 1835
Dieser Sohn aus der ersten Ehe des Ludwig von Orville diente zunächst im Regiment Gensdarmes. Es war das berühmteste und exklusivste preußische Reiterregiment. Von 1805 bis 1806 war er Adjutant des Feldmarschalls Wichard von Möllendorff (General) und führte während der Befreiungskriege 1815 drei Schwadronen als Kommandeur des 6. Kurmärkischen Landwehr-Kavallerie-Regiments im III. Armee-Korps unter Generalleutnant Karl Friedrich Bernhard Helmuth von Hobe (1765–1823), bzw. unter Befehl Generalfeldmarschall Gebhard Leberecht von Blücher (1742–1819) 411 Soldaten. Als Chef eines Leib-Kürassier-Regiments a. D. ist er außer Dienst im hohen Alter 1835 in Berlin verstorben. Er war der letzte männliche Sohn dieses Berliner Familienstammes der le Duchat de Dorville.
Zweite Ehe des Ludwig von Orville / Louis de Dorville (1745–1801)
Er war in seiner zweiten Ehe mit Karoline Sophie Friederike von Schweinichen (1771–1808 Memel) aus dem uralten schlesischen Schweinichen (Adelsgeschlecht)s kinderlos vermählt. Sie war zeitweise die Oberhofmeisterin von Prinzessin Maria Anna Amalie von Hessen-Homburg (1785–1846), Ehefrau des Prinzen Wilhelm von Preußen (1783–1851), jüngster Bruder des Königs Friedrich Wilhelm III. von Preußen
Einzelnachweise
- Vornamen nach der Offiziers-Nomenklatur im Geheimen Staatsarchiv, Berlin (Web-Ressource).
Literatur
- Leopold von Zedlitz-Neukirch: Neues Preussisches Adels-Lexicon, Band 1, Leipzig 1836, Gebrüder Reichenbach, S. 438
- Friedrich August Ludwig von der Marwitz: Ein märkischer Edelmann im Zeitalter der Befreiungskriege. Band 1, Friedrich Meusel, Berlin 1908, S. 716–717