Julie Weber von Webenau

Julie Weber, Edle v​on Webenau, geborene Baroni v​on Cavalcabò (auch Julia v​on Webenau o​der Julia Baroni v​on Cavalcabò), später verheiratete de Britto (* 16. Oktober 1813 i​n Lemberg, Kaisertum Österreich; † 2. Juli 1887 i​n Graz) w​ar eine österreichische Pianistin u​nd Komponistin.

Leben

Adolf Baroni-Cavalcabò, Lithographie von Joseph Kriehuber

Julie w​ar eine Tochter d​es Hauptregierungsratsmitgliedes Ludwig Cajetan Baroni-Cavalcabò (1765–1847) u​nd der dilettierenden Sängerin Josephine Baroni-Cavalcabò (1788–1860). Sie h​atte eine Schwester Laura, verheiratete Pawlikowska (1810–1892). In Lemberg w​ar sie Schülerin v​on Mozarts Sohn Franz Xaver Wolfgang Mozart. Ihre Mutter Josephine Baroni-Cavalcabò w​urde dessen Geliebte u​nd Alleinerbin. Daneben h​atte sie e​inen Bruder, Adolf Baroni-Cavalcabò (1809–1847).

Robert Schumann widmete Julie 1839 s​eine Humoreske op. 20. Er h​atte sie bereits 1835 i​n Leipzig kennengelernt u​nd in Wien d​ie Bekanntschaft erneuert. Ursprünglich h​atte er i​hr die Arabeske op. 18 widmen wollen. Am 13. März 1839 schrieb e​r darüber a​n seine Braut Clara Wieck: „Die ‚Arabeske‘ h​at die Webenau, d​as ‚Blumenstück‘ d​ie Serre bekommen, d​ie ‚Humoreske‘ – Niemand; sonderbar, i​ch denke m​ir auch b​ei meinen Dedicationen etwas, d​ie doch i​mmer mit d​er Entstehung e​inen Zusammenhang h​aben soll, u​nd konnte Niemanden d​azu finden, d​ie Welt versteht a​ber die Feinheit schwerlich.“[1]

Julie v​on Webenau widmete Schumann ihrerseits d​ie Komposition L’Adieu e​t le Retour. Morceaux d​e Fantaisie p​our Pianoforte op. 25, d​ie im März 1840 i​m Leipziger Verlag Kistner erschien.[2] Laut e​iner Rezension Schumanns i​n seiner Neuen Zeitschrift für Musik v​on 1836/37 ließen s​ich die Namen a​ller Komponistinnen bequem a​uf ein „Rosenblatt“ schreiben. Das h​atte zu t​un mit d​er gesellschaftlichen Ächtung d​er künstlerisch kreativen Frau u​nd ihrer Geschlechterrolle überhaupt.

Familie

Laura Pawlikowska geb. Baroni-Cavalcabò, Lithographie von Joseph Kriehuber

Am 29. März 1838 heiratete s​ie in Lemberg d​en Juristen Wilhelm Weber Edler v​on Webenau (1796–1841), Appellationsrat u​nd Mitglied d​er Gesetzgebungs-Hofcommission i​n Wien, m​it dem s​ie noch i​m selben Jahr n​ach Wien zog. Ihr Sohn w​ar der k.u.k. Botschaftsrat i​n Constantinopel Arthur Weber Edler v​on Webenau. Bereits a​m 16. August 1841 s​tarb ihr Ehemann.[3]

Im Juli 1842 heiratete s​ie in zweiter Ehe d​en brasilianischen Legations-Sekretär Dr. Johann Alois Ritter v​on Britto. Das Ehepaar b​ekam zwei Töchter u​nd einen Sohn. Im Jahr 1877 s​tarb ihr zweiter Ehemann u​nd Julie l​ebte bis z​u ihrem Tod b​ei ihrer Schwester Laura Pawlikowska.

Laura Pawlikowska, geb. Gräfin Baroni-Cavalcabò (1810–1892), w​ar die Frau d​es Kunstsammlers Johann Gualbert Ritter v​on Pawlikowsky (1792–1852).

Ihre Enkelin w​ar die Komponistin Vilma v​on Webenau.

