Julio Popper
Julio Popper (* 15. Dezember 1857 in Bukarest; † 5. Juni 1893 in Buenos Aires; geboren als Julius Popper) war ein argentinischer Ingenieur rumänischer Herkunft. Er entwarf unter anderem den modernen Stadtplan von Havanna auf Kuba. Er gilt als Konquistador der Region Feuerland (Tierra del Fuego) im südlichen Argentinien, wo er für den Genozid an den Selk’nam mitverantwortlich war.
Leben
Popper wurde in Bukarest in eine jüdische Familie geboren, seine Eltern waren der Antiquitätenhändler Naftali Popper und seine Frau Peppi. Nach dem Studium in Paris emigrierte er nach Südamerika, wo er zunächst in Chile für ein Telegraphenunternehmen arbeitete und schließlich 1885 nach Argentinien kam. Popper war auf der Suche nach Gold und vermutete dies in Feuerland. Im Jahr 1886 fand er goldhaltigen Sand am Strand von El Páramo, einer Halbinsel in Feuerland. Mit seinem technischen Wissen gelang es ihm, große Mengen Gold zu fördern. Mit seiner Gesellschaft Compania de Lavaderos de Oro del Sud stieg er schnell an der argentinischen Börse auf.
In Feuerland regierte er daraufhin mit einer kleinen Privatarmee. Um seine Macht zu untermauern, prägte er eigene Goldmünzen und führte eigene Briefmarken ein. Seine Goldmünzen dienten aufgrund der hohen Reinheit als Währung und wurden selbst in Argentinien gehandelt. In Argentinien wurde die Landeswährung Peso nach dem Börsencrash von 1890 praktisch wertlos. Mit seinen lokalen Briefmarken baute er ab 1891 einen kleinen Postdienst zur Provinzhauptstadt Ushuaia auf.
Seine Gegner bekämpfte Popper hart; gierige Goldsucher und Diebe urteilte er nach seinen eigenen Gesetzen ab. Argentinische Gouverneure, die seine Macht beschneiden wollten, schaltete er mittels Intrigen und der ihm freundlich gesinnten Presse aus. So machte er immer größere Gebietsansprüche bei der argentinischen Regierung geltend, die ihm nach harten Verhandlungen schließlich zugestanden wurden. Sein letzter Plan war es, argentinische Gebietsansprüche in der Antarktis durchzusetzen; dafür rüstete er ein Expeditionsschiff aus.
Am 5. Juni 1893 starb er unerwartet im Alter von 35 Jahren. Die Todesursache bleibt ungeklärt. Sein Besitz zerfiel schlagartig. Popper war aktiver Freimaurer.
Genozid an den Sel’knam
Popper organisierte und verübte einen Genozid an der indigenen Bevölkerung, den Selk’nam (Stamm der Ona),[1] und ermordete ungezählte Ureinwohner auf brutale und sadistische Weise. Den Opfern wurden die Ohren (Männern) bzw. Brüste (Frauen) abgetrennt und als Trophäen eingesammelt. Viele Großgrundbesitzer machten sich einen Spaß daraus, auf Menschenjagd zu gehen. Weitere Hauptbeteiligte an diesem Völkermord waren die Unternehmer Mauricio und Sara Braun, José Menéndez und dessen Gutsverwalter Alexander McLennan.[2]
Weblinks
- Literatur von und über Julio Popper im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Einzelnachweise
- Mateo Martinic: «El genocidio selk’nam: nuevos antecedentes». Anales del Instituto de la Patagonia, 19: 23–28, 1990.
- Volker Skierka: Im Wilden Süden. In: Manfred Bissinger, Will Keller (Hrsg.): Merian – Chile – Patagonien. Nr. 2/49. Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 1996, ISBN 3-455-29602-5, S. 74–83.