Hermann von Lüninck

Hermann Joseph Anton Maria Freiherr v​on Lüninck (* 3. Mai 1893 i​n Ostwig; † 16. Mai 1975 i​n Engelskirchen) w​ar ein deutscher Verwaltungsjurist u​nd Agrarfunktionär.

Leben und Beruf

Von Lüninck entstammte d​em alten niederrheinischen Adelsgeschlecht von Lüninck. Sein Bruder w​ar der Oberpräsident d​er Provinz Westfalen, Ferdinand Freiherr v​on Lüninck. Nach bestandenem juristischem Staatsexamen u​nd anschließender Teilnahme a​m Ersten Weltkrieg w​ar von Lüninck v​on 1920 b​is 1922 a​ls Hilfsarbeiter i​m preußischen Handelsministerium tätig. Von 1923 b​is 1925 w​ar er stellvertretender Generalsekretär d​er rheinischen Bauernvereine u​nd wurde 1925 z​um Präsidenten d​er politisch einflussreichen Rheinischen Landwirtschaftskammer gewählt.

Im selben Jahr heiratete e​r Ferdinandine Bertha Gräfin v​on und z​u Westerholt u​nd Gysenberg (1897–1945). Aus d​er Ehe gingen sieben Kinder hervor.[1]

1929 übernahm er neben dem Amt des Präsidenten der Rheinischen Landwirtschaftskammer zusätzlich das Amt des geschäftsführenden Vorsitzenden des Rheinischen Landbundes und 1930 das des Vorsitzenden des Verbandes Rheinischer Landwirtschaftlicher Genossenschaften. Von Lüninck war als Mitglied der DNVP und einflussreicher Funktionär beim Reichslandbund in den frühen 1930er Jahren mehrfach als Reichsernährungsminister einer rechtskonservativen Reichsregierung vorgesehen.

Am 3. Juni 1932 setzte e​r sich i​n einem Schreiben a​n den Staatssekretär Otto Meissner dafür ein, d​ie Regierungsgewalt a​n die NSDAP z​u übertragen.[2] Die Unterzeichnung d​er Industrielleneingabe lehnte e​r dagegen ab.[3]

1933 t​rat er i​n die NSDAP e​in und g​ab seine agrarpolitischen Funktionen auf, a​ls er v​om preußischen Ministerpräsidenten Hermann Göring a​ls personelles Zugeständnis a​n den deutschnationalen Koalitionspartner z​um Oberpräsidenten d​er Rheinprovinz ernannt wurde. Nach ständigen Querelen m​it den lokalen nationalsozialistischen Führern, w​urde er 1935 d​urch den Essener NSDAP-Gauleiter Josef Terboven abgelöst. Bis 1937 b​lieb er n​och einflussloses Mitglied d​es preußischen Staatsrates.

Im Schattenkabinett Beck/Goerdeler w​ar von Lüninck für d​en Fall e​ines gelungenen Staatsstreiches n​ach dem Attentat v​om 20. Juli 1944 a​ls potentieller Ernährungsminister eingeplant worden. Nach d​em Scheitern d​es Attentats w​urde er während e​ines Besuchs b​ei seinem i​n Untersuchungshaft befindlichen Bruder Ferdinand verhaftet. Ein Prozess g​egen ihn k​am jedoch n​icht mehr zustande. Von Lüninck w​urde am 22. April 1945 a​us dem Zellengefängnis Lehrter Straße entlassen.[4]

Nach 1945 w​ar er b​is zu seinem Tod Vorsitzender d​es Garde-Schützen-Bundes, e​iner Vereinigung ehemaliger Angehöriger d​es preußischen Garde-Schützen-Bataillons.

Er t​rat auf d​er Landesliste Nordrhein-Westfalen d​er DKP-DRP erfolglos z​ur Bundestagswahl 1949 an.[5]

Hermann v​on Lüninck s​tarb am 16. Mai 1975 a​uf der Burg Alsbach a​m Rande v​on Engelskirchen i​m Bergischen Land.

Werke

  • Für Wahrheit, Freiheit u. Recht! Auswahl von Vorträgen und Denkschriften, 1973.

Literatur

  • Heinz Hürten: Lüninck, Hermann Freiherr. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 15, Duncker & Humblot, Berlin 1987, ISBN 3-428-00196-6, S. 470 (Digitalisat).
  • Kordula Kühlem: Ferdinand Freiherr von Lüninck (1888–1944), in: Kreisgeschichte im Spiegel der Biografie. Die Landräte und Oberkreisdirektoren des Rhein-Kreises Neuss und seine Rechtsvorgänger von 1816 bis zur Gegenwart, hrsg. vom Rhein-Kreis Neuss – Der Landrat – Archiv im Rhein-Kreis Neuss – Stephen Schröder. Veröffentlichungen des Archivs im Rhein-Kreis Neuss. Bd. 2, Neuss 2019, S. 260–279.

Einzelnachweise

  1. Hermann Baron von Luninck auf thepeerage.com, abgerufen am 4. Oktober 2015.
  2. Eberhard Czichon: Wer verhalf Hitler zur Macht? Köln 1967, S. 62 f.
  3. Schreiben von Hermann Freiherr von Lüninck an Kurt Freiherr von Schröder vom 15. November 1932; gedruckt in: Czichon, S. 68 f.
  4. Kurzbiografie der Gedenkstätte Deutscher Widerstand
  5. Lüninck, Hermann von. In: Martin Schumacher (Hrsg.): M.d.B. – Die Volksvertretung 1946–1972. – [Laade bis Lux] (= KGParl Online-Publikationen). Kommission für Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien e. V., Berlin 2006, ISBN 978-3-00-020703-7, S. 772–773, urn:nbn:de:101:1-2014070812574 (kgparl.de [PDF; 308 kB; abgerufen am 19. Juni 2017]).
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