Kadyrowzy
Die Kadyrowzy (auf russisch Кадыровцы; zu deutsch Kadyrows Anhänger) ist eine paramilitärische Sicherheitstruppe, deren Stärke auf ca. 80.000 Mann geschätzt wird[1] und die vom tschetschenischen Präsidenten Ramsan Kadyrow geleitet wird.[2] Dieser Einheit werden Menschenrechtsverletzungen wie Mord und Folter vorgeworfen, sie ist deshalb in Tschetschenien gefürchtet. Die Kadyrowzy untersteht nicht dem russischen Innenministerium und fühlt sich deshalb an keine Rechtsnormen gebunden.[3]
Geschichte
Der Begriff Kadyrowzy wurde während des Tschetschenienkrieges 1999 benutzt, als Ramsans Vater Achmat Kadyrow sich offen auf die Seite Russlands stellte. Seine Leibgardisten, die sich als Anhänger Achmats sahen, kämpften daraufhin als Paramilitärs auf Seiten der Truppen der Russischen Föderation gegen die Separatisten. Nachdem Achmat Kadyrow 2004 ermordet worden war, wurde Ramsan Kadyrow 2007 Präsident Tschetscheniens. Währenddessen wurde immer mehr über Menschenrechtsverletzungen in Tschetschenien und die Kadyrowzy bekannt.[4]
Während des Ukrainekriegs tauchten 2014 tschetschenische Kämpfer in der Ostukraine auf. Es wurde angenommen, dass es sich um Kadyrowzy handelte; Kadyrow widersprach diesen Berichten.[5] Der Kommandant der rund 300 für die Separatisten kämpfenden Tschetschenen behauptete, auf eigene Faust in den Krieg gezogen zu sein, Beobachter vermuteten hingegen, dass sie ein Gegengewicht zu tschetschenischen Freiwilligen darstellen sollten, die auf Seiten der Ukraine kämpften.[6][7]
Internationale Spannungen verursachten russische Übertretungen von Entmilitarisierungs-Vereinbarungen auf Spitzbergen. 2016 hatten tschetschenische Fallschirmjäger nach einer Ausbildungsübung im arktischen Barneo den Flughafen von Longyearbyen genutzt.[8] Kadyrow begrüßte sie persönlich bei ihrer Rückkehr auf dem Flughafen von Grosny.[9]
Im März 2021 veröffentlichte die Nowaja Gaseta einen von Jelena Milaschina geschriebenen Scoop, das sich auf Aussagen eines ehemaligen Offiziers der Kadyrowzy stützt. Dieser sagte aus, dass die Kadyrowzy Menschen im Keller des Regimentquartiers zu Tode foltern. Nach der Veröffentlichung des Berichts drohten die Kadyrowzy der Nowaja Gaseta daraufhin mit nicht näher genannten Konsequenzen, wenn die Zeitung „Beleidigungen“ nicht einstellt.[10]
Bereits vor und kurz nach dem russischen Überfall auf die Ukraine 2022 verlegten 3 Bataillone[11] der Kadyrowzy in Richtung Ukraine. Am 25. Februar 2022 äußerte Ramsan Kadyrow, dass die Kadyrowzy „die heißesten Punkte“ in der Ukraine besetzen werden.[12] Verschiedene Medien, die sich auf Informationen ukrainischer Sicherheitsbehörden berufen, verlautbarten, dass eine Einheit der Kadyrowzy in der Ukraine, die den Auftrag gehabt habe, den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj zu töten, laut Oleksij Danilow von ukrainischen Sicherheitskräften eliminiert worden sei. Es wurde zugleich betont, dass diese Informationen nicht unabhängig bestätigt werden konnte. Die Informationen über das Attentat seien zuvor vom russischen Inlandsgeheimdienst FSB an ukrainische Sicherheitsbehörden übermittelt worden.[13][14]
Einzelnachweise
- Kadyrow, der Schreckliche Doku Reupload ARTE
- Uwe Klussmann: Tschetschenien: Die Rückkehr der Wölfe. In: Der Spiegel. Nr. 25, 2007 (online – 18. Juni 2007).
- Alice Bota: Asylrecht: Fast jeden Tag werden Menschen getötet in Tschetschenien. In: Die Zeit. Nr. 24/2013 (online).
- Florian Klenk: „Bitte helfen Sie mir!“ In: Falter 4/2009.
- Mounia Meiborg: Ukraine: Tschetschenische Krieger in der Ostukraine – Kadyrow widerspricht. In: Zeit Online. 28. Mai 2014, abgerufen am 6. Mai 2015.
- Jutta Sommerbauer: Ukraine-Krieg: Smert, das tschetschenische Todesbataillon. In: Zeit Online. 5. Januar 2015, abgerufen am 6. Mai 2015.
- Florian Kellermann: Ukraine-Krieg / Tschetschenische Kämpfer auf beiden Seiten. deutschlandfunk.de, 23. Dezember 2014.
- Trude Pettersen: Chechen special forces instructors landed on Svalbard. In: thebarentsobserver.com. 13. April 2016.
- Ruptly: Russia: Kadyrov greets Chechen special forces on return from Arctic. YouTube, 24. April 2016.
- Timofey Neshitov, Emile Ducke: (S+) Friedensnobelpreisträger Dmitrij Muratow: Der Mann, der nicht vor Putin kuscht (S+). In: Der Spiegel. 10. Dezember 2021, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 16. Dezember 2021]).
- Ann-Dorit Boy: (S+) Wie viele tschetschenische Kämpfer hat Ramsan Kadyrow in die Ukraine geschickt? In: Der Spiegel. 3. März 2022, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 3. März 2022]).
- Julian Röpcke, Philip Fabian: Putins Tschetschenen-Rambo: Kadyrow schickt Krieger Richtung Ukraine. bild.de, 3. Februar 2022.
- Bericht: Tschetschenische Söldner wollten Selenskyj töten. In: t-online.de. Abgerufen am 3. März 2022.
- Assassination plot against Zelensky foiled and unit sent to kill him ‘destroyed,’ Ukraine says. In: Washington Post. ISSN 0190-8286 (washingtonpost.com [abgerufen am 3. März 2022]).