Karl Berkemeyer
Karl-Heinrich Berkemeyer (auch Carl) (* 28. April 1868 in Dortmund; † 3. April 1951 ebenda) war ein deutscher Politiker und war von 1924 bis 1928 Abgeordneter des Preußischen Landtags.
Leben
Sein Vater Friedrich Berkemeyer, ein Schreiner[1], stammte aus Kamen, wo die Familie seit 1700 einen Bauernhof gegenüber der Lindhorststraße und später am Westende der Otto-Prein-Str. hatte.[2][3] Aus seiner Ehe mit Josefine Nordmann gingen vier Kinder hervor, von denen zwei in den Weltkriegen fielen.[4] Er hatte eine Enkelin.[5] Während der Luftangriffe auf Dortmund hielt er sich einige Jahre bei Verwandten im bayerischen Ziertheim auf.[6]
Politische Laufbahn
Berkemeyer besuchte die Volksschule, absolvierte 1885 sein Abitur an der Städtischen Gewerbeschule in Dortmund und machte dann eine kaufmännische Lehre.[7] Danach war hauptberuflich Kaufmann und führte bis zu seinem Einstieg in die Politik eine Gastwirtschaft in der Schützenstraße in Dortmund (Firma „Heinrich Carl Berkemeyer, Weinhandlung, Destillation und Schankwirtschaft“[8]), die dann in den 1920er Jahren fortan von seiner Frau Josefine Nordmann betrieben wurde.[9] 1921 bis 1933 war er Mitglied der Industrie- und Handelskammer zu Dortmund. Zunächst nahm er 1914[10] bis 1925 sein Amt als Gemeindevertretungsmitglied, d. h. Verordneter der Stadt Dortmund wahr. Erst Angehöriger der Nationalliberalen Partei (NLP)[11] trat er bei der Wahl zur Preußischen Landesversammlung am 26. Januar 1919 im Wahlkreis 18 erfolglos für die DNVP an und wechselte dann zur Deutschen Volkspartei (DVP), bei der er als nationalliberal Gesinnter[12] in der Weimarer Republik bis März 1928 blieb. Für die DVP hatte er in Dortmund schon am Ende 1918 einen Aufruf unterzeichnet.[13] Ab 1930 war er dann Mitglied der Wirtschaftspartei.[14] 1921 bis 1925 und erneut 1930 bis 1932 ist er im Wahlkreis Dortmund-Stadt Mitglied des Provinziallandtags der Provinz Westfalen gewesen. Er war zwischen 1924 und 1928 Mitglied des Preußischen Landtages. Bis 1933 war Berkemeyer auch Mitglied des preußischen Staatsrates. Schließlich kehrte er dann ein Jahr später fraktionslos in die Gemeindevertretung seiner Heimatstadt für drei weitere Jahre zurück.[15] Den Verkehrsverein Dortmund e.V. begründete er mit, war erster Vorsitzender des Haus- und Grundbesitzervereins Dortmund e.V. sowie Mitglied im Vorstand der Städtischen Sparkasse Dortmund.[16]
Literatur
- A. Berckemeyer-Billmann (Hrsg.): Geschichte der Familie Berckemeyer, 1385-1929. Osnabrück 1929, S. 8.[17]
- J. Häming, A. Bruns (Hrsg.): Die Abgeordneten des Westfalenparlaments 1826–1978. Nachtrag. (= Westfälische Quellen und Archivverzeichnisse. Band 9). Münster 1978, S. 30, 182.
- K. Jaspers, W. Reininghaus: Westfälisch-lippische Kandidaten der Januarwahlen 1919. Eine biographische Dokumentation. (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Westfalen. Neue Folge 52). Aschendorff, Münster 2020, ISBN 978-3-402-15136-5, S. 38f.
- A. Kempkes: Deutscher Aufbau: nationalliberale Arbeit der Deutschen Volkspartei. Berlin 1927, S. 312.
- J. Lilla: Der Preußische Staatsrat 1921–1933. Ein biographisches Handbuch. Mit einer Dokumentation der im „Dritten Reich“ berufenen Staatsräte. (= Handbücher zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien. Band 13). Droste, Düsseldorf 2005, ISBN 3-7700-5271-4, S. 12.
- P. H. Mertes: 100 Jahre Industrie- und Handelskammer zu Dortmund, Umrisse der Geschichte einer Ruhrhandelskammer 1863–1963. Dortmund 1963, S. 53.
- R. Neuhaus, Ev.-Luth. Kirchengemeinde Methler (Hrsg.): 1100 Jahre Methler, Spurensuche in alten Urkunden. Kamen-Methler, 1998, S. 381.
- Preußischer Staatsrat, Protokolle und Drucksachen, Stenographische Berichte. Bd. 24: Sitzungsprotokolle 1930. Berlin 1930, Spalte 420–423 (Sitzung am 3. Oktober 1930).[18]
- U. Rennspiess: Von der Weltwirtschaftskrise zur Gleichschaltung: Stadtgeschichte und Kommunalpolitik Kamens, 1929–1933. Essen 1992, S. 118.
- W. Schleef: Hundert Jahre, 1855–1955, Geschichte der Loge Zur Alten Linde in Dortmund. Dortmund 1955, S. 64.
- H. Schultz: Preußens Osten – Polens Westen: das Zerbrechen einer Nachbarschaft. Berlin 2001, S. 259.
