Kieler Wappen
Das Kieler Wappen ist ein jahrhundertealtes Stadtwappen beziehungsweise Symbol der Stadt Kiel.
Landeshauptstadt Kiel Land Schleswig-Holstein | |
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Blasonierung | |
Rot-Weiß der Hanse | |
Basisdaten | |
Einführung: | 1901 |
Rechtsgrundlage: | 1901: Genehmigung |
Belege: | 14.05.1901 Wappengenehmigung |
Änderungen: | - |
Quellen | |
1 Hauptsatzung der Schleswig-Holsteinschen Landeshauptstadt Kiel (Art.1 Abs.2) |
Das Wappen
Das Wappen der Stadt Kiel zeigt das sog. holsteinische Nesselblatt in Silber auf Rot mit einem schwarzen Boot. Das silberne Nesselblatt auf rotem Grund ist das Wappen der Schauenburger, die 1110 mit Holstein belehnt worden waren. Das gemauerte Boot, das einerseits der heraldischen Unterscheidung dient, symbolisiert andererseits die Stadtrechte (durch die Assoziation mit der Stadtmauer) sowie die Bedeutung des Hafens für Kiel. Bereits auf Siegeln der Stadt aus dem 13. Jahrhundert sind das Boot und das Wappen mit Nesselblatt am Bug zu sehen. Dieses Siegel hat sich im Laufe der Zeit verändert. Im 14. Jahrhundert finden sich Siegel, die für die Gestaltung des heutigen Wappens als Grundlage dienten. Aus dem 16. Jahrhundert stammt ein Siegel mit über dem Schiff schwebenden Nesselblatt.
- 1365
Hanseatisches Prunksiegel Kiels - Siegelabdruck von 1906
Das Nesselblatt
Herkunft und Bedeutung sind nicht sicher geklärt. Am weitesten verbreitet ist die Ansicht, dass es sich um ein Nesselblatt handelt. Es gibt aber auch die Theorie, dass das Blatt des Hülsenbusches (Ilex) dargestellt sei. Eine weitere Theorie besagt, dass das Blatt den Nettelberg symbolisiert, auf dem die Schauenburger ihr Stammschloss in Rinteln an der Weser erbauten. Allerdings führten die Schauenburger ursprünglich einen Löwen im Wappen und erst als Handelsherren von Holstein das Nesselblatt. Das Wappen der vorgenannten Stadt in Niedersachsen zeigt ebenfalls ein Nesselblatt.
Nach Auffassung des in Kiel geborenen Schriftstellers Detlev von Liliencron und des Hademarscher Pastors Hans Treplin[1] handelt es sich bei dem Wappen um ein christliches Symbol: die drei Nägel vom Kreuz Jesu Christi an den drei Ecken des eingebetteten Nesselblattes.[2]
- Siegel der Schauenburger unter Gerhard I. und Johann I.
- Siegel der Schauenburger unter Gerhard III.
Eine neuere These ist, dass sich das Nesselblatt als Figur vom Schildbeschlag ableitet. Nach der im Mittelalter gebräuchlichen Technik wurde, um die silberne Grundfläche zu befestigen, ein gezackter Schildrand gesetzt bzw. durch die Stückung ein Schildbeschlag aus Metall über dem roten Grund. Hierdurch könnte der Beschlag als heraldische Figur hervorgetreten sein.[3]
Nachgewiesen ist das Nesselblatt als heraldisches Zeichen erstmals 1239. Adolf IV., der mit seinen Koalitionstruppen in der Schlacht bei Bornhöved am 22. Juli 1227 Holstein von Waldemar II. zurückeroberte und 1235 Kiel gründete, führte es zunächst neben dem Löwenwappen. Erst seine Söhne führten es als alleiniges Wappen. Dieser Wappenwechsel hatte politische Gründe: Dänemark hatte wie noch heute drei Löwen im Wappen. Schleswig als dänisches Fahnenlehen zwei. Adolf IV. wollte vermeiden, dass das Land durch dahingehende Assoziationen als Lehen angesehen würde, und so dessen Anschluss an das Reich festigen.
Auch andere Städte der Region haben das Nesselblatt ins Wappen übernommen (z. B. Bückeburg, Rinteln, Stadthagen, Barmstedt, Uetersen oder Wedel).
