Julian Kasimirowitsch Ljublinski

Julian Kasimirowitsch Ljublinski (russisch Юлиан Казимирович Люблинский, ukrainisch Юліан Казимирович Люблінський Julian Kasymyrowytsch Ljublinskyj; * 6. Novemberjul. / 17. November 1798greg. i​m Gutshof Ljublinez b​ei Nowgorod-Wolynsk, Gouvernement Wolhynien, Russisches Kaiserreich; † 14. Augustjul. / 26. August 1873greg. i​n Sankt Petersburg, Russisches Kaiserreich) w​ar ein russischer Dekabrist.[1]

Julian Ljublinski

Leben

Er kam als Julian Motoschnowitsch (Мотошнович), Sohn einer polonisierten kleinadeligen ukrainischen Familie zur Welt. Sein katholischer Vater Kasimir Motoschnowitsch starb 1803. Seinen Nachnamen Ljublinski übernahm er vom Gut Ljublinez, das seiner Familie gehörte.[2] Er war ab 1803 an einer Piaristenpriester-Schule, musste diese aber wegen schlechter Gesundheit 1811 vorzeitig beenden[2] und bildete sich im Anschluss vorwiegend autodidaktisch weiter. Er las viel, insbesondere politische Schriften, war jedoch weniger an praktischen Lösungen als mehr an theoretischen sozialen und politischen Fragen interessiert. Zudem lernte er, ohne fremde Hilfe, russisch, latein und französisch sowie teilweise italienisch und deutsch.[3] In der Ujesd Nowgorod-Wolynsk wurde er 1817 zum Gerichtsbeisitzer gewählt, verließ aber bald sein Amt und studierte ein Jahr lang am Lyzeum in Kremenez.[2] Im Auftrag von Adam Jerzy Czartoryski wechselte er 1818 in das Büro der Universität Wilna und zwischen 1819 und 1821 war er freier Zuhörer an der Fakultät für Verwaltung und Recht an der Universität Warschau.[4]

In Warschau unterhielt Ljublinski Kontakte zu illegalen polnischen Geheimorganisationen, der Union der jungen Polen und der Union der Freunde, woraufhin man ihn 1821 verhaftete und im Warschauer Arsenal inhaftierte. Da keine Anklagegründe gegen ihn vorhanden waren, wurde er 1822 unter polizeilicher Aufsicht von Warschau zum Wohnort seiner Mutter nach Nowgorod-Wolynsk ausgewiesen.[2] Ljublinski gründete 1823, gemeinsam mit den Brüdern Andrei (1798–1854) und Pjotr Borissow (1800–1854) die panslawische Gesellschaft der vereinten Slawen und übersetzte deren Satzung ins französische und polnische. Nach dem am 14. Dezemberjul. / 26. Dezember 1825greg. stattgefundenen Dekabristenaufstand wurde er am 15. Februarjul. / 27. Februar 1826greg. auf dem Weg von Schytomyr nach Sankt Petersburg verhaftet und am 2. Märzjul. / 14. März 1826greg. in der Peter-und-Paul-Festung inhaftiert.[4] Am 10. Juli 1826 wurde er, als Schuldiger der von der Untersuchungskommission festgelegten Kategorie VI., zunächst zu fünf Jahren Zwangsarbeit, anschließendem Exil und dem Entzug des Adeltitels verurteilt, was aber bereits am 22. August 1826 auf 3 Jahre Zwangsarbeit reduziert wurde.[2]

Von d​er Peter-und-Paul-Festung a​us trat e​r am 7. Februarjul. / 19. Februar 1827greg. d​en Gefangenentransport n​ach Sibirien an[2], w​o er a​m 4. Apriljul. / 16. April 1827greg. i​m Ostrog Tschita (Читинский острог) i​n Transbaikalien ankam.[4] Nach seiner Haftzeit w​urde Julian Ljublinski p​er Dekret v​om 30. Juli 1829 i​n der Festung Tunkinskaja i​m Gouvernement Irkutsk zwangsangesiedelt. Dort heiratete e​r eine Bäuerin u​nd wurde Vater v​on fünf Kindern. Am 26. Januar 1844 erhielt e​r die Erlaubnis, i​ns Dorf Schilkino i​m Gouvernement Irkutsk z​u ziehen, w​as er i​m August 1845 tat. Durch d​ie Amnestie v​om 26. August 1856 erhielt e​r seine früheren Rechte zurück u​nd verließ Sibirien a​m 5. September 1857. Auf d​em Rückweg reiste e​r über Sankt Petersburg, u​m dort s​eine Kinder einzuschulen. Vom 16. Dezember 1857 a​n lebte e​r in Slawuta i​m Gouvernement Wolhynien, w​o er n​och bis z​um 12. Dezember 1858 u​nter Polizeiaufsicht stand. 1872 z​og Ljublinski m​it seiner Familie n​ach Sankt Petersburg, w​o er 74-jährig s​tarb und beerdigt wurde.[2][4]

Commons: Julian Ljublinski – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Eintrag zu Julian Ljublinskyj in der Ukrainischen Sowjetenzyklopädie; abgerufen am 6. Dezember 2018 (ukrainisch)
  2. Biografie von Julian Ljublinski auf hrono.ru; abgerufen am 6. Dezember 2018 (russisch)
  3. Eintrag zu Julian Ljublinski in der Großen biographischen Enzyklopädie (2009); abgerufen am 6. Dezember 2018 (russisch)
  4. Eintrag zu Julian Ljublinskyj in der Enzyklopädie der Geschichte der Ukraine; abgerufen am 6. Dezember (ukrainisch)
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