Kleine Wasserlinse
Die Kleine Wasserlinse (Lemna minor L.) ist eine von 14 Arten aus der Gattung Wasserlinsen (Lemna), die neuerdings zur Familie der Aronstabgewächse (vormals: Lemnaceae) gestellt wird.[1]
Kleine Wasserlinse | ||||||||||||
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Kleine Wasserlinse (Lemna minor) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Lemna minor | ||||||||||||
L. |
Beschreibung
Wasserlinsen bestehen meist aus einem oder mehreren Sprossgliedern mit luftgefüllten Hohlräumen, mit Hilfe derer sie auf oder knapp unter der Wasseroberfläche frei schwimmen. Die länglich-ovalen, an Schwimmblätter erinnernden Sprossglieder erreichen eine Größe von zwei bis vier (maximal sechs) Millimeter.[2] Von den „Blättchen“ wächst eine Wurzel ins Wasser, mit der Mineralien aufgenommen werden können, und die wie ein Bootkiel zur Schwimmstabilität der Pflanze beiträgt. Spezialzellen, sogenannte Idioblasten, sind reich an Oxalatnadeln und dienen vielleicht dem Schutz vor Schneckenfraß.
Die Kleine Wasserlinse blüht in Deutschland nur selten. Die Blüten sind „Pollenscheibenblumen“ mit Wasserbestäubung. Überwasserblüher erfahren eine Zufallsbestäubung durch Wasserläufer, Spinnen und Schnecken. Die Blüten sind stark reduziert und sehr klein; die männlichen bestehen nur aus einem Staubblatt, die weiblichen nur aus einem Stempel mit trichterförmiger Narbe. Die Blütezeit erstreckt sich von Mai bis Juni
Die Kleine Wasserlinse ist in vegetativem Zustand nur schwer von der Buckligen Wasserlinse zu unterscheiden[3] Noch ähnlicher sind eine Reihe erst in jüngerer Zeit nach Mitteleuropa eingeschleppter, neophytischer Wasserlinsen. Die inzwischen sehr häufige Zierliche Wasserlinse (Lemna minuta) ist noch kleiner. Die Rote Wasserlinse (Lemna turionifera) ist noch ähnlicher, sie ist am ehesten an den unterseits oft rot gefärbten „Blättchen“ unterscheidbar, vor allem im Herbst. Weitere selten gefundene neophytische Arten sind nur für Spezialisten unterscheidbar.
Die Früchte sind ein- bis mehrsamige Nüsse. Die ca. 1 mm langen Samen erfahren eine Schwimmausbreitung.
Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 40.[4]
Ökologie
Die Kleine Wasserlinse vermehrt sich vor allem ungeschlechtlich durch Sprossung, bei der seitlich hervorwachsende Sprosse entweder mit der Mutterpflanze verbunden bleiben oder sich selbständig machen. Im Herbst speichert sie Stärke, um dann zur Überwinterung auf den frostfreien Grund abzusinken.
Allgemeine Verbreitung
Die Kleine Wasserlinse ist in den gemäßigten Gebieten von Nordamerika, Eurasien und Afrika weitverbreitet; in Australien und Neuseeland ist sie eingebürgert. In Europa erstreckt sich ihr Vorkommen nordwärts bis ca. 66 Grad nördlicher Breite. In den Allgäuer Alpen steigt sie in einem Tümpel nahe der Dinigörgen-Alpe bei Rohrmoos in Bayern bis zu 1250 Metern Meereshöhe auf.[5]
Standorte
Die Kleine Wasserlinse kommt verbreitet und häufig auf stehenden Gewässern, wie etwa Teichen und Tümpeln vor, die sie bei genügend großem Angebot an Nährstoffen bald mit ihren Schwimmblättern völlig bedeckt; sie bildet eine Pflanzengesellschaft (manchmal zusammen mit anderen Arten der Wasserlinsengewächse). Dadurch tritt nur noch wenig Licht ins Gewässer ein, was submers vorkommende Pflanzen am Wachstum hindert und beispielsweise auch die Wassertemperatur beeinflusst. Die Kleine Wasserlinse ist eine Charakterart der Assoziation Lemnetum minoris aus dem Verband Lemnion minoris.[4] Sie kommt vor bis zu einer Wassertiefe von 250 Zentimetern.[4]
Namensgebung und Verwendung
Im Volksmund bezeichnet man die Kleine Wasserlinse bzw. Wasserlinsengewächse im Allgemeinen auch als Entengrütze, Entengrün oder Entenflott, da sie Enten und Gänsen, aber auch Fischen als willkommene Nahrungsquelle dient. Ihre Trockensubstanz ist tatsächlich sehr eiweiß- und stärkereich und rohfaserarm. Daher wird/wurde sie sogar als Viehfutter genutzt.
