Kannomühle
Die Kannomühle (niedersorbisch Kanowy młyn), älter Kanomühle oder auch Kanow-Mühle ist eine ehemalige Wassermühle und ein amtlich ausgewiesener Wohnplatz in Alt Zauche, einem Ortsteil der Gemeinde Alt Zauche-Wußwerk im Landkreis Dahme-Spreewald in Brandenburg. Die Kannomühle wurde 1648 erstmals urkundlich erwähnt. 1867 wurde sie zur Försterei umgebaut.
Lage
Die Kannomühle liegt in der Niederlausitz, etwa vier Kilometer südöstlich von Alt Zauche. Weiter umliegende Dörfer und Siedlungen sind Wußwerk und Neu Zauche im Norden, Straupitz im Nordosten, Mühlendorf im Osten, Burg-Kauper im Südosten, Leipe im Süden sowie Lehde im Südwesten. Nächstgelegene größere Städte sind Lübbenau und Lübben.
Der Wohnplatz liegt vollständig im Oberspreewald in einem Wald- und Niedermoorgebiet an der Neuen Polenza, einem Nebenarm der Spree, auf einer Höhe von etwa 51 m ü. NHN. In der Nähe der Mühle befindet sich die Kahnabfahrtstelle Neu Zauche. Die Kannomühle darf nicht mit der ähnlich geschriebenen Kanow-Mühle an der Dahme bei Sagritz (Stadt Golßen) verwechselt werden, die etwa 30 km Luftlinie entfernt liegt.
Geschichte
Die Kannomühle wurde 1648 erstmals erwähnt.[1] 1736 kaufte der Müller Martin Kano die Kannomühle vom damals 94 Jahre alten Müller Caspar Schramm. Sie war damals eine Mahl-, Öl- und Schneidemühle. Sie blieb im Besitz der Familie Kan(n)o bis zur Einstellung des Mühlenbetriebs 1867. Die Kan(n)o's stammte aus Stradow bei Vetschau.[2]
Der Mühlenmeister hatte außerdem das Recht zum Branntweinbrennen und die Fischfangrechte im Mühlenfließ und dem Neuzaucher Fließ. Zur Kannomühle gehörten auch die beiden Neu Zaucher Windmühlen östlich des Ortes.[2] 1844 hatte die Kannomühle 16 Einwohner, die in zwei Wohngebäuden lebten; der Wohnplatz gehört damals zur Gemeinde Neu Zauche.[3] 1854 (oder 1854[2]) brannte die Mühle ab. Nach dem Brand wurde die Kannomühle wieder aufgebaut. Der Müller musste aber seine beiden Neu Zaucher Windmühlen verkaufen.[2] 1856 wohnten nach Güthein sechs Personen,[4] 1864 sieben Personen in einem Wohngebäude.[5] Im Jahr 1867 passierte dann die Tragödie bei der Kannomühle. Der Mühlenmeister wurde nach einem hitzigen Wortwechsel von seinem jähzornigen Knecht mit einer Gabel erstochen. Die Witwe verkaufte nun die Kannomühle (Verträge vom 29. September 1867 und 11. Oktober 1867) an den Grafen Otto von Stollberg Wernigerode für 15.000 Taler. Er ließ sich nun auch einen Tausch mit der preußischen Regierung gegen andere Liegenschaften ein. Die Kannomühle kam in staatlichen Besitz und wurde zum Forsthaus umgebaut.[2]
Die Vorgängerförsterei für das Forstrevier Kannomühle befand sich Neu Zauche an der Chaussee nach Lübben. Dieses Gehöft wurde noch bis in die 1930er Jahre als Försterei bezeichnet.