Das heutige Wappen
Erstmals findet sich das heutige Wappen auf einem Wappenfries des von 1876 bis 1879 erbauten Regierungsgebäudes in Schleswig. In diesem Gebäude wurde es 1901 vom preußischen Heroldsamt auch angenommen. Aber auch frühere Formen sind bekannt, so eines mit schwarzem Herzschild im silbernen Nesselblatt, in dem wiederum ein goldenes Boot liegt.
- früher offizielle Version
- neuere frühere offizielle Version
Siehe auch
Weblinks
Fußnoten
- Biogramm Hans Treplin (online auf geschichte-bk-sh.de)
- Detlev Freiherr von Liliencron: Die Schlacht bei Stellau. 1201. Novelle, Leipzig: Max Hesse 1906 – Kapitel 1: „Vor elf Jahren war Graf Adolf der Dritte dem Rufe seines kaiserlichen Herrn, mit diesem das heilige Grab zurückzuerobern, gefolgt. Allgemein war die Riesengestalt des Holsteiners, wenn er zur Seite des breitschulterigen, mittelgroß gewachsenen Kaisers ritt, aufgefallen; er überragte ihn um Haupteslänge. Der kluge Friedrich Barbarossa mit seiner im Glück und Unglück gleichbleibenden süddeutschen Fröhlichkeit und Liebenswürdigkeit, mit seinem tiefen Humor, den der finstere, nüchterne Holsteiner nicht imstande war zu begreifen, konnte nicht umhin, den Grafen zu necken, wo sich ihm Gelegenheit bot. Doch hielt er große Stücke auf ihn. Bei Ikonium, als von einem Elefantenturm der deutsche König mit Pfeilen überschüttet wurde, hatte Herr Adolf die Strickleitern, die an dem mächtigen Tiere im Wirrwarr des Gefechtes aufzuziehen vergessen waren, erklettert und oben eine große Verwüstung unter dem Heidengezücht angerichtet. Er allein. Sein gutes Schwert, das ihm Timm, der Waffenschmied, gehämmert, in den Zähnen haltend, war er, die Rechte zum Eingreifen in die Leiter benutzend, die Linke den Schild mit den drei Nägeln Christi zwischen den Nesselblättern im Wappen, gegen den Geschoßhagel hochhaltend, kühn hinaufgedrungen“ (online auf projekt-gutenberg.org). Der Hademarscher Pastor Hans Treplin (1884–1981) berichtet ebenfalls von dieser Tradition, auch wenn ihm dabei der Fehler unterläuft, Adolf III. und Adolf IV. zu verwechseln: „Dieser fromme Graf nahm an einem Kreuzzug teil, um das Heilige Grab zu Jerusalem den Händen der heidnischen Türken zu entreißen. Er kehrte auch glücklich wieder heim und brachte eine heilige Reliquie mit, nämlich die drei Nägel vom Kreuz von Golgatha ... Die drei besonders langen, hervorragenden Zacken an den drei Ecken [sc. des Wappens] bedeuten die Nägel vom Kreuz ...“ (Hans Treplin: Rund um die Dorfkirche, Breklum: Jensen 1964, S. 31 f.). Auch Adolf IV. wird gelegentlich – aus verschiedenen Gründen – mit den drei Nägeln im Nesselblatt-Wappen in Verbindung gebracht: „Graf Adolf IV., der Mönch wurde und eine Pilgerfahrt nach Rom durchführte, führte die drei Nägel in den Ecken zur Erinnerung an die Kreuzigung des Heilands, also Jesus von Nazareth, ein“ (im Wikipedia-Artikel über das Wappen Schleswig-Holsteins). „Es entwickelte sich aus einer reinen gezackten Borte, die nach dem Kreuzzug von Adolf IV. ins Baltikum mit drei Nägeln (Jesus wurde mit drei Nägeln gekreuzigt) versehen wurde“ (im Wikipedia-Artikel über Holstein).
- Vgl.: Dr. Walter Stephan in Zeitschrift für Schleswig-Holsteinische Geschichte, Bd. 61, S. 1 ff., [1933] und Bd. 63 S. 343 ff. [1935].