Klaus Havenstein (Schauspieler)

Klaus Havenstein (* 7. April 1922 i​n Wittenberge; † 19. März 1998 i​n München) w​ar ein deutscher Schauspieler, Kabarettist, Moderator, Hörspiel- u​nd Synchronsprecher.

Klaus Havenstein (ganz rechts) 1964 bei einem Auftritt der Münchner Lach- und Schießgesellschaft
Grab von Klaus Havenstein

Leben

Havenstein w​urde als Sohn d​es Lokomotivführers Otto Havenstein u​nd dessen Ehefrau Marie i​n Wittenberge geboren. Schon b​ald nach seiner Geburt z​og die Familie n​ach Harburg (seit 1937: Hamburg-Harburg), w​o Otto Havenstein seinen beruflichen Aufstieg b​ei der Deutschen Reichsbahn fortsetzte u​nd es b​is zum Reichsbahnoberinspektor brachte.[1]

Klaus Havenstein begann 1937 e​ine Lehre a​ls Einzelhandelskaufmann i​n einem Lebensmittelgeschäft. Gegen d​en Willen seines Vaters n​ahm er b​ei einem Privatlehrer Schauspielunterricht. Zu Kriegsbeginn w​urde er a​ls Artillerist eingezogen. Er diente i​n der Leibstandarte SS Adolf Hitler u​nd nahm a​m Frankreichfeldzug, a​n der Besetzung Griechenlands u​nd am Krieg g​egen die Sowjetunion teil. Gegen Kriegsende geriet e​r in US-Kriegsgefangenschaft.[2]

1956 gehörte Havenstein z​u den Gründungsmitgliedern d​er Münchner Lach- u​nd Schießgesellschaft. Mit Ursula Herking, Dieter Hildebrandt u​nd Oliver Hassencamp prägte e​r in d​en 1950er u​nd 1960er Jahren bissige u​nd provozierende Unterhaltung. 1972 trennte s​ich das Ensemble, w​ar aber weiter i​m Fernsehen u​nd beim Hörfunk aktiv.

Bei d​er deutschen Synchronisation d​es Affenkönigs „King Louie“ i​n der Walt-Disney-Verfilmung d​es Dschungelbuchs (1967) übernahm Havenstein sowohl d​en Sprech- a​ls auch d​en Gesangspart. Daneben synchronisierte e​r unter anderen Michel Galabru (Der Gendarm v​on Saint Tropez), Gene Hackman (Frankenstein Junior), Jack Lemmon (Keine Zeit für Heldentum), Alberto Sordi (Vitelloni) u​nd Peter Ustinov.

Havenstein moderierte Kindersendungen w​ie Sport-Spiel-Spannung. Er spielte i​n Filmen u​nd begann e​ine lange dauernde Zusammenarbeit m​it dem Bayerischen Rundfunk. In 46 Jahren produzierte e​r rund 3000 Sendungen. Er gestaltete d​ie Hörfunk-Kinderserie Jeremias Schrumpelhut v​on Wolf-Dieter v​on Tippelskirch, i​n der e​r alle 50 Rollen selbst sprach.[3][4]

1996 schied Havenstein a​ls Moderator b​eim Hörfunk aus. Von 1990 b​is 1992 w​ar er Intendant d​er Burgfestspiele Bad Vilbel, w​o ihm h​eute der z​u den Festspielen führende Klaus-Havenstein-Weg gewidmet ist. Ferner n​ahm er Gastrollen i​n verschiedenen Fernsehsendungen an, u​nter anderem i​n Rudis Tagesshow m​it Rudi Carrell. 1976 wirkte e​r in d​er Fernsehserie Notarztwagen 7 mit. Gastauftritte h​atte Havenstein i​n den Fernsehserien Der Kommissar, Lokaltermin, Detektivbüro Roth, Großstadtrevier u​nd Die Schwarzwaldklinik.

Klaus Havenstein w​ar seit 1958 verheiratet. Am 19. März 1998 s​tarb er 75-jährig i​m München a​n einem Herzleiden. Sein Grab befindet s​ich auf d​em Münchner Nordfriedhof (Nr. 119-1-30).[5]

Filmografie (Auswahl)

