Kohlmühle (Nennslingen)
Kohlmühle ist ein Gemeindeteil des Marktes Nennslingen im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen (Mittelfranken, Bayern).
Kohlmühle Markt Nennslingen | |
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Höhe: | 509 m ü. NHN |
Einwohner: | 7 (25. Mai 1987) |
Postleitzahl: | 91790 |
Vorwahl: | 09147 |
Geografie
Die Mühle liegt im Anlautertal knapp 2 km südöstlich von Nennslingen, nahe Gersdorf. Die Anlauter fließt hindurch. Ein weiterer gleichnamiger Ort innerhalb des Landkreises Weißenburg-Gunzenhausen ist die Kohlmühle, Ortsteil der Gemeinde Treuchtlingen.
Namensdeutung
Als Mühle an einer Furt der Anlauter erhielt sie um 1600 den neuen Namen „Kolbenmühle“, weil entweder der Besitzer Kolb hieß oder an der Mühle Rohrkolben wuchsen; mundartlich entwickelte sich daraus „Kohlmühle“, die Schriftsprache übernahm diese Bezeichnung.[1] Eine andere Deutung will „Kolb“ als Abkürzung von „Colomann“ sehen; eine St. Colomann-Kirche gab es als alte Pilgerkapelle in Burgsalach.[2]
Geschichte
Erstmals ist die Mühle 1219 urkundlich erwähnt;[3] sie war im Besitz des Burgsalacher Ortsadels und wurde gemäß dieser Urkunde dem Kloster Rebdorf gestiftet. 1486 kam sie an den Bischof von Eichstätt. 1502 erscheint die Mühle unter dem Namen „Furtmül“; sie gehörte zu dieser Zeit dem Wilhelm Erlingshofener zu Bechtal. 1570 ist das Mühlenanwesen in einem Salbuch der Schenken von Geyern aufgeführt. 1577 ging die Mühle von Endres Beckh auf die Familie Vollandt über, die sie bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts in Besitz hält.[4] In einem Beleg von 1600 heißt die Mühle „Kolbenmül“ und gehört ins eichstättische Amt Raitenbuch. Einhundert Jahre später hat sich am Mühlennamen nichts geändert: Für 1705 ist als „Kolbenmüller“ ein Hanß David Leißlein belegt; seit 1655 ist sie im Besitz der Familie Leußler/Leißlein.[5] 1722 ist von der „Kolben- od(er) Furth Mühl“ die Rede.[1]
Mit Nennslingen unterstand die Kohlmühle dem ansbachischen, seit 1792 preußischen Oberamt Stauf-Geyern.[6] Mit dem Ende des Heiligen Römischen Reichs kam sie mit Nennslingen (bis 1875 „Nensling“ geschrieben) an das Königreich Bayern und dort ab 1809 an das Landgericht Raitenbuch und ab 1812 an das Landgericht Greding.[6] Ein halbes Jahrhundert später stand ein erneuter Wechsel in der Verwaltungszugehörigkeit an: Zum 1. Oktober 1857 kam die Kohlmühle mit Nennslingen und weiteren sechs Gemeinden aus dem Landgericht Greding in das Landgericht Weißenburg,[7] aus dem sich der heutige Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen entwickelte. Zunächst war die Kohlmühle durch das königliche Reskript vom 7. August 1808 mit vier weiteren Mühlen, dem Kappelhof, Burgsalach, Pfraunfeld, Indernbuch und Nennslingen selbst dem Steuerdistrikt Nennslingen zugeteilt, der unter Ausschluss von Burgsalach, Pfraunfeld und Indernbuch 1811 zur Ruralgemeinde (Landgemeinde) umgestaltet wurde.[6] Seit dem 1. Mai 1978 sind die ehemals selbstständigen Gemeinden Nennslingen (mit der Kohlmühle und anderen Ortsteilen), Biburg, Gersdorf und Wengen im Zuge der Gemeindegebietsreform im Markt Nennslingen vereinigt.[8]
Seit 1856 ist die Mühle im Besitz der Familie Obermeyer.[9] In der Kunstmühle werden Dinkel, Weizen und Roggen gemahlen. Die Familie betreibt einen Mühlenladen für Bio- und Naturkostprodukte.[3]
Verkehr
An der Kohlmühle führt im Osten die Kreisstraße WUG 16 vorbei. Südwestlich verläuft der Anlautertal-Radweg.
Literatur
- Hans Deutscher: Marktgemeinde Nennslingen. Band II Häuserbuch. Gunzenhausen 1998, S. 84–87
- Hanns Hubert Hofmann: Gunzenhausen-Weißenburg. In: Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. Reihe I, Heft 8. Komm. für Bayerische Landesgeschichte, München 1960, DNB 452071089 (Digitalisat).
- Erich Straßner: Land- und Stadtkreis Weißenburg i.Bay. (= Historisches Ortsnamenbuch von Bayern, Mittelfranken. Band 2). Kommission für Bayerische Landesgeschichte, München 1966, DNB 457000910, S. 32–33.
Einzelnachweise
- Strassner, S. 32
- Deutscher, S. 84
- Website des Bayer. Landesverbandes für Mühlenkunde und Mühlenerhaltung e.V., sowie Deutscher, S. 84
- Deutscher, S. 85f
- Deutscher, S. 86
- Historischer Atlas, S. 252
- Historischer Atlas, S. 210f
- Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 731.
- Deutscher, S. 87
- Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, Sp. 1100, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
- Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, Abschnitt II, Sp. 1140 (Digitalisat).
- Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, Abschnitt II, Sp. 835 (Digitalisat).
- Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, S. 352 (Digitalisat).