Kommunistische Partei Lettlands
Die Kommunistische Partei Lettlands (Lettisch: Latvijas Komunistiska partija kurz LKP) war eine politische Partei in Lettland. Ihre Jugendorganisation trug den Namen „Junge Kommunistische Vereinigung Lettlands“ (Latvijas Komunistiskā Jaunatnes Savienība – LKJS). Das hauptsächliche Presseorgan der Partei war die Zeitung Cīņa (Der Kampf). Die heute nicht mehr existente Partei war Mitglied der Komintern.
Geschichte 1919 bis 1936
Die Partei ging aus der lettischen Sozialdemokratie, bzw. der LSDSP hervor und schloss sich der russischen bolschewistischen Partei an. Die offizielle Gründung erfolgte durch Lenin nach der Errichtung einer Lettischen SSR im März 1919.[1] In diesem Jahr zählte die Partei 7500 Mitglieder. Erster Vorsitzender war Pēteris Stučka. Zeitweise einflussreich war auch – als Leiter des „Russischen Büros“ des ZK, das die Anbindung an die ideologisch maßgebliche Kommunistische Partei Russlands gewährleistete, und als Sekretär des ZK – Jānis Krūmiņš.[2] Nach dem Verlust des Staatsgebietes im Lettischen Unabhängigkeitskrieg, bestand die Partei in Russland weiter und hatte ihren Sitz in Pleskau.[3] In der Republik Lettland war die Partei von 1920 bis 1940 verboten und agierte von Moskau gesteuert im Untergrund.
Großer Terror in der Sowjetunion
Im Zuge des Großen Terrors in der Sowjetunion wurde 1936 zuerst das Auslandsbüro der LKP, welches die illegale Arbeit in Lettland leitete, liquidiert. Später wurde das Zentralorgan aufgelöst und deren Mitglieder umgebracht. Nach 1937 und 1938 hörte die Partei auf, zu bestehen. Die Masse der Mitglieder wurde unter dem Vorwand einer konterrevolutionären Spionageorganisation anzugehören im Zuge der sogenannten lettischen Operation des NKWD erschossen und in Massengräbern verscharrt.
Lettische SSR bis 1990
Im Zweiten Weltkrieg wurde Lettland 1940 infolge des Hitler-Stalin Paktes 1940 von der Sowjetunion okkupiert. Bereits im Sommer 1939 hatten die sowjetischen Behörden nach Überlebenden der Säuberungen recherchiert, um eine neue Partei ins Leben zu rufen.[4] Diese wurde nunmehr LK(B)P genannt, wobei das B für Bolschewistisch stand. Trotz einer hohen Anzahl ethnischer Letten in führenden Positionen bestand die Parteibasis im Dezember 1940 zu etwa zwei Dritteln aus Angehörigen der lettischen Minderheiten.[5] Viele ehemalige Sozialdemokraten wendeten sich im Zuge einer allgemeinen Polarisierung Stalins antifaschistischer Volksfront zu. Der stalinistische Terror in Lettland erreichte mit den Deportationen vom 14. Juni 1941 einen vorläufigen Höhepunkt und wurde durch die gewalttätige deutsche Besatzung im Deutsch-Sowjetischen Krieg bis 1944 unterbrochen. Nach Kriegsende kehrten die Parteifunktionäre zurück und setzten die Sowjetisierung des Landes fort. 1952 erfolgte die Rückbenennung der Partei in LKP. Deren Mitglieder besetzten in einem Einparteiensystem alle wichtigen Positionen der LSSR.
Parteiauflösung und Nachfolgeorganisationen
Mit Beginn der Perestroika erfolgten lettische Unabhängigkeitsbestrebungen. Diese führten 1990 zur Abspaltung einer Lettischen Unabhängigen Kommunistischen Partei (LNKP), welche eine nationale Variante des Kommunismus befürwortete. Nach der lettischen Unabhängigkeit und dem gescheiterten Augustputsch in Moskau 1991 wurde die LKP sowie ihr Parteiorgan "Cīņa" 1991 als staatsfeindlich verboten. Nachfolgepartei ist die 1994 gegründete Sozialistische Partei Lettlands (Lettisch: Latvijas Sociālistiskā partija). Deren Vorsitzender Alfrēds Rubiks war gleichzeitig letzter Generalsekretär der LKP und verfolgte verschiedene Pläne einer Rückbenennung mit Restitution des Parteivermögens.[6]
Literatur
- Ojārs Niedre, Viktors Daugmalis: Slēpenais karš pret Latviju. Komunistiskās darbība 1920. – 1940. gadā. Totalitārisma Seku Dokumentēšanas Centrs, Riga 1999, ISBN 9984-9327-1-0.
- Björn M. Felder: Lettland im Zweiten Weltkrieg: Zwischen sowjetischen und deutschen Besatzern 1940–1946. Schöningh, Paderborn 2009, ISBN 978-3-506-76544-4.
- Lato Lapsa: Mūsu vēsture 1985–2005. Band 1, Riga 2007, ISBN 978-9984-34-297-9.
Einzelnachweise
- Latvijas Padomju Enciklopēdija. Riga 1984, S. 259.
- Artikel Круминь, Ян Мартынович (Krumin, Jan Martinowitsch) in der Großen Sowjetischen Enzyklopädie, 3. Aufl., Bd. 13: Конда – Кун, 1973.
- Björn M. Felder: Lettland im Zweiten Weltkrieg: Schöningh, Paderborn 2009, ISBN 978-3-506-76544-4, S. 130.
- Björn M. Felder: Lettland im Zweiten Weltkrieg. Schöningh, Paderborn 2009, ISBN 978-3-506-76544-4, S. 131.
- Björn M. Felder: Lettland im Zweiten Weltkrieg. Schöningh, Paderborn 2009, ISBN 978-3-506-76544-4, S. 91.
- Соцпартия Латвии хочет вступить в "Центр согласия" и восстановить Компартию. auf: regnum.ru, 11. Dezember 2005.