Werke

  • op. 1 – Variation für Klavier (Mai 1830)
  • op. 2 – Caprice für Klavier Nr. 1
  • op. 3 – Klaviersonate Es-Dur, erschienen bei Breitkopf & Härtel, Leipzig, 1830
  • op. 4 – Fantasie c-moll für Klavier
  • op. 5 – Introduction et Rondeau für Klavier (Dezember 1830)
  • op. 6 – Die Grabesrose für Bass, Bariton oder Alt („Du Grabesrose wurzelst wohl“), Gedicht von Anastasius Grün aus den Blättern der Liebe (November 1837)
  • op. 8 – Allegro di Bravura für Klavier (Juli 1834)
  • op. 9 – Lebe wohl!, Gedicht von Heinrich Heine („Schöne Wiege meiner Leiden“), gewidmet der Sängerin Francilla Pixis (Dezember 1836)
  • op. 10 – Drei deutsche Lieder, erschienen bei Friedrich Hofmeister, Leipzig 1836
Der Bleicherin Nachtlied („Wellen blinkten durch die Nacht“) von Robert Reinick
Die Elfenkönigin („Was unterm Monde gleicht uns Elfen“) von Friedrich von Matthisson
Widerhall („Auf ewig Dein!“) von Friedrich von Matthisson
  • op. 11 – Der Ungenannten, Gedicht von Johann Ludwig Uhland („Auf eines Berges Gipfel“) (Mai 1838)
  • op. 12 – Capriccio Nr. 2 A-Dur für Klavier, gewidmet Sigismund Thalberg (Februar 1837)
  • op. 13 – Reiterlied für Bass oder Bariton („Wir streifen durchs Leben“) (Mai 1837)
  • op. 15 – Zwist und Sühne, Duett für Sopran und Bass („Schnür’ Dein Bündel denn zum Wandern“), Text von Karl Simrock (November 1837)
  • op. 16 – Il rimprovero, Lied in as-Moll, Text von Iacopo Vittorelli, Selbstverlag, o. D.
  • op. 17 – Es segelt sanft auf Silberwogen, Text von Anastasius Grün (aus den Blättern der Liebe) (November 1838)
  • op. 18 – Caprice für Klavier Nr. 3 (Februar 1838), erschienen bei Pietro Mechetti quondam Carlo, Wien 1838
  • op. 19 – Fantasie e-Moll für Klavier, erschienen bei Artaria, Wien 1838
  • op. 21 – Der Jüngling und die Nymphe („Sinnend stand er da, am Sprudel“) (April 1838)
  • op. 22 – Warum?, Lied in Des-Dur, Text von Ludwig Bechstein („Du fragst, warum nur Klagen“), erschienen bei Anton Diabelli, Wien 1838
  • op. 23 – Dein Bild, Text von Franz Freiherr von Dingelstedt, Wien 1839
  • op. 24 – An die Schwalben (August 1842)
Luftige Gesellen
Im Walde lag ich
  • op. 25 – L’Adieu et le Retour. Morceaux de Fantaisie pour Pianoforte, gewidmet Robert Schumann (März 1840)
  • op. 26 – Au Bord du Lac, Morceau de Salon (Mai 1843)
  • op. 27 – Nocturne (Oktober 1843)
  • op. 28 – Morceaux de Salon (September 1844)
  • op. 29 – Barcarolle für Klavier
  • op. 30 Zwei Lieder, erschienen bei A.O. Witzendorf, Wien, o. D.
Der Bescheidene, Text von Hermann Kletke
Treue Liebe, Textdichter anonymisiert ("N. B…n")
  • Schäfers Klagelied, Gedicht von Johann Wolfgang von Goethe, Wien 1829
  • La Chasse
  • Eigne Bahn (August 1840)
  • Frag den Mond, Zyklus von vier Liedern Julie von Webenaus (Warum?, Eigne Bahn, Der Bescheidene, Der Bleicherin Nachtlied), orchestriert von Katharina Blassnigg, Monika Ciernia, Philipp Hribernig und Stefano Penzo (UA Wien 2013 durch das Akademische Symphonie Orchester der Wirtschaftsuniversität, Lt. George Jackson).

Literatur

  • Kurt Hofmann: Die Erstdrucke der Werke von Robert Schumann. Hamburg 1979, ISBN 978-3-7952-0271-2
  • Walter Hummel: W. A. Mozarts Söhne. Kassel/Basel 1956.
  • Georg Knepler: Musikgeschichte des 19. Jahrhunderts. Berlin 1961.

Einzelnachweise

  1. Briefwechsel von Clara und Robert Schumann, Bd. II: September 1838 bis Juni 1839, hrsg. von Anja Mühlenweg (= Schumann-Briefedition, Serie I, Band 5), Köln: Dohr, 2013, S. 342
  2. Vgl. Hofmeisters musikalischer Monatsbericht, Leipzig, März 1840, S. 37 (Digitalisat)
  3. Vgl. Wiener Zeitung, Nr. 229 vom 20. August 1841, S. 1715: „Verstorbene zu Wien. Den 16. August. Hr. Wilhelm Edler v. Webenau, k. k. Ni. Oest. Appellationsrath und Beysitzer der k. k. Hof-Commission in Justiz-Gesetzsachen, alt 45 Jahr, in der kleinen Schulenstraße Nr. 850, am Blutbrechen.“ (Digitalisat)
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