Karl Müldner von Mülnheim
Georg Karl Wilhelm Müldner (ab 1830 von Mülnheim) (* 24. September 1782 in Breuna; † 7. Januar 1863 in Hanau) war ein kurhessischer Generalleutnant und Minister.
Leben und Laufbahn
Sein Vater, Heinrich Wilhelm Müldner, war malsburgischer Amtmann in Breuna.
Müldner war seit Ende der 1790er-Jahre Angehöriger der hessisch-kasselische Armee und diente nach dessen Einverleibung im Militär des napoleonischen Königreichs Westphalen. Zu Beginn des Russlandfeldzugs 1812 rettete er dem preußischen Major Carl Heinrich August von Müllenheim des 3. Ostpreußischen Infanterieregiments das Leben, welcher nach dem Tod seines einzigen leiblichen Sohnes Adolph Heinrich August Gebhard keinen männlichen Erben hatte und ihm daher die Adoption anbot.[1] Im Verlauf der Völkerschlacht bei Leipzig fiel dieser am 19. Oktober 1813 als Kommandeur des Ostpreußischen Landwehrbataillon "Müllenheim" bei der Erstürmung vom Grimmaischen Tor. Nachdem auch ein Großteil der westphälischen Truppen gefallen war, wechselte Müldner 1814 zum rekonstituierten hessisch-kasselischen Militär zurück, wo er 1821 zum persönlichen Adjutanten des Kurfürsten Wilhelm II. von Hessen-Kassel ernannt wurde. Erst am 27. November 1830 gestattete dieser ihm die Namensmehrung mit „von Mülnheim“ und erhob ihn in den erblichen Adelsstand, jedoch unter Führung eines anderen Wappens.[2] Bereits 1829 wurde er als Oberst zum Generaladjutant und stand dem Kurfürsten seitdem auch beratend bei den Verhandlungen über die Kurhessische Verfassung von 1831 zur Seite. Nachdem Müldner von Mülnheim am 7. Januar 1831 zum Generalmajor ernannt worden war, fungierte er vom 21. Januar bis 9. April 1831 als provisorischer Vorstand des Kriegsministeriums, also defacto als Kriegsminister. Wegen eines Zusammenstoßes mit dem Kurfürsten wurde er entlassen und war ab dann Generalstabschef des mobilen Korps der Vereinigten Hessen-Nassauischen Division.[3] Als im gleichen Jahr das Geschlecht derer „von Lindau“ ausstarb, erhielt er vom Kurfürsten für seine zahlreichen Verdienste deren Burgsitz, den Meierhof in Spangenberg und das Gut Eltmannsee zu „neuem rechten Mannlehen“ übereignet.[4] Im Juli 1832 wurde er zum Kommandanten von Marburg ernannt, 1848 als solcher nach Hanau versetzt, bis er 1850 unter Beförderung zum Generalleutnant vorläufig und 1851 schließlich endgültig in den Ruhestand versetzt wurde.
Familie
Am 29. Julie 1808 heiratet er Julie Schuhmann (* 21. April 1786 in Eschwege; † 6. Oktober 1844 in Marburg) in Eschwege, mit der er 8 Kinder bekam:
1. Christian Ferdinand August (* 11. Oktober 1809 in Rotenburg an der Fulda; † 1871), auf Burgsitz Spangenberg, Kaltenbach, Elbersdorf sowie auf der Meierei Eltmannsee, kurhess. Obergerichtsreferendar[5], Schriftsteller[6]. Unverheiratet.
2. Georg Carl Wilhelm (* 31. Oktober 1812 in Eschwege; † 23. Januar 1889 in Burgsitz Spangenberg) 1886 PROA4[7], kurhess. Obergerichtsanwalt[8], dann kgl. preuss. Justizrat; heiratet Kassel 11. September 1837 Dorothea Magdalena Amalia Frankenberg (* 26. November 1814 in Kassel; † 11. Dezember 1852 in Rotenburg an der Fulda).
3. Theodor Carl (* 12. Juni 1817 in Hanau; † 5. Januar 1841 in Marburg[9]), kgl. preuß. Secondelieutenant[10][11] im Infanterie-Regiment (4. westfälisches) Nr. 17[12][13]. Unverheiratet.
4. Maria Adelheid Müldner (* 1820; † Mai 1822 in Kassel)
5. Johann Carl Louis Müldner (* 17. September 1822 in Kassel; † 3. Oktober 1829 in Kassel).
6. Julie Helmine Marie, (* 15. August 1824 in Kassel; † 7. Dezember 1855 in Marburg); heiratet 1844 Dr med. Franz Ludwig Fick (* 18. Mai 1813 in Erlangen; † 31. Dezember 1858 in Marburg) Professor der Medizin und der Anatomie an den Universität Marburg.[14]
7. Maria Elise Caroline (* 12. Mai 1826 in Kassel; † 16. Dezember 1889 in Spangenberg (Burgsitz)) heiratet Kassel-Garnison im Februar 1867 Johann Georg Müller (* 1. Oktober 1824 in Hanau; † 5. März 1881 in Dover (VK)), Engel (Bischof) der katholisch-apostolischen Gemeinde Berlin.
