Klein-Rohrheim

Klein-Rohrheim ist, neben Allmendfeld, ein Stadtteil von Gernsheim mit südhessischen Kreis Groß-Gerau mit etwa 500 Einwohnern.

Klein-Rohrheim
Stadt Gernsheim
Wappen von Klein-Rohrheim
Höhe: 90 m ü. NHN
Fläche: 4,26 km²[1]
Einwohner: 500 ca.[2]
Bevölkerungsdichte: 117 Einwohner/km²
Eingemeindung: 31. Dezember 1971
Postleitzahl: 64579
Vorwahl: 06258

Geschichte

Die älteste erhalten gebliebene urkundliche Erwähnung als Rorheim minor bezeugt um 1200 dortigen Grundbesitz des Klosters Lorsch. In den historischen Unterlagen findet Klein-Rohrheim weitere Erwähnungen unter den Ortsnamen Rider Rorheim im Jahr 1303, Rorheim by Girnsheym 1444, Rider-Rorheim 1455, Riddern Rorheim 1578 und Klein-Rohrheim ab 1711.[1] Dass Klein-Rohrheim weit älter sein muss, lässt sich indirekt daraus schließen, dass das benachbarte Groß-Rohrheim schon 793 zur Unterscheidung als Rorheim superior erwähnt ist.

Als Grundherrschaften sind erwähnt[1]:

Über die Zentverhältnisse ist bekannt, dass 1780 der Universalzehnt zu zwei Drittel der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt und zu einem Dritteln dem Domkapitel zu Mainz zustand. Der Novalzehnten ging an das Domkapitel, während der Dreißiger gr. Und kl. Zehnten die Schaffnerei Lorsch erhielt.[1]

Am 25. Mai 1801 wurde in Klein-Rohrheim bei einer Schlägerei[3] im Gasthof Maus[4][5] zur Kirchweih der Mainzer Korporal Franz Kleb (auch Franziscus Klöb genannt[4]) von einem Mitglied von Johannes Bücklers (genannt Schinderhannes) Bande durch einen Schuss in den Kopf tödlich getroffen.[6] Böckler wurde später als Anführer die volle Schuld an der Tötung Klebs zugesprochen. Dies war eines von vielen Delikten, die im späteren Prozess zur Hinrichtung Böcklers führten. In der Anklageschrift war die Tat unter Position 52 aufgeführt.[7] Kleb wurde auf dem Gernsheimer Friedhof bestattet.[4]

1803 kam Klein-Rohrheim im Zuge der Zerschlagung des kurfürstlichen Territoriums der Mainzer Erzbischöfe zur Landgrafschaft Hessen-Darmstadt (ab 1806 Großherzogtum Hessen). Verwaltungsmäßig gehört Klein-Rohrheim bis 1821 zum Amt Gernsheim. Durch die Verwaltungsreform von 1821 im Großherzogtum Hessen wird der Ort dem Landratsbezirk Bensheim der Provinz Starkenburg zugeteilt.

Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen berichtet 1829 über Klein-Rohrheim:

»Kleinrohrheim (L. Bez. Bensheim) kath. Filialdorf; liegt 3 St von Bensheim und 14 St. vom Rhein, und hat 17 Häuser und 201 Einw., die bis auf 14 Luth. kath. sind.«[8]

1832 wird dann die Provinz Starkenburg in Kreise aufgeteilt und Klein-Rohrheim gehört zum Kreis Bensheim. Diesem gehört es dann, nur unterbrochen durch die Aufteilung von Starkenburg in Regierungsbezirke, bis 1874 an. Von 1848 bis 1852 zählt es zum Regierungsbezirk Heppenheim. Im Zuge der 1874 im Großherzogtum Hessen nach preußischem Vorbild vorgenommenen Reform der Kreisverfassung kam es auch zu einer neuen Kreiseinteilung. Aufgrund dieser Reform gelangt Klein-Rohrheim zum Kreis Groß-Gerau, zu dem es bis heute gehört.[1] Die zuständige Gerichtsbarkeit war während der Zugehörigkeit zu Hessen, von 1821 bis 1839 das Landgericht Zwingenberg, 1839 das Landgericht Gernsheim und ab 1879 das daraus hervorgegangene Amtsgericht Gernsheim. Nach dessen Auflösung 1934 fiel Klein-Rohrheim in den Zuständigkeitsbereich des Amtsgerichts Groß-Gerau.[1]

Zum 31. Dezember 1971 wurde die Gemeinde Klein-Rohrheim im Zuge der Gebietsreform in Hessen freiwillig in die Stadt Gernsheim eingegliedert.[9] Für den Stadtteil Klein-Rohrheim wurde ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung eingerichtet.[10]

Territorialgeschichte und Verwaltung

Die folgende Liste zeigt im Überblick die Territorien, in denen Klein-Rohrheim lag, bzw. die Verwaltungseinheiten, denen es unterstand:[1][11]

Gerichtszugehörigkeit in Hessen

In der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt wurde mit Ausführungsverordnung vom 9. Dezember 1803 das Gerichtswesen neu organisiert. Für das Fürstentum Starkenburg wurde das Hofgericht Darmstadt als Gericht der zweiten Instanz eingerichtet. Die Rechtsprechung der ersten Instanz wurde weiter durch die Ämter, in Klein-Rohrheim durch das Amt Gersheim ausgeübt. Das Hofgericht war für normale bürgerliche Streitsachen Gericht der zweiten Instanz, für standesherrliche Familienrechtssachen und Kriminalfälle die erste Instanz. Übergeordnet war das Oberappellationsgericht Darmstadt.