Liste der Förster
- bis 1872 Hempel
- 1872 bis 1894 Drowin
- 1894 bis 1926 Peter, Hegemeister
- 1926 bis 1938 Voigt, Revierförster
Zu Ehren von und zur Erinnerung an den Hegemeister Peter hatte die Verwaltung in den 1930er Jahren einen neu angelegten Kanal Hegemeister-Peter-Kanal genannt.[2]
Das Forsthaus ist heute komplett verfallen und abgetragen. Es stehen noch die ehemalige Stallscheune und das Backhaus. Sie sind unbewohnt und derzeit (2021) auch mit einem Bauzaun abgesperrt.[1]
Die Schleuse Kannomühle
Eine (hölzerne) Schleuse bei der Kannomühle wurde 1901 von der staatlichen Wasserbauverwaltung neu erbaut. Sie überwindet einen Höhenunterschied von 80 cm. Der Ausflugsverkehr per Boot war bereits 1906 schon so stark, dass zusätzlich noch Rollen und ein Kahnüberzug angelegt wurde. Heute ist die Schleuse eine handbetriebene Schleuse.
Kommunalpolitische Geschichte und Zugehörigkeit
Die Kannomühle gehörte verwaltungstechnisch zunächst zur Gemeinde Neu Zauche. Als Teil dieser Gemeinde lag die Siedlung im Krumspreeischen Kreis. ab 1815 im Landkreis Lübben (Spreewald) im Regierungsbezirk Frankfurt der Provinz Brandenburg (Königreich Preußen). Später wurde die Kannomühle in die Gemeinde Alt Zauche umgegliedert. Am 25. Juli 1952 wurde Alt Zauche seinen zugehörigen Siedlungen dem neu gegründeten Kreis Lübben im Bezirk Cottbus zugeordnet. Nach der Wende in der DDR lag die Kannomühle zunächst im Landkreis Lübben in Brandenburg. Am 1. Oktober 1992 schloss sich die Gemeinde Alt Zauche dem neu gebildeten Amt Straupitz an, welches später in „Amt Oberspreewald“ umbenannt wurde. Nach der brandenburgischen Kreisreform vom 6. Dezember 1993 wurde die Kannomühle dem Landkreis Dahme-Spreewald zugeordnet. Am 26. Oktober 2003 erfolgte der Zusammenschluss von Alt Zauche mit Wußwerk zur Gemeinde Alt Zauche-Wußwerk. Zeitgleich fusionierte das Amt Oberspreewald mit dem benachbarten Amt Lieberose zum Amt Lieberose/Oberspreewald.[6]
Gemäß der Auffassung des Brandenburger Landtags gehört die Kannomühle zum amtlichen Siedlungsgebiet der Sorben/Wenden.[7] Die Gemeinde Alt Zauche-Wußwerk klagte im Mai 2017 gegen diesen Entschluss,[8] der aber abgewiesen wurde. Alt Zauche-Wußwerk gehört heute zum Siedlungsgebiet der Sorben/Wenden.[9]
Einzelnachweise
- Ingvil Schirling: Eine Zukunft für die Kannomühle. Lausitzer Rundschau, 20. August 2014, abgerufen am 14. Juni 2021.
- Otto Schulz: Die Forsthäuser Kanomühle und Schützenhaus im Oberspreewald. Heimatkalender für den Kreis Lübben, 1938, S. 68–69 Zum Download SLB BrandenburgDOK
- Topographisch-statistische Uebersicht des Regierungs-Bezirks Frankfurt a. d. O. 270 S., Frankfurt a. O., Gustav Harnecker 's Buchhandlung, 1844 Online bei Google Books, S. 41
- Güthlein: Topographische Uebersicht des Appelationsgerichts-Departements Frankfurt a/O. Frankfurt a/O. 1856, Online bei Google Books, S. 87.
- Topographisch-statistisches Handbuch des Regierungs-Bezirks Frankfurt a. O. 346 S., Verlag von Gustav Harnecker u. Co., Frankfurt a. O., 1867 Online bei Google Books, S. 205.
- Kannomühle im Geschichtlichen Ortsverzeichnis. Abgerufen am 3. April 2018.
- Acht weitere Gemeinden gehören zu Siedlungsgebiet der Sorben. (Nicht mehr online verfügbar.) Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg, 7. Dezember 2016, ehemals im Original; abgerufen am 3. April 2018. (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Fünf Kommunen klagen, weitere überlegen. Lausitzer Rundschau, 12. Mai 2017, abgerufen am 14. Juni 2021.
- Sorben/Wenden