8. Ferdinand Wilhelm Carl Reinhard Müldner (* 26. August 1827 in Kassel; † 31. Oktober 1827 in Kassel)
Wappen
Im wurde auch das Führen eines Wappens gestattet, welches jedoch anders aussieht, als das der uradeligen Familie Müllenheim. Es zeigt in Rot einen silbernen Schräglinksbalken, nach der Richtung belungen mit einem grünen Lindenblatt († v. Lindau), begleitet von zwei goldenen Sternen; auf dem Helm mit rot-silbernen Decken ein silberner Flügel, an den sechs Schwungfederspitzen je bestattet mit einer roten Rose.
Orden und Auszeichnungen
- 1. November 1811 Ritter des Ordens der Westphälischen Krone
- 7. März 1813 Ehrenlegion (kurhessische Genehmigung zum Annehmen und Tragen desselben 13. Dezember 1822)
- 19. August 1815 Ritter III. Klasse des Ordens vom Eisernen Helm
- 28. April 1821 Ritter des Militär-Verdienst-Ordens
- 24. Juli 1824 Commandeur II. Klasse des Hausordens vom Goldenen Löwen
- 27. November 1830 Commandeur I. Klasse des Hausordens vom Goldenen Löwen
Auch wurde ihm die 1821 gestiftete Denk- und Ehrenmünze für die Feldzüge von 1814 und 1815 verliehen.
Literatur
- Ewald Grothe: Verfassungsgebung und Verfassungskonflikt. Das Kurfürstentum Hessen in der ersten Ära Hassenpflug 1830–1837. Duncker & Humblot, Berlin 1996 (= Schriften zur Verfassungsgeschichte. 48), ISBN 3-428-08509-4.
- Harald Höffner: Kurhessens Ministerialvorstände der Verfassungszeit 1831–1866. phil. Diss., Gießen 1981.
- Hans Lieber: Karl Müldner von Mülnheim (1782–1863)/Generalleutnant und Generaladjutant. In: Ingeborg Schnack (Hrsg.): Lebensbilder aus Kurhessen und Waldeck 1830–1930. Bd. 4, Marburg 1950 (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen und Waldeck. 20, 4), S. 223–233.
- Wilhelm Rogge-Ludwig: Karl Müldner von Mülnheim. General-Lieutenant und General-Adjutant des Kurfürsten Wilhelm II. von Hessen. Ein hessisches Zeit- und Lebensbild. Kassel 1885.
- Hellmut Seier (Hrsg.): Akten und Briefe aus den Anfängen der kurhessischen Verfassungszeit 1830–1837. bearb. von dems. und Ewald Grothe, Elwert, Marburg 1992 (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen. 48,4; Vorgeschichte und Geschichte des Parlamentarismus in Hessen. 8), ISBN 3-7708-0993-9.
Einzelnachweise
- Hans Lieber: Karl Müldner von Mülnheim (1782–1863)/Generalleutnant und Generaladjutant. In: Ingeborg Schnack (Hrsg.): Lebensbilder aus Kurhessen und Waldeck 1830–1930. Bd. 4, Marburg 1950 (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen und Waldeck, 20,4), S. 223–233.
- Wilhelm Rogge-Ludwig: Karl Müldner von Mülnheim. General-Lieutenant und General-Adjutant des Kurfürsten Wilhelm II. von Hessen. Ein hessisches Zeit- und Lebensbild, Kassel 1885.
- Ludwig Emil Grimm: Erinnerungen aus meinem Leben. Hrsg. v. Adolf Stoll. Hesse & Becker, Leipzig 1913, S. 142, Anm. 2.
- K. Knieriem: Spangenberg. Kleinstadtgeschichte und Kleinstadtgeschichten. Hrsg.: Magistrat der Stadt Kassel. 2000.
- HStAM Best. 250 Nr. 857: [Personalakte] des Obergerichtsreferendars Christian August Müldner von Mülnheim. (1832–1848)
- veröffentlichte u.A. im Didaskalia Nr. 174
- anlässlich seines 50-jähriges Amtsjubiläums
- HStaM Bestand 250 Nr. 1047: Personalakte des Georg Müldner von Mülnheim zu Rotenburg (1833–1851, 1864)
- Quelle: Militär-Wochenblatt No 37 vom 11. September 1841 S. 160
- Offizier Stammliste des Infanterie-Regiments Graf Barfuss (4. Westfäl.) Nr. 17 von der Errichtung des Regiments am 1. Juli 1813 bis zum 1. Okt. 1907 Nr. 294
- Rang- und Quartierliste der königlich preussischen Armee für das Jahr 1841, S. 81.
- Quelle: Neuer Nekrolog der Deutschen Bd. XIX Nr. 1334
- https://books.google.nl/books?id=-NQ5AAAAcAAJ&pg=PR42&dq=neuer+nekrolog+der+deutschen+m%C3%BCldner&hl=en&sa=X&ved=0ahUKEwj-0cKbpMLlAhVNbFAKHYdYCsIQ6AEIKTAA#v=onepage&q=neuer%20nekrolog%20der%20deutschen%20m%C3%BCldner&f=false
- Deutsche Biographie: Fick, Adolf - Deutsche Biographie. Abgerufen am 1. Juni 2021.