Kunstakademie Königsberg
Die staatliche Kunstakademie Königsberg war eine Kunstakademie in Königsberg (Preußen). Sie hatte regionale Bedeutung für Ostpreußen.
Geschichte
Die Kunst- und Gewerkschule, zuletzt auch Meisterschule des deutschen Handwerks, war in der Königsstraße 57 beheimatet. Friedrich Wilhelm III. stellte 1838 durch eine Kabinettsorder das Grundstück für die bereits 1790 gegründete Kunst- und Zeichenschule dort zur Verfügung. Die 1841 gegründete Kunstakademie brachte man dort im Neubau unter. Die Idee der Gründung geht auf Ernst August Hagen zurück. Als Kunstschriftsteller und Novellist war Hagen an der Albertus-Universität Königsberg der erste Lehrstuhlinhaber für Kunstgeschichte und Ästhetik in Preußen. Er war bereits 1832 für die Gründung des Königsberger Kunst- und Gewerbevereins mitverantwortlich und hatte 1830 die alte Kunstsammlung der Universität übernommen. Er beschaffte 1831 die „Universitäts-Kupferstichsammlung“ und überführte sie 1862 in das „Kupferstichkabinett“ der neuen Universität. Hagen initiierte 1838 auch den Bau des Stadtmuseums in der Königsstraße; fertiggestellt wurde diese Kunsthalle 1841.[1]
Der Freund Hagens, der Oberpräsident Heinrich Theodor von Schön wurde neben Hagen, welcher seit seiner Kindheit bereits enge persönliche Kontakte zum preußischen Königshaus pflegte, gebeten, sich ebenfalls beim König für die Erbauung einer Kunstakademie einzusetzen, welche selbiger nach einer zweimaligen „Cabinetsordre“ (Kabinettsorder) gegen die Meinungen seiner Minister Altenstein bzw. dessen Nachfolger Eichhorn auch bewilligte. Schön und Hagen waren damit maßgebliche Gründer der Kunstakademie Königsberg. Von Schön stammt die Idee zur Inschrift über dem Gebäude (Artium operibus condendis et artficibus instituendis). Zu Ehren Schöns errichtete die Stadt Königsberg 1843 den blechernen Obelisken vor dem Gebäude; Hagen war wiederum an der Akademie zeitweise auch als Lehrer tätig.
Die Akademie sollte der Schöpfung von Kunstwerken und der Ausbildung von Künstlern dienen und wurde am 1. September 1845 eröffnet. Ihr erster Direktor war der Geschichtsmaler Ludwig Rosenfelder. Er leitete die Anstalt bis 1881. Die Kunstakademie, die zunächst an der Königsstraße beheimatet war, erhielt 1916 in Rathshof einen Neubau von Friedrich Lahrs, der heute als Schulgebäude dient. Nach der Umwandlung zur Akademie blieb das Gebäude in der Königsstraße weiterhin Kunst- und Gewerkschule. Zur Zeit der Weimarer Republik waren Wilhelm Thiele (1921 bis 1924) und Hermann Nollau Direktoren der Akademie. Die Hauptleistungen der Akademie lagen in der Landschafts- und Genremalerei. Vertreten waren der Maler Ernst Mollenhauer und andere, die auf der Kurischen Nehrung die Künstlerkolonie Nidden gegründet hatten.
Während der Ostpreußischen Operation wurde die Kunstakademie geschlossen.
Lehrer
- August Behrendsen
- Eduard Bischoff
- Alfred von Brühl
- Fritz Burmann
- Stanislaus Cauer
- Arthur Degner
- Ludwig Dettmann
- Norbert Ernst Dolezich
- Kurt Frick
- Hermann Gemmel
- Otto Heichert
- Friedrich Lahrs
- Edmund May
- Emil Neide
- Alfred Partikel
- Richard Pfeiffer
- Friedrich Reusch
- Ludwig Rosenfelder
- Carl Steffeck
- Robert Trossin
- Franz Xaver Wimmer
- Hans Wissel
- Heinrich Wolff
Alumni
- Joachim Albrecht
- Eduard Anderson
- Ingrid Wagner-Andersson
- Fritz Ascher
- Hubert Berke
- Otto Beyer
- Ute Brinckmann-Schmolling
- Theo von Brockhusen
- Lovis Corinth
- Emil Doerstling
- Franz Domscheit
- Erika Eisenblätter-Laskowski
- Karl Eulenstein
- Otto Ewel
- Hildegard Grube-Loy
- Eduard Hartung
- Fritz Hass
- Adolf Hering
- Hella Hirschfelder-Stüve
- Adalbert Jaschinski
- Eduard Kado
- Charlotte Keyser
- Paul Kimritz
- Lothar Klimek
- Alexander Kolde
- Käthe Kollwitz
- Toni Koy
- Käte Krakow (1940–1941)
- Hilde Leest
- Max Lindh
- Arnold Lyongrün
- Lothar Malskat
- Felix Meseck
- Ernst Mollenhauer
- Emil Neumann
- Helene Neumann
- Luise Neumann
- Waldemar Philippi
- Anna Richter
- Werner Riemann
- Waldemar Rösler
- Otto Rohse
- Walter Rosenberg
- Edith Sanden
- Harald Schaub
- Ernst Schaumann
- Carl Scherres
- Ilse Schneider
- Rudolf Siemering
- Irmgard Stecher-Borbe
- Fritz Szalinski
- Erika Maria Wiegand
Literatur
- Ingeborg Kelch-Nolde: Kunstakademie Königsberg 1845–1945. Biographien der Direktoren, Lehrer und Schüler. Universität Mainz o. J., S. 65–94. (online als PDF; 322 kB)
- Günter Krüger: Die Königsberger Kunsthochschulen. In: Udo Arnold (Hrsg.): Preußen als Hochschullandschaft im 19./20. Jahrhundert. Nordostdeutsches Kulturwerk, Lüneburg 1992, S. 105–122.
Weblinks
Einzelnachweise
- Fritz Gause: Hagen, Ernst August. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 7, Duncker & Humblot, Berlin 1966, ISBN 3-428-00188-5, S. 470 (Digitalisat).