Karol Murgaš
Karol Murgaš (* 12. September 1899 in Budapest; † 27. Juli 1972 in Skokie) war ein slowakischer Journalist, Jurist, Politiker und Vertreter des radikalen pronazistischen Flügels der Slowakischen Volkspartei. Er war 1938 neben Alexander Mach, Ján Dafčík und Karol Sidor einer der Hauptbegründer und engagierter Organisator der Hlinka-Garde. Von 1938 bis 1939 war er deren Stabschef und von 1940 bis 1941 Chef des Propagandaamtes des Slowakischen Staates.
Leben
Im Jahr 1929 kam Murgaš in die Redaktion der Hlinka-Parteizeitung Slovák (Der Slowake) und wurde dort als Redakteur tätig. Schon damals stand er gemeinsam mit den Brüdern Ďurčanský und Šaňo Mach an der Spitze der Nástupisten (den politischen Schülern Vojtech Tukas), die konsequent die Forderung nach einer vollen Souveränität der Slowakei vertraten.[1]
Von 1938 bis 1939 war er neben Šaňo Mach Stabschef der Hlinka-Garde unter Karol Sidor. Durch sein offenes Paktieren mit dem deutschen Sicherheitsdienst rief er bei den katholisch-konservativen Regierungskreisen zunehmend Misstrauen hervor.[2] 1939 ließ der slowakische Ministerpräsident Jozef Tiso Murgaš wegen seiner pronazistischen Aktivitäten im Konzentrationslager Ilava internieren, er wurde aber kurz darauf von Angehörigen der Gestapo wieder befreit.
Von 1940 bis 1941 war er Chef des Propagandaamtes der Slowakischen Volkspartei, als welcher er in Medien und in der öffentlichen Meinung einen "Slowakischen Nationalsozialismus" zu verankern suchte. Zum Jahreswechsel 1940/41 war Murgaš gemeinsam mit dem deutschen Gesandten in Bratislava, Manfred von Killinger, eine der treibenden Kräfte hinter den Putschversuchen der Radikalen gegen den Staatspräsidenten Tiso. Ab 1941 war er Gesandter der Slowakei in Zagreb.[3] 1946 wurde er von den Amerikanern an die Tschechoslowakei ausgeliefert und von einem Gericht zu 15 Jahren Haft verurteilt. Nach seiner Freilassung zog Murgaš 1966 mit seiner Familie in die Vereinigten Staaten.
Ideologie
Murgaš sprach sich im März 1939 für einen unabhängigen slowakischen Staat unter der schützenden Hand „des großen Beschützers Adolf Hitler“ aus.[4] Weiters sprach er sich mehrmals gegen die Art und Weise aus, wie die slowakische Regierung unter Jozef Tiso die „Jüdische Frage“ anhand eines Numerus clausus zu lösen versuchte und forderte gemeinsam mit Alexander Mach radikalere Maßnahmen.[5] Am 5. Februar 1939 erklärte er in Rišňovce vor Mitgliedern der Hlinka-Garde:
„In der Slowakei wird es künftig weder ein tschechisches, noch ein jüdisches Regime geben. Ich mache euch aufmerksam und warne euch, meine Herren Juden, dass wir diese Garde, wenn ihr sie provoziert, nicht an der Leine halten werden. Wir sind überzeugt, das unsere slowakische Regierung die Jüdische Frage lösen wird und wir Gardisten werden für die Ausführung dieses Gesetzes stimmen.“
Literatur
- Jörg Konrad Hoensch: Studia Slovaca: Studien zur Geschichte der Slowaken und der Slowakei, Oldenbourg, München 2000, ISBN 3-486-56521-4.
- Karol Sidor: Denníky 1930–1939, Ústav pamäti národa, Bratislava 2010, ISBN 978-80-89335-23-7.
- Peter Sokolovič: Hlinkova garda 1938–1945, Ústav pamäti národa, Bratislava 2009, ISBN 978-80-89335-10-7.
Einzelnachweise
- Jörg Konrad Hoensch: Studia Slovaca: Studien zur Geschichte der Slowaken und der Slowakei, Oldenbourg, 2000, S. 113, ISBN 3-486-56521-4
- Jörg Konrad Hoensch: Studia Slovaca: Studien zur Geschichte der Slowaken und der Slowakei, Oldenbourg, 2000, S. 255, ISBN 3-486-56521-4
- Igor-Philip Matić: Edmund Veesenmayer: Agent und Diplomat der nationalsozialistischen Expansionspolitik in Oldenbourg Wissenschaftsverlag, 2002 S. 63
- Marcová kríza roku 1939 a Hlinkova garda, von Ph Dr. Peter Sokolovič am 14. März 2011 (slowakisch) (Memento vom 23. Dezember 2011 im Internet Archive)
- Lotte Weiss: Meine zwei Leben: Erinnerungen einer Holocaust-Überlebenden in LIT Verlag Münster, 2010 S. 195.