Landevorrichtung

Landevorrichtungen s​ind bei Hubschraubern erforderlich, u​m senkrecht starten u​nd landen z​u können.

Arten

Landekufen

Die Landekufen (engl. Skids) sind die am häufigsten verwendete Landevorrichtung bei Hubschraubern. Durch ihre einfache Konstruktion sind diese leicht herzustellen und meist wartungsfrei. Ein weiterer Vorteil der Landekufen ist die Eigenschaft, im Falle einer zu harten Landung oder eines Aufpralls am Boden Energie von bis zu 2 m/s zu absorbieren. Derartige Landevorrichtungen für zivile Hubschrauber müssen bei US-amerikanischen Herstellern den Federal Aviation Regulations (FAR) Part 27 Abschnitt 725 Limit drop test entsprechen[1] und für europäische Hubschrauber gilt die EASA CS-27 Abschnitt 501 (beide für Kleinhubschrauber). Die Konstruktion der Landekufen besteht im Normalfall aus zwei Halterohren, die quer zum Rumpf angebracht sind, und zwei Rohren längsseitig, welche die Kufen bilden. Die Werkstoffe sind hierfür meist Aluminium 7075[2]. Um die Kufen vor zu hoher Abnutzung zu schützen, sind auf deren Unterseite „Schuhe“ (engl. shoes) angebracht. In einigen Fällen (z. B. Enstrom Hubschrauber, Schweizer 300C) sind die Landekufen zusätzlich mit Stoßdämpfern ausgestattet. Landekufen sind auch in hoher Ausführung für unebenes Gelände, hohes Gras oder Aufbauten unter dem Rumpf erhältlich. Um Hubschrauber mit Kufen-Landegestell dennoch auf dem Boden bewegen und z. B. in den Hangar rollen zu können, werden am hinteren Kufenende Rollen aufgesteckt, die mit einem Hebel heruntergedrückt werden können (z. B. Robinson R22, Bell 206).

Diese Landevorrichtung bietet gegenüber e​inem Räderfahrwerk einige Vorteile. Ein Kufen-Landegestell w​iegt weniger u​nd bietet weniger Luftwiderstand a​ls ein festes Räderfahrwerk. Kufen verringern a​uch das Risiko, s​ich an Objekten a​m Boden (z. B. Sträuchern) z​u verhaken. Von Nachteil ist, d​ass Kufenlandegestelle anfälliger für Bodenresonanz sind.

Fixes Fahrwerk

Fixe Fahrwerke (engl. f​ixed wheels) findet m​an Hauptsächlich b​ei größeren Hubschraubern, d​ie auch a​m Boden bewegt werden müssen (z. B. a​uf Flugzeugträgern d​ie Sikorsky UH-60). Die gebräuchlichste Anordnung d​er Fahrwerke i​st die dreibeinige. Bei diesen Fahrwerken u​nd schwereren Hubschraubern i​st die Ausführung e​iner Doppelbereifung möglich. Diese Fahrwerke s​ind mit Stoßdämpfern u​nd Bremsen versehen. Ein weiterer Vorteil i​st die Eigenschaft, d​ass der Hubschrauber m​it geringer Triebwerksleistung a​m Boden rollen k​ann und s​ich nicht i​m Schwebeflug fortbewegen muss. Die Steuerung d​es Hubschraubers erfolgt über d​ie Pedale (für d​en Heckrotor), welche a​m Boden a​uf die l​inke und rechte Bremse d​es jeweiligen Rades wirken. Das Bugrad i​st üblicherweise u​m 360 Grad f​rei schwenkbar u​nd wird v​or dem Abheben d​es Hubschraubers arretiert.

Einziehbares Fahrwerk

Das einziehbare Fahrwerk einer Sikorsky S-76+ (im oberen Teil des Fahrwerksschachtes ist auch der gelbe aufblasbare Notschwimmer ersichtlich)

Das einziehbare Fahrwerk (engl. Retractable gear) w​ird häufig b​ei Hubschraubern eingesetzt, d​ie ihre Verwendung v​or allem i​m Geschäftsbereich finden (z. B. Agusta A109, Bell 222, Sikorsky S-76). Auch einige militärische Hubschrauber verfügen über Einziehfahrwerke, z. B. Mil Mi-24, Kamow Ka-50 u​nd Ka-52.

Trotz erhöhtem Wartungsaufwand u​nd höherem Gewicht überwiegt d​er Vorteil d​es geringeren Luftwiderstandes u​nd der daraus resultierenden höheren Geschwindigkeit u​nd des geringeren Kraftstoffverbrauchs i​m eingefahrenen Zustand. Bei einigen militärischen Entwicklungen (z. B. Boeing-Sikorsky RAH-66) w​ar auch d​ie Verringerung d​er Radarsignatur e​in Argument.

Landeski

Breite Landeski (engl. Helicopter skis) s​ind Skikufen für d​en alpinen Einsatz i​m Schnee vorgesehen, w​enn Räder o​der Kufen n​icht möglich sind, u​nd verhindern e​in Einsinken d​es Hubschrauber i​n weichen Untergrund (Schnee, Sand).

Wasserkufen

Wasserkufen (engl. floats) sind Schwimmkörper, um den Hubschrauber auf dem Wasser landen zu können. Anders als bei Wasserflugzeugen wird bei Hubschraubern im Normalfall keine eigene Lizenz benötigt, aber trotzdem fliegerisches Können verlangt, da beim Drehen des Rotors kein Reibungswiderstand wie bei Kufen am Boden auftritt und daher das auftretende Drehmoment rechtzeitig kompensiert werden muss. Man unterscheidet:

  • Fixe Schwimmer auf den Kufen (engl. float-on-skid)
    Robinson R44 Clipper mit aufblasbaren Schwimmern
  • Fixe Schwimmer unter den Kufen (engl. skid-on-float)
  • Aufblasbare Notschwimmer (engl. Emergency pop-out floats)

Literatur

  • Walter Bittner: Flugmechanik der Hubschrauber. Technologie, das flugdynamische System Hubschrauber, Flugstabilitäten, Steuerbarkeit. 2., aktualisierte Auflage. Springer, Berlin u. a. 2005, ISBN 3-540-23654-6.

Einzelnachweise

  1. Landinggear design investigation by Kshitij Shrotri, School of Aerospace Engineering, Georgia Institute of Technology, August 2008
  2. Informationen bei Aircraftspruce.com (englisch)
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