Kleine Grannen-Segge
Die Kleine Grannen-Segge (Carex microglochin), auch Kleingrannige Segge genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung Seggen (Carex) innerhalb der Familie der Sauergrasgewächse (Cyperaceae). Sie ist auf der Nordhalbkugel in Eurasien und Nordamerika verbreitet.
Kleine Grannen-Segge | ||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Kleine Grannen-Segge (Carex microglochin), Illustration | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
| ||||||||||||
Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Carex microglochin | ||||||||||||
Wahlenb. |
Beschreibung
Vegetative Merkmale
Die Kleine Grannen-Segge wächst als ausdauernde krautige Pflanze und erreicht Wuchshöhen von 5 bis 25 Zentimetern. Ihr Rhizom treibt unterirdische Ausläufer. Der Stängel ist aufrecht, glatt, weniger als 1 Millimeter dick und rundlich oder stumpf dreikantig. Die Blattspreiten sind schmal und borstenförmig und nur ein Viertel bis halb so lang wie der Stängel.
Generative Merkmale
Die Blühzeit reicht von Mai bis Juli. Als Blütenstand trägt die Kleine Grannen-Segge nur eine einzige Ähre, die etwa 8 bis 15 Millimeter lang ist. Im unteren Teil trägt sie 3 bis 17 weibliche Blüten, darüber 5 bis 6 männliche Blüten. Die Spelzen sind dunkelbraun mit weißen Hautrand und grünem Mittelnerven. Die Schläuche sind schmal kegelförmig, zuletzt herabgeschlagen und 4 bis 6 Millimeter lang. Die Achsenspitze ragt aus dem Fruchtschlauch heraus, das Kennzeichen der Art.
Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 48 oder 58.[1]
Vorkommen
Das Verbreitungsgebiet der Kleinen Grannen-Segge reicht von Nordeuropa und den Alpen und Karpaten bis zum Kaukasus, Sibirien, Zentralasien, China nach Grönland und Nordamerika. Sie kommt auch von Ecuador bis ins südliche Südamerika vor.[2] Das Hauptverbreitungsgebiet der Kleinen Grannen-Segge in Europa liegt in Skandinavien (südlich bis 60° nördlicher Breite), in Island und in Schottland.
In Mitteleuropa ist die Art sehr selten und schon seit langer Zeit im Rückgang begriffen, sie ist hier ein Eiszeitrelikt. Die mitteleuropäischen Standorte der Kleinen Grannen-Segge beschränkten sich im Wesentlichen auf das Alpenvorland und die Kantone Unterwalden, Appenzell und Graubünden. Von dort aus ist die Kleine Grannen-Segge zum Teil schon im letzten Jahrhundert verschwunden. In Deutschland kommt sie anscheinend seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr vor. Im Säntis, im Wallis, in Savoyen, in Südtirol und im Tessin kommt sie vielleicht noch vereinzelt vor.
Sie kommt in Flachmooren und Quellmooren, auch auf Kiesbänken von Bächen vor. Sie steigt in den Alpen bis in Höhenlagen von 2700 Metern. Sie ist eine Charakterart des Verbands Caricion bicoloris-atrofuscae.[3]
Die Kleine Grannen-Segge wächst auf basenreichen, meist kalkhaltigen, durchrieselten, sickernassen, lockeren, tonig-sandigen, torfigen Böden; sie bevorzugt als Untergrund Sand oder sandige Tone.
Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt & al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 4fw (sehr feucht, Feuchtigkeit mäßig wechselnd, im Bereich von fließendem Bodenwasser), Lichtzahl L = 5 (sehr hell), Reaktionszahl R = 4 (neutral bis basisch), Temperaturzahl T = 1+ (unter-subalpin, supra-subalpin und ober-subalpin), Nährstoffzahl N = 1 (sehr nährstoffarm), Kontinentalitätszahl K = 4 (subkontinental).[4]
Taxonomie
Die Erstveröffentlichung von Carex microglochin erfolgte 1803 durch Göran Wahlenberg. Das Artepitheton microglochin bedeutet „kleine Spitze“.
Literatur
- Wolfram Schultze-Motel (Hrsg.): Illustrierte Flora von Mitteleuropa. Pteridophyta, Spermatophyta. Begründet von Gustav Hegi. 3., völlig neubearbeitete Auflage. Band II. Teil 1: Angiospermae: Monocotyledones 2 (Cyperaceae – Juncaceae). Paul Parey, Berlin/Hamburg 1980, ISBN 3-489-54020-4 (erschienen in Lieferungen 1967–1980).
- T. G. Tutin, V. H. Heywood, N. A. Burges, D. M. Moore, D. H. Valentine, S. M. Walters, D. A. Webb (Hrsg.): Flora Europaea. Volume 5: Alismataceae to Orchidaceae (Monocotyledones). Cambridge University Press, Cambridge 1980, ISBN 0-521-20108-X, S. 322 (englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- Dietmar Aichele, Heinz-Werner Schwegler: Die Blütenpflanzen Mitteleuropas. 2. Auflage. Band 5: Schwanenblumengewächse bis Wasserlinsengewächse. Franckh-Kosmos, Stuttgart 2000, ISBN 3-440-08048-X.
Einzelnachweise
- Tropicos.
- Rafaël Govaerts (Hrsg.): Carex - Datenblatt bei World Checklist of Selected Plant Families des Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew. Zuletzt eingesehen am 14. Oktober 2016.
- Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 168.
- Info Flora.
Weblinks
- Carex microglochin Wahlenb., Kleingrannige Segge. FloraWeb.de
- Steckbrief und Verbreitungskarte für Bayern. In: Botanischer Informationsknoten Bayerns.
- Kleine Grannen-Segge. In: BiolFlor, der Datenbank biologisch-ökologischer Merkmale der Flora von Deutschland.
- Carex microglochin Wahlenb. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora.
- Verbreitung auf der Nordhalbkugel aus: Eric Hultén, Magnus Fries: Atlas of North European vascular plants. 1986, ISBN 3-87429-263-0 bei Den virtuella floran. (schwed.)
- Thomas Meyer: Datenblatt mit Bestimmungsschlüssel und Fotos bei Flora-de: Flora von Deutschland (alter Name der Webseite: Blumen in Schwaben)
- Fotos: Habitat, Bestand, Blütenstand