Mit Bildung der Landgerichte im Großherzogtum Hessen war ab 1821 das Landgericht Zwingenberg das Gericht erster Instanz. Es folgten:[1]

Einwohnerentwicklung

 1829:201 Einwohner, 17 Häuser[8]
 1867:206 Einwohner, 28 Häuser[12]
Klein-Rohrheim: Einwohnerzahlen von 1829 bis 2011
Jahr  Einwohner
1829
 
201
1834
 
176
1840
 
198
1846
 
209
1852
 
215
1858
 
203
1864
 
215
1871
 
199
1875
 
191
1885
 
194
1895
 
215
1905
 
212
1910
 
218
1925
 
214
1939
 
267
1946
 
289
1950
 
282
1956
 
263
1961
 
238
1967
 
182
1970
 
217
1980
 
?
1987
 
484
2000
 
?
2011
 
438
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: [1][13]; Zensus 2011[14]

Religionszugehörigkeit

 Quelle: Historisches Ortslexikon[1]

 1829:14 lutheranische (= 6,97 %), 187 katholische (= 93,03 %) Einwohner[8]
 1961:60 evangelische (= 25,21 %), 174 katholische (= 73,11 %) Einwohner

Politik

Für Klein-Rohrheim besteht ein Ortsbezirk (Gebiete der ehemaligen Gemeinde Klein-Rohrheim) mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung.[15] Der Ortsbeirat besteht aus sieben Mitgliedern. Seit den Kommunalwahlen 2016 gehören ihm vier Mitglieder der CDU und drei Mitglieder der SPD an. Ortsvorsteher ist Matthias Fertig (CDU).[16]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Klein-Rohrheim besitzt ein Feuerwehrhaus und ein altes Rathaus, welches noch für Wahlen, Feiern und Veranstaltungen benutzt wird. Der einzige ansässige Verein ist der KSV Klein-Rohrheim (Kultur und Sportverein) der eine Fußballmannschaft sowie einen Lauftreff hat, ab und zu wird in der alten Schule Tischtennis gespielt.

Literatur

  • Hans-Josef Becker (Red.): Heimat am Strom – Lesebuch Gernsheim (mit CD-ROM). Schöfferstadt Gernsheim am Rhein 2006. ISBN 3-00-019884-9
  • Magistrat der Stadt Gernsheim (Hg.): Stadt Gernsheim 1356–1981. Gernsheim 1981.

Einzelnachweise

  1. Klein-Rohrheim, Landkreis Groß-Gerau. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 8. Juni 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. Der Stadtteil Klein-Rohrheim. In: Webauftritt. Stadt Gernsheim, abgerufen im März 2019.
  3. Peter Bayerlein: Schinderhannes-Chronik. E. Probst, 2003, ISBN 978-3-936-32631-4, S. 158. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  4. Hans-Josef Becker: Heimat am Strom. Magistrat der Schöfferstadt Gernsheim, 2006, ISBN 978-3-000-19884-7, S. 219. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  5. Karl Rauchhaupt: Aktenmässige geschichte über das leben und treiben des berüchtigten räuberhauptmanns Johannes Bückler genannt Schinderhannes und seiner bande. F. Harrach, 1899, S. 54. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  6. Edmund Nacken: Schinderhannes. Mainzer Verlagsanstalt, 1968, S. 132. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  7. Johann Nikolaus Becker: Actenmäßige Geschichte der Räuberbanden an den beyden Ufern des Rheins. Keil, 1804, S. 60 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  8. Georg W. Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Starkenburg. Band 1. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt Oktober 1829, S. 125 (Online bei Google Books).
  9. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 366.
  10. Hauptsatzung. (PDF; 110 kB) § 6. In: Webauftritt. Stadt Gernsheim, abgerufen im März 2019.
  11. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006;.
  12. Ph. A. F. Walther: Alphabetisches Verzeichniss der Wohnplätze im Grossherzogtum Hessen. G. Jonghaus, Darmstadt 1869, OCLC 162355422, S. 48 (Online bei google books).
  13. Haushaltsplan 2017. (PDF; 4,34 MB) Stadt Gernsheim, S. A 12, archiviert vom Original; abgerufen am 19. Juni 2018.
  14. Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt;
  15. Hauptsatzung. (PDF; 110 kB) §; 6. In: Webauftritt. Stadt Gernsheim, abgerufen im März 2019.
  16. Ortsbeirat Klein-Rohrheim. In: Webauftritt. Gemeinde Gernsheim, abgerufen im Oktober 2019.
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