Kunsthalle Kiel
Die Kunsthalle zu Kiel ist ein Kunstmuseum in Kiel und mit 2.000 m² Ausstellungsfläche das größte Museum der Landeshauptstadt. Die Kunsthalle liegt nördlich der Innenstadt am Düsternbrooker Weg – nahe dem Schlossgarten und der Kieler Förde.
Gebäude
Das Grundstück wurde 1903 von Lotte Hegewisch der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel zum Zweck der Errichtung einer Kunsthalle gestiftet. Das Gebäude wurde nach Plänen des Architekten Georg Lohr von 1908 bis 1909 erbaut. Am 15. November 1909 fand die feierliche Eröffnung durch den Vorsitzenden Carl Neumann des Schleswig-Holsteinischen Kunstvereins statt.[1] Seine Fassade aus Muschelkalk zeigt sich dem Neobarock und dem Jugendstil verpflichtet.[2] Vor dem Eingangsportal stehen zwei Wisent-Skulpturen von August Gaul.
In den 1950er Jahren wurde ein neues Treppenhaus hinzugefügt. Nach der schweren Zerstörung des Gebäudes im Zweiten Weltkrieg und dem Wiederaufbau 1958, wurde 1986 ein Erweiterungsbau von Diethelm Hoffmann geschaffen, der neben weiterer Ausstellungsfläche unter anderem die Einrichtung der Malklasse, des Videostudios und der Fachbibliothek ermöglicht hat. Ein neuer Eingangsbereich des Architekturbüros Sunder-Plassmann öffnet die Kunsthalle seit 2012 zur Kieler Förde hin.[3][4]
Zusätzlich besitzt die Kunsthalle einen Vortragssaal, eine Bibliothek, einen Studiensaal, ein kleines Café und einen Skulpturengarten.
Sammlung
Das Museum beherbergt die Sammlung des 1843[5] gegründeten Schleswig-Holsteinischen Kunstvereins. Die Sammlung der Kunsthalle reicht von der Dürerzeit bis zur Gegenwart: Kunst des 19. Jahrhunderts (Romantische Malerei und Gemälde der russischen „Wandermaler“), Werke der klassischen Moderne (deutsche Impressionisten wie und Expressionisten, Neue Sachlichkeit) sowie internationale Kunst seit 1945. Sie umfasst mehr als 1.200 Gemälde und 300 Skulpturen, darunter Werke von Emil Nolde, Georg Baselitz, Neo Rauch und Gerhard Richter. Die Grafische Sammlung zählt etwa 30.000 Werke, darunter Blätter von Rembrandt, Adolf Menzel und Otto Dix sowie Fotografien und Videoarbeiten.
Der Bestand wird in jährlich wechselnden Präsentationen gezeigt. 2011 erhielt auch die Grafische Sammlung ein permanentes Schaufenster. Zudem wird einmal jährlich ein Künstler eingeladen, in der Sammlungspräsentation zu arbeiten.
In dem Gebäude befindet sich auch die 1895 eingerichtete Antikensammlung Kiel mit einer umfangreichen, 1838 begonnenen, Abgusssammlung und vielen Originalstücken. Sie ist unter eigener Leitung ebenfalls an die Universität angeschlossen. Ein großer Teil der ursprünglichen Sammlung wurde im Zweiten Weltkrieg infolge von Luftangriffen vernichtet.
Ausstellungen (Auswahl)
- 1947 Ernst Barlach. Plastik, Zeichnungen Graphik.
- 1948 Das graphische Werk von Edvard Munch.
- 1949 Christian Rohlfs. Zum 100. Geburtstag.
- 1952 Emil Nolde. Zum 85. Geburtstag.
- 1954 Karl Schmidt-Rottluff. Zum 70. Geburtstag.
- 1963 Rolf Nesch. Maler und Graphiker.
- 1970 Art Nouveau und Jugendstil. Kunstwerke aus dem Besitz der Staatlichen Museen Preußischer Kulturbesitz.
- 1971 Richard Mortensen. Gemälde, Wandteppiche, Reliefs, Graphik.
- 1972 Carl Spitzweg und sein Münchner Malerkreis.
- 1975 Der Bildhauer Robert Jacobsen und seine Welt.
- 1979 Hans Peter Feddersen, ein Maler in Schleswig-Holstein.
- 1982 100 Jahre Kieler Woche – Lyonel Feininger: Gemälde, Aquarelle und Zeichnungen, Druckgraphik.
- 1984 Paul Flora – Zeichnungen.
- 1997 Kunstturner – Kunst und Sport 1997. Kunstturner der Uniwettkampfmannschaft am Schwebebalken, am Seitpferd und Boden. In Zusammenarbeit mit dem Museum für Moderne Kunst München.