Das Eiweiß der Kleinen Wasserlinse ist in der Zusammensetzung seiner Aminosäuren und wegen seines hohen Gehalts an Spurenelementen mit dem der Sojabohne vergleichbar. Deshalb wird die Art auch als Wildgemüse für den Menschen empfohlen. Da die Pflanze wirkungsvoll Mineralien speichert, kann allerdings zum Beispiel ihr Gehalt an Radium 100- bis 600-mal so hoch sein wie im Wasser, das sie umgibt. Wenn beispielsweise Enten sich überwiegend von diesen Wasserlinsen ernähren, kann auch in ihrem Fleisch die Radium-Konzentration bis auf das zehnfache erhöht sein und eine potentielle Gefahr für den Menschen sein, der solches Fleisch zu sich nimmt.
Literatur
- Henning Haeupler, Thomas Muer: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands (= Die Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Band 2). Herausgegeben vom Bundesamt für Naturschutz. Ulmer, Stuttgart 2000, ISBN 3-8001-3364-4.
- Elfrune Wendelberger: Pflanzen der Feuchtgebiete. BLV-Intensivführer, München 1986. ISBN 3-405-12967-2.
- Ruprecht Düll, Herfried Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands und angrenzender Länder. Die häufigsten mitteleuropäischen Arten im Portrait. 7., korrigierte und erweiterte Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2011, ISBN 978-3-494-01424-1.
- Oskar Sebald, Siegmund Seybold, Georg Philippi: Die Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs. Band 8, Ulmer Verlag.
Einzelnachweise
- Rafaël Govaerts (Hrsg.): Lemna - World Checklist of Selected Plant Families des Royal Botanic Gardens, Kew. Zuletzt eingesehen am 18. Juni 2018.
- Eckehart J. Jäger (Hrsg.): Rothmaler – Exkursionsflora von Deutschland. Gefäßpflanzen, 21. Auflage, Springer, 2017, ISBN 978-3-662-49707-4 S. 133
- Christel Kasselmann: Aquarienpflanzen. Ulmer Verlag, Stuttgart 1995; 2., überarbeitete und erweiterte Auflage 1999, ISBN 3-8001-7454-5, S. 328.
- Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 120.
- Erhard Dörr, Wolfgang Lippert: Flora des Allgäus und seiner Umgebung. Band 1, IHW, Eching 2001, ISBN 3-930167-50-6, S. 291.
Weblinks
- Kleine Wasserlinse. FloraWeb.de
- Kleine Wasserlinse. In: BiolFlor, der Datenbank biologisch-ökologischer Merkmale der Flora von Deutschland.
- Steckbrief und Verbreitungskarte für Bayern. In: Botanischer Informationsknoten Bayerns.
- Lemna minor L., Karte zur Verbreitung in der Schweiz In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora.
- Verbreitung in den Niederlanden (niederl.)
- Verbreitung auf der Nordhalbkugel nach Eric Hultén
- Thomas Meyer: Datenblatt mit Bestimmungsschlüssel und Fotos bei Flora-de: Flora von Deutschland (alter Name der Webseite: Blumen in Schwaben)
- Lemna minor in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2013.2. Eingestellt von: Zhuang, X., 2010. Abgerufen am 8. Januar 2014.