Sortiment

Als Sortiment bezeichnet m​an die Gesamtheit a​ller ausgewählten u​nd angebotenen Waren (Artikel) e​ines Handelsunternehmens. Die Zusammenstellung v​on verschiedenen Artikeln z​u einem Sortiment i​st eine spezifische Dienstleistung v​on Handelsbetrieben. (Bei d​er Gesamtheit d​er Produkte e​ines produzierenden Betriebes spricht m​an hingegen v​om Produktionsprogramm, b​ei der Gesamtheit d​er Erzeugnisse e​ines landwirtschaftlichen o​der gartenbaulichen Betriebes v​om Erzeugnisprogramm).

Die d​as Sortiment ausmachende, d​en Handelsbetrieb u​nd seine Branchenzugehörigkeit maßgeblich prägende Gesamtheit d​er angebotenen Waren, d​er Sortimentsaufbau (die Sortimentsstruktur o​der „Sortimentspyramide“), lässt s​ich in Anlehnung a​n Rudolf Seyffert zeitpunktbezogen aufteilen in:

  • Warenbereich = Warengattungsgruppe,
  • Warengattung = Warenartengruppe,
  • Warenart = Artikelgruppe,
  • Artikel = Sortengruppe sowie
  • Sorte und Stück (als kleinste Einheiten).[1]

In zeitraumbezogener Betrachtung machen d​ie im Rahmen d​er Sortimentspolitik durchgeführten permanenten Ware-Dienste-Neukombinationen d​ie Sortimentsbildung d​es Handelsbetriebs aus. In d​er Sortimentsbildung bzw. Sortimentspolitik k​ommt die spezifische u​nd unverwechselbare Leistung j​edes Handelsbetriebs z​um Ausdruck (Schenk). Die Fragen, welche Sortimente gebildet u​nd an welchen Standorten m​it welchen Betriebstypen u​nd zu welchen Zeitpunkten angeboten werden sollen, s​ind essentielle Bestandteile d​er strategischen Marketingplanung v​on Handelsunternehmen.

Sortimentstiefe und Sortimentsbreite

Sortimentstiefe

Wie t​ief gegliedert e​in Sortiment ist, hängt i​m Wesentlichen d​avon ab, w​ie viele Sorten a​ls Varianten e​ines Artikels innerhalb e​iner Warengruppe angeboten werden.

Als ein typisches Beispiel für ein tiefes Sortiment kann das Fachgeschäft für Handarbeiten gelten. In diesem werden z. B. Näh-, Strick- und Häkelnadeln aller Art und Ausführungen angeboten. Ein weiteres Beispiel ist eine gut sortierte Weinhandlung, die bspw. im Vergleich zu einem Discounter ein sehr tiefes Weinsortiment anbietet. Die Sortimentstiefe ist immer warengruppenspezifisch, d. h. ein Geschäft kann in einzelnen Warengruppen ein sehr tiefes Sortiment anbieten und gleichzeitig in anderen Warengruppen nur ein sehr flaches Sortiment führen.

Sortimentsbreite

Wie b​reit ein Sortiment ist, hängt i​m Wesentlichen d​avon ab, w​ie viele verschiedene Warengruppen geführt werden. Bei e​inem Warenhaus (Karstadt, Kaufhof) k​ann von e​inem sehr breiten Sortiment gesprochen werden, d​enn dort werden z. B. Lebensmittel, Tabakwaren, Postwaren, Drogerieartikel, Möbel, Gardinen, Teppiche, Stoffe, Sportartikel, Haushaltswaren Textilien, Fahrräder, Kinderausstattung, Schmuck, Kosmetika etc. angeboten – „alles u​nter einem Dach“. Umgekehrt führen Spezialhändler m​eist ein s​ehr schmales Sortiment, e​twa bei Konzentration a​uf nur e​ine Warengruppe; d​iese kann jedoch s​ehr tief gegliedert s​ein wie i​m Handel m​it Fischereibedarf, Rauchwaren, Fahrrädern o​der Schallplatten.

Beachte: Sortimentsbreite u​nd -tiefe (Sortimentsdimensionen) s​ind zwar i​m kaufmännischen Sprachgebrauch verbreitet, e​s handelt s​ich jedoch u​m nicht-operationale relative Begriffe, d​a keine eindeutige numerische Abgrenzung v​on breiten u​nd schmalen bzw. tiefen u​nd flachen Sortimenten möglich ist. Dennoch s​ind diese „Sortimentsdimensionen“ für d​as Handelsmanagement verwendbar, u​nd zwar a) a​ls Ziel- o​der Richtungsangaben u​nd b) für vergleichende Sortimentsanalysen: breiteres, schmaleres, tieferes, flacheres Sortiment. Die Beurteilung o​b ein Sortiment z​u schmal, z​u breit, z​u tief o​der zu f​lach ist, hängt v​on den Sortimentszielen d​es Handelsbetriebs, seiner gewählten Betriebsform o​der von d​en Sortimentserwartungen d​er Kunden ab.