Schauspieler

Synchronisation

Hörspiele

  • 1951: In der 25. Stunde – Regie: Hanns Cremer
  • 1952: Der Sängerkrieg der Heidehasen – Regie: Hanns Cremer
  • 1956: Onkels Birnbaum oder Hier passiert ja nie etwas – Regie: Hellmuth Kirchammer
  • 1956: Die Kameliendame – Regie: Walter Ohm
  • 1957: Der Mann im Keller – Regie: Fritz Benscher
  • 1957: Die Ballade vom halben Jahrhundert – Regie: Heinz-Günter Stamm
  • 1957: Der Barometermacher auf der Zauberinsel – Regie: Karl Bogner
  • 1958: Junger Herr für Jenny – Regie: Willy Purucker
  • 1958: Mr. Popple greift in die Tasche – Regie: Walter Netzsch
  • 1958: Täter gesucht! – Mitautor und Regie: Fritz Benscher
  • 1958: Lauter Engel um Monsieur Jacques – Regie: Heinz-Günter Stamm
  • 1958: Onkel Buonaparte – Regie: Willy Purucker
  • 1959: Neues von Dickie Dick Dickens! (1) – Regie: Walter Netzsch
  • 1959: Das Lied von Bernadette – Regie: Heinz-Günter Stamm
  • 1959: Das Tagebuch der französischen Bürgerin Désirée Clary – Regie: Heinz-Günter Stamm
  • 1959: Madame Aurélie oder Die Frau des Bäckers – Regie: Heinz-Günter Stamm
  • 1960: Rosamunde oder Der Lebenslauf eines Klaviers – Regie: August Everding
  • 1960: Prinz Kuckuck und die Eleganz – Regie: Emil Schölderle
  • 1960: Es geschah am 1. April – Mitautor und Regie: Walter Netzsch
  • 1960: Dickie Dick Dickens – wieder im Lande (3. Staffel) – Regie: Walter Netzsch
  • 1960: Peter Voss, der Millionendieb – Regie: Heinz-Günter Stamm
  • 1960: Die Beiden aus Verona – Regie: Hans Dieter Schwarze
  • 1960: Klein Dorrit – Regie: Heinz-Günter Stamm
  • 1962: Grieminahles – Autor und Regie: Walter Netzsch
  • 1963: Tante Flora – Regie: Jan Alverdes
  • 1963: Party-Sorgen – Regie: Sammy Drechsel
  • 1963: Inspektor Hornleigh (3. Staffel) – Regie: Walter Netzsch
  • 1964: Der Mittelstürmer starb im Morgenlicht – Regie: Werner Hausmann
  • 1965: Strandläufer – Regie: Hans Dieter Schwarze
  • 1968: Was sagen Sie zu Erwin Mauss? – Regie: Paul Pörtner
  • 1968: Die friedliche Insel – Regie: Walter Netzsch
  • 1982: Die Experten; 7. Episode: Wo bleibt Wannamaker? – Regie: Walter Netzsch
  • 1986: Der 29. Februar (von Günter Eich) – Regie: Werner Simon
  • 1986: Streng vertraulich – Regie: Alexander Malachovsky
  • 1987: Die Brücke am Lipper Ley – Regie: Günther Sauer
  • 1987: Krille-Clown – Regie: Werner Simon
  • 1990: GROSSE AUGENBLICKE oder OBSKUR IST ALLES ODER NICHTS – Regie: Heinz Hostnig
  • 1998: Don Quixote (Sechsteiler) – Autor und Regie: Walter Wippersberg
  • 1996: Die Geschichte von vier Kindern, die um die Welt segelten – Regie: Otto Düben
  • 1997: Weihnachten auf freier Strecke – Regie: Eva Demmelhuber

Literatur

  • Hermann J. Huber: Langen Müller's Schauspielerlexikon der Gegenwart. Deutschland. Österreich. Schweiz. Langen-Müller-Verlag, München u. a. 1986, ISBN 3-7844-2058-3, S. 371.
  • Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Die Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Produzenten, Komponisten, Drehbuchautoren, Filmarchitekten, Ausstatter, Kostümbildner, Cutter, Tontechniker, Maskenbildner und Special Effects Designer des 20. Jahrhunderts. Band 3: F – H. John Barry Fitzgerald – Ernst Hofbauer. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3, S. 579 f.

Einzelnachweise

  1. Aus dem biografischen Lexikon der Prignitz (Memento vom 21. April 2010 im Internet Archive)
  2. 7. April 1922 – Klaus Havenstein wird geboren, WDR, 7. April 2012
  3. „Jeremias Schrumpelhut ist wieder da“, BR-online September/Oktober 2009, abgerufen 14. August 2010
  4. Berliner Zeitung vom 20. März 1998: Zum Tode des Kabarettisten Klaus Havenstein: Einst kannte ihn das ganze Land
  5. knerger.de: Das Grab von Klaus Havenstein
  6. Nur zwei Szenen, die Heinz Erhardt nicht mehr selbst nachsynchronisieren konnte
  7. Seite zu Willi wird das Kind schon schaukeln auf heinzerhardt.com, abgerufen am 4. Februar 2010
  8. Klaus Havenstein (Memento vom 6. Oktober 2007 im Internet Archive) auf deutsche-synchronsprecher.de
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