- F. Thalmann: Industrie- und Handelskammern im Ruhrgebiet während der Weimarer Republik. Berlin 1996, S. 126, Fn. 2.[19]
- G. Wenzel: Deutscher Wirtschaftsführer. Hamburg 1929, S. 61.
Einzelnachweise
- Robert von den Berken: Orts- und Personenregister. Ein Beitrag zur Topographie von Dortmund mit einem Stadtplan von 1858. In: Dortmunder Häuserbuch – Von 1700 bis 1850. Karl Busch Verlag, Wattenscheid 1927, S. 161 (Online [abgerufen am 9. Januar 2021] in der Digitalen Sammlung der Universitäts- und Landesbibliothek Münster).
- Landesarchiv Münster, A 459 II, Haus Reck - Akten, Nr. L 40: Lagerbuch Haus Reck 2. Band, 26/31.
- Ältester nachweisbarer Vorfahre laut KB Kamen (T./T./B. 1711–1766, S. 214) ist „der alte Berckenmeijer vom Bowinckel“ (* ca. 1680; † 28. Februar 1753 in Lerche), welcher 1710 Anna Bowinckell (mit der er offenbar unehelich ein bereits 1707 geborenes Kind hatte) aus einem seit 1579 dort ansässigen Bauerngeschlecht heiratete (vgl. Otto Titan v. Hefner, Siebmacher´s grosses Wappenbuch, Die Wappen Bürgerlicher Geschlechter Deutschlands und der Schweiz, Band 5, NF, 1. Abteilung (= Bgl. 13). 1936, S. 52) (books.google.de). Die „Bowinkel“ hatten mehrere Höfe, etwa in Bönen, Kurl oder Königsborn, und trugen so auch zu gleichnamigen Flurbezeichnungen entlang der Lindhorststrasse bei, wie etwa „Kleine“ und „Große Bohwinkel“.
- vgl. u. a. Gedenkstein Langemarck
- J. Häming, A. Bruns: Die Abgeordneten des Westfalenparlaments 1826–1978 (Nachtrag). Fußnote auf S. 182.
- Gemeindearchiv Ziertheim
- Jahres-Bericht über die Städtische Gewerbeschule (Höhere Bürgerschule) zu Dortmund: für das Schuljahr 1884/85, S. 25.
- Bis in die 1980er fortexistiert als „Haus Berkemeyer“, unter Vertragspartnerschaft der Privatbrauerei Dortmunder Kronen.
- Barbara v. Hindenburg: Biographisches Handbuch der Abgeordneten des Preußischen Landtags. Verfassunggebende Preußische Landesversammlung und Preußischer Landtag 1919–1933. 1. Band, Frankfurt am Main 2017, S. 182.
- Nach Jaspers und Reininghaus 2020, S. 38, womöglich bereits 1908.
- Carl Berkemeyer 70 Jahre alt. In: Dortmunder Zeitung. Morgenausgabe vom 28. April 1938, S. 5f. (zeitpunkt.nrw)
- A. Kempkes: Deutscher Aufbau: nationalliberale Arbeit der Deutschen Volkspartei. Berlin 1927, S. 312.
- Jaspers und Reininghaus 2020, S. 38.
- Thomas Küster: Regionale Identitäten in Westfalen seit dem 18. Jahrhundert. (= Westfälische Forschungen. 52). Münster 2002, S. 528.
- Da der Ostfriedhof, wo seine Eltern bestattet wurden (DZ, Morgenausgabe vom 4. April 1913), 1921 geschlossen wurde, erfolgte die Beisetzung auf dem Hauptfriedhof (WAZ vom 4. April 1951).
- Carl Berkemeyer 70 Jahre alt. In: Dortmunder Zeitung. Morgenausgabe vom 28. April 1938, S. 5f. (zeitpunkt.nrw)
- Der Autorin auf S. 10 folgend könnte ein männlicher Nachkomme des 1680 in Lengerich gestorbenen Dietrich B. der Begründer des Kamener Hofes der Familie gewesen sein, wo sich vermehrt dieser Vorname findet (s. a.: Stammtafel 6 - "Berkemeier" in: „Familien in Kamen“, Bd. 3, Waltrop 1997 [Vereinsbib. Roland zu Dortmund i. StadtA DO]). Es finden sich Hinweise auf spätere, indirekte Kontakte der Berckemeyer zu Westerkappeln nach Hamm nahe Kamen. Alternativ könnte der Ahnherr des Karl Berkemeyer - um ca. 1707 - der Rudolfschen Linie dieser Familie zu Melle entstammen. Dazu auch die Dortmunder Zeitung, Morgenausgabe vom 28. April 1938: "Carl Berkemeyer [...] entstammt sowohl väterlicher- wie mütterlicherseits alten westfäl. Bauerngeschlechtern, deren Ursprung sich bis zum 14. Jahrhundert nachweisen läßt". Dies bedeutete eine entfernte Vetternschaft (die Lengericher Berkemeyers reichen bis 1385 zurück) zu Hans Berckemeyer (der ebenfalls, allerdings reichspolitisch in der DVP aktiv war) und dessen Bruder Hermann, der schräg gegenüber zum Elternhaus von Berkemeyer an der Dortmunder Bornstraße wohnte.
- Abbildung, hinten mittig sitzend.
- Schreiben der IHK Dortmund an die Abgeordneten Berkemeyer (MdL) und Klönne (MdR) vom 17. Juni 1926.