KTM Fahrrad
Die KTM Fahrrad GmbH ist ein weltweit operierender Fahrradhersteller mit Firmensitz im oberösterreichischen Mattighofen. Sie wurde 1992 aus einem Teil der insolventen KTM Motor-Fahrzeugbau gegründet. Die Fahrradproduktion reicht zurück bis 1964.
KTM Fahrrad GmbH | |
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Rechtsform | GmbH |
Gründung | 1992 |
Sitz | Mattighofen, Österreich[1] |
Leitung | Carol Urkauf-Chen, Eigentümerin[2] Franz Leingartner, Geschäftsführer[3] [4] Stefan Limbrunner, Geschäftsführer[5] Johanna Urkauf, Geschäftsführerin |
Mitarbeiterzahl | 600 (2019)[6] |
Umsatz | 285 Mio. EUR (2019)[7] |
Branche | Fahrradhersteller |
Website | www.ktm-bikes.at |
2012 vertrieb KTM knapp 200.000 Räder und erzielte damit einen Umsatz von etwa 120 Millionen Euro. Das Unternehmen beschäftigte in seinem Hauptsitz Mattighofen 2012 etwa 330 Mitarbeiter.
Firmengeschichte
KTM wurde 1951 von Ernst Kronreif und Hans Trunkenpolz in Mattighofen gegründet. Das erste Fahrrad wurde zur Auslastung der in wirtschaftlichen Turbulenzen befindlichen Motorfahrzeugfertigung 1964 für die amerikanische Marke „Fleetwing“ hergestellt. 1989 feierte man das einmillionste Fahrrad.[8][9]
Die KTM Fahrrad GmbH ist aus der ehemaligen KTM Fahrzeugbau AG, einer Firma der Taus-Gruppe, hervorgegangen, die 1991 Konkurs anmelden musste. Im Dezember 1991 wurde in der Gläubigerausschusssitzung das Angebot des Radgroßhändlers Hermann Urkauf aus Salzburg, der auch mit KTM-Rädern handelte, angenommen, die Sparte „Fahrrad“ zum Kaufpreis von 35 Millionen Österreichischer Schilling zu erwerben. 1995 stand das Unternehmen erneut vor dem Konkurs.
Am 7. Januar 1996 übernahm Carol Urkauf-Chen, die Geschäftsführung und konnte das Unternehmen vor der Insolvenz bewahren. Sie stammt aus Taiwan, handelte insbesondere mit Fahrradrahmen und war durch Handel mit Fahrradrahmen nach Europa und ihren späteren Ehemann Hermann Urkauf nach Österreich gekommen. 1996 war sie von ihm bereits geschieden. Sie optimierte unter anderem die Arbeitsprozesse, ohne Inanspruchnahme von Kurzarbeit oder finanzieller Hilfe. Seit 1997 ist Urkauf-Chen als alleinige Inhaberin der KTM Fahrrad GmbH im Handelsregister eingetragen.
1998 wurde die Produktion von Fahrradrahmen (aus Stahl) in Mattighofen aufgegeben. 2001 wurde eine Acryl-Rahmenlackieranlage in Betrieb genommen, wesentlicher Baustein dafür, die Räder mit „Made in Austria“ bezeichnen zu dürfen.[10]
Die Endmontage der Räder in Boxen in 2er-Teams – zumeist 1 Frau und 1 Mann – wurde eingeführt. In dieser Montagebox werden aus einem vorgefertigten Rahmen samt Gabel und Tretlager und bereits eingespeichten Laufrädern mit allen nötigen Teilen ein Fahrrad vollständig aufgebaut. Mit dieser Methode wurde Straßenfertigung teilweise abgelöst.[11]
2007 wurde ein neues Gebäude für die Firmenzentrale in Mattighofen mit geschwungener Glasfront errichtet.
2010 wurde das Zweitunternehmen KTM Bikes Asia gegründet, das überwiegend den asiatischen Markt bedient.
2012 gewann Carol Urkauf-Chen mit KTM Fahrrad den Pegasus-Sonderpreis der OÖ. Nachrichten und Wirtschaftskammer OÖ für das beste von einer Frau (mit-)geführte Unternehmen.[12]
Am 20. November 2015 gibt die Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) eine Entscheidung des Kartellgerichts vom 9. September 2015 (29 Kt 6/15-14) gegen die KTM Fahrrad GmbH bekannt, wonach das Unternehmen wegen illegalen Preisempfehlungen nach § 1 Abs. 4 KartG eine Geldbuße von 112.000 Euro zahlen muss.[13]
2017 gewann Markus Wildauer, überlegen vor seinem Teamkollegen Maximilian Kuen, das prestigeträchtige Bergrennen „Kelchsau Classic“ auf einem KTM Straßenrad. Dieser Erfolg brachte daraufhin viel Medienpräsenz für die KTM Revelator Modellreihe.[14] 2020 hat das Höchstgericht für KTM Fahrrad entschieden, dass die Pierer Mobility AG die Markenbezeichnung für Fahrräder nicht nutzen darf.[15]
Eckdaten
Die Produktpalette des Unternehmens umfasst verschiedene Fahrradarten wie Tourenräder, Trekkingräder, Mountainbikes, Downhill-Bikes, Rennräder, Triathlon-Räder bis zu Pedelecs (E-Bikes). 1964 wurde das erste KTM Fahrrad mit einem Universal Trekking Stahlrahmen produziert. Bis 1989 wurden 1.000.000 Räder hergestellt. Als Material für die Rahmen wird nicht mehr wie früher Stahl, sondern überwiegend Aluminium und kohlenstofffaserverstärkter Kunststoff verwendet. 1994 verkaufte KTM sein erstes Fahrrad mit Aluminiumrahmen. KTM entwickelte laut Eigenaussage das erste Mountain-Bike mit Elektroantrieb.