- 2002 Katharina Grosse. Cool Puppen
- 2004 Candida Höfer
- 2006 Isa Genzken. Skulptur
- 2008 Harald Giersing. Protagonist der dänischen Avantgarde
- 2009 TAL R. You laugh an ugly laugh
- 2010 Welten-Segler. Theodore Lux Feininger zum 100.Geburtstag. Werke 1929–1942
- 2010 Max Pechstein. Ein Expressionist aus Leidenschaft. Retrospektive
- 2011 From Trash To Treasure. Vom Wert des Wertlosen in der Kunst
- 2012 Chiharu Shiota
- 2012 Überwältigend kühn. Der ganze Rohlfs in Kiel
- 2013 Dritte Welle. Die Gruppe SPUR, der Pop und die Politik
- 2014 Corinne Wasmuth. Supraflux
- 2014 Angela Glajcar
- 2015/16 Via Lewandowsky – Hokuspokus
- 2015/2016 Furios Virtuos. Italienische Handzeichnungen des 16. bis 18. Jahrhunderts
- 2016 Zeitgenossen. Dumas, Doig und die anderen
- 2016 miriam cahn – AUF AUGENHÖHE
- 2016 Faust fürs Auge. Illustrationen zu Goethes Meisterwerk
- 2016/2017 Gott und die Welt. Vom sakralen zum autonomen Bild 1871–1918
- 2016/2017 Käthe Kollwitz. Ich will wirken
- 2017 Ludger Gerdes. Von Angst bis Wollen
- 2017 Anita Albus – Die Kunst zu sehen
- 2017/18 Nolde und die Brücke. Gemeinsam mit dem Museum der bildenden Künste Leipzig konzipierte Ausstellung.
- 2018 Pipilotti Rist. Videos 1986–1992
- 2018 Alicja Kwade – AMBO
- 2018/2019 globalocal – Sammlungspräsentation mit den Gästen Cao Fei, Hiwa K und Mika Rottenberg
- 2018/2019 Goya. Grafische Meisterblätter
- 2018/2019 Franz Gertsch. Bilder sind meine Biografie
- 2019 Universum Picasso: Die Suite Vollard
- 2019 Intuition. Rudolf Jahns
- 2019 Lotte Laserstein. Von Angesicht zu Angesicht. Eine Ausstellung des Städel Museums in Zusammenarbeit mit der Kunsthalle zu Kiel
- 2020 Rachel Maclean
- 2020 Right here. Right now. Jeppe Hein zu Gast in der Sammlung
- 2021 Zauber der Wirklichkeit. Der Maler Albert Aereboe
- 2021 Joseph Beuys – Kunst für alle. Multiples und Grafiken aus der Sammlung
- 2021 Amazons of Pop! Künstlerinnen, Superheldinnen, Ikonen 1961-1973. Eine Ausstellung des MAMAC Nizza in Zusammenarbeit mit der Kunsthalle zu Kiel und dem Kunsthaus Graz sowie der Unterstützung von Manifesto Expo.
Bilder
- Kunsthalle zu Kiel, 2017
- Kunsthalle zu Kiel 2007
- Kunsthalle zu Kiel 2012 (neuer Eingangsbereich)
- Wisente von August Gaul auf der Freitreppe
- Skulpturengarten
- Treppenhaus von unten
- Treppenhaus von oben
Direktion
- 1971–1990: Jens Christian Jensen
- 1992–2000: Hans-Werner Schmidt
- 2002–2009: Dirk Luckow[6]
- Seit 2010: Anette Hüsch[7]
Literatur
- Dirk Luckow (Hrsg.): Kunsthalle zu Kiel. DuMont, Köln 2007, ISBN 978-3-8321-9011-8
- Hans Tintelnot: Die Kunsthalle zu Kiel. Zur Geschichte eines Museumsbaus. Nordelbingen 1960
- Jens Christian Jensen (Hrsg.) 100 Jahre Kieler Woche – Lyonel Feininger: Gemälde, Aquarelle und Zeichnungen, Druckgraphik. Verlag: Kunsthalle zu Kiel der Christian-Albrechts-Universität, Kiel 1982
- Lotte Hegewisch, die Kunst und das Mäzenatentum, hrsg. v. Anette Hüsch, Ausst. Kat. Kunsthalle zu Kiel, München 2012
Weblinks
Einzelnachweise
- Lilli Martius: 125 Jahre Schleswig-Holsteinischer Kunstverein 1843–1968. Herausgegeben vom Schleswig-Holsteinischer Kunstverein. Wachholtz, Neumünster 1968, S. 45.
- Hartwig Beseler, Niels Gutschow: Kriegsschicksale deutscher Architektur. Band I: Nord. Wachholtz, Neumünster o. J., S. 9 f.
- Anbau an die Kunsthalle Kiel. In: archINFORM; abgerufen am 5. September 2011.
- Neuer Eingang für Kieler Kunsthalle NDR online, 1. Juni 2012, abgerufen am 1. Juni 2012
- Dirk Luckow, Peter Thurmann, Telse Wolf-Timm (Hrsg.): Kiel Modern 1857: Eine Ausstellung wird rekonstruiert. Kiel 2007, ISBN 978-3-937208-16-9, S. 23.
- Anke Drrzapf, Ralf Meyer: Basis-Demokratie im Museum. In: art, Nr. 10/2001, S. 12f.
- Kieler Kunsthalle unter neuer Leitung, in: Informationsdienst Wissenschaft vom 14. Juli 2010, abgerufen am 2. August 2010