Kassam-Brigaden
Die Kassam-Brigaden oder Kassem-Brigaden (auch Al-Qassam-Brigaden; vollständiger Name Katā'ib asch-Schahīd ʿIzz ad-Dīn al-Qassām / كتائب الشهيد عز الدين القسام / Katāʾib aš-Šahīd ʿIzz ad-Dīn al-Qassām /‚Brigaden des Märtyrers Izz ad-Din al-Qassam‘, nach Izz ad-Din al-Qassam) sind eine militärische Unterorganisation der palästinensischen, militanten Hamas. Die Europäische Union führt die Organisation auf ihrer Liste der Terrororganisationen.[1][2]
Die Kassam-Brigaden lehnen Israels Existenzrecht kompromisslos ab und vertreten den Kampf um jeden Preis. Izz ad-Din al-Qassam war ein militanter muslimischer Prediger in den 1920er Jahren, der den Widerstand gegen das Völkerbundmandat Frankreichs in Syrien und dem Libanon anführte.
1992 unter der Führung von Yahya Ayyasch (der 1996 von Israel getötet wurde) gegründet, ist das primäre Ziel der Gruppe, eine militärische Organisation aufzubauen, die die Ziele der Hamas unterstützt. Sie sind in Zellen strukturiert, was eine rasche Regeneration nach israelischen Angriffen erlaubt. Im Gegensatz zu den analog aufgebauten al-Aqsa-Brigaden der Fatah unterstehen sie jedoch einer zentralen Führung. Der führende Hamas-Politiker Ahmed al-Dschabari, der Nachfolger von Mohammed Deif, galt als der Oberbefehlshaber der Kassam-Brigaden.[3]
Von 1994 bis 2000 verübten die Brigaden mehrere terroristische Anschläge gegen israelische Soldaten und Zivilisten und gefährdeten damit den Friedensprozess. Zu Beginn der Zweiten Intifada wurde die Gruppe zum zentralen Ziel Israels. Die Stärke der Brigaden und ihre Fähigkeit, komplexe und tödliche Anschläge zu verüben, überraschten viele Beobachter. Die Kassam-Brigaden unterhielten mehrere Zellen im Westjordanland, wovon die meisten 2004 von den israelischen Streitkräften zerstört wurden. Im Gazastreifen hingegen zeigte die Hamas stets eine starke Präsenz: Dort konnte die Hamas im Juni 2007 – gestützt auf die Hamas-Miliz, die Kassam-Brigaden und die sogenannte Exekutiv-Einheit – die konkurrierende Fatah nach blutigen Kämpfen innerhalb nur weniger Tage ausschalten.
2003 versuchte die Organisation, im Gazastreifen in den Besitz einer Drohne zu kommen. Israel präparierte diese jedoch mit Sprengstoff und detonierte sie während des Zusammenbaus am 16. Februar 2003, wobei drei ranghohe Führer getötet wurden.[4]
Im Juni 2006 waren die Kassam-Brigaden an der Gefangennahme des israelischen Soldaten Gilad Schalit beteiligt, die einen militärischen Konflikt mit Israel auslöste.
Ihre Mitglieder nehmen regelmäßig an Demonstrationen teil, vorwiegend jedoch maskiert, sodass ihre Identität meist unbekannt bleibt. Ihr Eingreifen in die Tätigkeit der Fatah-Sicherheitsdienste im Gazastreifen, das von der neuen Hamas-Regierung im April 2006 veranlasst wurde, sollte zur Beruhigung der Lage beitragen, hat jedoch die Gefahr eines Bürgerkrieges erhöht.
Am 9. Juli 2014 feuerten sie drei M75-Raketen ab. Diese schlugen in der Nähe von Dimona ein. Ziel war die dortige Atomanlage.[5]
Siehe auch
Weblinks
Einzelnachweise
- Durchführungsverordnung (EU) 2019/1337 des Rates vom 8. August 2019 zur Durchführung des Artikels 2 Absatz 3 der Verordnung (EG) Nr. 2580/2001 über spezifische, gegen bestimmte Personen und Organisationen gerichtete restriktive Maßnahmen zur Bekämpfung des Terrorismus und zur Aufhebung der Durchführungsverordnung (EU) 2019/24, abgerufen am 30. November 2019
- Beschluss (GASP) 2019/1341 des Rates vom 8. August 2019 zur Aktualisierung der Liste der Personen, Vereinigungen und Körperschaften, auf die die Artikel 2, 3 und 4 des Gemeinsamen Standpunkts 2001/931/GASP über die Anwendung besonderer Maßnahmen zur Bekämpfung des Terrorismus Anwendung finden, und zur Aufhebung des Beschlusses (GASP) 2019/25, abgerufen am 30. November 2019
- Führende Politiker der Hamas und Israels (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. . In: Heute.de vom 4. Januar 2009
- Inside Hamas: the untold story of militants, martyrs and spies, von Zaki Chehab
- Israel: Raketen schlagen bei Atomanlage von Dimona ein. In: Spiegel Online. 9. Juli 2014, abgerufen am 9. Juni 2018.