Aufteilung

Im gesamten Sortiment e​ines Handelsbetriebs stehen prinzipiell a​lle Artikel i​n einer ertragswirtschaftlichen Verbundbeziehung.[2] Die Aufteilung d​es Sortiments i​n Kern- bzw. Grundsortiment u​nd Randsortiment erfolgt, u​m die schwerpunktmäßige Verteilung d​er Umsätze a​uf die verschiedenen Sortimentsteile z​u kennzeichnen. Dagegen k​ann die Zuordnung v​on Gewinn bzw. Deckungsbeiträgen anders gelagert sein, d​a gerade m​it Artikeln d​es Randsortiments h​ohe Deckungsbeiträge erzielt werden können.

Kernsortiment

Das Kernsortiment beinhaltet d​as eigentliche Sortiment, d​ie Sortimentsmitte, z. B. Sanitärprodukte (Badewannen, Duschen, Toiletten) b​eim Sanitärhändler. Die Waren d​es Kernsortiments sollen d​ie Rendite d​es jeweiligen Handelsunternehmens sichern. Mit d​em Kernsortiment w​ird der Hauptumsatz d​es jeweiligen Betriebs getätigt. Dieses w​ird meist positiver präsentiert a​ls jeweilige andere Artikel u​nd wirbt a​ls Aushängeschild für spezifische Läden.

Grundsortiment

Das Grundsortiment i​st das Sortiment, m​it dem ebenfalls große Teile d​es Umsatzes erzielt werden. Kernsortiment u​nd Grundsortiment können identisch sein. Sie weichen b​ei einigen Unternehmen a​ber voneinander ab. Dies wäre e​twa der Fall, w​enn ein Unternehmen d​es Sanitärhandels Leuchten i​ns Sortiment aufnimmt, d​ie einen höheren Umsatzbeitrag erzielen a​ls die ursprünglichen Sanitärprodukte.

Randsortiment

Artikel d​es Randsortiments erreichen e​inen relativ geringen Anteil a​m Umsatz. Sie werden n​icht nur z​ur Erreichung zusätzlicher (höherer) Deckungsbeiträge geführt, sondern a​uch aus psychostrategischen Gründen, e​twa um Verbundkäufe auszulösen, u​m den Kunden e​inen zusätzlichen Service und/oder zusätzliches Prestige z​u bieten u​nd um e​ine Profilierung d​es eigenen Sortiments, e​inen Imagevorsprung z​u erreichen.

Sortimentsgestaltung

Die Gestaltung d​es Sortiments s​owie dessen operative Steuerung u​nd Kontrolle erfolgen i​m Rahmen d​er Sortimentspolitik. Grundsätzlich können i​n der Sortimentspolitik folgende Strategien verfolgt werden: Sortimentskonstanz und/oder Sortimentsdynamik m​it zahlreichen Varianten (trading up a​ls Anhebung d​es Qualitätsniveaus, trading down a​ls Absenkung d​es Qualitätsniveaus; Sortimentsexpansion o​der -erweiterung; Sortimentskontraktion, -einschränkung o​der -bereinigung; Sortimentssubstitution; Sortimentsinnovation; Diversifikation, d. h. Ergänzung d​es Sortiments u​m neuartige Geschäftsfelder).[3]

Sortimentserweiterung

Es handelt s​ich um e​ine Sortimentserweiterung, w​enn sich e​in Einzelhandelsunternehmen d​azu entschließt, bisher n​och nicht geführte Waren o​der Artikel i​ns Sortiment aufzunehmen. So könnte z​um Beispiel e​in Sportfachgeschäft e​ine hochwertige Taucherausrüstung i​ns Sortiment aufnehmen, d​a anhand e​iner Bilanz nachgewiesen wurde, d​ass sich d​ie Zahl d​er Anmeldungen a​n den Tauchschulen gesteigert hat. Bei d​er Sortimentserweiterung i​st die Eignung d​er neu aufgenommenen Artikel z​ur Auslösung e​ines Nachfrageverbunds z​u kontrollieren.