KTM verfügt über Rollenprüfstände, die in der Lage sind, ein komplettes Fahrradleben in zirka 50 Stunden zu simulieren. Sie dienen insbesondere der Produktentwicklung und der Qualitätssicherung des Sortiments. Das Unternehmen wurde in der Vergangenheit für sein Design mehrfach ausgezeichnet.
Unter der aktuellen Führung gelang dem Unternehmens eine Umsatzsteigerung von 20 Millionen Euro im Jahr 1996 auf das 6-Fache, 120 Mio. Euro im Jahr 2012. KTM Fahrrad setzte seine Produkte anfangs nur in Österreich, Deutschland und der Schweiz ab, exportiert heute (Stand 2012) hingegen in 49 Länder. 2012 wurde das 4-millionste Fahrrad verkauft.
Drei Viertel der Räder werden in Mattighofen gebaut. Dort arbeiten derzeit ca. 300 Mitarbeiter, das sind doppelt so viele wie im Jahr 1996. 150 Mitarbeiter arbeiten in der Fabrik des Unternehmens in Tschechien, weitere bei KTM Asia, das Fahrräder insbesondere für Asien und Australien herstellt. 50 Reisende betreuen die Radhändler. (Stand 2014)[16]
Einzelnachweise
- Archivlink (Memento des Originals vom 24. Dezember 2012 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (PDF; 6 MB) Zweirad-industrie-Verband e. V. (ZiV) – Mitglieder & Kennzahlen 2012, abgerufen am 22. August 2013
- (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. abgerufen am 22. August 2013
- Marina Huber: Franz Leingartner ist neuer Geschäftsführer von KTM Fahrrad. In: nachrichten.at. 23. Februar 2012, abgerufen am 13. Februar 2022.
- KTM: Leingartner folgt Spießberger radmarkt.de, 6. September 2011, abgerufen 13. November 2017.
- Stefan Limbrunner wird befördert. In: sazbike.de. 11. Mai 2017, abgerufen am 13. Februar 2022.
- KTM sprintet mit E-Bikes auf neue Umsatzhöhen (Memento vom 15. Januar 2013 im Webarchiv archive.today) wirtschaftsblatt.at, abgerufen am 22. August 2013
- Andreas Schnauder: E-Bike-Streit in Mattighofen: KTM will KTM ausbremsen. In: derstandard.at. 25. Oktober 2017, abgerufen am 13. Februar 2022.
- Mountain Bike, 02/14, Extra (Österreich) S. 1, (2014).
- Thomas Etzlstorfer: KTM Firmengeschichte. In: zweirad-etzlstorfer.at. 13. April 2014, abgerufen am 13. Februar 2022 (zur Namensherkunft KTM. Abbildung eines Fleetking).
- In der Führungsposition: Carol Urkauf-Chen lenkt KTM velototal.de, 26. August 2016, abgerufen 13. November 2017. – Interview anlässlich 20 Jahre Betriebsübernahme durch sie.
- Wo Mann und Frau am Fahrrad schrauben. Salzburger Nachrichten vom 21.03.2014, Seite 16 (Memento vom 13. November 2017 im Internet Archive) Text online bei Argus Steiermark: graz.radln,net, abgerufen 13. November 2017.
- Susanne Dickstein: Carol Urkauf-Chen: „Ich fördere Leistung, nicht Frauen“ In: nachrichten.at, 28. April 2012, abgerufen 13. November 2017.
- BWB/K-381 Geldbußentscheidung gegen KTM Fahrrad GmbH (Memento vom 9. Juli 2016 im Internet Archive)
- Andreas Fuchs: Ergebnisliste Kelchsau Classic. In: raceresult.com. Andreas Fuchs, 20. August 2017, abgerufen am 11. Januar 2018.
- Tillman Lambert: Nur KTM Fahrrad darf sich KTM nennen. In: SAZbike. 1. Juni 2020, abgerufen am 3. August 2020.
- Peter Sempelmann: Vom guten Rad – KTM Fahrrad trotzt der Krise in der Fahrradbranche. In: trend.at. 15. April 2014, abgerufen am 13. Februar 2022.