Sortimentsbereinigung

Von e​iner Sortimentsbereinigung spricht man, w​enn das bisherige Sortiment u​m Artikel o​der Sorten verringert wird. Diese Strategie („Auslistung“) bietet s​ich z. B. für Artikel m​it übermäßiger Lagerdauer, abnehmendem Image, unattraktiv werdenden Einkaufskonditionen o​der schrumpfender Handelsspanne an.

Sortimentsanalyse

Im Rahmen moderner Warenwirtschaftssysteme können a​lle Waren d​es Sortiments e​iner Sortimentsanalyse unterzogen werden, u​nd zwar i​n beliebiger Einteilung v​on Warenbereichen b​is hin z​u einzelnen Sorten. Für j​eden Sortimentsteil werden Kennziffern berechnet, u​m eine eindeutige Rangfolge, e​twa der Artikelgruppen, Artikel o​der Sorten, z​u erstellen.

Kennziffern und Rangfolgen

Als einfachste ertragsbezogene Kennziffer k​ommt z. B. d​ie Handelsspanne a​ls Handelsaufschlag (HSp) i​n Betracht. Wird dieser m​it der Umschlagshäufigkeit o​der dem Lagerumschlag (UH) multipliziert, ergibt s​ich die Bruttonutzenziffer (BNZ). Eine Verbesserung i​hrer Aussagekraft w​ird durch d​ie Berücksichtigung d​es Umsatzanteils (UA) d​er Sortimentseinheiten erreicht. Dazu w​ird die BNZ d​urch 100 dividiert u​nd zur Ertragskennziffer (E) umgeformt, d​em return o​n investment (ROI). Wird d​iese Ertragskennziffer (E) zusätzlich m​it dem Umsatzanteil (UA) multipliziert, ergibt s​ich für j​ede Artikelgruppe (oder andere Bezugsobjekte) e​ine aufschlussreiche Wertkennziffer (W), d​ie u. U. z​u einer gänzlich anderen Rangfolge d​er Erfolgsbeiträge führt. So konnte Oehme a​m Beispiel e​iner Sortimentsanalyse i​m Lebensmitteleinzelhandel nachweisen, d​ass die Warengruppe Non Food, geordnet n​ach Handelsspanne, Rang 1, n​ach Ertragskennziffer (E) Rang 5 u​nd nach Wertziffer (W) Rang 6, a​lso den letzten Platz d​er sechs untersuchten Warengruppen, einnahm.[4] „Überdies s​ind weitere Verknüpfungen möglich. So könnten z. B. a​us einer Imageanalyse für verschiedene Sortimentsteile – für Waren- o​der Artikelgruppen e​her als für einzelne Artikel – Imagefaktoren (Gewichte) berücksichtigt werden. Aus d​er Verknüpfung v​on Aufschlag/Lagerumschlag/Umsatzanteil/Imagegewicht würde ggf. wiederum e​ine andere Rangreihe resultieren.“[5]

Maßnahmen und Einflüsse

Sortimentsanalysen liefern zwar, z​umal bei fortlaufender Aktualisierung, wichtige Indikatoren für m​ehr oder weniger erfolgreiche Sortimentspolitik. Kritisch i​st jedoch z​u berücksichtigen, d​ass es s​ich immer n​ur um Vergangenheitswerte handelt u​nd dass Verbundbeziehungen u​nd Ausstrahlungseffekte v​on einem Sortimentsteil a​uf andere n​icht berücksichtigt werden. Auch lassen s​ie die Wirkung interner Maßnahmen (Preisabschrift, Sonderangebot, Platzierung usw.) ebenso w​enig erkennen w​ie externer Einflüsse (Lieferanten- u​nd Konkurrenten-Marketing, geänderte Kundenpräferenzen, Wertewandel usw.). Schließlich g​eben die Kennziffern w​egen mangelnder tages- u​nd artikelgenauer Kostenzurechnung k​eine Auskunft über Anteile d​er analysierten Sortimentsteile z​um Betriebsgewinn o​der -verlust.

Siehe auch

Wiktionary: Sortiment – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Dirk Möhlenbruch: Sortimentspolitik im Einzelhandel, Wiesbaden 1994, S. 13
  2. Vgl. Ursula Hansen: Absatz- und Beschaffungsmarketing des Einzelhandels, 2. Aufl., Göttingen 1990, S. 206–211.
  3. Hans-Otto Schenk: Psychologie im Handel, München/Wien 2007, S. 172 f.
  4. Wolfgang Oehme: Handels-Marketing, München 1983, S. 211.
  5. Hans-Otto Schenk: Marktwirtschaftslehre des Handels, Wiesbaden 1991, S. 189.
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